Eine wunderbare Welt gebaut aus dem gärenden Abfall dieser Zivilisation- Bewertungsthread zwischen tonitasten und Dancing Mad God

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    tonitasten

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    Playlist Dancing Mad God:

    01. Kommando Sonne-nmilch – Korallen
    02. Scratch Acid – She Said
    03. Campingsex – Nichts
    04. K.U.K.L. – The Spire
    05. Flipper – Sex Bomb
    06. The Vyllies – Babylon
    07. Sleeping Dogs Wake – Lilith Calling
    08. Diamanda Galás – Birds Of Death
    09. Sin – Blind
    10. Neon – The Same Ritual
    11. N.R.F.B. – Der Panzerfahrer
    12. Mutter – Dass man sie liebt
    13. The Young Gods – Donnez Les Esprits
    14. Lunar Aurora – Augenblick
    15. Drautran – Gebaren des Sterbens in klanglosen Sphären
    16. Plebeian Grandstand – Easy To Hate / Hard To Define
    17. Mysticum – Black Magic Mushrooms
    18. T.A.C. – Outside
    19. The Legendary Pink Dots – The More It Changes
    20. Black Tape For A Blue Girl – The Broken Glass
    21. Pepe Wismeer – A Lie In Heckleness
    22. Ben Becker – Legion

    Playlist tonitasten:

    01. Wire- I Should Have Known Better
    02. Young Marble Giants- N.I.T.A.
    03. Spacemen 3- Walkin´ With Jesus
    04. Leakh- Interim
    05. Caspar Brötzmann Massaker- Schwarze Folklore
    06. Eivind Aarset & The Sonic Codex Orchestra- Sign Of Seven
    07. Faith No More- Malpractice
    08. Kayo Dot- The Awkwind Wind Wheel
    09. The Afghan Whigs- Debonair
    10. Anacrusis- Tools Of Separation
    11. Gong- Other Side Of The Sky
    12. Neneh Cherry & The Thing- Too Tough To Die
    13. Mc Solaar with Ron Carter- Un Ange en Danger
    14. Clock DVA- Uncertain
    15. The The- Giant
    16. Dead Can Dance- Children Of The Sun
    17. Rome- Der Erscheinungen Flucht
    18. Vestigial- The Coming

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    #6733321  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Sehr schöner Threadtitel :haha: Freu mich drauf, ihn dann zu gegebener Zeit mit Reviews zu bestücken…

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6733323  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    Ja, ich auch. Ich sag schon mal dazu, dass dein Tape in meinen Ohren schon sehr vielschichtig und interessant klingt (und ich Diamanda Galás eine zweite Chance gebe und Ben Becker ja auch seine Qualitäten besitzt). Mehr dazu aber später.

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    #6733325  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    Als erstes möchte ich auf den sehr gelungenen Punk- bzw. Post-Punk-Teil von Dancing Mad God´s Sampler eingehen.

    01. Kommando Sonne-nmilch- Korallen

    Für den Beginn sehr flott, aber es bleibt leider auch nicht allzu viel hängen. Dazu wirkt mir das Ganze zu starr und beliebig, um mein Interesse zu wecken. Der Gesang trägt selbiges dazu bei. Dieser verfügt zwar über eine nötige Portion Wut, leider auch über eine gewisse Form von Penetranz, die mir jetzt nicht unbedingt in den Kram passt. Als Opener kein schlechter Song, aber auch keiner, der jetzt sonderlich dazu beiträgt, mich mit dieser Band auseinandersetzen zu wollen.

    02. Scratch Acid- She Said

    Das geht doch schon ganz gut nach vorn. Der Sound klingt durch das stoische Bassspiel und die verspielt aufblitzenden Gitarren schon eher wie eine geölte Maschine. Vielleicht ein noch unbekanntes Post-Punk-Projekt von Justin Broadrick? Klingt von der Sache her ganz interessant. Da müsste ich mir aber noch ein paar andere Songs von der Band anhören, um etwas mehr mit ihnen anfangen zu können. Oder sind deren Songs immer so kurz?

    03. Campingsex- Nichts

    Wie rasiermesserscharfe Klingen schneiden sich die schmerzverzerrten Gitarren und das stoische Bassspiel tief in die klaffenden Wunden. Max Müllers jammernder, klagender Gesang zielt genau dorthin, wo es am meisten weh tut. In dieser Welt gibt es keine Hoffnung, keinen Halt, nichts an was man sich klammern könnte. Sehr verstörend!

