Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen)

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  • #6360251  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    andysocialdiese schlichte, unfassbare biederkeit voller harmoniesucht von bert kaempfert zieht jedem revolutionär die hosen aus

    Hosen sind noch übererer bewertetet als Begabung.

    http://www.youtube.com/watch?v=p-54wAE7nJI

    Viel Spaß mit den eingetrockneten Essensresten und räuberischen kartoffeln.

    Highlights von metal-hammer.de
    #6360253  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Eigentlich wollte ich ja was ganz anderes machen, aber dazu komme ich momentan nicht. Deshalb habe ich gerade eben spontan mal paar Zeilen über das beste Album aller Zeiten geschrieben:

    Amorphis – Tales From The Thousand Lakes

    01. Thousand Lakes
    02. Into Hiding
    03. The Castaway
    04. First Doom
    05. Black Winter Day
    06. Drowned Maid
    07. In The Beginning
    08. Forgotten Sunrise
    09. To Fathers Cabin
    10. Magic And Mayhem

    Mit diesem Album haben Amorphis im Jahre 1994 eines der zeitlosesten und besten Death Metal Alben aller Zeiten erschaffen. Beziehungsweise, wenn man das Album hört, ist das eigentlich hört, ist das eigentlich Death Metal? ist das der Death Metal, den man aus Finnland kennt und liebt? Die Antwort ist ein klares Jein! Death Metal bildet mit seinen Riffs und seinen Vocals zwar das Fundament dieser Scheibe, aber was Amorphis darauf aufbauen geht weit über den normalen Death Metal hinaus. Verschiedenste Einflüsse werden verarbeitet, finnischer Folk, Rock der 70er im Stile von Genesis und King Crimson, Cleanvocals, verträumte Melodien und spacig angehauchte Keyboards machen das Album zu einem wahren Meisterwerk und zu dem meiner Meinung nach besten Werk von Amorphis. Hymne folgt auf Hymne, alles angesiedelt im Midtempo oder im Death/Doom bereich, man wird gegen die Wand gedrückt, und trotz dieser Wucht besitzt die Musik eine in sich eingeschlossene Melancholie und Zerbrechlichkeit, die stellenweise an die Wildhoney von Tiamat zu erinnern vermag.
    Amorphis schaffen dabei den unglaublich schwierigen Spagat, eine mächenhafte Atmosphäre aufzubauen, ohne auch nur ein einziges Mal ansatzweise kitschig zu klingen, jede Melodie ist so perfekt und so gespielt wie sie sein muss, alles fügt sich zusammen. Dem reinen Old-School-Death Metaller wird dieses Album trotzdem zu märchenhaft, verträumt und vielleicht auch kitschig sein, dem sei vor allem der Vorgänger „The Karelian Isthmus“ ans Herz gelegt, der noch rohen Death Metal der allerhöchsten Güteklasse bietet. Für mich allerdings ist dieses Werk das Magnum Opus dieser Band, man befindet sich zu jeder Zeit noch im Death Metal, aber man kann schon deutlich erkennen wohin die Reise der Band gehen wird, und der Nachfolger Elegy ist nur eine konsequente Wieterentwicklung des Sounds dieser Scheibe. Tuonela z.b. konzentriert sich dann ein wenig mehr auf die folkigen Elemente, Am Universum dann eher auf die Elemente des 70er-Rocks.
    Es fällt mir immer wieder schwer in Worte zu fassen, was dieses Album für mich bedeutet, wenn ich mich für ein bestes Death Metal Album aller Zeiten entscheiden müsste, würde ich wohl dieses wählen, das sich nach langem Kampf gegen das Meisterwerk „Like An Ever Flowing Stream“ aus dem Hause Dismember durchgesetzt hat.
    Zu den Songs bleibt zum Schluss gar nicht so viel zu sagen, neben den meiner Meinung besten Songs der Band Black Winter Day und Drowned Maidfinde ich vor allem noch das melancholisch böse First Doom und das etwas experimentellere Magic And Mayhem erwähnenswert, aber am Ende bleibt nur wieder die Feststellung, das es auf diesem Album einfach keinen auch nur ansatzweise schwachen Song gibt, nichtmal eine schwache Sekunde.
    Es gibt kein Album was ich häufiger in meinem Leben gehört habe, und ich habe es kein einziges Mal bereut.

    http://www.youtube.com/watch?v=d8o3oAt9Db8

    http://www.youtube.com/watch?v=j0VJSRe1wzI&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=zOuQEH2muxU&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=zTfhqrUlYDE

    Fazit: Das beste Album aller Zeiten und somit auch eines der wenigen Werke, denen ich ohne zu zögern 10 Punkte geben würde.

