Dancing Mad God vs. [A.F.P.] (hier fancy Thread-Titel einfügen)

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    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

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    P4Z1F1S7Der Skepticism-Song ist absolut großartig!

    Dein Wort in Gottes Ohr.

    Von Archive hab ich mir mal blind das neue Album gekauft und hab ein großartiges Liebeskummer- Album bekommen. Londinium war bisher auch meine einzigste Platte von denen, hat aber auf Albumlänge etwas entrücktes.

    Und Mutters „Du bist nicht mein Bruder“ ist die schonungslose, quälende, brutale Wahrheit. Man stelle sich mal Swans zu „Cop“-Zeiten mit deutschsprachigen Texten (und etwas eingängiger oder einprägsamer) vor. Großartiges Teil.

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    Highlights von metal-hammer.de
    #6728379  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Bird Eater – It Takes Days To Boil The Bones

    Der Einstieg ist brachial, gezögert wird hier nicht. Fette Gitarren, gequälte Shouts, relativ abgehacktes und uneingängiges Drumming, das den Song um einiges sperriger macht, bestimmen den Anfang. Die Gitarren dagegen gehen gut rein, sind stellenweise fast groovig, springen aber oft genug zwischen verschiedenen Riffs hin und her, um niemals berechenbar zu sein. Obwohl ich keine Mängel feststellen kann, sagt mir das Dargebotene noch nicht besonders viel; richtig geil finde ich allerdings das Aufquietschen der Gitarren nach anderthalb Minuten, das einem das leckere Fleisch von den Knochen kratzt. Kurz vor der Hälfte beruhigen sich die Vogelfresser dann auch mal für ein Minütchen und streuen einen Akustik-Part ein: Ist ganz nett, hat man aber so ähnlich schon öfters gehört. Danach wird’s sludgig: Jetzt beginnt wohl der Teil des Festmahls, der für die Hörer als Hauptzutat so richtig unangenehm wird. Für mich jedenfalls, denn der Gitarrist muss leider ein Solo zum Besten geben, das mich, wie so oft, etwas stört. Ein Fremdkörper eben, aber was soll’s. Kurz nach dieser Unterbrechung des Spielflusses geht der Song auch schon zur Neige und lässt mich etwas unentschlossen zurück. Ein schlechter Einstieg war’s bestimmt nicht, aber da ist schon noch eine Menge Luft nach oben.

    Gaza – Hospital Fat Bags

    Und die gedenken Gaza ausführlich zu nutzen. Der erbarmungslos chaotische Anfang erinnert mich an Plebeian Grandstand, das ist für mich schon mal die positivste Assoziation, die in diesem musikalischen Bereich möglich ist. Die Gitarren riffen völlig unnachvollziehbar durch die Gegend, aber das wirkt mitnichten wie Technik-Gewichse, sondern wie die Abreaktion von anders nicht mehr kanalisierbaren Gefühlen. Der Sänger überzeugt mit seinem psychotischen Kreischen ebenfalls, wenn auch nicht ganz so sehr wie Adrien der erwähnten Plebeian Grandstand. Gaza können aber bei Weitem nicht nur hysterisch um sich schlagen: Nach zweieinhalb Minuten setzt ein tonnenschwerer schleppender Part ein, der für mich noch vorm melodiösen Finale den Höhepunkt dieses Songs darstellt. Für gerade einmal eine Minute senkt sich die Last einer ganzen Welt auf uns Erbarmungswürdige, erstickt Licht, Glück und Hoffnung. Der Gesang passt sich an diese vernichtende Tortur an, erklingt nun nicht mehr nur als Kreischen, sondern zusätzlich als gefoltertes Growlen, das die Stimmung perfekt unterstreicht. Dieser Part ist das Fundament für das, was folgt: Sonnenstrahlen brechen durch das Dunkel und Gitarrenmelodien von unerwarteter Schönheit heben den geschundenen Geist in diesem zerquetschten Körper einem erlösenden Delirium entgegen, einem Wachtraum aus Betäubung und Schwerelosigkeit. Passend zur gewandelten Atmosphäre schweigen nun auch die Vocals, deren kompromissloser Ausdruck von Pein hier nicht länger gepasst hätte. Für meinen Geschmack zieht sich dieser Schlusspart vielleicht sogar ein wenig zu lang hin, aber durch diverse Feedbacks im Hintergrund gestaltet er sich zum Glück nicht allzu repetitiv, obwohl die zentrale Melodie nicht variiert wird.
    So bleibt unterm Strich ein absolut vielfältiges und einnehmendes Stück, das ein frühes Highlight auf diesem Sampler darstellt. Das zugehörige Album werde ich mit Sicherheit austesten.

    Bone Dance – West

    Auch hier besteht eine Verbindung zu Plebeian Grandstand, die allerdings nicht musikalischer Natur ist: Vielmehr ist dieser Song im Rahmen einer Split-LP mit meinen Lieblings-Toulousern erschienen. Nun denn, ich bin gespannt.
    Gleich zu Anfang muss ich leider anmerken, dass „West“ etwas unter der suboptimalen Audio-Qualität der mp3 leidet; aber da Vinyl eben nicht so leicht zu digitalisieren ist wie CDs, gehe ich mal davon aus, dass das nicht anders möglich war. Lautstärkeregler also einmal kräftig nach rechts geruckt und los geht’s!

    Wie auch ihre Vorgänger auf diesem Mixtape haben Bone Dance kein gesteigertes Interesse daran, Gefangene zu machen. Die Gitarren setzen kraftvoll ein, mit einer für dieses Genre (fürs Protokoll: Blackened Hardcore, den ich mit Celeste vergleichen würde) extrem gelungenen Produktion, die den Sound zwar roh und leicht verwaschen klingen lässt – ein Effekt, den ich sehr mag – aber dennoch transparent für das Gespielte bleibt. Was mir an „West“ vor allem gefällt, ist der Abwechslungsreichtum, ohne jemals an Energie einzubüßen. Nicht, dass ich per se etwas gegen ruhige Parts hätte, aber dieses Stück funktioniert einfach perfekt ohne so etwas. Gitarren und Drumming treiben den Hörer über Stock und Stein, wie eine wilde Hatz durch einen verlassenen Wald; der grimmige Sänger legt dabei überzeugend dar, dass etwas hinter uns her ist, vor dem man Angst haben sollte. So vergehen die vier Minuten bei jedem Durchlauf wie im Fluge und machen immer wieder Lust, sich den Song erneut anzuhören.
    Kurzweilig, ohne Tiefe missen zu lassen: Auch hier werde ich gerne genauer hinhören.

    See You Next Tuesday – Paraphilia

    Natürlich vergesse ich regelmäßig, nach Bone Dance die Lautstärke wieder runterzudrehen, aber intakte Trommelfelle werden sowieso überbewertet.
    Wir kommen also zur kürzesten Granate des Samplers, ein Bastard aus Sludge und Grind mit herrlich unmenschlichem Schreihals und unerwartet melodischem Gitarrenspiel. Trotz der knappen zwei Minuten Länge werde viele Akkorde ausklingen gelassen und so entsteht ein vielmehr melancholisches als ultrabrutales Feeling. Einen kurzen Knüppelpart gibt es dennoch, der sich – u.a. durch die wiederum großartige Produktion, vermute ich – perfekt in das Ganze einfügt. Der Song ist wie ein sehnsüchtiger Blick auf das offene Meer von einer Klippe aus, die plötzlich von einem gewaltigen Brecher erschüttert wird.
    Obwohl man aus den Ideen dieses Songs bestimmt auch ein längeres, epischeres Stück hätte machen können, funktioniert er so, wie er ist, sehr gut. Wenn sich das ganze Album auf solch einem Niveau bewegt, könnte sich das ebenfalls auf voller Länge für mich lohnen.

    Joa, bis nächsten Dienstach dann, ne?

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6728381  | PERMALINK

    A.F.P.

