Re: Der öde Metal der 80er (oder: als die 90er den Metal retteten)

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asgard1980Was mir immer wieder auffällt bzw ich habe immer wieder das Gefühl, dass viele meinen, dass man das Rad komplett neu erfinden sollte. Dies wird wohl nicht mehr passieren. Man wird immer wieder mit Liedgut konfrontiert, wo man sich denkt, mom, das hab ich doch schon zig mal gehört. NUr muss dieses immer gleich schlecht sein? Ich denke nicht. Finde wenn es einem zu langweilig ist, sollte man nicht mehr als 2-3 Alben pro Metalstil im Regal haben. Alles andere darüber hinaus wird zu 80% gleich klingen.

Und zum eigentlichen Thema. SO öde kann der 80er Jahre Metal ja nicht gewesen sein. Zumindest stammen viele der Alben, die heute hochgelobt werden aus eben dieser Dekade. Slayer´s Reign In Blood, Metallica´s Master Of Puppets oder die ersten Maiden Alben. Diese befinden sich sicherlich in 75% aller Metal-Sammlungen, zumindest eines dieser Werke. Und werden auch noch rauf und runter gehört.

Ein großes Problem des Metal Bereichs in den 80ern und 90ern war, dass Metal immer ein Nischenprodukt war. Sprich, es gab nur einen begrenzten Markt. Was ich damit sagen will, hätte es zur damaligen Zeit schon Internet und auch Seiten wie Youtube gegeben,würde die ganze Sache anders aussehen. Man hatte im Grunde genommen nur die Möglichkeit, via Tapetrading oder Reinhören im Plattenladen, neue Bands und Musik anzuhören. In den Radiostationen und auf MTV lief wenn dann mal Metallica, Scorpions oder AC/DC. Zudem steckte der Vertrieb von Metalplatten noch in den Kinderschuhen. EMP und Nuclear Blast hatten nur kleine Mengen an CD und LPs. Media Markt usw führen eh nur die Alben der Großen.Von daher sind viele Bands sicherlich auch auf Nummer sicher gegangen und haben sich stilistisch nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Erst mit den Ende der 90er Jahre aufkommenden Promo-CDs seitens der Magazine (Ablaze, Legacy oder die Offroad Tracks vom MH) hatte man die Möglichkeit auch zu Hause und in Ruhe, neue Bands anzutesten und auf die Einkaufsliste zu packen. Dazu kam, dass gerade Anfang der 90er Jahre neue Subgenres hinzukamen. Heute kann man sich 90% der Musik auf Youtube anhören und im Internet bestellen. Der MArkt für Metalplatten ist mittlerweile ein ganz anderer.

Kurzum, richtig interessant wurde der ganze Metalbereich erst ab Ende der 90er Jahre/ Anfang 2000, was aber nichts mit der Qualität der damals produzierten Alben zu tun hat. Es war einfach nur einfacher, in neue Alben reinzuhören und sie auch zu bekommen. Dadurch kamen immer wieder neue Bands mit neuen Sounds auf den Markt. Metal mit Folk, Metal mit Post Rock vermengt. Man kann sich im Vorfeld einfach nen Eindruck zu einer bestimmten Band oder einem bestimmten Album machen.

Da muss ich in einigen Punkten widersprechen:
Dass Metal in den 80ern ein Nischenprodukt war, war eigentlich niemals ein Problem, sondern eher ganz gut so und gewollt, auch dass es damals kein Internet mit Youtube o.ä. gab. Somit gab es damals auch keine Trendsetterei und Hypes, wie man sie heutzutage oft antrifft.
Auch wenn der EMP oder Nuclear Blast damals klein angefangen haben, es gab sie schon, die „größeren“ Vertriebe, wie Groovers Paradise, Malibu, Hellion, Bull-shirt oder wie sie alle hießen, die teilweise recht stattliche und umfangreiche Angebote hatten. Die hohen Auflagen der Veröffentlichungen und auch die weitaus höheren Absatzzahlen (auch von sog. unbekannteren Bands) im Vergleich zu heute sprechen da auch eine deutliche Sprache.
Falls es damals schon Internet und die sintflutartige Verbreitung von Samplers der Musikgazetten gegeben hätte, so wäre der Metal an seinen Trends wohl oder übel zugrunde gegangen. Mit den Tücken der Veröffentlichungsfluten haben wir ja heute zu kämpfen… Da man aber über Mundpropaganda, Fanzines und – auch da muß ich widersprechen – Radio (es gab da regelmäßig einige echt kultige Undergroundsendungen v.a. im BR oder SWF, die selbst härteste Fraktionen bediente wie Thrashmetal, die aufkommende Deathmetalbewegung und alle Sparten des Metals moderierten) – angewiesen war, etwas tiefer in das Metier einzutauchen, war reine Trendhascherei von vorneherein nahezu ausgeschlossen – man musste schon „Fan“ sein (und das waren fast alle damaligen Metalheads – im Vergleich zu heute), um zeitnah Bescheid zu wissen. Die heute äußerst gesuchten Underground-Raritäten wurden damals ganz normal via Inserat oder Werbeanzeige in den neuen Metal-Magazinen geschaltet und man konnte sich direkt dann bei den Bands (damals halt noch über die gute alte Post) melden, Bestellungen vornehmen oder einfach nur nette Kontakte knüpfen.
Aber all das hatte meiner Meinung nach keinerlei Auswirkungen auf die Artenvielfalt der Genres wie wir sie heute erleben – diese Vielfalt entstand unabhängig von den Vermarktungsmöglichkeiten allein in den Köpfen ihrer Protagonisten. Einige hatten Erfolg damit, andere fristeten damals wie heute ein Nischendasein…

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