Hirnverbrannter Seiltanz ohne Internetz und doppelten Boden: "Das Kaninchen in der Zirkusstadt II" Mehr Fluff, mehr Psycho, mehr Hati und Nik ♡

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  • #6870679  | PERMALINK

    Nik

    Registriert seit: 24.04.2011

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    Giant Squid – Snakehead (Channidae Erectus)

    Und so starten wir nach dem eigentlich nur als Intro gedachten Blood Branches mit trabendem Schritt nach in den Sampler, und scheinbar um die Welt. Aber gut, ich versuche einmal eine Einleitung zu finden – was durch das Rechercheverbot doch eher schwer ausfällt.
    Die Band (vermute ich zumindest) mit der ich mich beschäftigen darf/ muss trägt den sympathischen Namen Giant Squid – eine tolle Tierart. Das dazugehörige Album heißt dann Cenotes, und so wird mir die Band erneut sympathischer. Und dann der Liedname, Snakehead – noch eine tolle Tierart, und der letzte Indikator für totales geographisches Durcheinander.
    Die Riesentintenfische, die gerne in Skandinavien und Nordstamerika rumdümpeln, die Cenotes Mittelamerikas und die Schlangenkopffische Afrikas und Asiens. Da ich erwarte ich tolles.
    Gut, das Durcheinander bereitet das Lied schonmal nicht, so viel vorweg. Aber dafür eine durchaus interessante Mischung! Man beginnt mit leicht orientalisch angehauchtem Gitarrenspiel, nicht stark verzerrt, nicht stark verstimmt. Ein monotones Schlagzeug dazu, und gelegentliche Streicheruntermalung, die diesen leidenden Klezmerklang hat. Ich könnte bisher nicht wirklich sagen, wie ich das einordne, oder was ich da weiter erwarte – so weit klingt das sehr tradtitionell, und könnte auch von einer jiddischen Folkband aus dem Iran stammen. Dann setzt aber in der ersten Minute der Gesang ein – das zuvor wiederholte Motiv verstreicht. Eine zarte Stimme, leicht verzogen, mit etwas Widerhall und blechern. Da kommt dann etwas Indie rein, stimmungstechnisch. Trotzdem bleibt der „Arabien-Anteil“ weiter erhalten, bekommt sogar ein kleines Solo genehmigt.
    Durch diese komische Stilmischung entsteht eine sehr eigene Stimmung, psychedelisch angehaucht. Es passiert auch gar nicht mal viel, sondern wiederholt sich zu großen Teilen nur. Hier mal etwas choralen Frauengesang, da mal ein kleines bisschen schneller, oder auch mal etwas funkiger Bass.
    Aber alles in allem doch sehr konsta…
    Moment! Was ist das? Achja, achja, dann gibts ja noch die letzten zwei Minuten. Denn nach fünf Minuten wird erst richtig losgelegt. Rockige Riffs, ein wenig proggig angehaucht, Cello drüber. Das Tempo steigt an, walzendes Drumming. Starke Akkordfolgen und kräftiger, ausdrucksstarker Gesang (von fast brüllendem Hintergrundgesang gestützt) – hier erinnert einiges an Mastodon gone Bar Mitzwa-Band. Die letzte Minute walzt man dann wieder recht einseitig Richtung Ende.
    Giant Squid liefern hier einen interessanten Hybrid aus orientalischen Melodien und progressivem Metal ab, nicht ala: „Joa, ey, lass mal Oriental Metal machen. So, weisse, Folkmetal dann einfach ’nen paar Riffs von Nile klauen und etwas beim Singen rumleiern.“, sondern einfach ein Hybrid aus orientalischen Melodien und Progressive Metal.
    Find ich durchaus gut, nichts, das ich mir immer anhören würde, aber wenn ich mal Lust hätte mir was aus der Ecke (Mastodon, Baroness, etc…) zu geben, würde ich in Zukunft wohl des öfteren Mal auf die Band zurückgreifen. Sofern sie immer so klingen – daran hab ich nämlich meine Zweifel.
    Sind bestimmt auch alles so scheußliche Indiehipster 😆

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    #6870681  | PERMALINK

    Nik

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    Charts & Maps – Gold Roomer