    P.S.: Das ganze war jetzt spontan geschrieben, wer über Stil und Rechtschreibung meckern möchte soll das bitte wannanders tun 🙂

    --

    Bad Ass Me ~ Totgehört ~ Verkaufe CDs Prüchtepunch mit Schuss "also ich würd mich echter als dumm den als einen Troll ansehe" - Ivan Dirus
    #6360255  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    NezyraelEigentlich wollte ich ja was ganz anderes machen, aber dazu komme ich momentan nicht. Deshalb habe ich gerade eben spontan mal paar Zeilen über das beste Album aller Zeiten geschrieben:

    Die Idee ging mir neulich auch wieder durch den Kopf, aber die Tatsache, dass ich bereits ziemlich viel über das beste Album aller Zeiten geschrieben habe (und ihm in einem weiteren Anlauf vermutlich keinen Schritt näher kommen würde), ist irgendwie entmutigend…

    €. Schon gut, keine Nörgeleien über Stil und Rechtschreibung, aber du hättest zumindest die Einleitung dem Metal Hammer Forum anpassen können, das verwirrt einige sonst bestimmt. ^^

    #6360257  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    palezNaja, als Leser und Schreiber merkt man meist, dass nicht alle Songs gleich wichtig sind, um ein Album würdig beschreiben/“erklären“ zu können. Bei einigen Alben bietet sich diese Herangehensweise IMO an, bei anderen nicht.

    Naja die wichtigen Songs besprech ich meist einfach ein wenig ausführlicher als die doofen, wobei ich Alben mit doofen Songs eigentlich rezensiere, ausser wenn ich ausdrücklich drum gebeten werde.

    Und den peinlichen Fehler habe ich ausgemerzt *schäm*

    --

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    #6360259  | PERMALINK

    Leo-suomi

    Registriert seit: 16.03.2010

    Beiträge: 1,934

    Stimme vollkommen zu… Allerdings grenzt ein Tiamat-Vergleich in einem Tales…-Review schon fast an Blasphemie…

    Außerdem finde ich irgendwie, dass das Album und die Black Winter Day-EP irgendwie als ein Gesamtwerk betrachtet werden sollten. Allein wegen des wunderbaren zweiteiligen „Moon And Sun“. Ein nahezu perfektes Album mit einzigartiger Atmosphäre, das die Kalevala sowohl musikalisch als auch visuell grandios umsetzt…

    #6360261  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Eigentlich komisch, dass ich mich bisher kaum mit Amorphis beschäftigt habe…im Grunde wirklich leckerer 90er-Ursuppen-Dark Metal mit schicker und eigener Atmosphäre. die Keyboards klingen IMO grenzwertig, aber das war von der Band sicher so gewollt.

    @leo: Na, was sollte denn bitte der abwertende Kommentar zu „Wildhoney“?

    #6360263  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Amorphis klingen ja aber auch immer anders…

    http://www.youtube.com/watch?v=x3iiy8RKWWk&feature=player_embedded

    http://www.youtube.com/watch?v=J0U1M6SQuEc

    http://www.youtube.com/watch?v=fqabwyYkHzQ

    http://www.youtube.com/watch?v=QU2ovtmL7Zk

    Ach und die Wildhoney ist halt nur zweitklassig im Gegensatz zu TFTTL…

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    #6360265  | PERMALINK

    Leo-suomi

    Registriert seit: 16.03.2010

    Beiträge: 1,934

    Mh, finde Tuonela, Am Universum und Far From The Sun eigentlich ziemlich langweilig… Hab von denen auch nur Tuonela.
    Die ersten 3 Alben der Band sind einfach sowas von innovativ und einzigartig. Weiß gar nicht, wo die Band das damals alles hergenommen hat. Die 3 „neuen“ gefallen mir wieder ziemlich gut, auch wenn jedes mal einige sehr kitschige Songs drauf sind. Btw: „The White Swan“ ist mMn einer ihrer besten neueren Songs.

