Re: Jahressampler 2013 – Die Reviews

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Dr. Jones

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Dwelks Jahressampler 2013

Bevor ich mit dem Besprechen loslege, will ich vorerst ein Lob an Dwelk aussprechen, weil er seinen Sampler äußerst zügig hochgeladen und mir zukommen lassen hat. Das ist wohl auch der Grund, warum ich schon derart früh meine Eindrücke hier schildern kann.
Dwelk ist ja eher einer, der sich selten im Forum beteiligt, deshalb hatte ich noch keinen Eindruck davon, wie sein Geschmack wohl aussehen könnte. Nach einem Besuch seines Last.fm-Profils war ich jedoch im Bilde und ich hatte ehrlich gesagt schon üble Befürchtungen, dass ich mich durch den Sampler quälen müsste, da sich dort einiges tummelte, was ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. Bewahrheiten sich diese Ängste? Wir werden es im Verlauf sehen.
Auffällig ist bereits beim Überfliegen der Tracklist, dass Dwelk die Songs pragmatisch nach Genres sortiert hat. Das beginnt mit einem Punk-Block und gelangt über dem Rock/Indie-, dem Doom- und dem (Melodic) Death Metal-Bereich letztlich zum Black Metal. Dann starten wir also mit dem Punk-Segment:

Frank Turner – Four Simple Words


Wir beginnen mit einem DER Überflieger im Singer/Songwriter-Bereich, der schon etliche Awards einheimsen konnte und sich in den letzten Jahren einen außerordentlich guten Ruf erarbeitet hat: Frank Turner. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es bisher versäumt habe, mich mit seiner Musik zu beschäftigen, aber wozu gibt es diesen Sampler? Irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass Frank Turner der Punk unter den Singer/Songwritern sein soll, was auch logisch erscheint im Anbetracht der Tatsache, dass er sich zuvor in einer Punk-Band verdingt hat.
Ich starte also gespannt den Sampler und bin zuerst irritiert von dem, was mir entgegenschallt:
Beginnend mit einer chromatischen Tonleiter tönt ein sachter Piano-Teppich aus den Boxen, während Frank klar und erzählend seine Zeilen vorträgt. Ich werde dabei einfach nicht das Gefühl los, in einem Musical zu stecken. Vor allem beim Einsetzen der Akustik-Gitarre erscheinen vor meinem inneren Auge gemächlich die ersten Tänzer auf der Bühne, die langsam ihre Show aufziehen. Aber Frank Turner spielt da nicht mit, „Tonight I’m going to play it straight, I’m going to take my chance, I want to dance.“, singt er noch mit entspannter Stimme, dann explodiert der Song:
Entfesselt wird auf das Drum-Set eingedroschen, die Musical-Tänzer verlassen fluchtartig die Bühne und man wird von einem fetzigen Punk-Song erschlagen. Der Mann hält seine Versprechen!
Während er nun mit rotzigem Organ seine Liebe zum Punk und zur Live-Musik bekundet, werden musikalisch alle Trademarks aufgefahren, die diese Musik auszeichnen. Das heißt knallige Powerchords, räudiger Bass und sogar ein melodisches Gitarren-Solo stürmen auf mich ein. Im Refrain wird nochmal in die Tasten gehauen, wodurch ein unwiderstehlicher Swing-Vibe der Musik hinzufügt wird. Gegen Ende entspannt sich der Song nochmal durch eine Reprise der Eröffnung, Frank täuscht durch das Langziehen der Vocals Müdigkeit vor, nimmt beim Einsetzen der E-Gitarren aber wieder Fahrt auf und bringt den Song mit einer brachialen Variante des Refrains, die mit Oh-oh-oh-Chören unterlegt nochmal doppelt Spaß macht, zum grandiosen Finale.

Fazit: Einer der besten Songs des Samplers. Abwechslungsreich, ein absoluter Ohrwurm, dazu ein sympathischer Sänger mit einer großartigen Stimme. Ich habe richtig Lust seinem Aufruf, eine seiner Shows zu besuchen, um mal richtig abzugehen, Folge zu leisten. Tja, die Februar-Show in Hamburg ist ausverkauft… wundern tut’s mich nicht.
9/10