    Nein. Denn die kommen jetzt, vermute ich zumindest. Tut mir wirklich leid, aber ich stell mir Charts & Maps wirklich so vor wie die nette Campinggesellschaft in den ersten vierzig Sekunden dieses Videos:

    Ehrlich, wie ist das Lied denn entstanden? Da saßen dann ein paar Studenten in ihrer liebsten Jazzbar mit einem veganen Macchiato auf der burgunderfarbenen Couch im Foyer und entschließen sich, dass sie doch gerne Free-Jazz-Chill-Out-Ambient-Shoegaze-Post-Swing spielen würden.
    Nicht falsch verstehen, dass soll kein Verriss werden, wie auch, dafür treffen viel zu viele Punkte des Szenarios wie zugeschnitten auf mich. Aber ich denke so versteht man, was ich meine.
    So viel kann ich zur Band wohl sagen – wo die herkommen ist warm… und hipp. Ich tippe einfach mal auf California oder Florida oder so?
    In Gold Roomer wird zumindest ziemlich hart rumgehipstert – die Atmosphäre ein einiger riesiger Instagramfilter. Das Lied verstrahlt so viel gute Laune, dass es physische Schmerzen verursacht und vermutlich auch noch für einen starken Sonnenbrand sorgt. Was soll das denn? Abgehackte Rhythmen, Geklimper, Saxophonsoundscapes die ins Leere fliegen, grooviger Bass, wah-wah-Gitarre, ein paar New Orleans-Melodien, quackende Trompeten, uffda-Schellendrumming, dramatisch-kontrolliertes Alles-durcheinander-Baller. Hier wird wirklich alles getan, um improjazzig zu klingen. Dann klingt das Ganze etwas ab, nimmt chill-out-Züge an, verzerrter Hallfernengesang. Dann ein kleiner Spannungsbogen, alles schneller machen, und einfach aufhören.
    Ich glaube so klingt das wirklich, wenn eine Indierockband Jazz machen will. Eigenständig und interessant, aber viel zu kontrolliert. Und diese fröhliche Stimmung ist hart penetrant.
    Erneut, nicht falsch verstehen – ich finde Gold Roomer nicht schlecht, keineswegs. Aber ich finde es ziemlich anstrengend, da alles zu konstruiert und gewollt wirkt.
    Schade, denn da steckt durchaus Potential drin – aber wer weiß, vielleicht kann mich dass ja auf Albenlänge doch noch vollends überzeugen?

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    #6870683  | PERMALINK

    Nik

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    Shining – Blackjazz Deathtrance

