Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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Bahl

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So, nun will ich hier auch mal was beitragen. Es soll um einen der größten Klassiker und eines der besten Livealben der Rockmusik gehen: At Fillmore East von The Allman Brothers Band.

Die Band hat sich 1969 gegründet, das Herzstück bildeten dabei – bei dem Bandnamen überraschend – die Gebrüder Allman (Duane, der 1971, kurz nach dem hier mitgeschnittenen Konzert bei einem Motorradunfall ums Leben kam, und Gregg) und ist auch heute noch aktiv (zwischendurch gab es aber mindestens eine Auflösung und längere Durststrecken – Gregg Allman und der Schlagzeuger Butch Trucks sind die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder). Die Band spielt ziemlich ausufernden (einige Songs/Jams dauern über eine halbe Stunde) Rock, dabei sind viele Stücke in Jam Sessions entstanden – auch live wird viel gejammt und die Songs werden oft anders als auf den Studioalben wiedergegeben. Neben diesen verspielten Songs gibt es auch kurze, direktere Stücke, die oft klassischer strukturiert sind.

Nachdem die Band zwei Studioalben herausgebracht hatte (und sich dank der zweiten Platte auch ein gewisser kommerzieller Erfolg eingestellt hatte), erschien nun also dieses Monumentalwerk. Wenn ich mich nicht irre, ist dies die bis heute erfolgreichste Platte, die die Allman Brothers veröffentlicht haben. Und dies ist auch mehr als gerechtfertigt: Die Band präsentiert sich in einer bestechenden Form, jede Note, jeder Ton sitzt. Teilweise hat man den Eindruck, ein Studioalbum zu hören, derart makellos werden die Songs gespielt. Mir ist beispielsweise nicht aufgefallen, dass der Sänger auch nur einen einzigen Ton nicht trifft. Selbiges trifft auf alle seine Band kollegen zu.

Livealben sind aber eine heikle Sache, perfekt vorgetragene Songs reichen für ein gutes Livealbum nicht: Es muss eine Präsenz erzeugt werden, eine gewisse Energie muss da sein, auch Spontaneität darf nicht fehlen – kurz gesagt, es braucht eine gewisse Dynamik, die dazu beiträgt, dass die Musik nicht wirklich wie auf einem Studioalbum klingt. Das alles schafft die Band hier mit Bravour, ab dem ersten Ton ist die Band voll da und zieht das Publikum in ihren Bann. Dabei stimmt auch die Mischung zwischen kürzeren Nummern und besagten längeren Songs und Jams, in denen die Band sich richtig austobt und in denen der Hörer sich verlieren kann. So vergeht die gute Stunde – bzw. zweieinhalb Stunden, je nach Version – wie im Flug und man möchte immer und immer wieder von vorn beginnen. Diese Platte macht definitiv süchtig und ist für mich das beste Livealbum, das je erschienen ist.

Wie schon angedeutet, sind mehrere Versionen des Albums erschienen: Die Platte wurde mehrfach re-releast mit einer unterschiedlichen Anzahl an Bonustracks. Ich rate hier dringend zu der 2-CD-Version mit insgesamt 13 Songs (die Original-VÖ enthält nur sieben). Leider gibt es diese Version nicht als LP, dafür kriegt man hier die absolute Vollbedienung. Die zusätzlichen Songs sind allesamt von anderen Konzerten – man merkt die Übergänge aber überhaupt nicht und alles klingt wie ein vollständiges Konzert, insofern ist das kein Problem.

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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.