Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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  • #6328339  | PERMALINK

    andysocial

    Registriert seit: 18.03.2006

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    ja die monks haben glaube ich eher die deutschen kraut/punk leute inspiriert (wenn überhaupt). kenn mich in dem ganzen garagegemüse auch nicht aus, finde aber dass es der corner stone für die ganze sache ist
    http://www.youtube.com/watch?v=b_e6MsZ9-N4&feature=related

    Highlights von metal-hammer.de
    #6328341  | PERMALINK

    andysocial

    Registriert seit: 18.03.2006

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    Black Sabbath – Master Of Reality (1971)

    Mr. Tony Iommi (g)
    Ozzy Osbourne (v)
    Geezer Butler (b)
    Bill Ward (d)

    Abstract. In dieser Besprechung wird gezeigt werden, dass Master Of Reality das beste Album aller Zeiten ist. Der Würstchenwagen kann eingepackt werden, es gibt nichts mehr zu sehen. Unlautere Methoden wie das Veralbern anderen Bands, die vorsätzlich Riffs aus diesem Album klauten, werden angewendet. Ganze Musikrichtungen werden in den Dreck gezogen und beschimpft.

    1971. Die Single Charts:

    1. Danyel Gerard – Butterfly
    2. Middle Of The Road – Chirpy Chirpy Cheep Cheep
    3. Sweet – Co-Co
    4. Tony Marshall – Schöne Maid (jajaja hast du heut für mich Zeit hoooojahoooojahooo)
    5. Roy Black & Anita – Schön ist es auf der Welt zu sein

    1970 muss ein unglaubliches Jahr für Black Sabbath gewesen sein. Man bringt ein Debut raus, das sich blendend verkauft, legt eine US-Tour mit eigenem Drogendealer hin und schreibt nebenbei noch ein 2. Album, das es auf Platz 1 in UK schafft. Ende des Jahres touren die Jungs durch Europa und es wird schon verkündet, dass man am Nachfolger arbeitet. Geplant waren allerdings noch ein paar Konzerte in UK (Schlägereien) und Japan (Bandmitglieder bekamen wegen Vorstrafen kein Visum) die jedoch dann hmmmm….nicht stattfanden. Die Zeit wurde dann für die Aufnahmen gebraucht und nach einer 2-monatigen Tour in den USA erschien im Juli 1971 mit Master Of Reality dann bereits das 3. Album in 1 ½ Jahren. Eine unglaubliche Leistung. Vor allem wenn man die Qualität des Albums betrachtet.
    Generell wird Paranoid als das größte Album der Band angesehen. Zugegeben, es hat mit War Pigs, Paranoid und Iron Man die großen Klassiker und Hits. Im Gesamtkontext ist Paranoid jedoch ein wenig goofy und verglichen mit Master Of Reality auch weniger gloomy. Paranoid + gloomy – goofy = Master Of Reality.

    Bin mir sicher, die meisten kennen das Album und auch die meisten der enthaltenen Songs. Das Ding wie einen Geheimtipp zu behandeln wäre Rhabarber. Also, Platte aufgelegt (übrigens, für dieses verfluchte Poster, das damals mit der LP kam und oben zu sehen ist werden heute großartige Preise bezahlt), Knistern….