    Haaaaah, Shining. Hati’s Auf-ab-auf-Band. Auf den Sampler, nicht auf den Sampler. (K)Ein Shining-Song sozusagen. Auf mein Quengeln ist dann doch schlußendlich einer draufgekommen.
    Haben wollte ich die Band, ganz einfach, weil ich immer zu faul war von selbst reinzuhören. Und was gibt es da besseres, als von Anderen dazu gezwungen zu werden? Naja, vieles, aber als chronischer Prokrastinateur doch gar nicht mal so viel.
    Das Erste, woran ich bei Shining natürlich denken muss: Shining. Nicht das recht gute Buch, und nicht der sehr gute Film, sondern die ziemlich bescheidene schwedische Band. Ja, die, die auf der Bühne rumknutschen und in Promovideos kunstblutbespritzte Plastikvaginakissen abschlecken. Der trve kvlt ov geistesgestörte Borderliner eben.
    Aber hey, dass hier sind ja Norweger, keine Schweden. Gut, immer noch Skandinavier. Also vielleicht doch ähnlich. Meh, hoffentlich nicht. Und mit dieser wenig rühmlichen Assoziation starte ich in das zehnminütige Monster, dass Hati für mich ausgewählt hat. Und was kommt?! Fiepsen. Nerviges, hohes, elektronisches Fiepsen, hinterlegt von stark übersteuertem Wummerbass in Funeraldoomgeschwindigkeit. Wenig einfallsreiche Riffs einer erstaunlicherweise unverstimmten und unverzerrten Gitarre, und hyperaktives Drumming ala vierjähriges Kind mit ADHS bekommt zum Geburtstag, der an Weihnachten ist, Cola während es seine Geschenke sieht die es nicht auspacken darf. Was ich davon nun halten soll, weiß ich noch nicht wirklich. Ein ziemlicher Mischmasch ist das bisher.
    Und auch das schrille Reingespielse das erstaunlich nach Pokemonschreien auf dem Gameboy Color klingt macht es nicht leichter. Dann etwas, das klingt wie das applaudieren einer Menschenmenge, und, naja, ADHS-Drumming. Unnnnnnnnnnnnnnnnnnd.
    Ein Schrei und Videospielsynthesizer. Willst du mich verarschen, ganz ehrlich? Aber immerhin kann ich nun eine Meinung dazu fassen, und zwar, dass das eigentlich ziemlich cool klingt.
    Dann ein schleppender, epischer Intermezzospannungsteil. Passt irgendwie nicht ins Gesamtbild, aber Konventionen kann man bei dem Song ja eh vergessen. Gesprochene Worte, verzerrt und fies klingend, epic win. Der Sänger beginnt laut zu rufen, was den Verzerrer teils doch ans Ende seiner Kräfte bringt, dazu dass Drumming, welches mir nach der Aklimatisierungszeit sogar sehr gut gefällt, da man dahinter, irgendwo, doch ein Muster entdeckt. Und zwar ein ziemlich spannendes.
    Außerdem kommt irgendwo irgendwann alles noch mal vor, was einen (zugegebenermassen wirren) roten Faden schafft, und die zusammenhanglos wirkenden Einzelteile miteinander verbindet.
    Das Finale ist dann auch ziemlich super gelungen. Weiterhin das Drumming, auf- und überdrehte Elektrospielereien und – Effekte, und dazu wirres Rumgebrabbel.
    „You cheat on your own lover, you fuck with your own brother, you fight with one another [undefinded Geschwurbel]“. Will ich eigentlich wissen worum es geht? Nee, dennoch besser als das, was die schwedischen Namensvettern fabrizieren.
    Dann: immer schneller, lauter, kakophonischer, noisiger. Ende.
    Was ein Klimax in einem Klimax in einem Klimax, super gemacht, und eine sehr coole Idee zudem. Gefällt mir echt gut. Hat halt sowas, wie die beunruhigende Atmosphäre von Shining und der Wahnsinn von Jack Nicholson als Jack Torrance (hey, das Gedoppel-Jack-e fällt mir ja jetzt erst auf) implementiert in ein Sonic the Hedgehog-Spiel. Oder so.

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    #6870685  | PERMALINK

    Nik

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    maudlin of the well – The Ocean, the Kingdom & the Temptation

    Bei Maudlin of the Well hat Hati sich soweit verplappert gehabt, dass es eine Art Vorgängerprojekt von Kayo Dot ist. Kayo Dot schätze ich sehr (vor allem Hubardo ist ein Wahnsinnsalbum geworden), und so wusste ich wenigstens schon ein wenig mehr über die Band als bei den anderen. Amerikaner, und eine ungefähre Richtung.

