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You should be raped.
Wir schreiben das Jahr 1983, Modern Talking wurden gegründet, Genesis P-Orridge erklärte 2 Jahre zuvor Industrial für tot (lölz) und eine Band tauchte im (Post-)Industrial-Umfeld auf, die ein wichtiger Impulsgeber für viele spätere Bands/Genres wurde. Diese Band hörte auf den Namen Swans und ihr Debütalbum „Filth“ war ein Kotzbrocken von dem Herrn: angenehm wie eine rostige Säge auf der Haut, seinem Namen gerecht werdend und so schnörkellos, wie man es von New Yorker No Wave erwartete. Herrlich räudig, mit monotonen Rhythmen und durchaus schon typischen Swans-Gitarrensound, jedoch noch ausbaufähig. Man drosselte schon gelegentlich das Tempo und deutete schon an, welch Unheil über den Hörer mit dem nächsten Album hereinbrechen sollte. „Cop“ machte Swans zur extremsten Band der Epoche. Langsamkeit an der Grenze zum Stillstand, der schmerzendste und brutalste Gitarrensound der Welt und Giras nihilistische Texte (er hatte damals einen Wortschatz, der 20 Wörter kaum überschritt :lol:) prägten Bands wie Godflesh und The Young Gods (ja, auch die…ratet mal, wonach sie sich benannt haben…). Ein widerlicher Klumpen Verachtung, laut, verdammt laut und böse und in seiner Intensität nie erreicht. Die Wirkung wurde von der neu hinzugekommenen Sängerin/Keyboarderin Jarboe auch auf den folgenden Alben noch zusätzlich verstärkt. Ihre schöne Stimme und ihr Keyboardspiel wirkte im Kontrast zu dem harschen Bandsound sehr verstörend. Ihre volle Wirkung entfalteten die Songs aus dieser Phase aber erst auf den Liveshows, auf denen sich Leute Legenden zufolge aufgrund der bloßen Lautstärke übergeben haben sollen und deren Atmosphäre nur teilweise auf Live-Alben wie „Public Castration Is A Good Idea“ eingefangen werden konnte.
Save your soul, damn you to hell
Mit dem immer größer werdenden Einfluss von Jarboe geriet Gira in einen kreativen Zwiespalt zwischen dem radikalen, harten Sound der Anfangstage und ruhigen, sphärischen, Folk-inspirierten Sounds, die auf späteren Swans-Alben sowie auf den Werken des Nebenprojekts The World of Skin zu hören waren. Das ist deutlichst auf dem 1987er-Werk „Children Of God“ zu hören, weshalb es auch als ein Übergangsalbum betrachtet werden kann. Doch das würde diesem Meisterwerk keinesfalls gerecht werden, „Children of God“ ist viel mehr als die Summe seiner Teile. Die Gitarrenriffs sind noch brutaler und fokussierter, den sphärisch-orchestralen Sounds wird noch mehr Platz eingeräumt und die Verschmelzung beider Extreme klingt besser, homogener und ambitionierter. Allgemein ist auf diesem Album ein Streben nach Perfektion spürbar, was bis dato von keinem anderen Swans-Album bekannt war. „Like A Drug“ ist beispielsweise Swans, wie man sie vorher kannte, nur noch konzentrierter und verstörender. Die Riffs werden von horror-esken Streicher-Sequenzen begleitet und Jarboes weggetretenes „Sha la la la“ wirkt in dieser Klangkulisse ziemlich grotesk. So schön und ruhig große Teile des Albums sind, so heftig und massiv trifft einen „Beautiful Child“: getränkt von Wahnsinn und unbändiger Wut schlägt es auf das Nervensystem des Hörers ein und bildet einen perfekten Abschluss mit der lärmigen Anfangsphase der Swans. Jarboes Einfluss zeigt sich vor allem bei „In My Garden“, „Blood and Honey“, dem zarten, schon von „Holy Money“ wohlbekannten „Blackmail“ und dem epochalen Titelstück. Jarboes Stimme wirkt beinahe engelhaft, ist kaum wiederzuerkennen, die Klänge wirken seltsam, hypnotisch und fremd. Dieses Stück ist viel mehr als Musik, es projiziert unwirkliche, verstörende Bilder auf eine musikalische Leinwand (ich bin mir durchaus bewusst, wie komisch sich das Geschreibsel anhört, Kenner des Stücks wären aber nicht weniger hilflos bei der Beschreibung als meine Wenigkeit.). „Children of God“ ist das Swans-Album, was man noch am ehesten als repräsentativ bezeichnen kann, qualitativ am konstantesten und deshalb als Einstiegsalbum zu empfehlen. „Cop“ und „Soundtracks for the Blind“ mögen sicherlich ihre Reize haben, doch einigermaßen objektiv betrachtet wurde diese Band nie besser.