    http://www.youtube.com/watch?v=_F5C0rrncXE
    Husten. Alright now. Won’t you listen. SWEET LEAF. Muss sagen, es ist nicht mein liebster Song der Platte. Im Maßstab gesehen natürlich. Würde eine Band heute einen Song mit solch einem Riff veröffentlichen würde ich auf die Knie fallen.
    Ozzy kam beim Blick auf seine, wie er sagt, Zigarette (It’s the sweetest leaf that gives you the taste) auf die Idee doch auch mal einen Text über süße Blätter schreiben. Der Riff ist natürlich ein Klassiker, wälzt sich in unendlicher Monotonie durch die Takte, gemacht fürs Headbangen. Bei den bridges zwickt natürlich wieder die Hand und man möchte zur schwarzen Gibson SG greifen. In der Mitte nimmt der Song Fahrt auf und wird mit Solo ein wenig wild findet dann aber recht schnell wieder seinen Hauptriff. Wie gesagt, für mich ein Mittelklasse-Sabbath Stück, mag wer’s mag.
    http://www.youtube.com/watch?v=mXqu6fz0_LA&feature=related
    Wirklich absolut gar nicht geht allerdings AFTER FOREVER. Sabbath hatte 1970 einige Probleme mit Satanisten die immer wieder versuchten die Band für ihre Bewegung einzuspannen, wogegen sich die Band (außer Geezer Butler) allerdings wehrte. So schrieb Iommi auch den Text für den Song der an christlichem Lala nicht zu überbieten ist. Dazu diese fröhliche Grundstimmung die sich ohrwurmhaft festsetzt. Der Riff ist allerdings großartig bluesig und das Solo erste Sahne. Wären da nicht diese Textzeilen. Would like to see the pope at the end of a rope, do you think he’s a fool? Ich will immer noch jedes Mal „Jaaa Mann!“ rufen aber sie lassen einen nicht. God is the only way to love! Das muss für Geezer sicherlich eine Qual sein zu spielen. Er konnte sich immerhin mit LORD OF THIS WORLD revanchieren.
    http://www.youtube.com/watch?v=TCOX-IkeCAw&feature=related
    Das Album enthält auch zwei kurze Gitarrenintros die einfach nur zum Zungeschnalzen sind. EMBRYO ist das erste davon mit einer Spielzeit von 28 Sekunden und im Kontrast zum vorherigen Stück. Verloren wirkt die Gitarre und ein wenig getrieben so dass eine Ahnung aufsteigt dass gleich etwas monströses kommt.
    http://www.youtube.com/watch?v=236Lquwq22A&feature=related
    CHILDREN OF THE GRAVE. Die leere E-Seite galoppiert bis im Hintergrund die Drums von Bill Ward wie ein herannahendes Donnern immer stärker werden und die Gitarre sich in diesen Berzerker von Riff stürzt. Man kann ihn eigentlich nicht anders als brachial und simpel bezeichnen und diese 2-3 Sekunden sind wahrscheinlich der zentrale Punkt des ganzen Albums. Das Drumming im ganzen Stück ist großartig. Ozzy kommt ins Spiel, der Text ist keine große Offenbarung aber er setzt in dem Stück seine Stimme perfekt ein. Die bridge nach etwa 2min geht in den besten Riff des Universums über der in Sachen Düsterheit nie übertroffen wird und in schätzungsweise jedem zweiten Doom Metal Song verbaut ist. Das Outro (The Haunting) ist dann eher da um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.
    http://www.youtube.com/watch?v=8Hv0Ldkh_0s
    Mit ORCHID folgt dann das zweite Instrumental. Ein wärmeres und längeres Stück, das nach dem Großkampf auch notwendig ist. Lieblich geht es zu Ende und
    http://www.youtube.com/watch?v=kwWMKC3U01w
    LORD OF THIS WORLD (….Evil Possessor, he’s your confessor now.) folgt. Wie schon erwähnt Geezers Revanche zum Lala von Iommi. Klassische Okkultrocknummer mit bluesigem Einschlag. Der Riff ist ein 4-Akkord smasher den jeder nach 2 minütiger Einweisung spielen kann. Monotonie pur bis zur ersten bridge die den Song dann schlagartig besser macht. Wards Drumming befreit sich und Iommi wischt den Staub von den Bünden die er selten erreicht und haut ein großartiges Solo hin. Im zweiten Anlauf wird auch der Riff kräftiger und Ozzy darf endlich wieder die frohe Botschaft verkünden.
    http://www.youtube.com/watch?v=RuqVogBiYSU
    Was dann kommt ist seltsam. SOLITUDE. Ein Stück bei dem man sich fragt ob das Ozzy ist der Scarborough Fair von Simon & Garfunkel nach singt. Und ja er macht es tatsächlich irgendwie. 2 Oktaven tiefer als sonst schwimmt er durch diesen dicken und morastigen Song, der nichts mehr zu bieten hat als ein Haufen Neben, Einsamkeit, eine schmucke Bassline und ein paar Flöten und eine Gitarre ohne Distortion. Ein rätselhaftes Lied aber weit weg von schlecht. Was wäre gewesen wenn Ozzy immer so gesungen hätte. Man mag es sich nicht ausmalen.
    http://www.youtube.com/watch?v=W69DwrXkjgw
    Der Rausschmeisser ist dann wieder echt was fürs Riffherz: INTO THE VOID, auch eines meiner liebsten Lieder zu jeder Tageszeit. Iommi nagelt hier aber auch wirklich jede Note mustergültig aufs Brett. Zum einen dieses grandiose Intro bei dem kein Fuß still bleibt (erzählt mir nichts anderes), diese kurze bridge die aufflammen lässt dass die Distortion hier wieder reichlich gebraucht wird. Mit dem Einsetzen des Hauptriffs weiß man dass dies hier ein großer Bluesrocker ist. Ozzy muss so viele Wörter singen dass er kaum Luft holen kann (weswegen er dieses Lied auch nicht mag) während Iommi alle 10 Takte einen neuen Riff einbaut und der Song von bridge zu bridge und von einem Tempowechsel zum anderen rutscht und man kaum mehr weiss was eigentlich der Hauptriff ist. Dazu kommt noch ein Solo das selbst irgendwie in einen Riff eingebaut ist. Metallica waren zu ihrer Anfangszeit auch so. Naja Die Lyrics pendeln irgendwo zwischen Erde verlassen und zur Sonne schippern weil auf der Erde alles schlecht ist und natürlich Satan und Peace. Also kaum der Rede Wert. Aber wer braucht das schon wenn Iommi an Bord ist.