    Beim Erstdurchgang hat mich das Lied dann trotzdem nicht wirklich flashen können, und so ist es beim Sampler kreuz-und-quer-Hören öfters in der Versenkung verschwunden.
    Das ist aber keineswegs das Lied schuld, sondern eher die Tatsache, dass ich zu dem Zeitpunkkt für „sowas“ einfach keine Nerven hatte.
    Denn Maudlin of the Well sind eine Band, für die ich zumindest in der richtigen Stimmung sein muss.
    Aber gut, gehen wir dieses durcheinander Schritt für Schritt durch.
    Glasklare Klimpertöne hallen seicht durch tiefe Leeren, das Hauchen von metaphysischen Wesen streicht durch ein Feld von Wah-Wah-Effekten und einer fernen Ansprache. We so mysteriouz aern’t we. Dazu dieser Bass, der eher in ein Chill-Ou-Jazz-Projekt passt.
    Wir spielen hier satanistische Blicke in die Außenwelt des Universums hinter der dritten Biegung des Pan Paradox mit Wilfreddo Jazzobelt.
    Das passt alles gar nicht zusammen, und das ist toll. Und was macht man dann am besten?
    Wöööh böse Doomgitarren und brabrabra-grunz-Funeraldoomvocals und dann schnell zu Deathmetalstandardgegröhle.
    Der Part wirkt auf mich leider etwas kraftlos, wird aber auch schnell wieder gegen progressive Klanglandschaften abgelöst und fällt somit nicht weiter ins Gewicht. Die Vocals werden ebenfalls wieder spannender, verzerrt, mehr krächzendes Reden und das alles vor diesem jazzigen Hintergrund, ein Gitarrensolo. So viele Ideen, so wenig Zeit.
    Postrockesque Melodien, man darf ja nichts auslassen. Die Melodieführung selbst erinnert mich übrigens immer wieder an Opeth, und zwar stark.
    Leidender Gesang vor Sprachsamples und hachja, so viel Abwechslung. Das im Hintergrund erinnert mich an dieses Instrument dessen Namen ich immer vergesse! Ich kann jetzt aber nicht sagen welches, da ich den Namen vergessen hab. Drehorgel, genau! Darüber quietschendes Saxophon.
    Brummmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.
    Chorale Synthies und Blubbern, fast schon Ambient. Sind das Bongos? Ernsthaft? Gitarren die wie Walgesänge klingen.
    So ideas
    Such varied
    Ne, Hand aufs Herz. The Ocean, the Kingdom & the Temptation ist schon ein saucooles Ding. Auch wenn ich mich gerne an der Vielfalt an verwendeten Genres zynisch vergehe wird das ganze mit schönen Übergängen zu einem homogenen (und teils kontrolliert heterogenen) Klangbild zusammengefasst. Maudlin of the Well hinterlassen bei mir den Ersteindruck einer weniger ausgereiften Version von Kayo Dot (was sie ja auch sind) mit ganz eigenem Charme.
    Obwohl ich es mir doch irgendwie…. freakiger vorgestellt hätte.

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    #6870687  | PERMALINK

    Nik

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    Ulver – Vigil

    Joa, mit Ulver hat Hati beherzt den Lückenfüller gespielt. Also Wissenslückenfüller. Klassiker, kennt man ja kennt, kenn ich nicht. Beziehungsweise, kannte ich nicht.

    Obwohl ich natürlich mal hier, mal da was dazu gelesen habe – psychedelische Ausrutscher, Dark Ambient, Rock, Neofolk blabliblub – blieb in meinem Kopf das Bild der grimmig im Baum hockenden norwegischen 2nd-Wave-Blackmetalband verankert. Nicht zuletzt wegen Dubbies Fotos in Ulver-Shirt, vermutlich.
    Das kann unser Herzchen (bad pun intended) natürlich nicht so stehen lassen. Also lasse ich mich von ihm doch überzeugen. Theatralisch war der Versuch des näherbringens – und so fand sich schnell die Shadows of the Sun in meinem Postfach – inklusive ausdrücklichem Verbot ins Booklet zu schauen, könnte ja nen Bandfoto drin sein.
    Was soll das, was kann das, muss das sein. Fragen über Fragen. Da hilft nichts, muss man halt reinhören.
    Elektronisches Rauschbrauschstörgeräuschl. Sanftes Piano. Ich bin jetzt schon verwirrt ohne Ende, und vor allem sofort vollkommen hingerissen. Eine Minute verfliegt wie eine Sekunde.
    Einzelne Anschläge die ausklingen und von gewisperten Worten begleitet werden.
    Alles so ruhig. So dicht. So intensiv. All these feels. Dis no trve grim shit.
    „For those… who used do be… but now are… in the dark… light a candle…“
    Dann ein leicht kräftigerer Anschlag der Tasten. Festerer Gesang. Es bleibt weiterhin ruhig – zumindest musikalisch. Die Emotionen hingegen spielen gerade eine britische sechste Klasse nach, welche so eben erfahren hat, dass Harry eine Solokarriere starten will (Directioners, ich fühle mit euch).
    „And say their names one last time. Let them go.“
    Ambientesque Electronicaklänge hallen durch einen verlassenen Sonnenuntergang (falls jemandem ein noch kitschigeres Bild einfällt, her damit). Die Stimme ist halt einfach mal gar nichts besondres, weder besonders zart noch besonders klar noch besonders melodisch aber holy fugg nimmt die mich mit. Geht gar nicht, ist auch nicht lustig. Vor allem nicht, wenn sie dann bei einzelnen Wörtern in verschiedenen Layern übereinandergelegt wird. Stahp it.