Ska-P – Canto A La Rebelión

Ska-P sind mir auch namentlich bekannt und meines Wissens eine der größten und erfolgreichsten Ska Punk-Bands überhaupt. Außerdem sieht der Sänger aus wie der von Sabaton, aber das nur am Rande. Neugierig war ich auch, weil ich mich mit diesem Genre noch nie befasst habe, könnte ja ganz gut werden, also auf Play gedrückt und zurückgelehnt.
Aber was zur Hölle ist das? Hatte der Sänger beim Einsingen bereits einen Tequila über den Durst oder wieso lallt der mich dermaßen zu? Ohne Witz, da hätten sie sich auch drei Uhr nachts eine versiffte spanische Kaschemme aufsuchen und den menschlichen Restbeständen dort ein Mikro vor die Nase halten können, da wäre musikalisch kein Unterschied erkennbar gewesen.
Und das waren nur die ersten 45 Sekunden, es wird noch schlimmer. Sobald die Ska-Elemente auftauchen wird die Musik so penetrant fröhlich, dass ich mich zusammenreißen musste, nicht die Boxen aus den Kabeln zu reißen und diese flugs aus dem Fenster zu befördern. Diese Trompeten, diese Ufft-Uffta-Dynamik, dazu noch diese hohe, aufgekratzte Stimme, ich könnte kotzen, so süßlich und betont heiter klingt diese Musik. Ich will nicht wissen, wie das live wohl aussieht. Bestimmt wird bunte Brause ausgeschenkt und Zuckerwatte verkauft, während die Band mit dümmlichem Grinsen ihre quietschvergnügten Melodien auf das Volk loslässt und im Hintergrund Luftballons in allen Farben gen Himmel steigen. Das stimmt natürlich nicht, aber dieser Kindergeburtstag-Faktor ist im Song einfach omnipräsent.
Stimmt, den Punk hätte ich ja fast vergessen, davon gibt es im Song auch noch was zu hören. Beschränken tut sich das auf ein paar Gitarren-Schrammeleien gegen Ende, das war’s auch schon. Zum Schluss wird nochmal die volle Breitseite gute Laune aufgefahren und die Bläser versuchen auch noch den letzten Miesepetern die Hirnzellen und das Schamgefühl wegzutrompeten. Bei mir hat es nicht geklappt, meine Laune hat sich eher verschlechtert, vor allem der Sänger hat mir den Rest gegeben. Was sollen diese dämlichen Zwischenrufe der Marke „ Whahahaha“und „Wuhuuu“?
Trotz des musikalischen Korsetts scheinen immerhin die Texte vernünftig, da politisch motiviert zu sein. Da sich mein Spanisch-Vokabular aber nur auf „Dios Mios“ beschränkt, kann ich auch dafür keine Punkte verteilen.

Fazit: Der totale Tiefpunkt des Samplers. So viel gute Laune kann doch kein Mensch ertragen, da wirken selbst Kinderlieder ernster. Außerdem erschließt es sich mir nicht, warum man mit der Situation im eigenen Land unzufrieden ist, einem aber dennoch die Sonne prall aus dem Arsch scheint. Vielleicht erreicht man so mehr Leute, aber authentisch ist das nicht. Tut mir leid, Dwelk, aber Ska-P war ein Schuss in den Ofen, der den Sampler qualitativ ein Stück runterzieht. Oder wenn ich meinen Spanisch-Wortschatz bemühen will: „¡Dios Mios!“
1/10

Dropkick Murphys – Rose Tattoo

Jaja, die Dropkick Murphys. Die habe ich vor einigen Jahren immer gern gehört, mittlerweile interessiert mich die Band eher weniger, obwohl ich ihren Folk Punk nach wie vor sehr sympathisch finde. Das aktuelle Album habe ich mir auch aus Nostalgie-Gründen, und weil es echt günstig gewesen ist, gekauft, allerdings nicht sonderlich oft durchgehört, denn das Material ist recht beliebig mit Ausnahme eines Songs. Dieser hört auf den Namen „Rose Tattoo“.
Es ist mir unmöglich, dem Charme dieses Stücks zu entkommen, denn die Stimmung ist authentisch und ehrlich, die Musik wird über große Strecken von einer Mandoline, einer Akustik-Klampfe und einem treibenden Schlagzeug-Beat getragen und ist daher eher ein lupenreiner Irish Folk-Song.
Und wieder schlägt das innere Auge zu: wir befinden uns in einem irischen Pub, eine Gruppe junger Leute amüsiert sich beim mittlerweile vierten Glas Guinness, andere befinden sich eher im intimen Gespräch und in der Ecke sitzt wie jeden Abend derselbe Kerl, der einsam in sein halb leeres Glas starrt. Während die Mandoline die Hauptmelodie vorgibt und der Sänger seine charismatische Stimme erhebt, rücken die Gemeinschaften näher zusammen und stoßen auf ihre Freundschaft an. Die Bridge ertönt, die Stimmung wird heiterer, die kleineren Gruppen nehmen größere Schlücke. Nun erschallt der eingängige Refrain, die angetrunkene Meute fängt an sich zu erheben und lauthals mitzusingen. Das Mitsingen findet keinen Abbruch, denn klassische Oh-oh-oh-Chöre geben den feuchten Kehlen keine Ruhe. Mittlerweile beginnt auch der stille Mann in der Ecke mit dem Fuß zum Rhythmus zu wippen. Ein ruhiger Part der von der Mandoline und Trommelwirbeln geführt wird, sorgt für die Ruhe vor dem Sturm. Denn anschließend wird der Refrain mantra-artig mit den selben Trommelwirbeln wiederholt und mündet zum Finale in ein Mandolinen-Solo, das wieder von tollen Chören begleitet wird, und die Kneipe letztendlich in ein Tollhaus verwandelt.