    Nach nicht einmal 35min darf der Wurstwagen in die ewigen Jagdgründe gerollt werden.

    #6328343  | PERMALINK

    Saro

    Registriert seit: 13.10.2010

    Beiträge: 7,079

    Super Rezi! War wirklich sehr schön zu lesen und das Album ist natürlich auch spitze!

    #6328345  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Kommen die übrigen fünf auch noch? :haha:

    #6328347  | PERMALINK

    andysocial

    Registriert seit: 18.03.2006

    Beiträge: 7,603

    oh jesus da sind ja rechtschreibfehler drin.
    naja vielleicht noch #4, 5 und 6 🙂

    #6328349  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    Ich werd in nächster Zeit hier mal ein paar Klassiker vorstellen, die zu den Glanzlichtern meiner Sammlung gehören, beginnend mit, taadaa :mrgit:

    Pink Floyd- The Dark Side Of The Moon (EMI, 1973)

    Unter den Pink Floyd- Alben gibt es einige, welche für das neue Musikverständnis der 60er und 70er wegweisend gewesen sind. Man denke an den Psychedelic- Pop auf „The Piper At The Gates Of Dawn“, den langen Improvisationsorgien auf „A Saucerful Of Secrets“ und vor allem der „Ummagumma Live“, an Syd Barrets Debüt, das 1970 schon sowas wie eine Blaupause für Britpop gewesen ist, doch zählt „The Dark Side Of The Moon“ zu einer der meistgehörten Alben in meiner Sammlung.