    Nun kommt das Dark in Dark Ambient etwas zum Vorschein. Orientalische Melodien (schon wieder, Hati, wasdalos?), Streicher, Feedback, schon fast noisesque Störgeräusche und ambientesques Rauschen. Alles wird langsam leiser. Ende.
    Halt irgendwo wirklich Dark Ambient, aber mit vielen Ausreißern und Einflüßen aus allen möglichen Richtungen und vor allem viel zu viele Feels. Das merkt man vor allem auf Albenlänge gut. Denn auf das Album als ganzes will ich auch noch kurz eingehen. Shadows of the Sun ist umwerfend. Dass wunderschöne, stimmige Cover beschreibt im Grunde alles, was man über die Musik sagen könnte. Fremd, exotisch, vertraut, mitreißend. Das geht immer und überall, und versetzt sofort in andere Welten. Mir fallen auf Anhieb nur sehr wenige Alben mit einer solchen Dichte an absoluten Gänsehautmomenten ein. Hier hat Hati sich battletechnisch selbst übertroffen, und mir ein Album präsentiert, welches je nach Stimmung und Lebenslage schon öfters nicht nur im Bereich meiner Mag-ich-gerne-Alben landete, sondern wirklich in meiner Top 10.
    Vigil ist übrigens nur mein drittliebster Song, nach Funebre und dem Gottsong Let the Children go.
    Aber er war wohl die beste Wahl für einen Sampler. Well played, asshole. Ich versinke jetzt erstmal wieder ne Runde in dem Album.

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    #6870689  | PERMALINK

    Hati

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    Bevor Nik hier einen unaufholbaren Vorsprung erhält, steige ich auch mal in die Manege:

    01. goreshit. – Breed In
    Es wird mir ein ethno-angehauchter Einstieg beschert, der mit dumpfen Pauken und weiblichem Gerufe beginnt, das ich als erstes mit dem Soundtrack zum „König der Löwen“ assoziieren würde. So wirklich nach „Nan ts’ngonya ma bakithi baba!“ (danke Google) klingt es dann doch nicht, aber so ein gewisses Dschungelfeeling bleibt trotzdem erstmal bestehen. Erst nach dem gemächlichen Zusammensetzen der Puzzleteile ergibt sich ein neues Bild.
    Das Cover zeigt eine SciFi-Dame aus der Animewelt, der Gesang erinnert nur durch seine langgezogenen Vokale an benannte Disney-Assoziation und spätestens mit dem Einsetzen der kalten Beats kommt das wahre Motiv zum Vorschein. Alles weitere wäre Spekulation, denn soviel ich weiß, basiert dieser Song tatsächlich auf einem Anime. Da ich ihn in den ersten paar Sekunden nicht erkannt habe, scheine ich ihn nicht zu erkennen, obwohl es sich um einen im Westen der Welt relativ verbreiteten Vertreter handelt: Ghost in the Shell. Da Musik nicht die einzige Domäne ist, in der ich mich vor Klassikern eher scheue, brauchte es erst einen Hinweis Niks dafür.
    Jetzt müsste man natürlich wissen, inwieweit verfremdet der Song ist bzw. ob es 1 zu 1 der Opener ist. Der Anfang ist mit dem Einsetzen der Vocals schön langgezogen, so dass sich Panoramaeinstellungen des vorliegenden, dystopischen Settings anbieten würden. Wenn die Drums in Erscheinung treten, gesellt sich auch ein grimmiges Brummen hinzu, das sich zwischen die ohnehin kalten Passagen fräst und das Intro eher bedrohlich erscheinen lässt. Damit wären alle Beteiligten des Songs präsentiert und ab der Hälfte werden diese geschickt zusammengeworfen ohne dass es unpassend oder wirr erscheint. Im Gegenteil, die anfangs neutral-wirkenden Vocals werden durch das Instrumental zu einem wehklagenden Kontrastprogramm, dass mir fast schon wie eine Vorwarnung erscheint, was sich in dieser düsteren Welt so alles abspielen wird.
    Vor mir liegt aber keine Animeserie, denn die großen Augen werden von meiner Seite kommen. Der Sampler beginnt.

