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AutorBeiträge
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Veröffentlichungsjahr: 2009
The Resurrectionists:
1. Burnt Reynolds (8:42)
2. Rise Up And Fight (5:45)
3. Whissendine (4:58)
4. Crossing The Bar (7:05)
5. 200 Tons Of Bad Luck (5:53)
6. Please Do Not Stay Here (3:17)
7. Song For The Loved (13:38)
8. A Hymn For A Lost Soul (2:25)
9. 444 (5:50)
10. Little Step (5:52)
11. Human Nature Dictates The Downfall Of Humans (7:41)Night Raider:
1. Time Of Yer Life / Born For Nothing / Paranoid Arm Of Narcoleptic Empire (18:43)
2. Wendigo (3:53)
3. Bat Stack (3:47)
4. Along Where The Wind Blows (2:20)
5. Onward Ever Downwards (3:44)
6. A Lack Of Common Sense (7:15)
7. Trust No One (3:29)
8. I Am Free, Today I Perished (6:06)Erstmal Standortbestimmung: hat sich etwas verändert und wenn ja, was? Auf dem ersten Blick nicht viel: noch immer zählen mittlere Pink Floyd, Godspeed You!Black Emperor und 16 Horsepower (mit ohne Rock) zu den Haupteinflüssen, noch immer will man nicht wirklich in die Post Rock-Schublade passen, noch immer nimmt sich das unter Anderem aus (ehemaligen) Mitgliedern von Mogwai und Electric Wizard bestehende Künstlerkollektiv für seine „Endtime Ballads“ viel Zeit; nach dem schlappe 77 Minuten langen Vorgänger nehmen CBP auf diesem Doppelalbum gute zwei Stunden in Anspruch. Paradoxerweise ist „The Resurrectionists / Night Raider“ straffer, spannender, bisweilen songorientierter und konzentrierter geworden als sein Vorgänger. Wo „A Life of Shared Disasters“ noch sich zäh dahinziehende Längen hatte (die andererseits auch gewissermaßen aus dem Album nicht wegzudenken sind) und die Gebiete der Genialität noch regelrecht zufällig streifte, klingt „The Resurrectionists / Night Raider“ geradezu zielgerichtet in seiner Herangehensweise.
Exemplarisch für eben diese neu gewonnene emotionale Ausdruckskraft steht der Opener „Burnt Reynolds“ (*freu*@Titel): Nach einem länglichen ambientalen Intro (aber was hat der Begriff „lang“ bei dieser Band für eine Bedeutung?) bahnt sich die Grundmelodie einen Weg in die Szenerie. Bald gesellen sich träge Drums und sentimentales Schifferklavier hinzu, die wabernde Gitarre erinnert (und das sollte bei Weitem nicht das letzte Mal sein) an mittlere Pink Floyd („Meddle“, „Animals“…) und Neil Young („Cortez the Killer“). Aus der Ferne wird die hymnische Melodie von einem Männerchor unterstützt. Die ganze Atmosphäre trägt die Last einer quälend langen Abschiedszeremonie mit sich. Ab 6:11 wird der ganze Song mit einer unglaublichen Opulenz zum Kollaps gebracht; aufheulendes Feedback, ins Bodenlose hämmerndes Klavier, höllischer Lärm, ein sich dazwischen seinen Weg bahnendes Psychedelic-/Blues-Solo, immer noch dieser unbeirrt die Melodie tragende Männerchor und der charakteristisch schwach und gebrochen tönende Gesang von Joe Volk. Trotz des irritierenden Jahrmarktmusiksamples am Schluss bleibt eine vollkommen verwüstete Szenerie zurück. Der Song strahlt etwas absolut Finales, Abschließendes, Endzeitliches aus, nach einem solchen Stück kann eigentlich nur noch Leere kommen. Und es war erst der Anfang.