Love will save you from the evil and the greed of ignorant men
And love will save you from the guilt you feel when you betray your only friend
Love will save you from yourself when you lose control
And love will save you from all the lies your lover ever told you
But it won’t save meAb diesem Zeitpunkt begann eine von Gira als „Bunny Era“ bezeichnete Phase. In dieser Zeit entstand auch das (recht passable) Joy Division-Cover „Love Will Tear Us Apart“. 1989 waren Swans kurzzeitig bei einem Major und veröffentlichten dort ein Album namens „The Burning World“. Von Fans und Kritikern geschmäht und von Gira selbst als „Fehler“ bezeichnet, hatte dieses Album doch seine Reize. So gemäßigt, brav und langweilig diese Mischung aus Cohen und Folk erst klingen mag, so unwiderstehliche Ohrwurmqualitäten entfalten doch einige Songs nach ein paar Durchläufen. „Let It Come Down”, “Mona Lisa, Mother Earth” und “(She’s A) Universal Emptiness” sind tolle Songs und “God Damn The Sun” versprüht eine Art grotesken, unterschwelligen Sarkasmus, den ich an diesem Album sehr mag. Insgesamt ein gutes und unterschätztes Werk, jedoch kein Höhepunkt der eigenen Diskografie. Anders „White Light From The Mouth Of Infinity“: es vereint atmosphärische Dichte, grandiose Arrangements, schmeichelnde Melodien und erhabenes Songwriting zu einem unwiderstehlichen Werk, auf das sich die „Häschenphase“ der Band prima reduzieren lässt. Songs to die for: „Love Will Save You“, „Better Than You“, „Miracle of Love“, „Failure“ (das resignierteste und depressivste Lied aller Zeiten). “Love of Life” klang durchaus ähnlich, konnte aber kein solch brillantes Songwriting aufweisen und nach dem Live-Mitschnitt „Omniscience“ kam erst mal eine dreijährige Pause.
I rise above the world.
And when the light goes out, I kill another child.
And I am insane.“The Great Annihilator” sollte das lang ersehnte Meisterwerk werden, ein als fulminantes Comeback inszeniertes Statement von wegen “Uns gibt’s ja auch noch!”. Und es war durchaus zufriedenstellend. Die zugänglich-songorientierte Schiene wurde nicht verlassen, allerdings klangen Swans nicht mehr so lieblich wie auf den Vorgängeralben. Also durchaus ein Abschluss mit der Häschenphase, nur nicht so ganz konsequent. Jarboes Gesang wurde kränker und aggressiver, was dem gefälligen Sound Dornen verlieh. Die Songs sind leicht verdaulich, ohne allzu trival zu wirken, entfalten nach gewisser Zeit auch Ohrwurmqualitäten („Killing for Company“, „Where Does A Body End?“). Eine runde Sache, nur leider ein wenig oberflächlich. Es scheint, als wollten die Swans zufrieden stellen, anstatt zu experimentieren und den Hörer auch mal vor den Kopf zu stoßen, was einen leicht faden Beigeschmack hinterlässt. Natürlich ein tolles Album, keine Frage, aber nicht das Meisterwerk, zu dem es gemacht wird. Aber als Einstiegsalbum durchaus tauglich.
And wide are your delusions,
Deep red is the space behind your eyes,
Closed forever is the door to your room,
But inside there lives the soundObwohl “The Great Annihilator” durchaus funktioniert hat, war „Soundtracks for the Blind“ das Monument, das ich mir für ein Comeback gewünscht habe. Zwar ist es von Perfektion meilenweit entfernt, doch ich würde dieses Album durchaus auf eine Stufe mit dem Referenzwerk „Children of God“ stellen. Und wieso? Weil es ein verdammtes Statement ist (fast genauso wie „Metal Machine Music“ und „St. Anger“ :lol:). Swans stellen die Ohren des Hörers rücksichts- und kompromisslos auf eine harte Probe, ignorieren Regeln und Konventionen konsequent, gehen weit über musikalische Grenzen hinaus und beweisen damit unglaublich viel Mut. Dafür gibt’s einen Respektkeks. Außerdem kommen bei aller Experimentierfreude und Seltsamkeit auch noch magische Momente raus. Zum Beispiel das in einer längeren Version schon von der komischen deutschsprachigen EP „Die Tür Ist Zu“ bekannte „Helpless Child“ und vor allem „The Sound“. Ein mehr als würdiger Abschluss für die Karriere einer der einflussreichsten und besten Bands aller Zeiten.