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    Edgirl &Ich dachte ja eigentlich das die Jungs Erwachsen sind, insbesondere Tobi aber nach der Aktion,... das ist Kindergartennivou. Als das heißt das die Jungs zu Kleinkindern Motieren oder was? ich blick echt nicht mehr durch...
    Ich auch nicht, Sina. Ich auch nicht.
    #6870691  | PERMALINK

    Hati

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    02. Show Me A Dinosaur – Still first in space / Gagarin
    Den wahren Anfang macht eine Postrock-Kombo mit einem Bandnamen, der mir erstmal sagt, dass man nicht unbedingt weltbewegende oder persönliche Themen in seinen Texten anspricht. Es schwingt dabei ein gewisses Augenzwinkern mit, das mich neugierig machte, was die Gruppe jetzt in ihren Sound einbauen würde um diesem Zwinkern gerecht zu werden. Die Songtitel verraten jedoch bereits, dass es um den ersten Mann im Weltraum geht. Ist dies etwa ein Überbleibsel vom Battle mit olle Kosmo?
    Dem würden Genre sowie Thematik mit Sicherheit liegen, ich behalte mir aber auch das Recht vor, diesen Zweiteiler ebenso zu mögen: Der erste Part ist ein atmosphärischer Einminüter, der ein russisches Gesprächssample beinhaltet, das nach einer historischen Unterhaltung klingt an der der Herr Gagarin wohl beteiligt war, aber da der darauffolgende Hauptsong instrumental gehalten ist, vermute ich bei der Band eher die Absicht, die Stimmung dieses Weltraumabenteuers des letzten Jahrhunderts einzufangen. Während das Intro zart anfängt und im Grunde nur die Weichen für den Hauptsong legt, so kann ich mit meinen rudimentären Russischkenntnissen heraushören, dass die Personen im Sampler darüber reden, dass gleich irgendwas beginnt, daher meine Vermutung, dass es ein Gespräch beim Start der Weltraumreise sein müsste. Der nächste Song setzt ein mit verrauschten Gitarren und den üblich-hohen Postrock Leads, das meiner Meinung nach eine gelungene Vertonung des Raketenstarts darstellt. Nach zwei Minuten befindet sich unser Protagonist in der Schwerelosigkeit, was sich ebenso im Sound manifestiert. Es macht sich ein Gefühl der Erhabenheit breit und historische Bilder, wie der Blick aus dem Weltall auf die Erde, schießen einem in den Kopf. Diese Emotion, als erster Mensch durch das All zu gleiten, das ist für mich das, was die Truppe hier einfangen wollte und das gelingt ihr einfach ziemlich gut. Am Ende gesellen sich noch einige Basslinien dazu, die den Epik-Faktor nochmal erhöhen und extra durch die verträumte Fassade grollen um beim Wegfaden dieses gewisse Gefühl der Erleichterung und Befreitheit zu erzeugen.
    An sich ist es ja eigentlich geläufiger Postrock, aber durch seine Hingebung zur Thematik erhält dieser Doppeltrack ein neues Momentum, was es nicht ganz so verdrängbar für mich macht wie sonstige Vertreter. Gleich am Anfang des Samplers wird also nach den Sternen gegriffen, diese werden zwar nicht ganz erwischt, aber allein die Geste gefällt mir. Einen neuen Liebling in der Postrock-Welt habe ich also nicht entdecken können, aber ich konnte eine interessante Nuance aus diesem Genre kennenlernen, die einen elegischen Teppich für die nächsten Songs auslegt.

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    Edgirl &Ich dachte ja eigentlich das die Jungs Erwachsen sind, insbesondere Tobi aber nach der Aktion,... das ist Kindergartennivou. Als das heißt das die Jungs zu Kleinkindern Motieren oder was? ich blick echt nicht mehr durch...
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    Hati

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    Mein letztes Review ist ja schon wieder zwei Wochen her, auweia… Gleich mal mit einem Dreierschritt aufholen:

    03. Pjort Iljitsch Tschaikowsky – Finale: Adagio lamentoso
    Da ich mal etwas Neues hören wollte, habe ich Nik um ein paar Klassik-Klassiker gebeten. Oder zumindest Klassik-Künstler, die ihm am Herzen liegen. Dies ist der erste Komponist: Tschaikowsky. Außer, dass er wohl aus Russland kommt und ich ihn nur aus Schwanensee kenne, weiß ich eigentlich so gut wie gar nichts über ihn, aber das soll ja so. Das Merkwürdige an derartigen Songauswahlen ist ja, dass ja lediglich das Musikstück aus der Feder Tschaikowskys stammt und ich nur eine Interpretation jenes höre. Oder gibt es da am Ende gar nicht so viel Spielraum beim Auslegen? Wer weiß, ich konzentriere mich einfach auf die Darbietung des Orchesters, das mir Nik rausgesucht hat.
    Laut dem Titel scheint es sich um ein Finale zu halten, also habe ich sicher eine Stunde übersprungen um an diesem Punkt anzugelangen und man hört es bereits. Die Violine am Anfang streicht erstmal zart ein Intro ein, bis sich nach und nach die restlichen Instrumente hinzugesellen. Zwar bringen sich im Verlauf immer mehr Fanfaren, Pauken und Geiger ein, aber der Fokus bleibt auf den Streichern. Welche das jetzt genau sind, kann ich als Laie natürlich nicht einordnen, aber ich kann zumindest sagen, dass der Spannungsbogen ziemlich gut aufgebaut ist. Das Anfangsthema kehrt irgendwann wieder zurück und man merkt, dass es dem Ende zugeht. Man schwebt auf den Klängen der immer wieder aufbebenden Streicher, die auch mit Bläsern ordentlich unterstützt werden und lässt zum letzten Drittel alles nochmal absacken.
    Für mich war das alles bisher nicht subtil genug gewesen, aber gerade am Ende bleibt es sehr sachte und sanft, ohne diese pompöse Unterstützungen. Insgesamt macht das Stück einen erhabenen Eindruck und man merkt, dass hier ein letztes Aufbäumen statt fand, bevor sich das Gesamtwerk zur Ruhe legt, einrollt und schlafen legt. Der obligatorische Applaus und ich denke, ich hätte, wenn ich im Publikum gewesen wäre, ebenso geklatscht.

    04. ◯ – Waiting for the sun
    Bei meinem letzten Battle mit Nik, hatte ich ihm ja einen Song der japanischen Boredoms untergejubelt, die als Titel nur ein Sonderzeichen hatten. Da wollte sich wohl einer nicht lumpen lassen und hat gleich eine Band rausgesucht, die ich erstmal „Circle“ aussprechen würde. Vielleicht soll man die Band auch gar nicht aussprechen können, aber es macht trotzdem schon den Eindruck, herausstechen zu wollen. Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es gewesen sein muss, einen Song, der mit Applaus endet, sinnvoll in einen fließenden Sampler einbauen zu müssen und ich denke, da hat Nik das Beste daraus gemacht.
    Die basslastigen, effektbeladenen Gitarren übernehmen den Part der dominanten Streicher vom Vorsong und schrammeln sich durch den Anfang von dem Song. Auf den ersten Blick erinnert mich das an Passagen des neuen Altar of Plagues-Album. Ja, „Post Metal“ könnte schon hinkommen, wenn ich es denn kategorisieren müsste. Es bleibt minimalistisch und nur noch einzelne Akkorde und Drumbeats tapern durch die triste Soundlandschaft. Sporadische Tremoloattacken kreischen aus den Hörern und alles stets ohne groß abzuschweifen. Dass es bisher instrumental ist, gefällt mir ebenfalls sehr gut, da ich, wäre es mit Vocals gewesen, nur Sätze wie „Ich hätte mir den Song ohne Gesang lieber angehört“ gedacht hätte. Aaaber, die Band hat da alles richtig gemacht, der Song bleibt bis zum Ende stark und fokussiert.
    Der Ausbruch am Ende, wo dann noch wirklich Vocals hinzukommen, geht meiner Meinung nach zwar etwas unter, da durch die Produktion alles so verwaschen wirkt und nicht genug Druck hinter die Riffs kommt, aber ich denke das gehört alles zum Konzept und ich habe hier definitiv eine Band gehört, die ich im Albumkontext kennenlernen will. Insgesamt ein rundes Ding.