    Es ist ein Konzeptalbum über Technisierung, Beschleunigung und Materialisierung und der damit verbundenen Entmenschlichung. Es geht um das Gefühl in dieser Welt durchzudrehen. Das macht schon der Opener „Speak To Me“ deutlich, das mit hektischen Herzrasen beginnt. Nach und nach türmen sich wilde Sprachfetzen und Schreie auf, welche nahtlos in das melancholische Breathe übergehen. Eine bluesige, filigrane Nummer, von Gilmour feinfühlig vorgetragen. Der proggige Charakter dieser Platte kommt erst so richtig bei „Time“ zum Vorschein, das auch schon diese ausufernden, verträumten Gitarrensolos besitzt, die auf späteren Floyd- Alben ja zum Markenzeichen wurden. Zuvor gab es mit „On The Run“ eine elektronische Nummer, welche eine Art Gehetztsein transportiert. Von ihrer psychedelischen Phase hat sich die Band nun vollkommen verabschiedet. Der Sound ist kristallklar und von Produzent Alan Parsons kongenial auf den Punkt gebracht. Auch ist der Einsatz steriler Elektronik und neuer Sampletechnik im Kontext des Prog, gar der populären Musik im allgemeinen so noch nicht vollzogen worden. „Money“ ist dagegen ein lässiger, bluesiger Shaker, den man sogar leichtfüßig mitsummen kann, ganz im Kontrast zum vorhergehenden „The Great Gig In The Sky“, dass von einer souligen Stimme begleitet wird, die von feinfühligen Summen bis hin zum markerschütternden Schreien sich in einen Rausch steigert, der gar Beklemmung zurücklässt. Fast der größte Moment auf den Album. Der soll mit „Us & Them“ folgen, einer ruhigen Ballade mit wunderbaren Saxophonspiel, souligen Chören und Gilmour in stimmlicher Brillanz, die zu den Glanzpunkten im Floydschen Schaffen zählt (wobei man auch nicht das grandiose „Echoes“ auf der Meddle unerwähnt lassen sollte) und nahtlos zum Finale „Brain Damage/Eclipse“ übergeht. Der Protagonist muss sich seinen inneren Wahnsinn ergeben. Die Welt um ihn herum verfinstert sich. Die zweigegliederte Nummer wirft nochmal alles in die Wagschale, was Floyd ausmacht und beendet das Album mit hektischen Herzrasen so, wie es angefangen hat. Der Kreis schließt sich.

    Somit ist „The Dark Side Of The Moon“ die typischste unter den Floyd- Platten. Alle Markenzeichen Floyds, diese ausufernden Riffs, Waters kauziger und Gilmours epischer Gesangsstil, ein bis zum Ende hin strukturiertes Konzept und die Tendenz zu Perfektion und Größenwahn, lässt sich hier in kompakter Form finden, verbindet sich zu einen einmaligen Hörerlebnis, dass große Bilder herraufbeschwört und besitzt auch noch einige Hits, die unverzichtbar sind. Alle Musiker sind auf ganz unterschiedliche Weise und trotzdem gleichberechtigt beteiligt. Gilmour setzt stimmliche Glanzpunkte, Waters kristallisiert sich als hervorragender Songwriter, Wright als konzeptueller Klangtüftler und Mason bringt sein Schlagzeugspiel kongenial auf den Punkt. Dass „The Dark Side Of The Moon“ ihre konsequenteste und geschlossenste Platte ist, muss man vor allem diesen hervorragend funktionierenden Bandgefüge verdanken, das in den späteren Jahren ja bekanntlich bröckeln sollte.

    Anspieltipps:

    http://www.youtube.com/watch?v=9Vg–QSztNM

    http://www.youtube.com/watch?v=lBabMxnFQsQ

    http://www.youtube.com/watch?v=cpbbuaIA3Ds

    Wertung: 666
    von 666 Punkten

    Edit: So, passt, mit der Review bin ich sowieso unzufrieden. Eigentlich kann man diesen Album mit Worten nicht gerecht werden.