    04. K.U.K.L.- The Spire

    Verbreitet mit seinen psychedelisch angelegten Gitarrenspiel und den an Siouxsie gemahnenden Gesang ein düsteres Frühachtziger-Post-Punk-Flair. Das hat so was lasziv kühles, abgehobenes, was ich auch mit dieser sogenannten Batcave-Stimmung immer wieder verbinde.

    05. Flipper- Sex Bomb

    Kommen wir zum (fast) besten Song dieses tollen Samplers. Nach dem Prinzip three chords good, two chords better, one chord best erstreckt sich eine Bassfigur über knapp acht Minuten, ohne dass es im geringsten irgendwie auffallen würde. Durch die manischen, intensiven Schreie des Sängers und dieses hemmungslose Saxophon entfesselt der Song so etwas völlig abgehobenes, größenwahnsinniges. Ist das hier überhaupt noch Punk? Kein Wunder, dass Nirvana (die Sex Bomb in ihren Liveshows spielte) später versucht haben an diese Intensität anzuknüpfen und zumindestens auf musikalischer Ebene grandios daran scheitern sollten.

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    #6733327  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Na, das ging ja schnell.

    Dass bei Kommando Sonne-nmilch nichts hängen bleibt, enttäuscht mich jetzt etwas, ehrlich gesagt. Ich finde sowohl die Gitarrenarbeit verdammt mitreißend (wo ist das denn „beliebig“?) als auch den Gesang und vor allem den Text sehr gelungen (wobei ich auch verstehen kann, wenn du den Sänger „penetrant“ findest, hebt sich halt schon etwas von anderen seiner Zunft ab und braucht vermutlich etwas Gewöhnung). Trotzdem nochmal ein weiterer Song, der stammt vom selben Album, ist aber etwas anders (und hat ’ne Sängerin): http://www.youtube.com/watch?v=m3nE63yf_pw

    Scratch Acid haben in der Tat normalerweise eher kurze Songs. „She Said“ gehört zu den härteren Nummern, aber insgesamt gehen die schon ziemlich ab. http://www.youtube.com/watch?v=imwAdN53H40
    Campingsex hast du gut auf den Punkt gebracht. Das (einzige) Album 1914! findest du mit Google als Download, würde sich wohl empfehlen.

    Bei K.U.K.L. singt und schreit zwar nicht Siouxsie, aber Björk :haha: Eines ihrer frühen Betätigungsfelder, bevor sie solo die Welt erobert hat. Das Album dazu ist sehr experimentell und…naja, durch. http://www.youtube.com/watch?v=rYzcPMaf1Ls&feature=related
    Was Flipper angeht, hatte ich mir gedacht, dass das ziemlich in dein Beuteschema fällt 😉 Ist nichtmal mein Favorit auf dem Album, aber mit Sicherheit das durchgeknallteste Stück darauf. Mag ich auch, aber noch mehr steh ich darauf: http://www.youtube.com/watch?v=sBTodSkt6aE
    Ich hoffe mal, ich kann ab nächster Woche Feedback zu deinen Songs geben 🙂

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6733329  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

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    Cool, wieder einiges gelernt. Björk, WTF? :haha:

    Hör ich mir mal an, wenn ich nächste Woche einigermaßen flüssiges Internet wieder habe. Auf die Campingsex bin ich gespannt. Ich hör mir ja Mutter eher dann an, wenn ich mich als der letzte Mensch auf diesen Planeten fühle. Campingsex klingt irgendwie noch leerer und desillusionierter vom ersten Eindruck. Schon harter Tobak, aber mich spricht das hier durchaus an.

    Vielleicht nehm ich mir heute noch die nächsten 3 Songs vor (wo wir bei Diamanda Galás wären :haha:). Bis nächstes Wochenende wird sonst bei mir auch nicht viel mit Schreiben. Bin aber auf deine Reviews schon sehr gespannt.