Fazit: Da hast du dir genau den richtigen Dropkick Murphys-Song rausgesucht, denn kein anderer wäre in der Lage gewesen, eine solche Stimmung zu erzeugen und mich ein wenig nostalgisch werden zu lassen. Klar, ist das alles ein wenig schunkelig und auch kitschig, aber darüber kann ich hinwegsehen, wenn die Musik mich zu fesseln vermag. Müssen sie halt nur aufpassen, dass Santianio keine trashige Cover-Version aus dem Song machen.
8/10

Audrey Horne – Redemption Blues

Nun läuten die Norweger Audrey Horne mit dem Opener ihres aktuellen Longplayers „Youngblood“ den Rock-Teil des Samplers ein. Das Album kenne ich, habe ich aber nicht oft gehört, deswegen stört es mich nicht, diesen Song auf dem Sampler zu finden.
Der Song beginnt krachend mit epischen Heavy Metal-Riffs, die nach einer Drum-Salve von pulsierendem Riffing abgelöst werden, wo Toschie mit seiner markanten Stimme einsteigt. Die Strophen bieten ja schon einiges an Mitsing-Potenzial, der Refrain setzt da aber noch einen drauf. Simpel, aber perfekt zum Mitgröhlen geeignet. In der zweiten Strophe übernimmt dann der Bass kurz das Kommando, bevor die Gitarristen ihren Klampfen melodische Linien entlocken und dann wieder der Hammer-Refrain erklingt. Was aber danach instrumental abgefackelt wird, ist der feuchte Traum eines jeden Metal/Rock-Fans: Gitarren-Soli, mal quirlig, mal melodisch, ein Schlagzeug/Bass-Intermezzo und anschließend dicke Killer-Riffs, die man nur spielen kann, wenn man breitbeinig auf der Bühne steht und dabei seine Rübe schwingt. Fett! Zum Abschluss dürfen nochmal die geschundenen Kehlen strapaziert werden, wenn das letzte Mal der Refrain aus den Boxen kracht und der Song mit dem Strophen-Riff so geil endet, wie er angefangen hat.

Fazit: Muss ich eigentlich nicht mehr viel zu sagen, die begeisterte Beschreibung sollte reichen. Betonen muss ich noch den schönen Sound, der herrlich analog klingt und einfach perfekt zum rotzigen Rock/Metal-Gemisch passt. Auf jeden Fall habe ich jetzt wieder die Motivation, dem Album noch ein paar Runden zu gönnen.
8,5/10

New Model Army – Between Dog and Wolf

Okay, New Model Army kenne ich zwar von Namen her, aber das war’s dann auch schon. Kann ich immerhin mal einen Song in totaler Unwissenheit reviewen.
Der Song beginnt unspektakulär mit dröhnenden Gitarren und Bass-Gebrumme, dann setzt eine billig klingende Keyboard-Klimper-Melodie ein. Letzteres hätte jetzt nicht sein müssen, das klingt wie willkürlich auf einem Casio-Keyboard rumgedrückt. Während die Gitarren weiter vor sich hinwabern, setzt die Stimme des Sängers ein, welche recht charismatisch ist. Leider sind die Gesangslinien absolut unspannend und können nicht für Widerhaken sorgen. Immerhin werden die Gitarren mit Verlauf etwas prägnanter eingesetzt und spielen jetzt erkennbare Riffs und nicht mehr dieses LoFi-Gebrumme. Jedoch geht mir das billige Keyboard weiterhin auf die Nerven und zerstört die okayen Ansätze. Der Refrain ist dann wieder etwas eingängiger, aber immer noch unscheinbar. Nach der zweiten Strophe versucht die Band einen psychedelischen Sound zu erzeugen, indem verzerrte, langgezogene Gitarren auf Geklimper und Synthie-Teppiche treffen. Netter Versuch, aber leider fehlgeschlagen. Danach passiert auch nicht mehr viel: noch mehr lahme Gitarren, uninteressante Vocals und hey, billige Keyboard-Sounds! Als hätten wir davon schon nicht genug…

Fazit: Nach dem musikalischen Griff ins Klo namens Ska-P der schwächste Song des Samplers. Hier passiert absolut garnichts, was wirklich erwähnenswert ist, deshalb machen wir auch lieber schnell weiter mit dem nächsten Song.
3/10

Editors – The Weight

Die Editors sind eine der zahlreichen britischen Indie Rock/Pop-Acts, die zwischen Kommerz und Kunst ihre Nische gefunden haben und dementsprechend eingängige und gehaltvolle Musik fabrizieren. Ich bin für solche Künstler immer sehr empfänglich, deshalb war ich auch gespannt, was mich erwarten würde.
Der Song wird von Synthesizern eingeleitet, wonach ein hypnotisches akustisches Gitarren-Riff ertönt. Dieses wird rhythmisch von einem simplen Beat getragen, bei dem auf jeden Zähler des 4/4-Takts die Base-Drum angespielt wird. Das Besondere ist aber die Stimme des Sängers: sie ist tief und warm, leicht nasal (britisch eben) und ich versinke immer geradezu in ihrem Klang. Ich könnte da stundenlang zuhören, so traumhaft finde ich sein Timbre.
Naja, zurück zum Song. Während ich auf Dauer immer tiefer in den Schwaden aus dem repetitiven Riff, dem monotonen Beat, elektronischem Hall und synthetischen Klängen versinke, erhebt sich der Refrain, wie ein Schwan, der den Nebelwolken eines Sees entsteigt, empor. Dieser wird von einer Variation des Riffs begleitet und so klagend und herzergreifend vorgetragen, dass ich mich sofort in diesen Song verliebt habe. Beim zweiten Erklingen des Refrains kommen noch Streicher aus der Konserve hinzu, welche die Dramatik zusätzlich erhöhen. Anschließend erreicht der Song mit einem ergreifenden Chor seinen Höhepunkt, wird dann von Synthies fortgeführt und endet dann letztlich mit dem letzten Spielen der Strophe.