Love is the key.
Nach dem Ende der Swans hatten Michael Gira und Jarboe unzählige Projekte, bei denen ich selber wenig Überblick habe. Deswegen seien nur die Wichtigsten/Bekanntesten genannt:
The Angels of Light
Giras aktuelle Hauptband. Ruhige, folk-orientierte Stücke, der „Bunny Era“ nicht unähnlich. So lieblich und melodiös sie auch klingen mögen, Gira verleiht den Songs ein unterschwellig fieses, giftiges Flair. So wohlschmeckend und tödlich wie ein vergifteter Apfel.Neurosis & Jarboe
Jarboe stellt ihr ganzes Können als Sängerin unter Beweis, begleitet von den trippigen Soundscapes von Neurosis. Atemberaubend.The World of Skin (keine Hörproben gefunden)
Schönes Nebenprojekt von Gira und Jarboe zu “Children of God”-Zeiten. Sehr ruhig, oft akustisch, fast wie Swans, nur nicht ganz so gut.Gira hat außerdem ein eigenes Label namens Young God, auf dem er eigene und ähnlich gelagerte Musik vertreibt. Die meisten Swans-Alben wurden re-released.
Dankeschön für die ganzen tollen Alben, Swans. Hab euch ganz doll lieb.
Mit freundlichen Grüßen
euer Fan palez 🙂
Seelenfänger:
http://www.myspace.com/swansgreedholymoney
http://www.myspace.com/swans2332
http://www.myspace.com/swanschildrenofgod
http://www.myspace.com/swans31
http://www.myspace.com/blackswansblackswans
http://www.myspace.com/drainland
http://www.myspace.com/swansaredead
http://www.myspace.com/jarboeliving
http://www.youtube.com/watch?v=EayNRh_PkBc (Onkel Michi macht Gymnastikübungen…rauf runter, rauf runter)
http://www.youtube.com/watch?v=PiQsv3Q5P8Y
http://www.youtube.com/watch?v=4EfxK0s-eFA
http://www.youtube.com/watch?v=c3ZdNbju-OQ (Das Video lief tatsächlich mal im Fernsehen…:lol:)
http://www.youtube.com/watch?v=YSRjYYUE-_c (wenn man schon die gesamte Lärmphase der Band auf einen Song reduzieren muss, dann auf diesen)
http://www.youtube.com/watch?v=j8SY7d46rrE
http://www.youtube.com/watch?v=PZp7-QoLmMA- 1982: Swans (EP)
- 1983: Filth
- 1984: Cop
- 1984: Young God (EP)
- 1986: Greed
- 1986: Holy Money
- 1986: Public Castration Is A Good Idea (Live)
- 1986: A Long Slow Screw (VHS)
- 1987: Children Of God
- 1987: Feel Good Now (Live)
- 1989: The Burning World
- 1990: Anonymous Bodies In An Empty Room (Live)
- 1991: White Light From The Mouth Of Infinity
- 1991: Body To Body, Job To Job (Unreleased Recordings 1982-1985)
- 1992: Love Of Life
- 1992: Omniscience (Live)
- 1995: The Great Annihilator
- 1995: Kill The Child (Live)
- 1995: Swans Related Project: M. Gira – Drainland / Swans Related Project: Jarboe – Sacrificial Cake (3 LP-Album)
- 1996: Die Tür ist zu
- 1996: Soundtracks For The Blind
- 1998: Swans Are Dead (Live)
- 1999: Various Failures 1988-1992 (Compilation)
- 2003: Forever Burned (Compilation)
- 2004: Mystery Of Faith – Unreleased Pieces: Swans + World Of Skin (von Sängerin Jarboe unter ihrem Namen veröffentlichte Compilation)
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]Highlights von metal-hammer.deJetzt bewerben: Dein Praktikum in der METAL HAMMER-Redaktion
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Hab mich schon gewundert das du keinen Swans Thread am laufen hast 😉
Die obligatorischen huldigen spar ich mir mal, da ich nur „soundtracks for the blind“ kenne (welche aber großartig ist *huld*). Und darüber haben wir uns ja nun schon mehr oder weniger ausgiebig unterhalten.