    #6360267  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Leo-suomiMh, finde Tuonela, Am Universum und Far From The Sun eigentlich ziemlich langweilig… Hab von denen auch nur Tuonela.
    Die ersten 3 Alben der Band sind einfach sowas von innovativ und einzigartig. Weiß gar nicht, wo die Band das damals alles hergenommen hat. Die 3 „neuen“ gefallen mir wieder ziemlich gut, auch wenn jedes mal einige sehr kitschige Songs drauf sind. Btw: „The White Swan“ ist mMn einer ihrer besten neueren Songs.

    Das ist nun aber sehr sehr traurig, sind sie doch alle 3 auf ihre eigene Weise extrem genial, vor allem Tuonela und Am Universum. Die letzen drei mag ich auch, aber ich bedauerer den Stillstand der Band

    --

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    #6360269  | PERMALINK

    Leo-suomi

    Registriert seit: 16.03.2010

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    NezyraelDas ist nun aber sehr sehr traurig, sind sie doch alle 3 auf ihre eigene Weise extrem genial, vor allem Tuonela und Am Universum. Die letzen drei mag ich auch, aber ich bedauerer den Stillstand der Band

    Tuonela finde ich in gewisser Weise auch noch gut. Jedenfalls sind da ein paar Songs drauf, die mir auch sehr gefallen, obwohl das musikalisch überhaupt nicht mehr meine Sparte ist. Am Universum und Far From The Sun erschließen sich mir allerdings gar nicht. Finde ich sehr langweilig.

    Ja, der Stillstand der Band ist echt nicht schön, allerdings auch nicht soo schlimm, da die Band einfach schon so viel gute Musik veröffentlicht hat. Da ist das zu verkraften.

    #6360271  | PERMALINK

    Nezyrael

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    Jop, stimmt schon, trotzdem hoffe ich beim neuen Album auf was neues.

    Allein, es fehlt der Glaube…

    --

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    #6360273  | PERMALINK

    Leo-suomi

    Registriert seit: 16.03.2010

    Beiträge: 1,934

    jo, hab‘ ich auch gehofft. Aber sie haben schon angekündigt, dass sich das neue wieder wesentlich an den letzten drei orientiert…

    #6360275  | PERMALINK

    Skarrg

    Registriert seit: 11.11.2010

    Beiträge: 5,090

    NezyraelEigentlich wollte ich ja was ganz anderes machen, aber dazu komme ich momentan nicht. Deshalb habe ich gerade eben spontan mal paar Zeilen über das beste Album aller Zeiten geschrieben:

    Amorphis – Tales From The Thousand Lakes

    01. Thousand Lakes
    02. Into Hiding
    03. The Castaway
    04. First Doom
    05. Black Winter Day
    06. Drowned Maid
    07. In The Beginning
    08. Forgotten Sunrise
    09. To Fathers Cabin
    10. Magic And Mayhem