Fazit: Für mich DIE Überraschung des Samplers. Am Anfang erscheint der Song noch unspektakulär, nach mehreren Durchläufen erschließt sich jedoch die Schönheit des Tracks. Ein wundervoller Indie/Synthie-Pop-Hit, hypnotisch und fesselnd. Ich musste zwar die ganze Zeit an Depeche Mode’s „Personal Jesus“ denken, das in der Strophe ähnlich aufgebaut ist, finde aber ehrlich gesagt den Editors-Song besser.
9/10

Avatarium – Moonhorse

Nachdem die Epic Doom-Heroen Candlemass studiotechnisch auf Eis gelegt worden sind, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis Mastermind Leif Edling, seines Zeichens Bassist bei Candlemass, ein neues Projekt an den Start bringen würde. Der nimmermüde Musiker hat schon so einiges im Backkatalog stehen, in welchem neben Candlemass wohl Krux die bekannteste Formation aus diesem darstellen dürften. Originell ist es zwar nicht, eine weitere Epic Doom-Gruppe ins Leben zu rufen, dass Avatarium dennoch interessant für den Metal-Fan sind, hat zwei Gründe: erstens ist das Material erstklassiger Doom, der Erinnerungen an frühere Candlemass-Glanztaten wachwerden lässt, und zweitens wäre da noch die Sängerin.
Der Song beginnt wie eine klassische Epic Doom-Walze mit tonnenschweren Riffs, die sich schnell ins Gedächtnis einfräsen, später kommt noch eine Synthie-Orgel hinzu, welche im Songverlauf noch eine größere Rolle spielen wird. Dass die Band beim Einspielen keinen Geschwindigkeitspreis erringen wollte, muss ich da natürlich nicht erwähnen. Zäh und dickflüssig schleichen sich die Riffs in die Gehörgänge.
Dann jedoch der Break, Akustikgitarren setzen ein und die Sängerin lässt das erste Mal ihre Stimme erklingen. Ich war beim ersten Hören sofort verzaubert, ihre Stimme ist leicht brüchig und belegt, aber gefestigt, sie singt klar und direkt ohne großen stimmlichen Schnickschnack. Lyrisch und auch gesanglich erinnern die Strophen an ein Kinderlied, welches ergreifend und perfekt intoniert, vorgetragen wird. Nach der zweiten Strophe ertönt ein verspieltes Gitarren-Solo, welches von schweren Riffs vorangetrieben wird. Beim Ausklingen des Solos greift auch die Sängerin wieder ins Geschehen ein, wird dabei aber weiterhin von den treibenden Riffs der Rhythmus-Gitarre begleitet. Mit kraftvoller Stimme stemmt sie sich gegen die massiven Gitarrenwände und beweist, dass ihre Stimme auch im Doom Metal-Gewand ihre Wirkung nicht verfehlt.
Zum letzten Mal werde ich von der Strophe umgarnt, bevor mich der dramatische Schlussteil erschlägt. Ein simples, aber hartes Gitarren-Riff, welches auf dem letzten Schlag von den bereits erwähnten Synthie-Orgeln akzentuiert wird, gefolgt von einer düsteren Melodie, welche zu Beginn von der Gitarre gespielt, mit Verlauf aber von den Orgeln übernommen wird, führt das Lied bis zum Schluss. Dazu ertönt ein krankes Candlemass-Gitarren-Solo, das Gänsehaut verursachend und vom Wahnsinn gepackt, die Atmosphäre bündelt. Zum Abschluss sorgt die Sängerin mit klagender und und vom Leid übermannter Stimme für den dramaturgischen Höhepunkt des Liedes.

Fazit: Ein wundervoller Track, der stilistisch starke Kontraste besitzt, durch die durchgehend düstere Atmosphäre aber dennoch stimmig wirkt. Hervorheben möchte ich die Sängerin, welche die Aufgabe, einen epischen Doom-Song zu führen, mit Bravour gemeistert und sich somit direkt in mein Herz gesungen hat. Ebenso der intensive und dramatische Schlussteil, welcher geschickt eine beklemmende Horror-Atmosphäre aufbaut, ohne dabei peinlich zu wirken, verdient besonderes Lob.
9/10

Black Sabbath – God Is Dead?