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    @ Bird Eater: Das ist btw ein Neben-Projekt von den Gaza-Typen. Die haben sich gedacht, dass sie die Musik einfach mal nehmen und in der amerikanischen Wüste aussetzen und verdursten lassen. Dabei entstand dann wohl das Album „Utah“. Quasi Gaza in melodischer, mit mehr Groove und eben so Firlefanz wie hier und da mal ein bisschen Gitarren-Solo. Find ich aber, besonders bei diesem Lied gut eingesetzt und weniger störend.

    @Gaza: Ja, da hast du eigentlich mit allem Recht. Das Album nennt sich „I don’t care where I go when I die“ und Hospital Fat Bags gibt eigentlich perfekt den Gesamteindruck des Albums wieder. Selbst derOpener und Titeltrack schafft es in 1.19 min von Sex zu Tod durch rostige Nägel zu gehen.
    http://www.youtube.com/watch?v=E9FBRACxb2o
    Dann gibt es da noch das aktuellere Album „He is never Coming Back“. Sie haben nichts an Intensität verloren, aber es geht insgesamt dennoch etwas „geordneter“ zu (von Ordnung kann natürlich immer noch kein Mensch reden..)
    http://www.youtube.com/watch?v=U160Ltr4wjc&feature=relmfu
    Ich will dir außerdem nahe legen wenn auch immer du die Chance bekommst die Band live zu sehen, diese auch wahrzunehmen. Das ist eine unglaublich intensive Show. Hospital Fat Bags ist quasi das Finale und der Sänger geht von der Bühne mitten in die Menge (der Kerl ist halt auch gute 2 Meter groß) und fängt ohne Micro an zu brüllen. Da hören die Kinder dann auch auf zu moshen und alles staunt. Das witzigste war ja noch, das er vor der Show meinte er wäre krank und man solle seine schwache Darbietung entschuldigen. Es folgte die qualvollste und intensivste Show die ich je von einem Sänger und einer Band erlebt hab. War zu krass.

    @Bone Dance: Da kann ich dir leider auch nicht viel zu sagen. Das mit der MP3-Quali ist natürlich schade, ist mir aber auch aufgefallen. Du kannst dir erstmal von der Band gewollt einige Sachen völlig umsonst aus dem Netz holen, schau dich einfach mal um.

    @CUNT: Naja, da muss ich dich jetzt enttäuschen. Die klingen auf dem restlichen Album eher nicht „so“ Der Track diente auch hauptsächlich als Übergang. Was noch am ehesten hinkommt was die atmosphäre von paraphilia betrifft wäre die pogonatrophy-Serie
    http://www.youtube.com/watch?v=zGWUkos8EnA
    http://www.youtube.com/watch?v=OPjOEzR_tWw&feature=relmfu
    die beiden hätte ich dir auch beinahe geschickt so. Bilden einen optimalen Abschluss zu dem Album. Ansonsten klingen die aber eher so:
    http://www.youtube.com/watch?v=pL0Wjf02Phg
    BTW @unmenschlicher Schreihals: Das meinte sein Arzt auch und hat ihm nahegelegt seine Arbeit in der Band niederzulegen, falls er in Zukunft noch IRGENDWAS mit der Stimme anfangen wolle. Die wäre sonst nämlich weg. Das hat er dann auch getan und ich hab die Band danach aus den Augen verloren. Parasite ist für mich dennoch immer noch ein top Album!

    Ich werd heut Abend mit deinem Sampler weitermachen, falls ich nciht vorzeitig einschlaf.

    --

    "Hält sich für'n verkanntes Genie Aber ist so voller Selbsthass, wär er Jude, wär er Antisemit" .
    #6728383  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

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    Danke für das ausführliche Feedback-Feedback!

    Was du zu Bird Eater schreibst, ergibt für mich Sinn, da ich diesen typischen Wüstenrock-Stil eh nicht so mag. Aber mit der Hauptband Gaza war dann ja ein Volltreffer dabei. „I don’t care…“ klingt ja auch mal geil, die Vocals gefallen mir hier sogar noch besser –> Album muss früher oder später her.

    Was CUNT (lol, didn’t see that one coming) betrifft, ist es natürlich etwas schade, dass das „bloß“ ein Ausnahme-Track ist…ich werd aber trotzdem mal ins Album reinhören, vielleicht gefällt’s mir ja doch. „A Portable Death Ray…“ ist zumindest nicht schlecht, auch wenn mich das Gegrunze etwas abturnt.

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    #6728385  | PERMALINK

    Dancing Mad God

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    All Shall Perish – Prisoner Of War

    Schönes Intro. Erst leicht bedrohlich, dann mit den Konservenstreichern fast romantisch; könnte auch zu ’nem Cradle-Song gehören. Mit den einsetzenden Gitarren geht’s aber eher gen Schweden als nach Great Britain, ich zumindest fühle mich an Melodic Death Metal à la Götheborg erinnert. Was aber nicht heißen soll, dass ASP nach langweiliger Kopie klingen, denn eigentlich gefällt mir der Song ganz gut. Und am besten immer dann, wenn ich es schaffe, die Vocals zu ignorieren, die mir mit ihrem ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Shouting-Stilen ziemlich auf die Nerven fallen; für mich leider ein typischer Kritikpunkt bei vielen dieser modernen –core-Geschichten.
    Aber kommen wir zum Positiven und das ist vor allem das melodische Gitarrenspiel. Viele der hier zum Einsatz kommenden Riffs sind einfach richtig gelungen und erschaffen eine irgendwie sehnsuchtsvolle, aber dennoch energiegeladene Atmosphäre, die durch zwischengeschobene Heavy-Parts gut ausbalanciert wird, ohne dabei je ganz zu verschwinden. Das kompetente Drumming leistet dabei gute Unterstützungsarbeit, obwohl mir dieser sterile Drumsound nicht wirklich gefällt.
    Die Leadgitarre gegen Ende ist dann quasi das Grand Finale, trägt für meinen Geschmack aber fast etwas zu dick auf; alles davor hat mir besser gefallen. Ist aber dennoch ein sehr ordentlicher Song, der zumindest im Samplerkontext immer wieder Spaß macht.

    Between The Buried And Me – Specular Reflection

    Apropos „dick auftragen“, ne? Also, h0az hatte ja schon angekündigt, dass ich eventuell zu doof für diesen Song sein könnte und es scheint fast, als solle er Recht behalten. Jedenfalls ist das, was BTBAM hier veranstalten, einige Fahrtstunden (auf der Autobahn, mit einer leistungsstarken Karre) von meiner Baustelle entfernt. Aber warum nur, wo die Jungs doch so toll spielen können?
    Das Intro finde ich ja noch ziemlich großartig. Diese tiefen Klaviertöne haben was von alten Soundtracks, genau an der Stelle, wenn der Bösewicht sich von hinten an den ahnungslosen Helden heranschleicht. Dann kommen noch Chöre dazu und die Bedrohung gewinnt eine andere Qualität: Es ist nicht irgendein Bösewicht, es ist der Teufel höchstpersönlich, der hier auf der Pirsch ist. Was wird die Band mit dieser packenden Atmosphäre anfangen?
    Nun, gar nichts. Die E-Gitarren prügeln drauf los, alles Visuelle verpufft, wir haben erstmal harten Prog-Metal. Ich beschreibe das deswegen so ausführlich, weil es symptomatisch dafür ist, wie ich den Song empfinde: BTBAM wollen unheimlich viel, können auch unheimlich viel, haben aber keine Richtung. Da gibt es technisch anspruchsvolles Geknüppel, melodiöses Gezupfe, verschiedenste Vocal-Stile, manches klingt hypermodern, anderes könnte mit weniger zeitgemäßer Produktion auch in den Siebzigern eingespielt worden sein. Klasse, dass die das alles draufhaben, aber was wollen sie mir damit sagen? Für mich fühlt sich das an, wie gelangweilt durch verschiedene Fernsehprogramme zu zappen; und das Schlimmste ist, dass jemand anderes die Fernbedienung in der Hand hat und ich nicht bei einem Programm bleiben kann, selbst wenn es mir gefällt. Dieser zähe, disharmonische Part nach sieben Minuten mit dem beeindruckenden Bass ist z.B. gar nicht verkehrt, dauert aber natürlich weniger als eine Minute, dann muss der Gitarrist auch wieder zeigen, was alles kann.
    Worüber ich mich übrigens noch gar nichts ausgelassen habe, sind die Clean Vocals. Die finde ich, da will ich auch gar nicht drum herumreden, schlichtweg Scheiße. Das hat auch nichts mehr mit zerfahrenem Songwriting oder unnötigem Gefrickel zu tun, die wären in absolut jedem musikalischen Kontext unerträglich für mich. Kommt vom Kitsch-Faktor fast an Power-Metal heran, da sträubt sich an mir, auf mir und in mir einfach alles, was sich sträuben kann.
    Nee, muss ich nicht haben, ganz ehrlich. Ich weiß, dass die Band ihre begeisterten Fans hat, haben die Jungs mit ihren Fähigkeiten sicherlich auch verdient, aber ich werde mir das freiwillig nicht nochmal anhören.

