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Leo-suomi

Registriert seit: 16.03.2010

Beiträge: 1,934

abrakadabranein, ich meine das ganz ernst. was mich angeht: ja, ich habe freude an intellektuellen tätigkeiten, sehr großes sogar. der punkt ist: wäre ich ein klon eines epislon-minus, der während seiner erschaffung den richtigen chemikalien ausgesetzt war, und als kleinstkind die richtige propaganda aufgenommen hat, hätte ich nach derartigen dingen kein verlangen. „ich“ würde auf die weise, auf die ich es jetzt tue, gar nicht existieren, könnte mich also nicht über die absolute sinnlosigkeit meines daseins als epsilon-minus grämen.
ich finde die gesellschaft, so wie sie beschrieben wird, ziemlich gut – viel besser als unsere. ich würde zwar dort nicht leben wollen oder können, aber mich würde es auch nicht geben, sondern jemanden der sehr wohl dort leben will, und dem das ungeheure freude bereitet.

edit: welche beschreibungen hast du denn besonders furchtbar gefunden? ich fand das ganze eigentlich recht human, vor allem das mit den inseln, auf die jene gehen können, die in der brave new world nicht leben wollen.

Ich kann deinen Standpunkt durchaus nachvollziehen, mich würde aber interessieren: findest du die beschriebene Gesellschaft nur als utopisches Konstrukt gut, oder würdest du dir eine reale Entwicklung unserer Gesellschaft hin zu einer Brave New World-ähnlichen Gesellschaft wünschen? Außerdem frage ich mich, ob du nicht einige Zweifel hegst, ob das vom Menschen empfundene „Glück“ so einfach auf andere Lebensformen übertragbar ist. Sind Epsilons die glücklichsten Wesen, die man sich vorstellen kann? Macht die Tatsache, dass sie nach ihren Möglichkeiten ein vollkommen glückliches Leben leben, dieses Leben lebenswerter als unser Leben, das zwar von größerem Leid durchzogen ist, das aber auch, so könnte man sagen (ich will mich dem nicht anschließen, da ich das Ganze noch nicht wirklich durchdrungen habe bzw. mir nicht sicher bin), mit größerem Glück ausgestattet ist? Du wirst darauf wohl antworten, dass es lediglich aus meiner Perspektive nicht lebenswert erscheint, während es, wäre ich ein Epsilon, mir egal wäre. Aber ich frage mich halt, ob dein Ziel, also die Maximierung des Glücks, nicht durch unsere Lebensform besser verwirklicht werden kann. Klar, „Leid“ empfindet in der Brave New World niemand so richtig, aber ist das Glück, das wir empfinden, nicht in gewisser Weise mehr wert als das Glück, das ein Epsilon empfindet? Da kann man natürlich erneut erwidern, dass die Brave New World den Präferenzen ihrer Bewohner eher bzw. bezogen auf die Individuen in größerer Zahl gerecht wird, als das unsere Welt tut, aber könntest du vielleicht noch mal genauer darlegen, was die Brave New World in deinen Augen besser macht und warum du die beiden Gesellschaftsformen nicht schlichtweg gleich gut findest?