    Mit diesem Album haben Amorphis im Jahre 1994 eines der zeitlosesten und besten Death Metal Alben aller Zeiten erschaffen. Beziehungsweise, wenn man das Album hört, ist das eigentlich hört, ist das eigentlich Death Metal? ist das der Death Metal, den man aus Finnland kennt und liebt? Die Antwort ist ein klares Jein! Death Metal bildet mit seinen Riffs und seinen Vocals zwar das Fundament dieser Scheibe, aber was Amorphis darauf aufbauen geht weit über den normalen Death Metal hinaus. Verschiedenste Einflüsse werden verarbeitet, finnischer Folk, Rock der 70er im Stile von Genesis und King Crimson, Cleanvocals, verträumte Melodien und spacig angehauchte Keyboards machen das Album zu einem wahren Meisterwerk und zu dem meiner Meinung nach besten Werk von Amorphis. Hymne folgt auf Hymne, alles angesiedelt im Midtempo oder im Death/Doom bereich, man wird gegen die Wand gedrückt, und trotz dieser Wucht besitzt die Musik eine in sich eingeschlossene Melancholie und Zerbrechlichkeit, die stellenweise an die Wildhoney von Tiamat zu erinnern vermag.
    Amorphis schaffen dabei den unglaublich schwierigen Spagat, eine mächenhafte Atmosphäre aufzubauen, ohne auch nur ein einziges Mal ansatzweise kitschig zu klingen, jede Melodie ist so perfekt und so gespielt wie sie sein muss, alles fügt sich zusammen. Dem reinen Old-School-Death Metaller wird dieses Album trotzdem zu märchenhaft, verträumt und vielleicht auch kitschig sein, dem sei vor allem der Vorgänger „The Karelian Isthmus“ ans Herz gelegt, der noch rohen Death Metal der allerhöchsten Güteklasse bietet. Für mich allerdings ist dieses Werk das Magnum Opus dieser Band, man befindet sich zu jeder Zeit noch im Death Metal, aber man kann schon deutlich erkennen wohin die Reise der Band gehen wird, und der Nachfolger Elegy ist nur eine konsequente Wieterentwicklung des Sounds dieser Scheibe. Tuonela z.b. konzentriert sich dann ein wenig mehr auf die folkigen Elemente, Am Universum dann eher auf die Elemente des 70er-Rocks.
    Es fällt mir immer wieder schwer in Worte zu fassen, was dieses Album für mich bedeutet, wenn ich mich für ein bestes Death Metal Album aller Zeiten entscheiden müsste, würde ich wohl dieses wählen, das sich nach langem Kampf gegen das Meisterwerk „Like An Ever Flowing Stream“ aus dem Hause Dismember durchgesetzt hat.
    Zu den Songs bleibt zum Schluss gar nicht so viel zu sagen, neben den meiner Meinung besten Songs der Band Black Winter Day und Drowned Maidfinde ich vor allem noch das melancholisch böse First Doom und das etwas experimentellere Magic And Mayhem erwähnenswert, aber am Ende bleibt nur wieder die Feststellung, das es auf diesem Album einfach keinen auch nur ansatzweise schwachen Song gibt, nichtmal eine schwache Sekunde.
    Es gibt kein Album was ich häufiger in meinem Leben gehört habe, und ich habe es kein einziges Mal bereut.

    http://www.youtube.com/watch?v=d8o3oAt9Db8

    http://www.youtube.com/watch?v=j0VJSRe1wzI&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=zOuQEH2muxU&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=zTfhqrUlYDE

    Fazit: Das beste Album aller Zeiten und somit auch eines der wenigen Werke, denen ich ohne zu zögern 10 Punkte geben würde.

    P.S.: Das ganze war jetzt spontan geschrieben, wer über Stil und Rechtschreibung meckern möchte soll das bitte wannanders tun 🙂

    Wunderbares Review! Gehört tatsächlich zu den besten Platten die je gemacht wurden. Eindeutige Lieblingscheibe! 🙂

    --

    Ich brech mit meiner Nase deine Faust! Yüah!
    #6360277  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    NezyraelIch nehme mal an du wirst dann wissen was ich meine…

    Jetzt habe ich den Thread wieder überflogen, bin über diesen Beitrag gestoplert und würde nun doch ganz gerne wissen, was du damit gemeint hast.

    Haja, was tut man, wenn man sich erkältungsbedingt von sich selbst angewidert fühlt und das Haus nicht verlassen kann und eigentlich Wichtigeres zu tun hätte? Man wagt sich wieder an eine Art Großprojekt, nämlich den Versuch eines Reviews des besten Live-Albums aller Zeiten: Swans – Swans Are Dead.