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    #6733331  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Hm, also Diamanda ist richtig schiefgegangen oder was? Falls es am Gesang liegt, ist es vielleicht ganz gut, dass ich nicht „Double-Barrel Prayer“ genommen habe wie anfangs geplant, da klingt sie noch um einiges extremer. Oder aber gerade das hätte dir besser gepasst, wer weiß. Auf der Masque Of The Red Death sind auch noch wesentlich unzugänglichere Sachen drauf, ist eh schwer, da was Repräsentatives zu finden. Aber insgesamt eine hochinteressante Künstlerin.

    Aber vielleicht sollte ich dein Review nicht kommentieren, bevor du es geschrieben hast :haha:

    (Kannst du meine Smilies eigentlich sehen? Ich nämlich plötzlich nicht mehr…den Fehler hatte ich vor ein paar Wochen schonmal)

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6733333  | PERMALINK

    tonitasten

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    Dancing Mad God
    (Kannst du meine Smilies eigentlich sehen? Ich nämlich plötzlich nicht mehr…den Fehler hatte ich vor ein paar Wochen schonmal)

    Ja, ich kann sie sehen. 😮

    Und Diamanda Galás find ich persönlich jetzt gar nicht mal so verheerend, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, versteht sich. Dazu aber später mehr. Aber vermutlich bin ich auch einer der wenigen Ausnahmen, die selbst mit Ben Becker musikalisch noch was anfangen können. :haha:

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    #6733335  | PERMALINK

    tonitasten

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    Weiter mit den weiblich geprägten ersten Gothic-Teil.

    06. The Vyllies- Babylon

    So langsam nähern wir uns gothischeren Gefilden an. Babylon ist von seiner Machart ein netter Coldwave-Song, der auf gesanglicher Ebene leider sehr penetrant ausfällt. Da hat mir ein anderer Song der Band von einen früheren Sampler von dir besser gefallen (wobei der Song hier auch ganz anders klingt). Das hier bleibt mir so völlig egal. Da gibt es weitaus spannenderes an Coldwave um die Zeit. Hör dir mal Carol oder BeNe GeSSeRiT an. So viel besser, da dekadenter und verspielter. Weiterhin empfehlenswert halte ich Thomas Leer, Oppenheimer Analysis oder Trisomie 21, um nur einige zu nennen.

    07. Sleeping Dogs Wake- Lillith Calling

    Der Song baut schon mal eine sehr dunkle, vampiristische Stimmung auf. Die kühle rhythmische Hervorgehensweise gefällt mir dabei sehr gut. Gibt den Song etwas sehr eigenes, treibendes. Das wirklich Besondere ist aber der zwischen hörspielartigen Rezitieren und markerschütternden Schreien sich in ungeahnte Höhen schraubende Gesang der Dame (die nebenbei gesagt auch noch richtig klasse singen kann). Dieser verleiht den Song etwas sehr beklemmendes und abartiges. Das klingt in meinen Ohren schon sehr speziell. Mein Interesse hat dieser Song auf jeden Fall geweckt, mich mit der Band mal genauer auseinandersetzen zu wollen. Klasse!

    08. Diamanda Galás- Birds Of Death

    Diese rituell anmutende Atmosphäre gefällt mir schon mal ganz gut. Die Stimme von Frau Galás bedarf da einer gewissen Eingewöhnungszeit, hat aber etwas sehr anziehendes an sich. Das erinnert mitunter an eine apokalyptische Version einer Shirley Bassey. Zum einen hat diese Stimme etwas sehr souliges, in ihrer Darbietung wirkt sie dagegen aber eher abstoßend. Das scheint aber durchaus so gewollt zu sein. Vor allem unterstützt dieser eigenwillige Vortrag die schon rituell geprägte Atmosphäre sehr gut. Ist jetzt nichts, was man so nebenbei hört, aber ich finde diesen Song gar nicht mal so verheerend, wie du vermutet hast. Er macht mich schon mal sehr neugierig, in die tiefschwarze Welt der Galás eintauchen zu wollen.

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    #6733337  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Klar sind die Gesänge bei den Vyllies penetrant, aber das muss bei denen so. Das Instrumental ist hier natürlich eher unspektakulär, aber ich mag’s eben öfters auch mal minimalistisch, daher gehe ich bei deiner Gleichung „verspielter = besser“ auch nicht mit; die von dir genannten Bands höre ich mir aber trotzdem mal an. Cold Wave ist zumindest ein sehr interessantes Genre für mich, das ich gerade erst richtig entdecke.