    Gospel – As Far As You Can Throw Me

    Ich vertrau dir nur so weit, wie du mich werfen kannst. Hm, da stimmt doch was nicht. Egal, kommen wir zum nächsten Song:
    Der beginnt erstmal ausgesprochen punkig. Bisschen Hardcore-Härte ist drin und ein paar ungewöhnliche Melodien, die doch deutlich über das Drei-Powerchords-Schema hinausgehen. Trotzdem frage ich mich, wie Gospel ihre knapp sechs Minuten wohl zu füllen gedenken, ist schließlich doppelt so lange, wie die meisten Punk/Hardcore-Songs so dauern.
    Und tja, da wird’s dann auch strange. Das gute strange zum Glück, bei dem man sich zunächst mal verwundert die Augen respektive Ohren reibt und von dem man dann nicht genug bekommen kann. Nach relativ nüchternen zwei Minuten nämlich setzt eine merkwürdig spacige Melodie ein (ich nehme an, es ist ein Synthie, bin mir aber absolut nicht sicher), der Punk-Gig zerfällt kaleidoskop-artig in bunte Facetten, bis sämtliche Farben verschwimmen und man mit aufgerissenen Augen ins Weltall entschwebt. Die Band spielt derweil einfach weiter, frei im Raum hängend und der Sänger brüllt noch immer wütend seinen Text ins Mic; weiß Gott, wo der Strom für das Equipment gerade herkommt.

    Abgefahren, aber sehr, sehr cool. Habe so etwas echt noch nicht gehört. Wie ist das Album so? Lohnt es sich, danach zu suchen?

    Refused – Liberation Frequency

    Wenn eine Band ihr Album The Shape Of Punk To Come nennt und noch über ein Jahrzehnt später nicht belächelt, sondern gefeiert wird, hat sie irgendetwas verdammt richtig gemacht. Ungeachtet der historischen Bedeutung wollen wir aber jetzt mal schauen, wie mir dieser einzelne Song heute gefällt.
    Fängt irgendwie funky an mit dieser cleanen Gitarre und dem hohen, dünnen Gesang; umso fetter wirken elektrische Sechssaiter und Geschrei, wenn sie dann plötzlich über den Hörer hereinbrechen. Diese Laut-Leise-Dynamik gefällt der Band anscheinend so gut, dass sie das Spiel so ähnlich den ganzen Song über treiben: Zurückhaltendes Gezupfe, dann harte Riffs; ruhiger Gesang (der meist davon handelt, dass die Gruppe ihre Airwaves zurück möchte), dann Gebrüll. Das funktioniert so weit nicht schlecht, ist auf vier Minuten aber irgendwie doch etwas…hm…unterwältigend. Refused waren sicherlich große Innovatoren zu ihrer Zeit und früher oder später muss ich The Shape… sowieso mal komplett durchhören und versuchen zu erfassen, was die Band so alles zu bieten hat…aber so richtig umgehauen hat mich dieses Beispiel ihrer Kunst jetzt trotzdem nicht.

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
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    A.F.P.

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    Jetzt legst du aber los ^^
    Hab gestern leider doch nichts produktives auf die Reihe gebracht, zu viel stress in der Arbeit zur Zeit.. Naja übers Wochenende werd ich sicher einiges schreiben.
    Zu All Shall Perish und BTBAM werd ich wohl nicht großartig was schreiben müssen. Bei beiden Bands sind der Gesang und die technische Versiertheit sehr große Bestandteile und wenn dir das nicht wirklich zusagt, dann kann man auch nichts machen. Wobei ich rückblickend mit dem BTBAM-Song auch nicht die richtige Wahl getroffen hab. Ich hätte dir eher was von der Colors schicken sollen, denke ich. Naja habs halt vermasselt, was solls.

    @ Gospel: Jo! Das Album lohnt sich definitiv! Von vorn bis hinten einfach der reine Wahnsinn. Eigentlich immer noch eines meiner Lieblingsalben überhaupt. The Moon Is a Dead World nennt sich das Teil. Hier noch der Gospel-Knaller schlechthin:
    http://www.youtube.com/watch?v=Yf6FOrG1wYA

    @ Refused: Hm, da hatte ich such die Schwierigkeit, dass ich dir die Band unbedingt draufpacken wollte, aber irgendwie kein Song so recht in den Sampler-Kontext passen wollte. Kannst ja mal noch hier reinhören. Gibt jedenfalls kaum eine Band die ihre Reputation so verdient hat wie Refused, in meinen Augen ist TSOPTC auch eines der besten Alben der Neunziger insgesamt. Kannst ja mal noch hier reinhören:
    http://www.youtube.com/watch?v=l5a1xuO4LaY
    http://www.youtube.com/watch?v=8clGuSJLP5w&feature=related

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    "Hält sich für'n verkanntes Genie Aber ist so voller Selbsthass, wär er Jude, wär er Antisemit" .
    #6728389  | PERMALINK

    Dancing Mad God

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    Cool, über Gospel freue ich mich wirklich, „A Golden Dawn“ klingt ja auch sehr geil. Sobald nächsten Monat wieder etwas Geld da ist, werde ich danach mal Ausschau halten. Hast du vielleicht einen Tipp, woher man das Album noch bekommen könnte?

    Wie gesagt, Refused stehen eh auf der To-Do-Liste. Historische Bedeutsamkeit ist zwar nicht unbedingt der Faktor für die Bewertung von Musik für mich, aber ein bisschen Plan will man dann ja doch haben, wie sich ein paar Stile so entwickelt haben.

    Weiter geht’s:

    Muse – Micro Cuts

    Von Muse weiß ich ja, dass sie eine Zeit vor Twilight-Soundtracks und ausverkauften Stadion-Shows hatten, aber ich habe keine Ahnung, wie die mal klangen. Also auf!
    Der Anfang ist nicht schlecht. Im Hintergrund schrammelnde Gitarren, minimalistischer aber markanter Bass, zurückhaltendes Schlagzeug. Nichts Weltbewegendes, aber nett anzuhören. Dann kommt allerdings doch noch was Weltbewegendes, nämlich der Gesang. Und der bewegt meine Welt ein ganzes Stück Richtung Hölle. Ich meine, ernsthaft, wie kann man sich das anhören? Das geht mir echt nicht oft so, aber hierfür fehlt mir tatsächlich jedes Verständnis. Ich mag durchaus einige extreme Stimmen (Diamanda Galás sei hier mal als Beispiel genannt), aber dieser Herr (der dem Klang nach nicht unbedingt einer sein müsste) schafft mich echt. Je höher er sein Organ schraubt, um noch schriller, noch spitzer, noch theatralischer zu klingen, desto stärker wächst mein Bedürfnis, ihm meine Schreibtischlampe in den Rachen zu stopfen. Gegen Ende kommt dann ein bemerkenswert harter, grooviger Part, der einigen Spaß machen könnte; das ist ja gut, ich finde das ja alles gut, aber MEIN GOTT DIESE STIMME, ARGH!
    Jetzt weiß ich, warum ich im Vorfeld Angst vor Muse hatte. Muss Instinkt gewesen sein. Ich hoffe bloß, der nächste Song wird weniger anstrengend…