Es war einer der Aufreger der letzten Jahre: Black Sabbath feiern im Original-Line-Up ihre Reunion. Mit großem Pressewirbel wurde diese Botschaft aufgenommen, vor allem die Aussicht auf ein neues Studio-Album ließ die zahlreichen Black-Sabbath-Jünger frohlocken. Doch die freudigen Aussichten wurden von der Schlagzeile, dass Drummer Bill Ward der Band wieder den Rücken zukehrte und diese verließ, sowie der Hiobsbotschaft von Tony Iommis Krebserkrankung, erheblich getrübt. Ebenso meldeten sich viele Zweifler zu Wort, die den Briten Ausverkauf vorwarfen und der Band unterstellten, die Wiedervereinigung sei nur ein Grund gewesen, die Hausmarke Black Sabbath zu nutzen, um dem treuem Fan die Scheinchen aus der Brieftasche zu ziehen. Diese Intention lässt sich auch nicht abstreiten, aber solange die Truppe um Ozzy Osbourne Songs vorweisen kann, die rechtfertigen, dass man der Maschinerie Geld in den Rachen pumpt, kann ich auch damit leben.
Zum Lied: „God Is Dead?“ ist wohl der Song des Albums, der am offensichtlichsten die alten Trademarks aus den Siebzigern aufgreift und dabei reichlich Proto-Doom-Charme versprüht. Das fängt mit der trüben eröffnenden Gitarren-Melodie an, welche diese trost- und hoffnungslose Atmosphäre aufbaut, wie man sie zum Beispiel aus dem Song „Black Sabbath“ kennt und wird durch die bluesigen Rock-Riffs fortgesetzt. Auch Ozzy quäkt und jammert im Stile alter Zeiten, man merkt ihm aber das fortgeschrittene Alter, sowie die deutliche Studiobearbeitung, an. Die Strophen glänzen hierbei durch einprägsame Hooks, wohingegen der Refrain ein wenig schwächelt. Mit Verlauf nimmt der Song an Fahrt auf und wird ab der dritten Strophe nicht mehr von der einsamen Gitarre, sondern von kantigen Riffs und wummerndem Bass getragen. Nach dem Refrain folgt eine kurze instrumentale Passage, die mit prägnantem Schlagzeug/Bass-Einsatz und einem erwartungsvollem Riff Spannung aufbaut und letztlich den besten Teil des Songs einleitet.
Ein rockiges Hammer-Riff reißt das Geschehen an sich und läutet die Rock ’n‘ Roll-Phase des Songs ein. Ozzy steuert noch eine starke Hook bei, während Tony Iommi mit abgestopptem Riffing den Vocals die passende Dynamik verpasst. Nach einem melodischem Gitarren-Solo, in welchem deutlich der Blues hervorschimmert, endet der Track mit dem Refrain, der leider das Tempo wieder reduziert und so für ein eher unbefriedigendes Ende sorgt.

Fazit: Eindeutig ein Black Sabbath-Song, der durch seine Rückwärtsgewandtheit sicherlich für Nostalgie sorgen kann, jedoch die Stimmung früherer Werke nicht so fesselnd zu vermitteln vermag. Außerdem haben sich ein paar Längen eingeschlichen, sodass ich echt froh war, dass gegen Ende das Gaspedal ein wenig durchgetreten wurde. Man hätte den Song also deutlich kürzer fassen können. Sehr gut gefällt mir die Gitarren-Arbeit, der Herr Iommi zaubert sich schon einige dicke Riffs aus dem Ärmel. Die Genialität und die Atmosphäre früherer Alben bleiben jedoch unerreicht.
7/10

Watain – They Rode On

Mal ehrlich, gibt es im ganzem Forum eine Person, die „They Rode On“ noch nicht gehört hat? Es gab dieses Jahr wohl keinen Song, der mehr größeres mediales Interesse in der Metal-Szene hervorgerufen hat, als diesen. Warum eigentlich? Eine schwedische Black Metal-Band, die einen kitschigen Gothic Rock-Schunkler veröffentlicht, ist das wirklich so außergewöhnlich, dass sich quasi jeder halbgestandene Headbanger eine Meinung dazu bilden muss? Scheinbar schon, also hier jetzt meine Meinung.
Der Song beginnt zögerlich mit dem Hauptthema, welches von einer klaren Gitarre gespielt wird und aufgrund seiner Melodik ein Gefühl von Tristesse und Verlorenheit erzeugt. Während man langsam von der Melodie eingenommen wird haucht der Sänger Erik Danielsson einem die ersten Zeilen entgegen. Man merkt gleich zu Beginn, dass man es nicht mit einem sonderlich begabtem Sänger zu tun hat (zumindest im Klargesang), obwohl seine Stimme noch im Schon-Modus ist, jedoch stört mich das hier noch nicht sonderlich. Schließlich gesellt sich eine zweite Gitarre hinzu, die repetitiv einen aufgelösten Akkord wiederholt, während Erik weiterhin seinen Text schmachtet.
Nun setzt auch das Schlagzeug ein, während gesanglich vorerst Pause ist und stattdessen ein wunderbar melodisches Solo ertönt. Fast zu melodisch würde ich beinahe sagen, aber es ist auf seine Weise auch sehr ergreifend und nimmt zumindest mich schnell gefangen. Leider ruiniert der gute Erik das Lied im Anschluss mit seinen quäkigen und nöligen Vocals, da er nun gegen die Instrumentierung, die im Verlauf des Songs immer vielfältiger und dichter wird, ankämpfen muss und deutlich die Lautstärke erhöht. Vor allem in den hohen Passagen wirkt seine Stimme auf mich sehr unangenehm, da er die Töne nur noch herauspresst und somit die Atmosphäre ins Lächerliche zieht. Da retten auch die verspielten Licks uns Solo-Gitarren, sowie der Ohrwurm-Refrain nicht mehr viel. Die letzte Minute singt Erik mit einer Gastsängerin im Duett, wirkt aber selbst im Vergleich mit der mittelmäßigen Stimme dieser Sängerin dilettantisch.