    Understanding von Sleeping Dogs Wake ist auf jeden Fall ein großartiges Album, leider das einzige der Band in diesem Stil. http://www.youtube.com/watch?v=fnSVDYwnx3I

    Dass du Diamanda verreißen willst, hatte ich eigentlich nur vermutet, weil du das Review mehrmals so unheilvoll angekündigt hast :haha: Das Abstoßende ist defintiv gewollt, die frühen Songs (zusammengefasst auf der Collection Masque Of The Red Death) sind eine bitterböse Abrechnung mit dem Umgang der Gesellschaft und speziell der Kirche mit dem HIV, die u.a. Parallelen zur Behandlung von Pestkranken im Mittelalter zieht. Da ihr eigener Bruder einige Zeit vorher an AIDS gestorben war, hatten sich zu dieser Zeit natürlich sehr intensive Gefühle in ihr angestaut. Gesangstechnisch hat die Dame dabei noch einiges mehr drauf, als „Birds Of Death“ erahnen lässt, das Instrumental baut aber IMHO eher als andere auch isoliert von den übrigen Stücken Atmosphäre auf und war daher meine Wahl für den Sampler.

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6733339  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

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    Dann möchte ich zusammenfassend den atmosphärischen Teil des Tapes umreißen.

    09. Sin- Blind

    Klingt nach Trip-Hop der ambienteren Art. Verstrahlt eine dezente mystische Aura und eine süßliche Stimme säuselt mir bittersüße Melodien ins Ohr. Am Ende gibt es noch einen schmissigen Drum n´ Bass- Beat. Das ist nun mal ganz nett, aber nett heißt leider auch, dass es mich nicht sonderlich zu begeistern weiß.

    10. Neon- The Same Ritual

    80er-Synthie-Pop der etwas düsteren Sorte. Die Beats bleiben für meinen Geschmack eher profillos und der Gesang wirkt mir auch etwas zu monoton. Zumindestens entwickelt der Track ein wenig Drive und die Gitarrenarbeit weiß ebenfalls zu gefallen, ist aber wegen erwähnter Schwachstellen für mich eher verzichtbar.

    11. N.R.F.B.- Der Panzerfahrer

    Find ich leider auch wenig ansprechend. Dazu könnte musikalisch mehr passieren, als der doch teils skurile Text vermuten lässt. Bleibt dann doch irgendwo ein nettes Synthie-Stück, das auch ganz einfach nicht meinen Geschmack treffen will.

    12. Mutter- Dass man sie liebt

    Hier passt sowohl textlich und musikalisch alles. Der Text umschreibt das Buhlen nach Prestige, Aufmerksamkeit und Liebe einer Frau. Etwas authentisches und brutales liegt zwar immer noch in Max Müller´s klagender Gesangsdarbietung, wirkt aber nicht mehr so wütend und verzweifelt wie früher. Hier ist sich die Band ihren Fähigkeiten völlig bewusst. Durch den sich ständig steigernden und entladenden Aufbau erreicht der Track eine Unmittelbarkeit, die den Hörer durchaus zu ergreifen weiß. Und das vor allem sehr songdienlich. Setzt sich wunderbar im Ohr fest. Richtig gute Musik ist das!

    13. The Young Gods- Donnez Les Esprits

    Das weiß durchaus zu gefallen. Mit Beats und Gesang wird hier sehr dezent umgegangen. Das entwickelt eine im positiven Sinne vor sich hin fließende Atmosphäre. Erinnert mich ein wenig an „Perdition City“ von Ulver. Sicherlich ist das hier ein wenig berechenbarer, muss aber nicht schlechter bedeuten, wenn mich die Stimmung auch auf Albumlänge genauso dahinträgt, wie es der Track hier vermag.

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    #6733341  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Hm, schade dass Neon dir nicht viel geben, hätte jetzt erwartet, dass das ungefähr deine Baustelle ist. „Synthie-Pop“ höre ich da eigentlich kaum heraus, da die Gitarren doch recht eindeutig den Ton angeben, deren Sound und Melodien ich hier auch einfach toll finde. Naja. Monotoner Gesang ist für mich in den wenigsten Fällen ein Problem, aber das passiert mir öfters, dass die Opfer meiner Sampler das bemäkeln :haha:

    Bei N.R.F.B. bewegen sich unsere Vorlieben dann noch eindeutiger auseinander, denn dieses Lied finde ich schlicht und ergreifend perfekt. Aufbau, Sound, Gesang, Text: Einfach alles an diesem Song macht mich süchtig. Kann ich gar nicht oft genug hören. Und da darf auch um Gottes Willen nicht noch mehr passieren, das ist alles genau richtig so. Naja, schade drum, aber so ist das eben mit den Geschmäckern…

    Aber Mutter scheinen dir ja zu gefallen, das ist schön. Leider ist auch Europa gegen Amerika nicht mehr so leicht zu bekommen; die restlichen Songs könnte ich dir aber zumindest zukommen lassen.