    Purity Ring – Lofticries

    Und das wird er tatsächlich. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang auch diesen Track nicht besonders mochte, aber nach einigen Durchläufen habe ich ihn zu schätzen gelernt.
    Ob die Band sich nach diesen lustigen Ringen benannt hat, die christlich sozialisierte Jugendliche in den USA dazu verpflichten sollen, bis zur Eheschließung auf die Freuden der Fleischeslust zu verzichten? Die kindlich-unschuldig klingende Sängerin zumindest könnte tatsächlich aus einer katholischen Mädchenschule entlaufen sein, um dem Rohrstock der Ordensschwestern zu entkommen. Doch ob das eine so gute Entscheidung war? Ihr Weg führt sie durch eine lichtundurchlässige Landschaft aus fremdartigen Gebilden und Lauten, in der alles verzerrt und verformt wirkt. Nur der ruhige und stetige Beat sorgt für Fokus: Langsame, gleichmäßige Schritte im strömenden Regen durch eine Nacht, in der Dunkelheit aus den bizarr wirkenden Bäumen dampft. Kurz vor Erreichen der dritten Minute fängt dann auch dieser Beat an zu stolpern und für einen Moment verliert die ganze Welt ihre Gestalt, bevor die Protagonistin stehen bleibt, tief durchatmet und mit neu gefasstem Mut der merkwürdigen Schönheit dieser dunklen Zwischenwelt entgegenschreitet.

    Doch, hat mich jetzt durchaus neugierig gemacht, dieser Song. Wie klingen die sonst so?

    Electric Wizard – Funeralopolis

    Da hab ich nun nicht aufgepasst, als du im Vorfeld die letzte Version deiner Playlist präsentiert hast. Zwar kenne ich Electric Wizard ich nicht besonders gut, aber just diesen Song hat der gute Ardor vom Venushügelgrab mir schon einmal auf einen Sampler gepackt. Was macht man da? Nun, man könnte ja das anno dazumal (naja, letztes Jahr) Geschriebene mit meinen heutigen Eindrücken vergleichen.

    „Sobald die tiefen und stark verzerrten E-Gitarren einsetzen, walzt der Song einfach nur noch
    mit behäbigem Rhythmus nach vorne und der Hörer, von Lethargie ergriffen, kommt gar nicht auf die Idee zur Flucht, sondern lässt sich einfach überrollen.“

    Joa, das kann man so stehen lassen. Viel passieren tut hier wirklich nicht, entweder man lehnt sich einfach zurück und lässt sich vom breiten Dröhnen dieses massiv tiefergestimmten Retro-Dooms die Trommelfelle massieren, oder man wird dabei wahrscheinlich relativ wenig Freude haben.
    Irgendwie ist mir damals nicht so richtig aufgefallen, wie sehr der Song eigentlich nach Proto Doom Metal klingt, bloß mit ins Untergeschoss verlegten Gitarren und einer höchstwahrscheinlich absichtlich gewählten LoFi-Produktion. Und während ich normalerweise großer Fan einer solchen bin, muss ich sagen, dass ich den Sound – auch aufgrund der Tiefenlastigkeit – hier doch sehr anstrengend finde. Zudem können die Riffs mich irgendwie nicht fesseln; mich stört nicht so sehr, dass zu wenig passiert, als dass es mich nicht mitreißt. So kann ich leider auch mein Fazit von damals hier recyceln:

    ch weiß aber nicht, ob ich das länger als einen Song lang ohne Abwechslung ertragen würde. Stoner war noch nie so richtig mein Genre und auch wenn ich verstehen kann, was andere an dieser Musik finden, hab ich im Moment eher wenig Motivation, mich da weiter reinzuhören.“

    Melvins – A History Of Bad Men

    Nach allem, was ich über die Band gehört habe, hätte ich mir zwischen Hardrock, Sludge und Noise alles Mögliche vorstellen können; „A History Of Bad Men“ klingt allerdings erneut eher nach traditionellem Doom Metal. Damit passt es sehr gut zum vorangehenden Song und etwas weniger gut in mein musikalisches Beuteschema. Immerhin: Die Produktion klingt hier gleich viel angenehmer, mit vollen und bedrohlichen Gitarren und schön erdigen Drums. Leider ergibt sich daraus ein anderes Problem: Während der klassisch angehauchte Gesang bei Electric Wizard durch den Sound so stark verzerrt wurde, dass er mich nicht weiter gestört hat, kommt bei den Melvins der volle 70er/80er-typische Metal-Pathos durch. Dieser lenkt mich effektiv von dem ab, was die Gitarren so treiben, obwohl mir das durchaus gut gefällt: Die schweren, behäbigen Riffs lassen mich an mächtige Wellen auf einer aufgewühlten See denken, deren zerstörerisches Treiben sich durch nichts Menschliches aus der Ruhe bringen lässt. Gelegentliche maschinenartige Drumsounds und andere Geräusche erzeugen das Bild einer Ölbohrinsel, die von besagten Wellen umtost wird, während die Menschen darauf sich verzweifelt festklammern und auf Besserung hoffen. Aber der Gesang lässt dieses Bild wieder irgendwie cheesy auf mich wirken, als stamme die Szene aus einem überzeichneten 80er-Jahre-Film. Diese Form der stimmlichen Darbietung geht einfach absolut nicht an mich und ich schaffe es auch nicht, mich daran zu gewöhnen.
    Wieder mal ein gut gemachter Song, der leider nicht so ganz mein Fall ist.

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6728391  | PERMALINK

    A.F.P.

    Registriert seit: 20.12.2007

    Beiträge: 24,476

    @ Gospel: Das Album wurde vor wenigen Jahren re-released, mit einem leider nicht so hübschem Cover (IMHO) als beim Original. seitdem dürfte es eigentlich nicht mehr so schwer sein das zu bekommen. Naja, jetzt wo ichs gerade suche, wird es wohl doch nicht so einfach. Ich stolpere irgendwie nur noch über Original-Versionen, dabei aber alles zwischen 80-200$ Oo. Naja musst du dich mal weiter umschauen, ̶d̶̶e̶̶n̶̶ ̶̶r̶̶e̶̶r̶̶e̶̶l̶̶e̶̶a̶̶s̶̶e̶̶ ̶̶g̶̶a̶̶b̶̶s̶̶ ̶̶j̶̶e̶̶d̶̶e̶̶n̶̶f̶̶a̶̶l̶̶l̶̶s̶̶.̶ Mein Gehrin scheint mir hier Streiche zu spielen. Da find ich jetzt gar ncihts mehr dazu. Scheint bitter zu sein, sich das Album noch zu besorgen.
    Naja gut, Bei Micro Cuts sind die Vocals schon sehr extrem, habe ich aber mit Bedacht so gewählt. Aber dieses Sopran-Organ macht den Matt Bellamy halt trotzdem aus. Ich hätte noch diese beiden Tracks auf der Liste gehabt. Hab mich dann aber für Micro Cuts entschieden weil ich fand das es am Besten zum Sampler gepasst hat.
    http://www.youtube.com/watch?v=HiHUKVoYbdc
    http://www.youtube.com/watch?v=dOCZFChafOQ&feature=relmfu

    Purity Ring sind wohl schon nach den Ringen benannt, aber ich denke nicht, das sie damit ihre Zustimmung zu besgatem Thema bekunden. Die Sängerin ist jedenfalls ne ganz hübsche und viele Promo-Fotos/Videos die man so findet scheinen der Fleischeslust jetzt nicht gerade absagen zu wollen.
    http://www.youtube.com/watch?v=OO9eBD906M8
    Ich kenne nur die paar Tracks, die vor dem Album im Netz umhergingen, mittlerweile gibt es aber besgates erstes Album, das habe ich aber noch nciht gehört. Hab aber gelesen, dass auf dem Album anscheinend 90’er R’n’B einen großen Einfluß hat, was sich ja dann doch eher.. interessant anhört..