Fazit: Das hätte man besser machen können. Der Song hat so viel Potenzial, vor allem instrumental werden hier wunderschöne Melodien geboten und mit einem anständigem Sänger wären auch die Gesangslinien ein Genuss. Versteht mich nicht falsch. Solange ein Sänger Gefühle vermitteln kann, muss er technisch nicht unbedingt der Beste sein. Bei Erik Danielsson jedoch, wird bei mir nicht viel ausgelöst, mit Ausnahme des Impulses, deprimiert den Kopf zu schütteln.
Hätten Watain einen passenden und treffsicheren Sänger angeheuert, wären hier mindestens 9 Punkte dringewesen, so aber reicht es nur für
7,5/10

Mael Mórdha – The Sacking of the Vedrafjord

Wir haben es hier mit einer irischen Band zu tun, die eine Kombination aus keltischem Folk Metal und Doom Metal präsentiert, und aus irgendeinem Grund immer mit Primordial in Verbindung gebracht wird. Ich kann mich aber an dieser Stelle, mit diesen einen Song als Grundlage, von diesem Vergleich distanzieren, denn stilistische Gemeinsamkeiten sind quasi nicht existent.
Das Lied beginnt stürmisch mit Flötenklängen und dumpfen Gitarren, anschließend stimmt der Sänger ein, der in den Strophen seine Zeilen halb erzählend, halb singend vorträgt. Bis jetzt reißt mich da wenig mit, vor allem die Stimme des Sänger ist unscheinbar und diese betont heroische Vortragsweise in den Strophen geht mir auch ein wenig auf den Zeiger. Die Gitarren hingegen sind nett anzuhören, sie spielen leicht epische und folkige Melodien, die dieser Art von Musik gut zu Gesicht stehen, da auf diese Weise Kopfbilder erst entstehen können. In den Strophen passiert auch sonst nicht viel, dafür sorgt der Mittelteil mit einem groovenden Riff für wehende Haarprachten und ein hübsches Gitarren-Solo lockert den Song melodisch auf. Der Song endet unspektakulär mit dem Refrain.

Fazit: Was soll ich dazu sagen? Das ist nett gemacht, mit Herzblut gespielt und die erdige Produktion passt perfekt zur Musik. Allerdings fehlt mir in diesem Lied einfach der gewisse Moment, der mich zum erneuten Abspielen verleiten könnte. Schlecht ist das nicht, aber Durchschnitt ist eben auch keine Qualität.
5/10

Jex Thoth – The Places You Walk


Es geht weiter mit einer Band, die ich vor dem Genuss des Samplers stets geflissentlich ignoriert habe. Im Hinterkopf standen Jex Thoth für mich mit dem ominösen und von mir misstrauisch beäugten Okkult Rock in Verbindung, welcher für mich außer gediegener Langeweile, lyrischem Hokuspokus und albernen Versuchen, durch ewiges Gitarren-Geleier psychedelisch und transzendent zu erscheinen, nichts zu bieten hat. Gott sei Dank, soviel sei schon mal an dieser Stelle gesagt, umgehen Jex Thoth diese Schlummer-Fallen elegant.

Der Song mutet mit dem eröffnenden Riff leicht orientalisch an, dann erweitern der dröhnende Bass, sowie knarzende und fiepende Gitarren das musikalische Spektrum. Das ist alles betont „retro“ gespielt und erinnert vom Stil und Sound her an den Blues und Fuzz Rock der Siebziger; genauso schimmert der Stoner Rock durch. Die Produktion ist so verwaschen wie die uralten Black Sabbath-Shirts der Band, der Sound klingt authentisch analog und wie direkt von der Bühne aufgenommen.
Mit der Sängerin haben sie die perfekte stimmliche Ergänzung gefunden, ihr Organ pendelt zwischen Rauch, Whiskey und bluesiger Leichtfüßigkeit umher und rundet das vernebelte Proto-Doom-Gebräu hervorragend ab.
Entgegen meiner Erwartungen schaffen es Jex Thoth auch, Atmosphäre aufzubauen. Während in den Strophen eine melancholische Gitarren-Melodie dieses einsame Wüsten-Feeling erzeugt, gelingt es den Gitarristen in kurzen Passagen durch hallende Gitarren, die sich im Raum verlieren, Psychedelik zu kreieren. Die Betonung liegt hierbei auf „kurz“, denn sie treiben es nicht durch ewige Effekt-Eskapaden auf die Spitze, sondern spielen songdienlich. Ein schnörkelloses Solo im Mittelteil unterstreicht zusätzlich den basischen Klang der Truppe und bietet einen schwelgerischen Moment.