    --

    #6328351  | PERMALINK

    andysocial

    Registriert seit: 18.03.2006

    Beiträge: 7,603

    doch doch sehr fein. großes album, auch mein liebstes von pink floyd.
    http://www.youtube.com/watch?v=AxgGAnLvMwQ

    #6328353  | PERMALINK

    xkillwithpowerx

    Registriert seit: 25.12.2003

    Beiträge: 7,966

    Finde das von den Pink Floyd Alben, die ich kenne (AHM, Meddle, DSOTM, Animals, WYWH), mit Abstand das schwächste, konnte den Legendenstatus nie richtig verstehen. Genau genommen hat mich die Scheibe, da es die erste war, die ich von PF kannte, lange Zeit davon abgehalten, mich mit ihren anderen Alben zu beschäftigen, bevor ich dann feststellen durfte, wie genial z.B. Atom Heart Mother ist.

    #6328355  | PERMALINK

    Necrofiend

    Registriert seit: 17.12.2004

    Beiträge: 27,709

    Will ich schon länger mal was von kaufen. Krieg es aber nie billig genug…

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    #6328357  | PERMALINK

    Clemente

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    Beiträge: 3,950

    Für Pink Floyd kann man auch mal Geld ausgeben.

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    "So fix me one more drink, momma, And give Mr. Entrance one more kiss"[/SIZE] Shiva Shiva Boom Boom [/SIZE]
    #6328359  | PERMALINK

    Necrofiend

    Registriert seit: 17.12.2004

    Beiträge: 27,709

    Och nö, gerade so alten bekannteren Kram gibt es fast immer Midprice und ich will natürlich noch mehr sparen…

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    #6328361  | PERMALINK

    Necrovore

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    Beiträge: 24,241

    Also in den kleinen Plattenläden die man in jeder Stadt so findet bekommen man meist diverse Pink Floyd Platten für unter 5€

    #6328363  | PERMALINK

    Morli

    Registriert seit: 08.03.2005

    Beiträge: 8,267

    NecrofiendOch nö, gerade so alten bekannteren Kram gibt es fast immer Midprice und ich will natürlich noch mehr sparen…

    noch bequemer und günstiger gehts bestimmt über amazon marketplace…

    #6328365  | PERMALINK

    Necrofiend

    Registriert seit: 17.12.2004

    Beiträge: 27,709

    Mørlinoch bequemer und günstiger gehts bestimmt über amazon marketplace…

    Die gehen da und bei Ebay halt nicht ganz so billig weg, wie ich will. Ich will halt nicht 5-8€ sondern eher nur 3€ ausgeben. Außer ich bin mal zufällig sehr drauf aus. Aber ich habe Geduld, irgendwann klappt es immer…

    Ps Aber Plattenladen könnte man mal gucken, gehe da halt oft nur den Metalbereich durch…

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    #6328367  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    So gut ich „The Dark Side Of The Moon“ selbst finde, der Thread braucht wieder einen Gegenentwurf. Drum lasst mich euch eine Geschichte erzählen aus einer Zeit, in der es noch nicht an der Anzahl der nach unten zeigenden Daumen unter einem Youtube-Video gemessen wurde, wer der aktuell meistegasste Musiker oder die meistgehasste Band der Welt ist, sondern in auf die Bühne fliegenden Gegenständen; von einer Zeit, als Punk gerade alt genug war, von seinen ersten Dogmatikern überrant zu werden, und es also wert war, vernichtet zu werden. Die Geschichte spielt im Jahre 1977 und kreist um Alan Vega und Martin Rev, ihre Band Suicide und ihr selbstbetiteltes Debüt.

