Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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andysocial

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hmmm, dann muss ich auch mal wieder. Rein deswegen weil bald das Jubiläum dieses Albums ansteht:

Black Sabbath – Vol. 4 (25.09.1972)

Tony Iommi – Guitar
Ozzy Osbourne – Vocals
Geezer Butler – Bass
Bill Ward – Drums

Doom or be doomed.

Es kommt schon eine gewisse Freude auf, nur diese LP in den Händen zu halten. Leider ist mein Exemplar so durchgewetzt, dass schon ein Rerelease auf dem Einkaufszettel steht. Ein Cover das so oft verwendet und verunstaltet worden ist, dass es sicher zu den Klassikern des Albumdesigns gehört. Es gibt mittlerweile schon Converseschuhe mit dem Abbild des Covers. Nunja. Musikalisch spielt sich auf dem Album eine ganze Menge ab, das wir heute unter dem Namen Doom kennen. Vol. 4 markiert wohl den Anfang dieses Genres, vor allem die Songs „Cornucopia“ und „Under The Sun“ sind Eckpfeiler des Doom Metals geworden. Eigentlich eine interessante Entwicklung die Songs noch härter und düsterer zu machen, waren Paranoid und Master Of Reality doch sehr große Erfolge gewesen und die große Zeit des Progressive Rocks stand vor der Tür. Black Sabbath begaben sich nach dem Master Of Reality Release auf eine Welttournee und kehrten körperlich in desolatem Zustand Mitte des Jahres 1972 in das Studio in LA zurück um „Vol. 4“ aufzunehmen. Jeder Einzelne war gezeichnet von übermäßigem Cocaingenuss während, was die Aufnahmen erschwerten. Arbeitstitel des Albums war schließlich „Snowblind“, was Vertigo aber in letzter Sekunde zu „Vol. 4“ änderte. Geezer sagte über das Album: „Yes, Vol. 4 is a great album, but listening to it now, I can see it as a turning point for me, where the alcohol and drugs stopped being fun.“ Genau das, zunehmender Drogenkonsum und die Reflektion wie das Leben den Bach hinunter geht lässt sich in diesem Album wunderbar erkennen.

Das Album startet mit einem seltsamen Riff, dem Opener Wheels Of Confusion. Ein sehr weinerlicher Riff, den man erstmal Verdauen muss bis der Hauptriff folgt und Ozzys Stimme eine perfekte Begleitung dazu gibt. Kein übermäßig starker Song, die Songs geben allerdings schon einen Hinweis auf den Zustand der Jungs: „Lost in the wheels of confusion//Running through furnace of tears//Eyes full of angered illusion//Hiding in everyday fears“. Ein mittelprächtiger, langsamer Sabbathstampfer, der vom Setup wie Hand Of Doom klingt. Aber wie immer wenn der Hauptriff nicht sonderlich stark ist hat Iommi das Gespür eine fantastische Bridge einzubauen die einige Male wiederholt und dann den Hauptriff besser dastehen lässt als er ist. Man kann Iommi eigentlich nicht genug in den Himmel loben für seine Arbeit. Der Schlussteil des Songs (The Straightener) ist ein 3min langes Instrumental das zu einem Gitarrensolo wird und den Song großartig abschließt.
Zweiter Song ist das halbwegs optimistische Tomorrow’s Dream. Ein straighter Riff wie von aus einer Hard Rock Bibel. „When sadness fills my days//It’s time to turn away//And let tomorrow’s dreams//Become reality to me“. Trotzdem ein grundguter, sehr kurzweiliger Stampfer, der es zu einer Single gebracht hat, aber kein Klassiker wurde.
Changes ist das dritte Stück des Albums, wohl jeder musste es als Duett von Ozzy und Kelly Osbourne ertragen. Das Original ist ein klein bisschen weniger cheesy aber hat immer noch genug Schmalz. Pianoballaden können andere besser. Auch das folgende Stück FX muss nicht weiter erwähnt werden. Eine frühe Synthesizerspielerei die einen achselzuckend zurück lässt. Ein paar Töne, einige Klopfer und die knapp 2min sind überstanden.
Letzter Song der Plattenseite ist Supernaut, einer der Höhepunkte der Platte. Hier funktioniert der Riff zusammen mit dem raumfüllenden Drumming exzellent. Der Song ist gnadenlos uptempo, ein Genickbrecher. Ozzys lyrics sind murks aber wen interessiert das wenn der Kopf bis auf eine kurze Verschnaufpause in der Mitte des Songs durch die Luft wackelt.

