Re: Lust auf ein kleines Battle?

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chugchug

Registriert seit: 19.05.2012

Beiträge: 634

So dann lege ich auch mal los mit Reviews.

Ich hatte den Sampler von Neun Drehende Spiegel.

1. Burzum – Glemselens Elv
So hier habe ich dann auch ein Stück von dem Herrn Vikernes. Das Lied stammt vom Album Belus, hat mit dem Knastambient also nichts zu tun und auch noch nicht mit seinem letzten Ambient Album. Stattdessen gibt es hier typisch norwegischen Black Metal. Typisch norwegischer BM ist für mich nicht unbedingt ein Attribut, welches mich zu Begeisterungsstürmen anregt…
Das Lied ist sehr monoton, die ersten 7 Minuten gibt es quasi in endlosschleife das gleiche Riff, immer und immer wieder. Das einzige was sich hierbei abwechselnd sind die Vocals und kurze Melodiebögen über jenes Riff. Ab der 7. Minute gibt es dann tatsächlich mal etwas mehr Variation. Das Riff wird etwas mehr variiert und es gesellen sich auch mal komplett andere Strukturen dazu, die hin und wieder auch mal im Tempo etwas wechseln. Nach dieser kurzen Eskapade wechselt der Varg dann wieder zu dem oben besagten Riff zurück und lässt das Lied nach fast 12 Minuten auch mit jenem ausklingen.
So was sagt mir das nun? Ehrlich gesagt hätte ich das Lied, wenn ich es nicht bei diesem Battle bekommen hätte, schon nach 2 Minuten ausgemacht. Mit dieser Art von Monotonie kann ich kaum was anfangen, es transportiert für mich keine relevanten Emotionen. Somit bleibt für mich die beim BM oftmals zitierte Atmosphäre aus, denn für mich entsteht eine Atmosphäre aus Emotionen.
Positiv erwähnen möchte ich den Mix, alle Instrumente sind klar voneinander zu differenzieren und es gibt auch keinen Matsch. Von dem Klang der Instrumente selber möchte ich dabei jedoch nicht weiter sprechen…die klingen eher billig.
Insgesamt ein ziemlich ereignisarmes Lied, welches jedoch auch keine Kopfschmerzen verursacht. Wenn es im Hintergrund läuft werde ich sicherlich keine Anstalten machen.
4/10

2. Darkthrone – The Claws Of Time
Und die nächste Runde norwegischer Black Metal. Mit einem weiteren Klassiker, Darkthrone!
Prinzipiell kann ich hier fast die gleichen Kritikpunkte nennen wie bei dem Lied von Burzum. Das Lied ist relativ variationsarm, nur zwischendurch gibt es mal ein paar Riffwechsel und einen Tempowechsel. Während des Hörens dachte ich mir nur „Warum ist das jetzt 7 Minuten lang? Das alles hätte man auch in 2 Minuten packen können.“.
Die Soundqualität ist ziemlich schlecht. Nein, nicht so schlecht wie man es von den 90er Darkthrone Alben erwarten würde, aber dennoch schlecht.
Die Gitarren matschen irgendwo mit dem Bass rum (falls da überhaupt ein Bass im Mix ist), während Vocals und Schlagzeug eher dominant wirken. Zumindest ein anständiger Sound hätte für mich das eher langweilige Songwriting noch aufgewertet, aber leider haben es sich viele Black Metal Bands ja zur Maxime gemacht, dass ein schlechter Mix mit lowfi Instrumenten zur Atmosphäre beiträgt (eine Produktion fernab vom eklig-kitschigen hochglanz-Plastik mag durchaus ihren Charme haben, doch habe ich da dann eher die Produktionen von Kurt Ballou im Sinne und nicht das 90er BM-Gerumpel).
Am meisten überrascht hat mich bei dem Lied das kurze Drumfill in den letzten 2 Sekunden.
3/10