    Was The Young Gods betrifft, könnte der Rest des Albums dich möglicherweise enttäuschen, da dieses z.T. härter und rhythmischer ist und stärker mit E-Gitarren arbeitet. Insgesamt aber ein tolles Teil, wie ich finde, ich verlinke dir mal einen anderen Favoriten von mir: http://www.youtube.com/watch?v=z9js1eGZJK0 Und endlich ein paar Reviews von mir:

    Wire – I Should Have Known Better

    Es beginnt mit einem steten Beat und monotoner Bassdrum, bevor Gitarren und Synthies einsetzen und sich ein geschmackvoller Post-Punk-Song entfaltet. Der Sänger erzählt zunächst seinen Text mit glatter, angenehmer Stimme, deren Intonation hier sehr typisch für die 80er Jahre klingt. Wenn er dann anfängt zu singen, wechselt er in eine höhere Stimmlage, die den Grad an Emotionalität erhöht, während er über Unaufrichtigkeit, Rache und gefälschte Liebe klagt. Allein, alles wirkt auf mich sehr gestellt. Das gesamte Konstrukt ist an Eleganz kaum zu übertreffen und klingt so sorgfältig inszeniert, dass Tragik hier maximal noch als Stilmittel dient. Man sieht den Sänger förmlich in seinem perfekt sitzenden schwarzen Anzug vor sich, ein Künstler auf einer Bühne, der so souverän wirkt, dass er kaum von irgendetwas wirklich ergriffen sein kann.
    Definitiv ein schöner Song, den man sich öfters anhören kann, aber nichts, das mich mitreißt.


    Young Marble Giants – N.I.T.A.

    Vor Kurzem bin ich selbst bei einem Händler über diesen Namen gestolpert und habe mich auf YouTube durch ein paar Songs gehört, um zu entscheiden, ob ich Colossal Youth mitbestellen sollte. Ich habe mich dagegen entschieden und dieser Song ist gut geeignet, meine Entscheidung zu stützen.
    Dreieinhalb Minuten lang passiert eigentlich gar nichts, nicht im Song und, was wesentlich vernichtender ist, nicht in meinem Kopf. Über einer simplen Akkordfolge beherrscht eine Synthie-Melodie den Song, die einfach nichtssagend ist. Nicht traurig, nicht fröhlich, nicht erhebend, nicht melancholisch, einfach da. Ähnliches gilt für die Sängerin: Sie trällert sich mit ihrer wohlklingenden, etwas mädchenhaften Stimme durch das Lied und klingt dabei, als ob sie singe, weil sie eben eine schöne Stimme hat; wenn hier irgendwas ausgedrückt wird, bekomme ich es jedenfalls nicht mit. Ebenso unspektakulär, wie er verlaufen ist, endet der Song auch und wenn ich mich nicht sehr konzentriere, bemerke ich kaum, dass er vorbei ist.
    Musik, die mir egal ist.

    Spaceman 3 – Walkin‘ With Jesus

    Dem Künstlernamen könnte man ja entnehmen, dass wir es hier mit abgedrehten und spacigen Sounds zu tun bekommen werden, aber nichts könnte ferner von der Wahrheit sein.
    Stattdessen gibt’s unaufgeregte Singer/Songwriter-artige Musik, die ich aufgrund der im Hintergrund stoisch zwischen ganzen zwei Noten alternierenden Hammond-Orgel in die 70er-Kiste stecken würde. Auf diesem Fundament erklingen lagerfeuertaugliche Akustikgitarren-Akkorde und eine dazu passende Stimme, die mir was von Jesus und dem „sound of confusion“ erzählt. Statt Verwirrung macht sich aber eher gepflegte Langeweile breit, denn einmal mehr höre ich aus dem Song keinerlei interessante Stimmungen heraus. Der Sänger scheint so zufrieden mit seinem Leben zu sein, dass er sogar unter Androhung von Verdammnis nach dem Tod nichts daran ändern möchte – ein Konflikt, der sich nicht weiter abseits meiner persönlichen Lebensrealität bewegen könnte. So reißt mich dann auch dieses Stück etwa so mit wie ein sedierter Chihuahua beim Gassigehen.
    Verzichtbar.