Platte drehen, und dann kommt mit die härteste Seite der 70er. Den Anfang macht Snowblind, das wohl jeder kennt. Ein Drogenklassiker. Mit dem Riff beginnt der midtempo Song, eine Reise durch den Trip von Ozzy. Durchaus optimistisch am Anfang, der Riff wird stark und verspielt wechselt dann aber in eine Bridge die das wackelige Konstrukt offenbart. „My eyes are blind, but I can see//The snowflakes glisten on the tree//The sun no longer sets me free//I feel there’s no place freezing me“. Die nächste Bridge zeigt einen weniger relaxten Riff und die Band zeigt sich trotzig: „Don’t you think I know what I’m doing//Don’t tell me that it’s doing me wrong//You’re the one who’s really a loser//This is where I feel I belong“. Einer meiner Lieblingssongs.
Cornucopia ist der Song den die Band wohl am wenigsten mochte. Ozzy fand ihn fürchterlich, Bill Ward ebenso aber es ist wohl einer der heftigsten Songs der 70er. Ein Riff der alles niederschmettert. Wieder im midtempo gehalten und kurzweilig enthält Cornucopia doch so viel Wut dass man es mögen muss. Die Lyrics sind mittelprächtig und drehen sich im den Überfluss in der Gesellschaft und Vernachlässigung anderer Werte. „Let them have their little toys//matchbox cars and mortagage joys//exciting in their plastic place//frozen food in a concrete maze…Take a life, it’s going cheap//kill someone, no one will weep//Freedom’s yours, just pay your dues//We just want your soul to use“.
Nach Cornucopia folgt Laguna Sunrise, ein weiteres Instrumentalstück das mit seinen Streichern ein wenig überladen wirkt. Auf 3min passiert zu wenig um die Länge zu rechtfertigen.
Im Anschluss folgt ein Song den ich nie gemocht habe, St. Vitus Dance obwohl er einige sehr gute Ansatzpunkte hat. Der Anfang ist ein wenig übermäßig fröhlich was dann plötzlich in einen sehr räudigen Riff umschlägt der wieder einiges an Zorn entblößt. Aber sofort schlägt er wieder um in diesen fröhlichen Käse. Ich weiß nicht wirklich warum und das bleibt auch so bis der Song nach 2:30 schlagartig aufhört.
Das letzte Stück der Platte ist für mich auch das beste, Under The Sun/Every Day Comes And Goes. Ein so unglaublich niederschmetterndes Werk hat es seitdem glaube ich noch nicht gegeben. Der Eröffnungsriff ist tonnenschwer und zementiert jeden Blumenstengel in eine 40cm Ascheschicht ein. Ein perfekter Riff um im Gitarrengeschäft die Kundschaft zum Wegrennen zu animieren. Nach 30s öffnet ein kurzer Zwischenteil und der Kopf beginnt zu wippen. Die Lyrics vereinen alles warum die Band mag: „Well I don’t want no preacher telling me about the god in the sky//No I don’t want no one to tell me where I’m gonna go when I die//I wanna live my life, I don’t want people telling me what to do//I just believe in myself, ‚cause no one else is true“. Die Band muss sehr angepisst von dem Image das ihnen von jedem aufgesetzt wurde. Die bridge zur Mitte hellt das Szenario etwas auf und es scheint aber nur bis der Hauptriff wieder einsetzt. Das Outro ist dann nochmals ganz großes Kino und schließt das Album wunderbar ab.

Die Videos kann man bei euch wahrscheinlich eh wieder nicht sehen. Egal.

http://www.youtube.com/watch?v=5x8LbhQlOYc
http://www.youtube.com/watch?v=s4zlAd_eXjM