    Die Wurzeln der Band reichen dabei bis an den Anfang der 70er. Die Musik stand anfangs nicht für sich; die mit billigstem Equipment erzeugten Geräuschkulissen untermalten die Ausstellungen des Bildhauers Alan Vega. Eine dieser musikalisch verstärkten Vernissagen wurde November 1970 mit den Worten „punk music mass“ beworben, womit Suicide zwar vermutlich nicht die ersten waren, die diesen Terminus im Zusammenhang mit Musik verwendeten, aber dennoch zu den Geburtshelfern des prototypischen Punk gezählt werden können. Nach dem Zusammenbruch des Mercer Arts Center führte der Weg die frisch etablierte Live-Band natürlich auch ins CBGBs, den berühmten New Yorker Club, der davor und danach noch zahlreichen Bands, Musikern und Subkulturen als Geburtsstätte diente. Nun besiegelte die Live-Situation schon sowohl Suicides Legendenruf als auch ihr Scheitern, noch bevor das Duo überhaupt einen Tonträger veröffentlicht hatte. Das Tondokument „23 Minutes Over Brussels“, ein Mitschnitt eines abgebrochenen Konzerts im Vorprogramm von Elvis Costello, zeigt eindrucksvoll, wie es damals bei Suicide vor der Bühne zugegangen sein muss, 1978. Klappstühle flogen auf die Bühne (was nicht einmal das Gefährlichste war, das die Köpfe von Vega und Rev knapp verfehlte; auf einem anderen Konzert war es eine Axt), das Mikrofon verschwand irgendwo in der Menschenmasse, unter Buhrufen verließ die Band die Bühne. Hauptact Elvis Costello reagierte darauf mit einem furiosen, lediglich 30-minütigen Set, das in einer Polizeiintervention und der Verwendung von Tränengas endete. Es gab unzählige Dinge an der Erscheinung und Musik von Suicide, womit sie das Publikum vermutlich beleidigt haben. Eines dieser Dinge war wohl schon die banale Tatsache, dass die Band weder einen Gitarristen noch einen Drummer hatte.

    Wer die ungeschönte Realität, die eigene Wut und Gegenhaltung vertonen will, muss seinen Sound von allen Schnörkeln befreien. Aus Opposition gegen die Mammut-Muckershows, zu denen Prog- und Hard Rock-Konzerte Mitte der 70er auswuchsen, hielten die Punks sich an das Primitive, das Plakative. Keine Ansätze an Virtuosität, keine Soli, kein Wort zuviel. Punk entschlackte Rockmusik, indem er sie auf das (vermeintlich) Nötigste reduzierte. Suicide brauchten für ihre Idee von Punk noch viel weniger als das.

    Anstatt eines Drummers ohne Rhythmusgefühl gibt es nun einen Martin Rev mit ebensowenig Rhythmusgefühl und in jedem Song einen geloopten Beat, der aggressiv angeht gegen jedes Verständnis von Groove. Wie eine mit Wasser übergossene Nähmaschine ohne dasn nötige Stück Stoff zum Vernähen läuft dieses beständige Tackern aus dem Kassettenrekorder heiß, völlig haltlos, völlig körperlos, völlig sinnlos. Wie ein kaputter Duracell-Hase, wie ein kopfloses Huhn. Der Opener „Ghost Rider“ findet dennoch zu seiner vollkommen irrealen, wahnsinnigen Energie, die so im Rockkontext nicht hätte generiert werden können. Für den melodischen Überbau sorgen windschiefe Synthesizerklänge, die die gesamte Palette dessen umfassen, was in irgendeiner Form Zahnschmerzen verursacht. Ihr schäbiger Klang war dabei nur zum Teil lediglich eine sehr gute Idee, die Gesamtattitüde Suicides ist auch aus der Not der Armut heraus geboren worden. Wer teils tagelang in seiner New Yorker Wohnung ausharren musste ohne die Aussicht auf ein Sandwich im Kühlschrank, hat keinen Nerv, sich um gutes Equipment zu kümmern. Alan Vega gibt mit seinem Sprechgesang dazu einen bulimischen Elvis, der sich mit aus ihren Höhlen tretenden Augen an den Mikrofonständer klammert. Die verräterische, wenn auch entstellte Ähnlichkeit in den Phrasierungen ist da, aber man muss lange nach ihr suchen. In etwa genauso sieht auch das Verhältnis aus zwischen dem Sound von Suicide und dem, was bisher unter Rock, Punk und elektronischer Musik verstanden wurde.