    Leakh – Interim

    Einen gewissen Mangel an Enthusiasmus konnte ich bei den ersten drei Songs ja schlecht verbergen, das soll sich nun aber ändern. Schon die ersten Takte kündigen dies an: Nicht mehr als einen Bass hört man da, der aber so bedrohlich knurrt, dass es die intensivsten Sekunden dieses ersten Sampler-Abschnitts sind. Und die emotionale Dichte nimmt nur noch weiter zu. Bald setzen verzerrte Beats ein, wie das Lärmen einer großen Maschine in einer menschenleeren Fabrikhalle. Der Sänger klingt zunächst relativ monoton, aber mit gefährlichem Wahnsinn unter der Oberfläche, der später durchbricht, wenn er in verzweifelter Hilflosigkeit immer wieder ein einzelnes Wort wiederholt (klingt fast wie „nein nein“, aber ich konnte online leider keine Lyrics finden). Das Soundgerüst unterstützt diese Entwicklung durch wildes Aufkreischen der Maschinerie, die wie ein sich ausbreitender Schimmelpilz neue Teile und Mechanismen hervorstößt und dem am Abgrund seines Verstanden stehenden Sänger immer näher rückt; unter dem Lärm erklingt außerdem eine sanfte Pianomelodie, wie eine Halluzination in dieser lebensfeindlichen Umgebung.

    Alles, was ich mich nun frage, ist, warum ich diese Künstler noch nicht kannte; aber für Entdeckungen wie diese macht man ja solche Sampler-Aktionen. Musik und Stimmung erinnern mich übrigens an einen Song von Cindytalk, den palez mir mal auf ein Mixtape gepackt hat – von denen wollte ich mir auch mal was besorgen. Mal schauen, ob Leakh oder Cindytalk zuerst den Weg zu mir finden…

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6733343  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

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    Das Wire-Lied ist zumindestens gut. Ich würde sogar cool dazu sagen. Repräsentiert das Album „154“ aber eher nicht, eher die Entwicklung dieser Band. Vielleicht gefällt dir das hier:

    http://www.youtube.com/watch?v=ZX8I_cqagHU

    Schade um Young Marble Giants, die auf Albumlänge in der Tat so klingen, als wenn den kein Lüftlein trübt und Spacemen 3, die vor allem live viel krachiger, spaciger und noisiger sind. Das Debut „Sound Of Confusion“ kracht da schon etwas mehr. Sonst klingen die wirklich ja wie eine spirituelle Hippiekombo auf Album (Das Nachfolgeprojekt Spiritualized hat das im Grunde später auf die Spitze getrieben).

    http://www.youtube.com/watch?v=vU457HKW_0k&feature=related

    Schön, dass du Leakh magst. Das Album „Et Cetera“ ist in der Tat ein ziemlich unheilvolles, schmerzendes Album, das auch noch eine Menge mehr zu bieten hat.

    http://www.youtube.com/watch?v=CAFbTgmYJE4

    http://www.youtube.com/watch?v=y2RRPYtRVaU&feature=relmfu

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    #6733345  | PERMALINK

    tonitasten

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    Weiter mit den Black-Metal-Teil des Tapes.

    14. Lunar Aurora- Augenblick

    Der Name Lunar Aurora ist mir des Öfteren schon mal begegnet. Wie zu erwarten gewesen ist, handelt es sich um hochatmosphärischen Black Metal. Das Stück arbeitet vor allem mit ausgedehnten Keyboardteppichen und schönen Tempowechseln, welche das typische Black-Metal-Fundament (das auch richtig gut krachen kann) gut auflockern. Alles im allen erzeugt das eine wunderbar transzendente Atmosphäre, welche der Band etwas unwiederstehlich-interessantes verleiht und mein Interessse weckt, mich mit ihr mal genauer beschäftigen zu wollen. Und ein kleiner Tipp, für Leute, die mit der Band noch nicht so vertraut sind: öfters hören! Reinhören musste ich mich da schon ein paar mal, eh es gefunkt hat, dann aber richtig gut.