    Die meisten großen Alben haben eine Vorgeschichte. Die Vorgeschichte dieses großen Albums beginnt 1982 mit der Veröffentlichung einer selbstbetitelten EP. Die Radikalisierung sollte erst ein Jahr später mit dem Debütalbum „Filth“ eintreten und mit „Cop“ ihren Höhepunkt erreichen. Die Musik war Industrial mit Rockinstrumenten gespielt, dabei eine Antithese zu allem, was Rockmusik ausmachte. Keine Melodien, keine Riffs, keine Dynamik oder Spannungsbögen. Kein Wort zuviel. Keine Gnade, weder dem Hörer noch sich selbst gegenüber. Vertonte und gelebte Selbstverachtung. Monotonie als Mittel psychischer Zermürbung und Abschleifung, ein Schagzeug- und Gitarrenklang, der damals (Wobei, was heißt „damals“? Bis heute! Myriaden von Bands aus den Bereichen Doom Metal, Sludge, Crustcore, Industrial Metal, Black Metal und was nicht sonst noch zehren von den Alben…) das genreübergreifende Maximum an Brutalität darstellte. Das Leben als Sklavenschiff; die Beats langsame Ruderschläge, Peitschenhiebe des mit hohl klingender, emotionsloser Stimme schreienden Sklaventreibers, Finsternis, Schweiß, Blut.

    Mit Jarboe, die fortan bis zum temporären Bandsplit 1997 zusammen mit Michael Gira der feste Bandkern werden sollte, wurde dann alles anders: „Children of God“, 1987, konzentrierte die Körperlichkeit und schiere Gewalt der Frühwerke, stellte ihr aber auch eine ätherische, folkig bis weltmusikalisch instrumentierte Ruhe entgegen, die vor dem Beitritt Jarboes nicht denkbar gewesen wäre. Das Ausdrucks- und Stilspektrum dieses Albums, dessen loses textliches Konzept beißende Religionskritik war, wäre damit jedoch kaum umrissen; oft genug stellen Swans beides einander in einem einzigen Song gegenüber, darüberhinaus gibt es Stücke, die sich noch störrischer als der Rest allen Kategorisierungen entziehen. Dem kompositorischen Niveau schadet diese neue Eklektizität keineswegs – „Children of God“ ist eines der vollkommensten und in sich geschlossensten Alben der Swans.

    Eine erneute drastische Kurskorrektur war insofern so notwendig wie logisch. Ende der 80er kam „The Burning World“ als bis heute einziges Album der Swans auf einem Majorlabel raus, das (bzw. die: gibt eine von Jarboe und eine von Michael Gira gesungene Version) in dem Zeitraum entstandene Joy Division-Cover „Love Will Tear Us Apart“ zählt zu den bekanntesten Songs der Band. Anfang der 90er ist Gira allerdings mitsamt Jarboe und Restmusikerrudel zu seinem frischgegründeten Eigenlabel Young God gezogen, wo fortan alle Veröffentlichungen der Swans und der Nebenprojekte der Mitglieder (und noch viel mehr) herausgebracht werden. Das Volksliedhafte und die vordergründige Freundlichkeit von TBW dient auf „White Light From The Mouth Of Infinity“ als Basis, die immer wieder um musikalische Ausschweifungen, die in der Retrospektive fast als Post-Rock-Vorläufer bezeichnet werden können, und das Streben nach Transzendenz erweitert wird. Nach „Love of Life“ wird auch diese Phase traditionell mit einem Live-Album („Omniscence“) beschlossen.

    Doch nicht die Werke aus der „Bunny Era“ der ersten Hälfte der 90er, sondern „The Great Annihilator“, 1995, sollte das Album der Swans werden, was wohl am ehesten als konventionell, Rock-nah und ungefährlich beschrieben werden könnte. Einzelsongs wie „Killing for Company“ gruben sich zwar mit einer unnachahmlichen Sinnlichkeit in die psychischen Untiefen ihrer kaputten Songtextprotagonisten, insgesamt drängte sich jedoch teilweise die Frage auf, ob dieses Album dem kreativen Geist, der diese Band bis dato ausgemacht hat, noch vollends gerecht wird. Im Grunde konnten schon diese ersten, leichten Verschleißerscheinungen als Zeichen dafür interpretiert werden, dass es so über kurz oder lang nicht weitergehen kann. Und so kam es dann schließlich auch.