    Bei den Melvins kann ich dir nicht wirklich zustimmen. Also das King Buzzo eine 70er/80er Metal-Pathos Stimme hat finde ich gar nicht. Die Stimme ist sehr eigen und charakteristisch. Das sind BTW 2 Drummer die diese Klänge erzeugen. Vor allem live auch ne hervorragende Show.
    http://www.youtube.com/watch?v=7Q7Q-KjD600&feature=related
    noch was älteres:
    http://www.youtube.com/watch?v=BmX_7B8c-ww
    Houdini kannst du definitv mal auschecken denke ich. Ist halt ‚das‘ Melvins-Album. (A) Senile Animal ist aber eigentlich mein Melvins-Lieblingsalbum.

    Dann mach ich endlich mal weiter.

    Rubberoom – Trial of the Vampire

    Wie gesagt, Der Sampler ist in sich sehr stimmig. Es geht weiter mit weiterem Trip Hop (?) aber wieder mehr Hip Hop lastigem, was mir wiederrum sehr zusagt. Schöner Flow, gute Rhymes, gechillter Beat, der hier aber jetzt nicht unbedingt äußerst positiv in Erscheinung tritt. Der Beat ist halt einfach da, der macht aber nicht viel. Ist äußerst simpel gehalten. Nach dreieinhalb Mintuen ist der Spuk dann auch wieder vorbei, auf jeden Fall gut auch, das der Song nicht durch überzogene Länge in erschinung tritt. Genau richtig so. Kommt erstmal auf die „gefällt“ Liste, aber jetzt nicht an die Spitze wie zB Archive.
    7/10

    Tricky – Tricky Kid

    Der Anfang erinnert mich fast ein bisschen an Sachen von Jay-Z haha. Aber das muss ja nichts schlechtes sein. Aber der Rapper hier taugt mir leider nicht so wie bei den Vorgängern. Die Stimme ist eher strange und es ist relativ Akzentloses vor sich hingerede, die Samples und zwischenrufe sollen wohl für besagte Akzente und Atmosphäre sorgen, das ganze wirkt dann sehr bedrohlich und relativ unheimlich. Eine gute Idee mit ihrer Musik diese Richtung einzuschlagen, Der Beat geht mir dann aber irgendwie zu sehr auf die Nüsse nach einiger Zeit und wie gesagt, der Sprechgesang gibt mir echt auch nicht viel. Schade!

    Techno Animal – Hell (feat. Dälek)

    Als ich das zum ersten mal gehört hatte dacht ich sofort wie sehr mich das an den Dälek-Song erinnert, den ich mal von Blutspender bekommen hab. Da hab ich noch gar nicht mitbekommen, dass da feat. Dälek dabei steh, haha. Aber schön ich mag ja was ich von ihm kenne. Und ich mag auch das hier. Die schweren Drums, wie ine einem Keller gespielt und im nächsten Raum mit verschlossener Tür aufgenommen, unterstützen schön schlichten Sprechgesang mit gutem Flow sehr gut. Gut passt auch die Stelle, in der die Drums dann aussetzen und sich der Song irgendwo im Raum-Zeit-Kontinuum verlieren zu scheint. Alles schwebt nur merkwürdig vor saich hin, bevor die Drums dann wieder einsetzen und zwar effektiver denn je. Die Intensität wir durch weiter einsetzende Bässe, die das Soundsystem ur noch zu einem großen Rauschen bringen zu einem krassen Klimax bringen, bei dem man jeden Moment erwartet, dass gleich alles in sich zusammenfällt, da der Mixer einfach alle Regler so weit nach rechts gedreht hat, dass sein Gerät explodiert ist. Top!
    8/10

    Mutter – Ich bin er

    Nun zu Mutter. wurde hier ja schon angesprochen, komisch dass ich davon noch nie gehört habe. Noise/Drone mit deutschen Texten, die sehr ‚eigen‘ verarbeitet werden. Leider ist das auch das größte Manko an Mutter wie es scheint. Nicht, das ich was gegen deutsche Texte hätte, aber wie sie hier vorgetragen werden passt mir so gar nicht irgendwie. Ich kann nicht sagen, ob es der Dialekt ist, oder der Fakt, das es sich einfach viel zu sehr nach merkwürdigem Open-Mic-Veranstaltungen in möchtegern-Intelektuellen Studenten-Neo-Hippie-Kulturhäusern anhört. Ich versteh ja, dass der man krank ist und irgendwie ist er auch er, aber das er mir damit so auf die Nerven gehen muss, ist etwas bedauerlich. Gäb mir ohne die Vocal-Parts/mit andern Vocals deutlich mehr.
    Ich hör jetzt auch auf mit Punkte-Bewertungen. Das ist irgendwie immer so doof.

    Sortsind – Jeg Er Kulden

    Der Name sagt mir sogar was. Ich war mir nur nicht mehr sicher woher, und was genau. Jedenfalls sind wir jetzt in den dunkleren Gefielden des Samplers angelangt. Hier war Mutter btw dann doch ein sehr gelungener Übergang vom Hip Hop zum Black Metal. Irgendwie.
    Sortsind verschlechtern die Laune deutlich mit zäh fließendem Black Metal. Die Produktion ist sehr vorschrifts-mäßig, so schlecht wie nur irgend möglich. Alles andere würde hier aber auch definitiv die Atmosphäre kaputt machen. Diese ist nämlich durchaus dick und überzeugend. Es regnet, es ist dunkel und man scheint gefangen zu sein. Qualvolle Schreie Hallen durch das kalte Nichts. Fantastisch. Die schiere Verzweiflung ohne jeglichen Ausweg, ohne erkennbares Ende. Vereinzelt unverzerrte Vocals gegen Ende sind dabei noch emotionaler, noch tödlicher. Und dann ist es plötzlich aus, genau so wie es angefangen hat. Wie eine leicht wacklige, monotone Walze wurde hier gerade alles platt gemacht, was irgendwie mit Hoffnung zu tun hatte. Sehr krass, jedenfalls nichts für alle Tage, aber wenn man mal in der Stimmung ist, sicher überragend. Aber so wie ich die Geschichten kenne, eh aussichtslos sich da etwas besorgen zu können.

    Locrian – Obsidian

    Abermals ein bekannter Name, der einem schon das ein oder andere mal unterkommt, wenn man sich mit Drone-Doom-Geschichten befasst. Die kurze Pause die Sorstind hinterlassen hat. führt einen keineswegs aus dem kalten Verlies. die Schreie kehren fast identisch bei Locrian zurück, die Atmosphäre ist verlorener und erbarmungsloser denn je. Ich weiß nicht ob ich so langsam mal mein Fenster schließen sollte, oder ob ich hier gerade dank meiner Computer-Boxen zu zittern anfang. Und doch zumindest nach wenigen Minuten scheinen irgendwo, weit entfernt in der Leere verworren gewisse Melodien zu sein. Und diese werden immer deutlicher, man rafft sich auf, beginnt zu laufen. Weitere Minuten vergehen, bis plötzlich ein Licht auftaucht, weit entfernt. Und doch wird es immer greifbarer, die Hoffnung kehrt zurück, vielleicht gibt es sie ja doch noch, die verloren geglaubte Freiheit. Pianos setzen ein, sogar Drums! Ja gibt es denn das. Fantastischer Song.