Ich denke ich werd demnächst wohl mal einen Frank Zappa Thread aufmachen müssen 😆
Ich denke, du wirst dir demnächst „Children of God“ besorgen müssen :evil:.
Zappa-Thread ist gut. Ich würde mich auch gerne mal mit seiner Musik auseinandersetzen, habe aber bei der Diskographie wenig Durchblick.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]Jaja^^ hab grad nicht so die Kohle ne dicke Bestellung zu starten (denn zugegeben, billig sind die Scheiben nun nicht gerade…..), aber in eins zwei Monaten werd ich mich mal dran hängen, ich bin ja noch jung und hab noch Zeit^^
Zappa Thread kommt dann die Tage, wahrscheinlich am WE wenn ich Zeit dafür habe
Okili-Dokili
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]Ich werde mal die „Filth“ und die „Cop“ ins Auge fassen, die Beschreibungen hierzu machen mich bzw. haben mich neugierig gemacht.
Bez. Zappa: Viel Spass beim reviewen der Alben, von den gibts ja etwa 390854673908567. Aber ist sicher eine tolle Idee, der Frank gehört ebenfalls in Nihilist`s Top-Liga.
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Does emotional music have quite an effect on you? Do you feel sometimes like age is against you? Sing and rejoice and sing and rejoice!Ich wusste ja gar nicht, dass die Schwäne eine derart lange Karriere hinter sich haben. Ich habe bis jetzt leider immer nur einzelne Sachen von denen Auszugsweise gehört, die aber immer für toll befunden, also wird’s Zeit, dass da mal der ein oder andere Tonträger ins Haus kommt.
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[U]Decision To Defy[/U] It's always funny until someone gets hurt... And then it's just hilarious!hast du das alles verfasst? schön bzw. sehr treffend beschrieben. ich merke …die band bedeutet dir so einiges. mir fraglos ebenfalls…
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Nihilist
Bez. Zappa: Viel Spass beim reviewen der Alben, von den gibts ja etwa 390854673908567.
fast so schlimm wie bei acid mothers temple oder John Zorn
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Turmis kunterbuntes Musik-Universum / last.fm my heart is flame.... my eyes are flame I BURN! burn burn burn burnDer Turm, der Leute frassfast so schlimm wie bei acid mothers temple oder John Zorn
Oder Buckethead, da hab ich schon lange aufgehört hinterher zukommen. Denn da wird man arm.
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[U]Decision To Defy[/U] It's always funny until someone gets hurt... And then it's just hilarious!Omniohast du das alles verfasst? schön bzw. sehr treffend beschrieben. ich merke …die band bedeutet dir so einiges. mir fraglos ebenfalls…
Ja, habe ich. Dankeschön.
Der Turm, der Leute frassfast so schlimm wie bei acid mothers temple oder John Zorn
Check doch mal die „Soundtracks for the Blind“ an. Sollte sie dir nicht zusagen, springe ich Springseil mit meinem Dickdarm ;-).
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]palezJa, habe ich. Dankeschön.
kennst du eigentlich iLiKETRAiNS. ich berliner durfte sie zusammen mit long distance calling begutachten und sie gefielen mir live doch außerordentlich gut. erinnerten mich wirklich einwenig an jene „white light from the mouth of infinity“ und „the great annihilator“ zeiten meets shoegazer, post rock und ner brise britpop.
http://www.myspace.com/iliketrains
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Omniokennst du eigentlich iLiKETRAiNS. ich berliner durfte sie zusammen mit long distance calling begutachten und sie gefielen mir live doch außerordentlich gut. erinnerten mich wirklich einwenig an jene „white light from the mouth of infinity“ und „the great annihilator“ zeiten meets shoegazer, post rock und ner brise britpop.
Kenne ich nur vom Namen her, fand den aber so abtörnend, dass ich noch gar nicht erst reingehört habe :g:. Blöd von mir, werde ich später nachholen.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]palezKenne ich nur vom Namen her, fand den aber so abtörnend, dass ich noch gar nicht erst reingehört habe :g:. Blöd von mir, werde ich später nachholen.
nun ja. hör einfach mal rein. mir gefällts…
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Höre gerade rein. Klingt schon gut, aber halt nicht nach den Swans :g:. Macht nichts, wird beobachtet.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR] -
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