3. Leviathan – A Silhouette In Splinters
Nächste Black Metal Band, doch diesmal aus den USA und mit Black Metal hat das Lied hier auch gar nichts zu tun.
Zu meiner Freude lese ich in dem mir zugeschickten Youtubelink, dass dieses Lied von einem Ambient Album stammt.
Mit 11 Minuten hab ich hier dann auch das zweitlänge Lied, welches leider wieder sehr monoton daherkommt. Das mag ich jedoch einigermaßen verzeihen, da dieses Lied eine sehr düstere Stimmung transportiert und somit auch etwas Atmosphäre bietet.
Dennoch könnte etwas mehr Abwechslung nicht schaden. Auch wäre ein Spannungsbogen nicht verkehrt.
Ich erkenne bei diesem Lied kaum eine zusammenhängende Struktur, stellenweise wirkt es auf mich so, als hätte er neben einigen Akkordfolgen hier einfach ein paar Klänge willkürlich aneinandergereiht.
Für mich ist bei solcher Musik ein Motiv, welches in dem Song verfolgt wird, absolut essentiell. Es darf dramatisch sein, episch, traurig, wütend, was auch immer. Solange das Lied Spannung aufbaut und mich dabei bei Laune hält. Wenn ich mich nach 1 Minute etwas anderem zuwende ist das nunmal nicht gegeben.
Als Hintergrundmusik ist das für mich durchaus geeignet. Für das aktive Hören jedoch fehlt mir etwas.
5/10

4. Motörhead – Nothing Up My Sleeve
All meine Urängste erwachen, als ich Motörhead in meiner Tracklist wiederfinde. Ja, dieser Teil meines Reviews blendet sämtliche objektiven Aspekte aus (wenn ich hier überhaupt irgendwelche habe) und so verkünde ich schon jetzt: Ich hasse Motörhead.
Seit mehreren Dekaden wird der gleiche Song mit immer unterschiedlichen Titeln auf Alben gepresst, ein Sänger der auch nach Jahren scheinbar nichts davon hält, mal mit seiner Stimme was anzufangen und der gleichzeitig Drogen und Alkohol glorifiziert. Bei der Vorstellung wird mir schon schlecht.
Musikalisch ist das eine recht flotte Nummer. Hier kann ich immerhin sagen, dass nicht lange gefackelt wird und die Band schnell auf den Punkt kommt. Das ist jedoch mein einziges Lob an dieser Stelle.
Der Gesang kommt extrem aufdringlich und plakativ aus den Boxen. Diese Stimmlage sagt mir überhaupt nicht zu und es klingt teilweise so, als würde hier irgendein Hooligan rummosern. Instrumental sind einige Licks eingestreut, die mir jedoch tierisch auf den Zeiger gehen und völlig deplatziert wirken. Zwischendrin gibt es dann noch ein Gitarrensolo, welches auf mich so wirkt, als hätte man ein Solo geschrieben, damit man überhaupt eins hat.
Nein, bitte nicht mehr davon. Macht, dass es aufhört! Ich frag mich ernsthaft, wie es Leute geben kann, die neue Outputs von dieser Band zum Album des Jahres krönen.
1/10

5. Prezident – Galgenhumor
Nun geht es musikalisch mal in ganz andere Gefilde. Mit Prezident habe ich hier einen Deutschrapper vor mir, welcher jedoch definitiv nicht als der typische deutsche Rapper durchgeht.
Ein bedrückender Beat trägt diesen Song und erfüllt somit hervorragend seinen Zweck, die Stimmung hinter den düsteren und tiefsinnigen Lyrics herüberzubringen. Prezident ist in der deutschen Hip Hop Szene sicherlich ein Ausgestoßener, einer der gegen den Strom schwimmt. Jemand, der mögliche Erfolgskonzepte gar nicht erst annimmt. Während andere darüber rappen, wie mächtig ihr Ego ist, so reflektiert Prezident sich lieber selbst, positioniert sich selbst in leeren und dunklen Gassen und spielt mit dem Gedanken, wie wenig Einfluss das eigene Leben inmitten von Tausenden hat.
Ein durchweg gelungener Track, der durch seine glaubhafte Stimmung überzeugt. Da drück ich auch gerne nochmal auf Replay. Wie von selbst.
8/10

Insgesamt ist dieser Sampler nicht das, was ich mir erwünscht hab. Und ich bin es auch nicht, der zu der Zielgruppe dieses Samplers gehört. Die Songs sind größtenteils auf Monotonie getrimmt, sollen durch Atmosphäre überzeugen. Doch vor allem in dem Punkt Atmosphäre bin ich relativ eigen und da lässt mich insbesondere norwegischer Black Metal vollkommen kalt.
Ich möchte lieber Musik die mich extrem fordert, keine einfachen Songstrukturen deren Trumpf es ist, womöglich eine Atmosphäre zu kreieren, welche durch lowfi Produktionen generiert wird.
Da hab ich dann lieber irgendwelches chuggachugga mit Boyband Refrains und 9/8 Takt.

Cheers!

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also ich würd mich echter als dumm den als einen Troll ansehen.