    God – Lazarus

    Es fällt jedenfalls nicht sehr leicht etwas über God herauszufinden. Aber ich denke mal, das es das ‚Jazzcore'(?) Projekt von dem nicht unbekannten Kevin Martin ist, der ja auch mit Dälek und El-P zB in Verbindung gebracht wird.
    Nach orientalischem Anfang, geht es dann mit wirrem Saxophon weiter. Und ich kann nicht aufhören an eines zu denken: Mr Bungle. Warum zur Hölle hab ich Mr Bungle von meinem Sampler gestrichen. God scheinen einfach nur Mr Bungle in abgeschwächter Form und ohne die fantastischen Vocals eine Mike Patton zu sein. Rockmusik, wo sich die 80e-r und 90er-Jahre getroffen haben, paaren sich mit unkonventionellen Rythmen und Instrumenten. Naja, was Lazarus betrifft wird Tool wohl die #1 bleiben und wenn ich Musik wie die hier hören will, dann wie gesagt:
    http://www.youtube.com/watch?v=5r-A2wmTIcA

    --

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    #6728393  | PERMALINK

    Dancing Mad God

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    Hm, dein Urteil zu God kann ich wiederum nicht nachvollziehen. Vom rein experimentellen Standpunkt aus kann man das „Mr. Bungle light“-Label ja vielleicht noch nachvollziehen, aber da gibt’s ja noch diese Kleinigkeit namens Atmosphäre, und da finde ich God einfach wesentlich heavier und schmutziger als das, was ich von Mr. Bungle kenne; neben K. Martin ist ja schließlich auch Justin Broadrick von der Partie und entsprechend wurde auch eine Menge Godflesh’scher Industrial Metal veruwrstet. Und schräge Vocals (mit albernen Texten…) hätten God m.M.n. mitnichten aufgewertet. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

    Sortsind sind auf Albumlänge nochmal wesentlich intensiver als ein einzelner Song es sein kann, aber die CDs sind tatsächlich schwer aufzutreiben. Das tatsächlich völlig von der Bildfläche verschwundene Sår wurde 2005 unter dem Namen Vanvid mit einigen Bonustracks wiederveröffentlicht, vielleicht geht da noch was. Ansonsten würde sich zumindest ein Download empfehlen, denn besser (= bösartiger, schmerzhafter) geht es m.M.n. nicht.

    Rubberoom sind ziemlich cool…ich hab vielleicht tatsächlich nicht den eindrucksvllosten Beat rausgepickt, aber von der Stimmung her hat’s halt gut reingepasst. http://www.youtube.com/watch?v=6hiQN_OuEKI

    Techno Animal ist übrigens ebenso ein Projekt von Kevin Martin und Justin Broadrick wie God 😉 Das Album Brotherhood Of The Bomb ist sehr empfehlenswert, die Herren rappen antürlich nicht selbst, haben sich aber eine Menge illustrer Feature-Gäste eingeladen, neben Dälek auch El-P und Rubberoom (daher kenne ich die auch). http://www.youtube.com/watch?v=_czrpe-0mG0

    Was war noch? Achja, Locrian. Tolle Band, The Crystal World ist komplett zu empfehlen. http://www.youtube.com/watch?v=HCh8O3aem5s

    Bei Mutter war mir klar, dass es wenn, dann am Gesang scheitert. Ist merkwürdiger Kram, kann ich voll verstehen, wenn man damit nichts anfangen kann. Wobei ich die Band nicht als möchtegern-intellektuell einstufen würde, dafür sind v.a. die frühen Sachen einfach viel zu kompromisslos verstörend.

    Das mit Tricky ist ein wenig schade, war eine der prägenden Figuren des Trip-Hops. Arbeitet normalerweise auch viel mit Frauengesang (früher v.a. mit der großartigen Martina Topley-Bird), aber „Tricky Kid“ ist halt mein Lieblingssong von ihm und hat auch gut auf den Sampler gepasst.

    --

    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
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    A.F.P.

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    Joa, God hat mir einfach nicht so viel gegeben. Ich habs auch öfter versucht. Mit Industrial-Zeug konnte ich eh nie viel anfangen.

    Das pseudo-intelektuell war btw auf die etablissements/begebenheiten bezogen an die mich Mutter erinnern, nicht auf Mutter selbst 😉

    --

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    #6728397  | PERMALINK

    tonitasten

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    '[A.F.P.;2248989′]Joa, God hat mir einfach nicht so viel gegeben. Ich habs auch öfter versucht. Mit Industrial-Zeug konnte ich eh nie viel anfangen.

    Das pseudo-intelektuell war btw auf die etablissements/begebenheiten bezogen an die mich Mutter erinnern, nicht auf Mutter selbst 😉

    Für diese intellektuelle Schiene sind Mutter auch viel zu drastisch und zu deutlich, würde ich sagen. Auch da sind sie höchstens mal ein Geheimtipp aus zweiter Hand. Äußerst schade. Mir gibt das was.

    --

    #6728399  | PERMALINK

    Dancing Mad God

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    War From A Harlots Mouth – Scully

    Bob Danfous: „The sound of your voice is like a jackhammer on my eardrums!“
    Scully: „Mr Danfous, I’m Special Agent Dana Scully with the FBI.“
    Bob Danfous: „What’s so special about you?!“
    Scully: „It’s an FBI title, sir.“
    Bob Danfous: „I know it is. I’m not stupid!“

    So, nachdem wir diesen nicht unerheblichen Sympathie-Bonus des Songs ausreichend gewürdigt haben, kommen wir zum Review.
    Die Band mit dem fehlenden Apostroph (das scheint wirklich die offizielle Schreibweise zu sein) ist ja unter –core-Liebhabern in aller Munde (haha) und entsprechend hab ich irgendwas ekliges Frickeliges erwartet, am besten noch mit Klargesang. Völlig falsch, denn „Scully“ beginnt hochatmosphärisch und eher schleppend. Am Anfang noch marschähnliche Drums, ein ruhiges, aber bedrohliches Gitarrenriff und schließlich schleppende Heaviness, die sich auf den Hörer legt. Das Drumming wird zunehmend komplexer, lenkt aber nicht von der finsteren Grundstimmung des Songs ab, die spätestens dann zum Greifen dich wird, wenn der Shouter einsetzt. Der macht quasi alles richtig, was ich sonst an Vocals dieser Art kritisiere, ist nämlich durchaus variabel, ohne dabei ständig den Stil zu wechseln und wirkt damit tatsächlich wie eine fühlende Person, die Verzweiflung und Abscheu aus sich herauskotzt.
    Nach dreieinhalb Minuten kommt ein ruhiger Part, der atmosphärisch durchaus einigen Sinn ergibt, insbesondere durch die beeindruckend verstörenden Schreie, die jetzt von weiter weg zu kommen scheinen; als wäre man hinter einem Maschendrahtzaun gefangen, während irgendwo in der Nähe im hohen Gras ein abscheuliches Verbrechen begangen wird.
    Nachdem die E-Gitarren wieder eingesetzt haben, baut der Song leider ein wenig ab. Das Potenzial, das durch die bedrohliche Atmosphäre in den ersten beiden Dritteln aufgebaut wurde, wird für mein Empfinden nicht voll ausgenutzt: Ein Geschwindigkeitsusbruch oder auch eine Steigerung der doomigen Schwere hätten hier wunderbar funktionieren können. Alternativ dazu hätte man auch das Riff vom Anfang noch einmal spielen können, das hätte eine gewisse Geschlossenheit der Struktur erzeugt; außerdem fand ich es auch einfach besser als den sich stetig wiederholenden Schlusspart.
    Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau, denn wirklich schlecht ist auch dieses letzte Drittel nicht: Die Vocals bleiben großartig und auch wenn nicht das Maximum aus der Atmosphäre herausgeholt wird, so wird doch auch nicht allzuviel davon verschenkt und unsere tapfere FBI-Agentin bleibt bis zum Schluss äußerst hörbar.