Fazit: Ein wunderbar entspanntes und lässiges Stück Musik, das meine Erwartungen bezüglich der „okkulten“ Stilausrichtung ad absurdum geführt hat. Trotz des gelungenen Sounds und der stimmigen Atmosphäre bleibt negativ anzumerken, dass der Song recht ereignisarm und höhepunktlos vorbeirauscht. Unter der Zunahme illegaler Substanzen mag das wiederum anders aussehen, aber diesen Selbstversuch will ich nicht wagen, nicht dass die Feldjäger demnächst vor der Tür stehen. Ein Pluspunkt in der B-Note (der hier aber nicht in die Bewertung einfließt) gibt es noch für die Sängerin, welche ich gerne auf ein paar Drinks einladen würde. Bei ihr dürfen es natürlich ein paar mehr sein :haha:
7/10

Heaven Shall Burn – Godiva

„Och, nö, nicht Heaven Shall Burn“, dachte ich mir noch beim Durchlesen der Tracklist. Der Deutschen liebste Metalcore-Band habe ich durch das Album Iconoclast kennengelernt. Bereits dieses Werk hat bei mir eingeschlafene Füße verursacht und nervte durch stilistische Eintönigkeit, einer übersteuerten Produktion, sowie gleichförmigen Schrei-Vocals. Ich hatte also keine großen Hoffnungen, mit diesem Track in irgendeiner Form warm zu werden und stellte mich schon auf eine Bewertung im unteren Durchschnitt ein.
Aber was ist das? Ein atmosphärisches Intro mit klaren E-Gitarren rieselt aus den Boxen und stimmt vorsichtig auf das kommende ein. Dann krachen mir auch schon die ersten Riffs entgegen, die verdächtig nach schwedischem Death Metal der Marke Göteborg klingen. Der ganze Song klingt wie ein Kniefall, eine Hommage an ebendiesen Sound und lässt die Künstler, die hierfür Pate standen, offensichtlich hervorblitzen. Am ehesten würde ich In Flames (Colony), At the Gates (Slaughter of the Soul) und Dismember (Indecent & Obscene) als Inspirationsquellen nennen. Ebenso sind die Vocals daran angepasst und klingen eher garstig und fies, erreichen aber nicht die emotionale Ausdruckskraft eines Tomas Lindberg (At the Gates). Die Produktion klingt zum Glück etwas ungeschliffener und räudiger, als auf den letzten Veröffentlichungen, was bei einem Elchtod-Tribut auch von zwingender Notwendigkeit ist.
Der Nachteil einer solchen Hommage ist natürlich die fehlende Eigenständigkeit des Künstlers. Ich brauche anno 2013 keine Band, die krampfhaft versucht, den Göteborg-Stil zu adaptieren, denn da ist meiner Meinung nach bereits alles gesagt worden.

Fazit: Okay, Heaven Shall Burn gelingt es recht gut, sich den schwedischen MeloDeath-Stil anzueignen, die Gitarrenarbeit ist zwingend und sehr auf Melodie fokussiert. Der Song ist auf jeden Fall ein Fortschritt zum ansonsten völlig belanglosem und für mich uninteressantem Material der Band, motiviert mich aber nicht, auch weiterhin ein Ohr zu riskieren. Nicht die befürchtete Schlaftablette, aber durch das allgegenwärtige „Bereits-Gehört-Gefühl“ ist der Hörspaß eher gering.
5,5/10

Sons of Aeon – Weakness

Ein weiterer Melodic Death-Song erwartet mich mit den finnischen Sons of Aeon, von welchen ich gelesen habe, dass sie aus Ghost Brigade- und Swallow the Sun-Mitgliedern bestünden. Das sind prinzipiell gute Voraussetzungen, denn ich schätze beide der genannten Bands sehr.
Der Track beginnt ebenfalls atmosphärisch, wird aber schnell von vertrackten Riffs und treibendem Drumming abgelöst. Der Sänger praktiziert eine Mischung aus Growlen und Gekeife, wirkt aber in seinem Stimmumfang eindimensional, kann keine Akzente setzen und ist somit verzichtbar. Ebenso fällt der Sound negativ ins Gewicht, da dieser steril und peinlich aufgeräumt wirkt, was für diese Art von Musik eher unangebracht ist.
Wenn der Sänger mal Ruhe gibt und sich die Melodien frei entfalten können, weiß die Musik durchaus zu gefallen. Vor allem der Mittelteil ist atmosphärisch sehr dicht und die typischen melancholischen Gitarren-Linien, wie man sie allzu gut von finnischen Bands kennt, jagen und umgarnen sich gegenseitig, bis ein wuchtiger, fast schon doomiger, Part hereinbricht, der von einer klagenden und jaulenden Gitarre dramatisch begleitet wird. Dieser führt das Lied auch bis kurz vor Schluss, bevor eine triste und traurige Gitarre das Lied ausklingen lässt.

Fazit: Reiner Durchschnitt. Simpler melodischer Death Metal, zu dem man nicht viel sagen muss. Selbst mit einem anderen Sänger und besserem Sound wäre dieser Song immer noch Standard-Ware, entbehrlich und tausende Male besser gehört.
4/10