    05. The Nepalese Temple Ball – The Mongolese Terror Sprout
    Weiter geht’s mit sludgiger Gitarrenmusik und man könnte meinen, es wäre die selbe Band wie zuvor, aber spätestens wenn die recht kaputt-klingenden Screams einsetzen, merkt man, dass es zwar eine ähnlich tickende Truppe ist, aber am Ende nicht nur den Bass gerne in den Vordergrund kloppt, sondern generell weniger davon hält, sich allzu lange zurückzuhalten. Man könnte sagen, dass The Nepalese Temple Ball der kleine, widerspenstige Bruder von ist.
    Die Riffs verschmelzen nicht im sonstigen Instrumentaldickicht, sondern sind hier definitive Triebfeder des Tracks. Nach einer Weile beweist die Band etwas mehr Feingefühl und baut in der Mitte des Songs wirklich so eine Art „Hook“ ein, an dem Freunde der schweren Gitarrenmusik mächtige Headbangmomente geliefert bekommen. Soll heißen, mich würde das auf einem Livekonzert komplett mitreißen; da hätte mich die Band tatsächlich am Haken. Dies wird dann die restliche Zeit durchdekliniert und kann durchweg begeistern. Der Anfang war also etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man erstmal im Flow ist und erkennt, wo der Song hinsteuert, nimmt man das alles gerne in Kauf. Hätte ruhig länger gehen dürfen.

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    #6870695  | PERMALINK

    Hati

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    Weiter geht’s:

    06. thaw – Wasteland
    Das ausklingende Feedback vom nepalesischen Tempel-Ball führt in das Reich der Dissonanz-Blacker thaw. Über die bin ich die letzten Wochen auch gestolpert, aber aufgrund dieses Battles musste ich mich jedes Mal zurückhalten. Das Grundprinzip dürfte ein loser Mix aus Blut aus Nord und Deathspell Omega sein, wobei es weder die Geradlinigkeit von ersteren noch die Intenstität letzterer aufzeigt. Dadurch entsteht ein relativ eigenes Klangbild, das stets zwischen unbehaglichen Midtempo-Riffs und furiosen Blastbeats wechselt. Die Band scheint ein Fan von fuzzigen Gitarren zu sein, denn diese mogeln sich anfangs schnell dazwischen und vermitteln den Eindruck, als würde man das Studio neben einem Flughafen haben. Ein cooler Effekt, denn danach hebt der Song ab und mitteltiefe Screams hallen beim folgenden Part durch die Soundkulisse. Mein Lieblinspart ist der Mittelteil, der noch in der Schwebe ist; ob er gleich wieder eruptieren oder das launige Ausklingen fortführen soll. Wenn das Thema vom Beginn wieder erscheint, ist der Song bereits gelaufen und ich bin überrascht, dass das Intro genausogut als Outro funktioniert. Eine sehr interessante Band, deren aktuelles Album aus diesem Jahr sein dürfte und ich demnach bald auschecken sollte.

    07. Eleleth – Sophia
    Das erste kurze Intermezzo in Niks Sampler und während den ersten fünfzehn Sekunden dachte ich erstmal „Hey, Nik, du hast auch Yoga auf deinen Sampler getan? Du Nachmacher!“ Aber dann lichtete sich der Dunst und Schreie ertönen. Auf diese habe ich mich aber selten konzentriert, als der Track lief, denn was im Hintergrund passierte, fand ich weitaus interessanter. Die Grundmelodie besteht aus einem rauhen Ethereal/Darkwave-Bett, auf dem sich die verschiedensten Synthieklänge eine epische Kissenschlacht liefern. Pulsartig verbreiten sie sich auf dem Song und scheinen sich den Platz nur ungern mit den Power Electronics-artigen Elementen zu teilen. Doch man merkt, dass sich beides schnell zusammentut und ein recht eigenes, erhabenes Klangbild geschaffen wird. Wenn man dann wieder seine Aufmerksamkeit auf die verhältnismäßig unverzerrten Vocals lenkt, die fast schon hilflos durch diese dichte Barriere gellen, dann ist das Bild komplett und das Kopfkino kann beginnen. Der Song ist zwar keine drei Minuten lang, erfüllt jedoch seinen Samplerzweck: etwas zu verschnaufen, sich neu zu orientieren, Kräfte zu sammeln, in sich zu gehen, loszulassen und den kommenden Wahn zu empfangen.

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    Edgirl &Ich dachte ja eigentlich das die Jungs Erwachsen sind, insbesondere Tobi aber nach der Aktion,... das ist Kindergartennivou. Als das heißt das die Jungs zu Kleinkindern Motieren oder was? ich blick echt nicht mehr durch...
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