    15. Drautran- Gebaren des Sterbens in klanglosen Sphären

    Hat anfangs schon was postrockiges, aber die dunklen, verweifelten Vocals lassen auch keinen Zweifel daran, dass es sich hier um Black Metal der eher harten, aber zugleich atmosphärischen Sorte handelt. Die Gitarrenarbeit gefällt mir außerordentlich gut und bringt auch einige markante Riffs. Erzeugt ebenfalls wie Lunar Aurora eine tolle, dunkle Atmosphäre, legt aber den Fokus mehr auf den Härtegrad (obwohl es auch schöne melodische, mystische Parts besitzt), was der Band ganz gut zu Gesicht steht. Behalt ich im Auge.

    16. Plebeian Standgrand- Easy To Hate/Hard To Define

    Da sind schon welche schlecht gelaunt. Der Mathcore-Anteil mit einigen Crust-Ausflügen passt da nur allzu gut. Die Riffs schneiden sich markant in die Hörwindungen, glänzen durch tolle Breaks. Das kraftvolle Schlagzeug und der verzweifelte Gesang tun ihr übriges. Musik, welche man wahlweise auflegt, wenn man das Gefühl besitzt, alles und jeden zerschlagen zu wollen.

    17. Mysticum- Black Magic Mushrooms

    Unterscheidet sich für mich nicht groß von doofen Grindgegrunze über einen schlecht programmierten Drumcomputer. Die Vocals revidieren da auch nicht meinen Eindruck. Die Gitarren klingen auch schon fast, als wenn sie sich von selber spielen würden. Kraft erzeugt das leider nicht und besonders kreativ find ich das Geleier, welches wohl den psychedelischen Anteil des Songs darstellen soll, auch nicht. Leider ein etwas schwachbrüstiger Abschluss des Black-Metal-Teil des Tapes, welches ich trotz dieses Ausfalls aber näher im Auge behalten werde.

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    #6733347  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Dass du hier schon weiter gemacht hast, verstärkt natürlich mein schlechtes Gewissen. Sorry, dass ich hier nicht richtig reinkomme, ich bin einfach momentan nicht in der Verfassung, irgendwas zu schreiben. Hab viel um die Ohren und will zum Runterkommen auch irgendwie eher meine eigene Musik hören. Weiß, das klingt blöd…ich liefere alle meine Reviews nach, versprochen.

    Zu deinen:

    Schön, dass Lunar Aurora dir gefallen. Vom Songwriting her finde ich Elixir Of Sorrow so ziemlich ihr anspruchsvollstes Album, daher hast du schon Recht, dass man sich etwas reinwühlen muss. Mit Andacht hast du ja sogar schon zugelangt…mach bloß bitte nicht den Fehler, das für ihr bestes Album zu halten. Es ist vergleichsweise eingängig und vereint auch viele Qualitäten der Band, aber was den Tiefgang angeht, sind Ars Moriendi, Elixir Of Sorrow und Zyklus meiner Meinung nach überlegen; nicht umsonst habe ich Songs von diesen Alben für meinen „Beste“-Sampler ausgesucht. Jedenfalls gibt es viel zu entdecken bei der Band und sie haben nie ein wirklich schlechtes Album rausgebracht.

    Drautran auch nicht, aber von denen gibt es ja auch nur eins :haha: Naja, und ein sehr cooles Demo, das mittlerweile als Digipack wiederveröffentlicht wurde und von der Qualität her auch locker als Album durchgehen kann. Großartige Musiker, großartiges Songwriting, großartiger Sound…großartige Band.

    Zu Plebeian Grandstand habe ich hier und da schon was geschrieben, möchte mich nicht anhören wie eine gesprungene Platte 😉 Das Album gibt’s komplett auf YouTube (von der Band selbst), falls du mal wieder etwas oder auch dich selbst kaputt machen möchtest… http://www.youtube.com/watch?v=sWD5glX2fIA&list=PL764AC85A475A15A4&index=1&feature=plpp_video
    Bei Mysticum fand ich grad den Drumcomputer immer saugeil, aber naja, machste nix…

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
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