    Der Song ist ja von In Shoals; vom Nachfolger MMX hab ich mal was von Black-Metal-Einflüssen und noch düstererer Ausstrahlung gelesen. Wie schätzt du denn die Alben ein? Die Band ist jetzt jedenfalls interessant geworden für mich…

    Jedi Mind Tricks – I Against I (feat. Planetary)

    Alles, was ich von Jedi Mind Tricks kenne, ist der Killersong „Uncommon Valor (A Vietnam Story)“ mit einem unglaublichen Part von R.A. The Rugged Man und ich war sehr gespannt darauf, mal was anderes von denen zu hören.
    Der Beat ist nicht schlecht gemacht, wenn auch sehr simpel: Mit seinem Vinyl-Knistern am Anfang und den sanften Synthies hat er etwas Nostalgisches, wie ein vergilbtes Foto aus Kindheitstagen oder eine Rückblende mit Sepia-Effekt im Film.
    Die Raps sind soweit ebenfalls ordentlich geflowt, wenn ich auch zugeben muss, dass mich nichts davon wirklich vom Hocker haut. Das liegt wohl zum Teil auch an den Texten, denn was ich davon verstehe, ist typisches Dicke-Hose-Gelaber, das ich immer etwas langweilig finde; kein Vergleich zum Gänsehaut-Faktor des „Uncommon Valor“-Kriegsszenarios. In der Hookline wird dann der Heimatstadt Philadelphia, dem Underground und natürlich der eigenen Crew gehuldigt – an der Eastcoast nichts Neues, also.
    Alles nicht schlecht, aber halt auch nicht umwerfend. Wenn die meisten Tracks von denen eher in diese Richtung gehen, brauche ich da kein Album, glaube ich …

    Cynic – Integral Birth

    Habe ich schon mal erwähnt, dass ich gar nicht so gerne Verrisse schreibe? Die meisten anderen Reviewer scheinen sich ja regelmäßig darauf zu freuen, Tracks zerreißen zu können, aber so richtig liegt mir das nicht. Deshalb fasse ich mich auch kurz:

    „Integral Birth“ hat so ziemlich gar nichts, das mich in irgendeiner Weise anspricht. Die Gitarrenmelodien sind mir schon gleich am Anfang zu fröhlich und werden nur noch schlimmer. Die hohen, dünnen Clean Vocals finde ich grausam (again!) und die Growls reißen da auch nichts raus. Was Songstrukturen und Spieltechnik angeht, ist das sicher alles ganz doll progressiv und anspruchsvoll, aber ich habe ja schon ausführlich dargelegt, dass das für mich kein Qualitätskriterium ist. Technisch komplexe Musik kann natürlich unglaublich gut sein, wenn die Künstler damit auf einzigartige Weise Emotionen ausdrücken, sie kann aber genauso gut totlangweilig oder gar nervig sein, wenn die Komplexität zum Selbstzweck verkommt. Nun bin ich mir gar nicht sicher, ob ich Cynic unterstellen darf, dass sie außer ihrer Fingerfertigkeit und Sangeskunst nichts zu sagen haben, oder ob mir vielleicht einfach das Gesagte nicht schmeckt.
    So oder so kann ich mit „Integral Birth“ aber einfach mal überhaupt nichts anfangen.

    Ion Dissonance – Failure In The Process Of Identifying A Dream

    Ion Dissonance…das ist doch schon wieder Musik für Musiker, oder? Kann ich den Mittelteil meines Cynic-Reviews einfach hierher kopieren?
    Nein, merkwürdigerweise nicht. Ion Dissonance schaffen es nämlich, anders als ihre Sampler-Vorgäner, mich (nicht trotz, nicht wegen, sondern) mit ihrer hochtechnischen und strukturell kaum nachvollziehbaren Musik mitzureißen. Das liegt einerseits am vor Energie berstenden und großartig psychotischen Geschrei, andererseits aber auch an den erbarmungslosen Sechssaitern, die zwischen Tonnenschwere und Chaos variieren und den Hörer damit geradezu zermalmen.
    Am Anfang steht erstmal eine friedliche Piano-Melodie, die jedoch nur wenige Sekunden andauert, bevor der Song sich auf dem Absatz herumdreht und in die entgegengesetzte Richtung marschiert. Witzigerweise spielt eine der Gitarren diese Anfangsmelodie noch kurz nach, ansonsten aber regieren fiese Dissonanzen und Konfusion. Die chaotischen Gitarren erfassen den Hörer wie ein gigantischer Strudel, ein akustischer Maelstrom ohne Entrinnen, schleudern ihn umher und drücken ihn unter Wasser, wie es ihnen beliebt. Stellenweise fast groovig, dann wieder schleppend, zerfahren, manchmal gar annähernd melodiös (wobei mein Hirn wahrscheinlich dankbar jeden Part als „Melodie“ interpretiert, der ihm nicht völlig die Synapsen zerschießt) wird hier viereinhalb Minuten lang ohne Unterlass gebrettert. Und ich find’s tatsächlich geil.

    Jetzt natürlich die Frage: Klingen die öfters so oder ist das ein besonders zugänglicher Song, den sie extra für unmusikalische Dödel wie mich aufgenommen haben? Da mich noch immer nicht interessiert, was die Jungs spielen, sondern nur, wie es klingt, könnte das natürlich auf Albumlänge ziemlich schief gehen. Aber mein Interesse konnte „Failure…“ definitiv wecken.

    --

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    A.F.P.

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    Also WFAHM war noch nie die typische Frickel-Klargesang-Deppencore-Band. Sie waren immer besonders, ob nun der außerordentlich gute Sänger, die fremd-Genre Einflüsse, oder sinfach gute Kompostionen. Ab In Shoals für dich alles empfehlenswert, Transmetropolitan ist noch eher „einfacherer“ Deathcore mit den typischen Breakdowns, Gangshouts, etc. pp., also das was du ja nicht so magst. In Shoals wird Jazziger, (noch) anspruchsvoller und abwechslungsreicher. Mit MMX hab ich mich ehrlich gesagt gar nie so wirklich krass intensiv beschäftigt, da ich In Shoals immer irgendwie besser fand. Düsterer und gemeiner ist MMX aber definitiv. Einfach mal ein bisschen reinhören, in beide, würd ich dir empfehlen. Wobei Scully natürlich auch nciht der typische WFAHM Song ist, das muss ich dazu sagen. Ist generell schon vertrackter.

    Ich würde jetzt nicht sagen, das Jedi Mind Tricks nur generische Crew-East-Coast-Huldigungs-Texte haben. Mit solchen Aussagen wäre ich sehr vorsichtig. „Uncommon Valor“ ist zwar auch einer meiner Lieblingssongs, aber Violent By Design ist ein äußerst empfehlenswertes Album, wenn man auch nur ein bisschen was mit Hip Hop anfangen kann.

    Das (dieser) Cynic(-Song) dir nicht taugen wird, war mir nach den bisherigen Reviews völlig klar. Kann man ncihts machen.

    Also ob du Ion Dissonance auf Album-Länge durschstehst, das kann ich dir nicht beantworten. Ich glaube es gibt niemanden, der (alte) Ion Dissonance-Alben nicht anstrengend findet. Und das nicht weil es „Musik für Musiker“ ist. Ion Dissonance Hauen einen einfach ohne Rücksicht um. Sperriger als ein Fels, offensichtlich dissonant und generell einfach der Gegenpol zu easy listening. Aber so wie ich dich bisher einschätze bist du nicht gerade an easy listening interessiert, deshalb will ich dir keineswegs von Ion Dissonance alben abraten. Failure.. ist aber definitiv kein Ausnahme-Song. Er ist von dem Album „Breathing Is Irrelevant“, welches zusammen mit „Minus The Herd“ eigentlich meine Lieblinge ihrer Diskographie sind, auch wenn cih gestehen muss, das ich mich mit der aktuellsten nicht sonderlich auseinandergesetzt habe.
    http://www.youtube.com/watch?v=6QuIjtvFZc4&feature=related

    Tanen – Bitume

    Es geht weiter mit Mathcore, was mich dann doch am meisten Überrascht hat an DMG’s Sampler. Dacht ich doch, er hats nicht so mit Vertracktheit und Frickelei. Es wird aber auch nach dem Anfang recht schnell straighter, aber nicht minder beeindruckend. Hier hast du definitiv genau meinen Nerv getroffen. Toller, atmosphäre schaffender hardcore, mit engagiertem Sänger, von einer Band, die ihr Handwerk definitiv auszuüben weiß. Eigentlich sehr sehr merkwürdig, das ich vorher noch nie etwas von der Band gehört habe. Da muss mir eine echte Perle des Genres entgangen sein. Werde ich mir definitiv merken!