    Auf ähnliche Weise wird mit allem verfahren, was Musik und Texte ansprechen und implizieren. Dieser an einem Tag und in lediglich drei Stunden aufgenommene Hauch von Nichts, der dem Hörer als ein tödlicher Schwall von Mundgeruch entgegenweht, bietet einen Assoziationsspielraum, der unendlich weit über ihn hinausgeht. „Suicide“ ist eine Sammelstelle für weggeworfene Artefakte amerikanischer Massenkultur: Comics. Flipperautomaten. Pulp Fiction. Dreckige Spritzen. Flackernde Leuchtbuchstaben. Lederjacken. Motorräder. Vietnamtrauma. Pomade. Amokläufe. Revolte. Fernsehen. Existenzminumum. Pornohefte. Suicide kommen zwar aus der Untergrund-Kunstszene New Yorks und haben einen Jazz-Background, sie kennen aber auch die Straße und die Gosse (und das war vor fast 35 Jahren gewiss noch nicht so unvereinbar, wie es hier klingt) und bringen dies auch in ihrer Musik zum Ausdruck. Es ist eine Wahrheit, die der zerbrochene, dreckige Spiegel zeigt, und genau das macht das Bild so angsteinflößend. Suicide geben sich gern den Anstrich des Weggeworfenen, Unwichtigen, scheinbar Trivialen, finden dann aber das Grauen darin, zentrieren und vergrößern es, bis es einen von jeder Ecke des Raumes aus anschreit.

    Gerade im Gesang zeigt sich die Effektivität dieser listigen Verzögerungstaktik. Alan Vega singt, nein, spricht, nein, schwatzt in manchen Songs mit einer Unverbundenheit, als ob es tatsächlich um nichts ginge, als wäre das Gesagte wirklich lächerlich bedeutungslos. In „Cheree“ und „Girl“ haucht Vega mit der Hand in der Hose banale Flirtfloskeln, während im Hintergrund eine verlangsamte Version des bekannten Minimal-Synth-Punk-Musters in Richtung schiefgegangene Pornomusik eiert. Das Flamboyante in Vegas stimmlichem Ausdruck verschleiert dabei nicht eine tiefsitzende Angst, die vom menschlichen Innenleben längst nur noch einen verrottenden Krater hinterlassen hat.

    Hat diese Angst sich offenbart, tritt sie auch nicht mehr als leise surrender Antrieb der Musik in den Hintergrund; sie pocht in den Schläfen, lässt Kälteschauer den Körper durchzucken mit der Intensität von Elektroschocks und gleichzeitig in Sturzbächen Schweiß die Stirn hinunterfließen. Mit den Adrenalinschüben staut sich immer mehr Energie auf, während man von ebendiesen vollkommen gelähmt ist, kein Körperteil von der Stelle bewegen kann wie in den Lichtkegeln von näherkommenden Autoscheinwerfern. Das Lebensgefühl der Angst konzentriert sich hier im Wahn; einem sehr körperlichen, drogeninduzierten Wahn. „Suicide“ ist der wahrscheinlich schlimmste schlechte Trip, der je auf Tonträger gebannt wurde.

    Alles zusammen, von allem viel zu viel, und dann kommt er schon, dieser kaum artikulierbare Geisteszustand, in dem die Stille das lauteste Geräusch ist und das Bewusstsein erschöpft im Lärm versinkt, in dem man an eine Wand gelehnt stundenlang dasitzt und mit glasigen Augen auf das stillstehende Bild starrt, das von unablässigen Zeitrafferbewegungen gebildet wird. Dieser Zustand wird zur Kulisse und zum Nährboden für den ultimativen Suicide-Signatursong: „Frankie Teardrop“. Die Geschichte um einen vom Leben überforderten Arbeiter, der Frau und Kind und schließlich sich selbst umbringt, wird in einfachen und reißerischen Schlagzeilenworten vorgetragen. Das geloopte Drumcomputerrattern und das stete Vibrieren im Hintergrund können nicht verbergen, dass der Song im Grunde keinen rhythmischen Halt hat. Der erste durch den Verzerrer gejagte Aufschrei um 3:34 geht noch als bloßer Buh-Effekt durch, während sich bei den folgenden, wesentlich längeren Schmerzensschreien die Fingernägel unwillkürlich in den Sessellehnen (oder was immer auch verfügbar sein mag) festkrallen. Die Konsternation löst sich auf in Verkehrsgeräuschen, auch nach dem Mord selbst dauert das Stück noch einige Minuten – der zerschossene Kiefer scheint gar zu lächeln. „We’re all Frankies / We’re all lying in hell“. Diese knapp zehneinhalb Minuten sind mit völliger Sicherheit das Verstörenste und Böseste an Musik, was in den 70ern veröffentlicht wurde – hands down.