Was beim Opener nur angedeutet wurde, wird bei „Rise Up And Fight“ in aller Eindeutigkeit zelebriert; der einprägsame, wabernde Basslauf, die galoppierenden Drums – das alles klingt nach einer Hommage an „One Of These Days“ von Pink Floyds „Meddle“. Nach einer Weile schafft es der Song, sowohl aus dem Schatten des Vorgängers als auch von der Hauptinspirationsquelle herauszutreten, mit Wendungen Richtung Keyboardflächen von epischer Breite und hypnotischen, sich ins Bewusstsein bohrenden Gitarren, immer noch basierend auf dem gradlinigen Drumming. Vom schwer-schönen Cello von „Whissendine“ getragen treibt man zu „Crossing the Bar“, einer instrumentalen Soundcollage, die in ähnlicher Form auch durchaus von Dominic Aitchisons Hauptband Mogwai stammen könnte, wenn die omnipräsente Crippled Black Phoenix-eigene Handschrift nicht wäre. „200 Tons of Bad Luck“ klänge mit seiner hymnischen, folkigen, trunkenen Melodik und Instrumentierung auch fast schon fröhlich und unbeschwert, was durch die seltsam stolpernden Drums aber knapp verhindert wird. Überhaupt liegt auch auf diesem Stück ein Schleier des Alten, Geisterhaften, Verwunschenen. Man fühlt regelrecht das Holz unter sich knarren und erahnt die verklärt-sentimentalen Geschichten, die diese Musik zu erzählen hat. „Please Do Not Stay Here“ ist da sowas wie das absolute Kontrastprogramm; Klavier und Cello haben eine unglaubliche Niedergeschlagenheit und Tristesse an sich. Eine Endzeitballade, bei der sich der Himmel schlagartig verdunkelt. Das folgende „Song for the Loved“ wird eingeleitet von einem verstörenden Sprachsample. Es scheint zunächst, als würde die Spirale nur noch weiter gen Abgrund führen, doch in dieser so schlichten wie ergreifenden Melodie liegt ein schwacher, leichter, doch deutlich spürbarer Schimmer Hoffnung. Schwerfälliges Drumming setzt ein, langsam, mühselig richtet sich der Song auf…und scheint sich erneut zu verlieren, in einer Finsternis aus gespenstischen Mönchschören, einem entfernten Basslauf und Störgeräuschen. Doch er bleibt nicht in diesem Nirwana verschollen, fasst sich, stolpert. Erneut lässt die Hammond-Orgel Pink Floyd am inneren Auge vorbeiziehen. Der Song taumelt immer weiter voran, mit letzter Kraft, jeder dieser Schritte könnte der Letzte sein. Immer wieder wird er von Streichern und Synthies, am Schluss wieder von einem ausladenden Solo aufgefangen und findet nach gut dreizehneinhalb Minuten seine Erlösung. Das auf das sehr folkloristische „A Hymn for a Lost Soul“ folgende „444“ wäre als Albums-Brechstange wohl zu simpel angelegt, und so schlängeln sich hypnotische Streicher um die schweren Riffs, denen die Show auch bisweilen von dominanten akustischen Gitarren gestohlen wird. Von „Littlestep“ und „Human Nature Dictates the Downfall of Humans“ wird „The Resurrectionists“ abgeschlossen, gewissermaßen zwei Paradebeispielen für die von der Band selbst erfundenen Stilbezeichnung „Endtime Ballads“.„Night Raider“ beginnt mit einem Plädoyer für die Hoffnung und den Optimismus.
„Time of Yer Life / Born for Nothing / Paranoid Arm of Narcoleptic Empire“ wird eingeleitet von einem Sprachsample (übrigens; woher? Weiß das jemand?), in dem ausdrücklich auf die schönen Seiten des Lebens hingewiesen wird, auf Auswege aus der Ausweglosigkeit. Der verwundete schwarze Phoenix hebt seinen Kopf, bemerkt die vereinzelten Sonnenstrahlen. Streicher und verhaltenes Drumming tragen die aufsteigende Hoffnung. Er breitet seine Flügel aus. Er steigt auf in die Luft, mühsam, unter Schmerzen, mit sich das Gewicht von 200 Tonnen Unglück. Genährt von einer Hoffnung, die völlig irrational erscheint, es ist vielleicht sein letzter Flug, er strauchelt. Man sieht die Glut des Sonnenuntergangs, man sieht in die Unendlichkeit, in die Leere, ausgefüllt von einem wabernden Gitarrensolo (mehr Pink Floyd-Tribut geht nicht!). Ein Bild, das immer mehr aus dem Bewusstsein verschwindet. Der Himmel verdunkelt sich, die Spirale führt unweigerlich ins Bodenlose. Bevor der Song sich verliert, erlöst er den Hörer mit einem in den letzten Atemzügen aufgebauten Crescendo.