    Little Girl Terrorist – Charter Arms .38

    Es geht grindiger weiter, aber auch sehr toll, die letzten Songs hätten glatt von meinem Sampler stammen können, haha. Auch hier triffst du wieder voll ins Schwarze. Ein sterbender Sänger, gemischt atmosphärisch ausklingende und dissonante Akkorde und irgendwo genau richtig eingestzte Synthies steigern sich immer weiter zu einem Klimax, der kaum intensiver sein könnte. Und das alles nur in den ersten drei, von fast zehn Minuten. +
    Nach kurzem Auslaufen plötzlich gespenstische Ruhe. Draußen scheinen die Stürme weiter zu toben, aber wir widmen uns erstmal wieder unseren Synthies und schaffen ein völlig neues Klangbild. Frauen-Klargesang, gepaart mit ruhigeren Gitarrenklängen, aber doch hektischen Drums die es immer weitertreiben, bis die Frau kaum noch mitzukommen scheint.
    Um ehrlich zu sein, ist es mir gar nie in den Sinn gekommen, dass es noch so krass faszinierende Musik gibt, die zwischen all meinen geliebten Genres und Klangbildern hin- und herspringt, solche Atmosphäre schafft und bei der für mich von hinten bis vorn einfach alles stimmt, welche mir aber bis heute noch nicht untergekommen ist. So eingebildet das auch klingen mag. Würde ich noch Punkte vergeben, würde die Höchstpunktzahl wahrscheinlich nicht reichen.

    Sprawl – Enter The Sphere

    Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werde ich relativ unsanft von „Sprawl“. Industrial-Metal-Frickel unterlegt von 90er-Jahre-Gabba und billigem Keyboard, wird nur noch durch künstlerisch wirken wollende Xylophon-Klänge, noch mehr aufgelegte Gitarrenklänge und noch mehr Keyboard gestört, bis alles einfach unbeschreibbar überladen ist. Das klingt irgendwie als hätte ein Musiker versucht einfach so viele Tonspuren wie sein Home-Aufnahme-Programm hergibt vollzumachen und das dann übereinander zu legen, nur um mal zu schauen wie es klingt. Oh ja und er kann keines der Instrumente eigentlich spielen. Recht peinlich ehrlich gesagt. Ich mag Verrisse-schreiben aber auch nicht. Drum lass ich es jetzt bleiben.

    Diapsiquir – Venin Intemporel, Rouille Universelle, Satan

    Ui, der Typ von Sprawl hat eine Band gefunden, die mit ihm spielen will. Naja es ist nicht ganz so schlimm, schlägt aber leider in die selbe Kerbe ein. Ich denke die vielen Soundteppiche sollen Atmosphäre schaffen und das Gebrüll soll flehend oder irgendwie Stan-beschwörend (?) sein. Für mich klingt der Typ irgendwie einfach total betrunken. Ich mein, ich mag ja so einiges obskures Zeug. Ich mag auch Chaos in der Musik sehr gerne. Aber es gibt irgendwo auch einen Unterschied zwischen durchdachtem Noise/Black-Geschwurbel hinter dem merklich Talent steckt und einfach random übereinandergelegten Geräusch-Sequenzen mit französischem Dichtsack-Gebrüll, das mir aber auch sowas von unsympathisch rüberkommt. Wahrscheinlich bin ich aber einfach zu dumm für solche Musik. Oder gerade nciht in der richtigen Stimmung. Tut mir jedenfalls leid, falls ich hier gerade deinen Lieblingskünstler beleidige, in meinen Augen kann der aber nicht so viel wie er einem einreden will :/
    Es geht auch definitiv zu lang. Halbiert er den Song, ist das ganze noch im Rahmen und kann vielleicht sogar in so mancher Situation recht angebracht sein. Aber so.. Nein.

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    Dancing Mad God

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    Nee, zu nahe trittst du mir mit deinen Sprawl- bzw. Diapsiquir-Verrissen nicht, auch wenn ich persönlich es i.d.R. vermeide, vom Gehörten auf die (mangelnden) Fähigkeiten der Musiker zu schließen. Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass es genauso klingt, wie die Künstler sich das gedacht hatten und versuche dann zu ergründen, ob und warum mir das etwas gibt. Das ist selbstverständlich naiv, aber der Ansatz, der mir am meisten liegt; daher ist es mir auch nie in den Sinn gekommen, ob TH weniger kann, als er mir „einreden“ will.
    Übrigens ist Sprawl eine Band, Diapsiquir dagegen ein Solo-Projekt; personale Überschneidungen gibt es da keine, soweit ich weiß.

    Was ich zu Diapsiquir auch noch loswerden möchte (auch wenn du nicht danach gefragt hast und es dich vermutlich nicht interessiert ^^):
    Virus STN stell für mich vor allem wegen seiner Collage-artigen Wirkung etwas besonderes dar, auch wenn man diese wohl kaum anhand eines einzelnen Songs erfassen kann. Die Songs hier sind bewusst strukturlos und hängen oft grundverschiedene Parts aneinander, die schwer zu integrieren sind. Sie zeichnen eine Vielfalt von urbanen Impressionen: Da werden Klassik-Melodien verwurstet, Industrial-Samples eingefügt, für einige Takte können tanzbare Beats zu hören sein, kurz darauf verzweifelte Melodien oder einfach Lärm, so wie auch die Vocals übergangslos zwischen psychotischem Gekreisch, Gebrüll und zynischem Leiern wechseln. Welchen Sinn hat das alles? Für mich fühlt es sich an (auf Albumlänge, wohlgemerkt), wie ein Wanderung durch eine gottverlassene Großstadt im Zeitraffer, durchweg beleuchtet von kaltem Halogenlicht und nihilistischer Verachtung; ein Satan, der nicht mehr in romantisch verklärtem Okkultismus gesucht wird, sondern der längst in die kalte Realität zwischen Schmutz und Dekadenz, brennenden Mülltonnen und High-Society-Parties Einzug erhalten hat.

    Und diesen Eindruck erhalte ich eben bei keiner anderen Band in dieser Art, weswegen Virus STN für mich ein besonderes und unverzichtbares Album darstellt. Selbstverständlich erwarte ich nicht von dir (oder irgendwem sonst), dass du das so siehst wie ich, ich wollte bloß deutlich machen, dass ich nicht etwa versucht habe, dich durch die Virtuosität der Musik zu beeindrucken o.ä.

    Was Sprawl angeht: Joa, die sind einfach abgefuckt und schmeißen tatsächlich alle Mögliche zusammen :haha: Entweder man hat Spaß dran oder nicht, was die tatsächlich können, ist mir auch hier wieder relativ egal. Kann aber wiederum voll verstehen, wenn das nicht dein Ding ist. Versuch war es wert.

    Jetzt aber zu den positiven Reviews:
    Schön, dass Tanen dir gefallen. Die übersieht man wirklich leicht, außerhalb französischsprachiger Medien gibt es wirklich so gut wie gar nichts über die zu lesen, dewegen weiß ich selbst auch nur recht wenig über die Band. Beide Alben (Fragments und Deviances) sind sehr zu empfehlen, Deviances gefällt mir dabei aufgrund der düstereren Atmosphäre noch etwas besser. Auf ihrer Bandcamp-Seite kannst du dir eine Menge Songs anhören: http://tanen.bandcamp.com/

    Für Little Girl Terrorist gilt was Ähnliches: Die kommen aus Singapur und haben bisher diverse EPs aufgenommen haben, die dankenswerterweise auf der tollen Compilation Verses+ veröffentlicht wurden. Der einzige mir bekannte Vertrieb, der die noch führt, ist Swarm Of Nails aus Frankreich, wo du dir das ganze Ding auch im Stream anhören kannst: http://swarmofnails.limitedrun.com/products/501293-son-r07-little-girl-terrorist-verses-cd
    Aus meiner Sicht sehr, sehr lohnenswert (zumal spottbillig mittlerweile), aber kannst dir ja selbst ein Bild machen.

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    A.F.P.

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    Danke für die Links, werd mich da definitiv mal umschauen. Was die anderen Kommentare betrifft: Haja klar, da ist deine Herangehensweise natürlich um einiges besser und in so gut wie allen Fällen wahrschinlich auch zutreffender. Aber ich bin halt auch ein ignorantes Arschloch. Zumindest wär ich das gern.

    --

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