    Die Ablehnung, die Suicide und ihrem Musikentwurf, mit dem sie schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort waren, entgegenschlug, kam mehrheitlich vom Publikum. Bei Musikerkollegen fand die Band schnell zahlreiche Bewunderer – sowohl bei Zeitgenossen wie The Clash und Elvis Costello als auch bei Nachfolgegenerationen. Im Industrial (Rock) hat „Suicide“ größte Krater hinterlassen, im Punk größere, als man seinerzeit wahrhaben wollte. Auch Techno, der Digital Hardcore von Atari Teenage Riot, die gesamte Minimal-Sparte und die harmloseren, kultivierten Vertreter des Synthpop haben hier ihre Wurzeln. Der Synthesizer wurde zur unerschöpflichen Lärmquelle. Die No Wave-Szene wurde mit Suicide erwachsen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes; Lydia Lunch war gerade 16, als sie bei Alan Vega und Martin Rev Obdach und Zuflucht fand. Der absichtlich trashige New Rave von Crystal Castles, M.I.A., die für ihre brutale 2010er-Single „Bord Free“ „Ghost Rider“ samplete, der verstrahlte, noisige Neoshoegaze von HEALTH und A Place To Bury Strangers – auch und vor allem bei den „modernsten“ Vertretern alternativer Rockmusik im weitesten Sinne lässt sich der Ariadnefaden bis zu diesem Album zurückverfolgen. Und manchmal findet man Vegas und Revs Spuren da, wo man sie am wenigsten vermutet. Bruce Springsteens „State Trooper“, das außergewöhnlichste, fiebrigste und deshalb beste Stück auf „Nebraska“, ist laut ihm vor allem eine tiefe Verbeugung vor „Frankie Teardrop“.

    Nun können Suicide nicht wirklich für sich reklamieren, irgendwas erfunden zu haben. Für die Elektrofizierung und Synthetisierung zeitgenössischer Rock- und Popmusik zeigen sich Kraftwerk und Silver Apples verantwortlich. Sie mögen die Geburtshelfer gewesen sein, Suicide nahmen der elektronischen Musik aber ihre Unschuld. Ihr Debüt fegte alle naiv-niedlichen retrofuturistischen Requisiten von der Weltbühne und nutzte den so entstandenen Freiraum für die möglicherweise konfrontativste und radikalste Musik, die bis dato denkbar war. Bei einer derartigen Wucht waren Optimierungsversuche, von denen es bis 2002 noch sechs gab, eigentlich gar nicht mehr nötig. Der Sound von Suicide provozierte, forderte heraus – daraus entstanden seine Urknallfunktion und der Reiz, der zahllose andere Bands und Künstler zu eigenen Ideen inspirierte. Und so wurde aus einer der meistgehassten eine der einflussreichsten Bands der 70er.

    http://www.youtube.com/watch?v=jnCB-3jklfM (Welcher Film, außer natürlich Fassbinders „In einem Jahr mit 13 Monden“, jaja, könnte besser zu dieser Musik passen als „Taxi Driver“?)
    http://www.youtube.com/watch?v=I75EpzRTzX0
    http://www.youtube.com/watch?v=_5wJQkvSoOQ

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