Nach diesem Stück kann das folgende höchstens Nachhall sein; „Wendigo“ streicht sanft über die desolate Landschaft. Über dieser erheben sich bald schon die Trombonen und der geisterhafte Chor der verlorenen Seelen von „Bat Stack“. „Along Where The Wind Blows“ torkelt durch die Seefahrerkneipen und man lauscht den Geschichten, die der Sänger, der übrigens frappierende Ähnlichkeit mit Tom Waits hat, mit Whiskey-geschädigter Stimme erzählt. Nach einem Jahrmarktmusik-Interludium (auf „200 Tons of Bad Luck“ einzeln als „A Real Bronx Cheer“ aufgeführt) ist man versucht, „Onward Ever Downwards“ als einen archetypischen Alternative Rock-Song zu bezeichnen, wäre er nicht von Crippled Black Phoenix, wäre sein Grundgerüst nicht so instabil, wäre da nicht das Schifferklavier, die für diese Band so typische Atmosphäre. „A Lack of Common Sense“ stellt nach verhaltenem Beginn einen strahlend hoffnungsvollen Rettungsanker dar, doch CBP haben einen Ruf zu verlieren, können sie diese Elegie doch nicht so enden lassen. „Trust No One“ macht die Stimmung seines Vorgängersongs sofort vergessen; der Gesang, die simple musikalische Untermalung drücken eine unbeschreibliche Resignation aus. Das melancholische Klaviermotiv von „I Am Free, Today I Perished“ geleitet nun final zum Schluss des Albums. Nun kann wirklich nur noch Leere bleiben.Mit „The Resurrectionists /Night Raider“ haben Crippled Black Phoenix etwas vollbracht, was ich ihnen schon zugetraut, im Stillen erhofft, doch in der Form nicht erwartet habe: ein eigenständiges und originelles Album in einem Genre, das paradoxerweise immer mehr an seine eigenen Schranken stößt, Innovation durch Rückwärtsgewandtheit. Crippled Black Phoenix vermitteln etwas, was von verliebten Musikfanatikern auch hilflos als „magisch“ bezeichnet wird.
Das Album wurde in Europa in einer gekürzten Fassung als „200 Tons of Bad Luck“ veröffentlicht, die wesentlich coolere, hübsch aufgemachte (Box, 47-Seiten-Booklet) Doppelalbum-Version ist nur in limitierter Stückzahl als Import erhältlich. Auf der LP-Version sind allerdings Songs zu finden, die weder auf „The Resurrectionists /Night Raider“ noch auf der CD-Version von „200 Tons of Bad Luck“ zu finden sind. Blöde Lidl-Version, blöde Veröffentlichungspolitik. Pfui. *kotz*
Auf lust.sm gibt es das Album in voller länge auf die Ohren: http://www.lastfm.de/music/Crippled+Black+Phoenix/The%2BResurrectionists%2B%252F%2BNight%2BRaider
Sorry dafür, dass das Reh-Wju so knapp gehalten ist, aber ich habe eh noch was zu tun und so toll ist das Album nun auch wieder nicht.
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viel zu viel zu lesen. ausserdem nervt das scrobbeln bei last fm.
*youtube videos reinpfeif*
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http://soundcloud.com/out-of-sight-official http://www.youtube.com/watch?v=AXmfai55JUo&feature=youtu.be http://www.facebook.com/outofsightofficial Neues Album "Recovery" März 2014Waschbärviel zu viel zu lesen.
Stimmt schon. :-(…:o
Egal. Runterscrollen, auf lust.sm-Link klicken, hören, weil tolle Lala. Zweitbestes Album von 2009, jawohl.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]klingt mehr interessant, hab die ganze review gelesen^^. das mit der gekürzten edition ist echt blöd, aber vermutlich werd ich mir mal die 200 tons of bad luck von amazon holen. plattenspieler hab ich nämlich keinen.
und welches album ist das beste 2009?--
ambitions...sorry but i have nonenaive_monarchund welches album ist das beste 2009?
Das da.
Total großartiges, stockfinsteres, von Spiegel und sonst auch fast überall über den grünen Klee gehypetes Zeug.--
trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]Huui, das gefällt mir sehr gut! Mal gucken wo ich das Ding herkriege…
Habe heute die limited Edition von 200 Tons of bad luck bekommen. Läuft gerade nebenbei und ich bin hin und weg *in den Staub werf*. Bisher bin ich einfach nur komplett begeistert, obwohl ich bisher noch keinen wirklich eingängigen (haha) Song vernommen habe. Sehr, sehr geil.
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Übrigens, das ist so eine andere Sache, die ich immer machen wollte, außer Boxer werden: In BEstattungsunternehmen rumlungern. Ich wollte einer von diesen Typen sein, die die Tür aufmachen und sagen >>Herzliches Beileid<<(Charles Bukowski)Edit:
Habe mir jetzt mal die Cd-Box Version gegönnt (also die ungekürzte Version). Meine Güte, was hat sich diese dämliche Plattenfirma bloß dabei gedacht, die Scheibe so verstümmelt zu veröffentlichen? Widerlich.
Sitze hier gerade und lausche dem vollständigen Werk und ich muss sagen: Ich bin hellauf begeistert. Da entwickelt sich eine ganz andere Atmosphäre als bei der verpimmelten Version. Großartiges Werk, dass sich jetzt so richtig entfalten kann!--
Übrigens, das ist so eine andere Sache, die ich immer machen wollte, außer Boxer werden: In BEstattungsunternehmen rumlungern. Ich wollte einer von diesen Typen sein, die die Tür aufmachen und sagen >>Herzliches Beileid<<(Charles Bukowski) -
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