October Falls – The Plague of a Coming Age

Wie es der Zufall will, darf ich jetzt einen Song besprechen, der sich auf meinem eigenem Sampler für den Hellcomander befindet. Mit dieser Übereinstimmung habe ich wirklich nicht gerechnet, aber freuen tut es mich trotzdem. October Falls stammen ursprünglich aus dem Neofolk-Bereich und wurden damals als Ein-Mann-Projekt geführt, mit der Zuwendung zu harscheren Metal-Klängen, kam jedoch Unterstützung in Form eines Bassisten und Drummers hinzu. Die musikalische Vergangenheit der Band schimmert aber noch heute in October Falls‘ melodischem Black/Folk Metal hervor.
Bereits der Beginn des Songs besticht durch seine klagenden Gitarren, die sich zu duellieren scheinen, wer die entrückteste und traurigste Melodie seinem Instrument entlocken kann. Dabei wird eine melancholische aber angenehm schöne Atmosphäre aufgebaut, in welche man mit zunehmender Dauer versinkt und dabei seinen Tagträumen hinterherjagt. Im Hintergrund türmen sich langsam grollende Wolken in Form eines aufbäumendem Drum-Gewitters auf, die nach knapp drei Minuten dann die erste Strophe einleiten. Wer schon vorher mitgeschmachtet hat, wird jetzt in die totale Ekstase verfallen. Die Zeilen werden so rührend und wunderschön vorgetragen, dazu ertönen weiterhin diese verträumten Melodien und ein zärtliches, hoch gespieltes Riff. Nach der Strophe verdichten sich die Fragmente und kehliger Keifgesang unterbricht für einen kurzen Moment die Harmonie. Dieses Schema wiederholt sich in der zweiten Strophe, nur wird der Text noch gefühlvoller vorgetragen und vor allem in der letzten Zeile nutzt der Sänger sein ganzes Herzblut. Anschließend brechen wieder pechschwarze Wellen über mir zusammen, die dramatischen Gitarren der eröffnenden Minute umhüllen die leidenden Keif-Vocals, und führen mit einer zunehmend Folk-beeinflussten Spielweise, untermalt von packendem Drumming, das Ende herbei, welches naturmystisch mit raunenden Windböen seinen Abschluss findet.

Fazit: October Falls ist es mit diesem Song gelungen, ein denkwürdiges und in seiner Intensität und Melodik überwältigendes Meisterwerk zu komponieren, dessen Melancholie und Wärme mich immer komplett gefangen nehmen und mich in einen maximalen Schwelge-Zustand versetzen. Dieses Gefühl ist unbezahlbar und wird hier mit der höchsten Note des gesamten Samplers belohnt.
9,5/10



Nocte Obducta – Dinner auf Uranos


Kommen wir zum letzten Song des Samplers. Dieser stammt von einem der Zugpferde des anspruchsvollen deutschen Black Metals: Nocte Obducta. Das aktuelle Album kenne ich nicht, aber vom Hörensagen her wusste ich bereits vorher, dass beinahe sämtliche Black Metal-Elemente eliminiert worden sind und wir es eher mit progressivem Metal zu tun haben. Stören tut mich das nicht und bei einer Titellänge von knapp 14 Minuten kann man auch schon eine ganze Menge erhoffen.
Was erwartet uns also? Ein trostloser Beginn, der aus elektronischem Hall und drei verlorenen Tönen auf der E-Gitarre besteht, führt mich an das Lied heran und wirkt bereits sehr stimmungsvoll. Langsam erhebt sich eine schwermütige Melodie aus der Tristesse und auch der Sänger seufzt und jammert bedächtig seine Zeilen auf langgezogenen Synthie-Tönen.
Nun steuert eine verzerrte Gitarre dissonante Klänge bei, die von pulsierender und blubbernder Elektronik unterstützt werden. Dann der Stimmungswechsel. Die Gitarren rauschen im Hintergrund und schmerzerfüllte Black Metal-Vocals übernehmen das Kommando. Diese kurze Gefühls-Eruption wird jedoch sofort von einem experimentellem Part abgelöst, in welchem sich die Band kreativ ordentlich austobt. Hier passiert jetzt so viel, dass ich nicht auf alles eingehen will, aber unter anderem erwarten den Hörer eine trippige Sound-Collage, ein jazziger Jam-Part, sowie eine Ambient-Passage, die durch Unterstützung von Loops ein „Lost-In-Space“-Gefühl erzeugt und Erinnerungen an den Mittelteil des Arcturus-Stücks „For to End Yet Again“ wachwerden lässt.
Proggige Riffs bilden den Übergang zum Finale des Stücks, das mit klarem Gesang, sphärischen Synthies und akustisch anmutenden Gitarren ausklingt.

Fazit: Zum Schluss noch ein avantgardistischer Brocken, der bewusst zwischen den Stühlen platziert worden ist und durch seine Experimentierfreudigkeit, sowie der tristen Atmosphäre sehr viel Hörspaß bereitet. Das Ganze wirkt nicht zu verkopft, ich habe schnell Zugang zum Lied gefunden und werde mir das Album auf der Einkaufsliste notieren. Der deutsche Gesang stört mich zwar ein wenig, aber das soll hier nicht groß die Wertung beeinträchtigen.

8,5/10

Resümee: Zum Abschluss will ich nochmal betonen, dass es mir sehr viel Freude bereitet hat, mich mit diesem Sampler auseinanderzusetzen und meine Gedanken schriftlich zusammenzufassen. Überrascht war ich von der stilistischen Breite des gebotenen Materials, aber auch von den qualitativen Klüften, die sich da teilweise aufgetan haben (nichts für ungut). Mit Frank Turner und den Editors habe ich zwei großartige Entdeckungen gemacht, die in Kürze auch meine CD-Sammlung bereichern werden und mit Ska-P habe ich ein weiteres erklärtes musikalisches Feindbild, über das ich mich echauffieren kann.

Ein dickes Danke an Dwelk, wenn die Auslosung das nächste Jahr wieder so aussehen wird, kämen von mir keine Beschwerden.