    Das Ende der Swans war ein Ende, welches sich über den Zeitraum mehrerer Jahre hinwegzog, dabei aber vielleicht schon 1995 beschlossen war. 1996 wird exklusiv in Deutschland die EP „Die Tür ist zu“ veröffentlicht, auf der neben Studio-Outtakes, Live- und Radio-Mitschnitten frühe, deutschsprachige (deswegen durchaus von einem gewissenen Kuriositätswert) Versionen von Songs des später weltweit erscheinenden „Soundtracks for the Blind“ enthalten sind. Zum Zeitpunkt des Erscheinens des bis 2010 letzten Album der Swans sind viele der Songs bereits mindestens ein Jahr alt. Die Studio-Versionen von „The Final Sacrifice“/“Final Sac“, „The Sound“, „YR PRP“/“YRP“, „Yum-Yab [Killers]“ sowie „Helpless Child“ unterscheiden sich dabei kaum von den Live-Versionen der „White Disc“, die die 1995er-Tour zu „The Great Annihilator“ dokumentiert. Man merkt den Stücken an, dass sie in der Live-Situation und für die Live-Situation entstanden sind; die manischen Wiederholungen und endlosen Auftürmungen von „Helpless Child“ und „The Sound“, das blutige Ritual „Final Sac“ sind Ergebnisse einer gemeinsamen Bühnenekstase, bei der sowohl Musiker als auch Hörer in einen übermächtigen, rauschhaften Sog aus psychischen wie psychischen Schmerzen und totalem Kontrollverlust fallen. Nur auf SFTB bekommt man den Eindruck, diese Stimmung könnte nur als Intensitätshöhepunkt zwischen Verwirrung, Orientierungslosigkeit, falschen Fährten und Unrat entstehen. „Swans Are Dead“ ist über zwei CDs und mehr als zwei Stunden ein einziger Intensitätshöhepunkt und funktioniert trotzdem. „The Sound“ ist der vielzitierte goldene Schuss, ein flirrendes Grau, zusammengesetzt aus allen Farbeindrücken dieser Welt, minimalistisch und unüberblickbar. Auch in der Live-Version zerstört das Stück mein musikalisches Weltbild immer wieder aufs Neue. „Helpless Child“ hält an seinem Ende eine der in ihrer Simplizität und Reinheit ergreifendsten Melodien bereit, die ich kenne. Man droht fast zu ertrinken in der Flut dieser ungeahnt direkten destillierten Emotionen, die Swans auf ihr damaliges Konzertpublikum losließen. Immer und immer wieder steigert es sich, wenn man denkt, dass es größer gar nicht mehr geht, dass es einen in jeder Sekunde eigentlich zerreißen müsste. Wenige Jahre später versuchten sich unzählige Post-Rock-Bands (am besten wohl Godspeed You! Black Emperor) an einer Wiederholung und Neuinterpretation dieser im Wortsinne post-rockigen Minimalepik. Keiner ist es bisher gelungen.

    Die „Black Disc“ enthält Tondokumente der „Final Tour“ 1997.
    Das siebzehnminütige „Feel Happiness“ beginnt arhythmisch, formlos, verwehrt den Zugang. Tief dröhnender Bass, schmerzhafte Beckenschläge. Nach gut vier Minuten bauen Drums und Gitarren auf eine Art Crescendo auf. Woraus? Wofür? Wohin? Schwer zu sagen. Ohne sein augenscheinliches Ziel erreicht zu haben, setzt das Stück ab ca. acht Minuten mit einer flirrenden Keyboardmelodie zum Stürzflug an. Die Gitarren sind kaum noch als solche erkennbar, klingen vibrierend tief, wirken von allen Seiten auf den Hörer ein. Nach neun Minuten eine urgewaltiger Ausbruch der Drums, der kontinuierliche Zerfall endet mit einer Sprengung von innen. Es folgen eine fast friedliche Melodie und gebrochene Lichtstrahlen der Röhrenglocken, Giras Stimme ist erst nach dreizehn Minuten zu hören. Es ist, als würde eine schwer verletzte Mutter sich und ihr sterbendes Kind aus den Trümmern einer ausgebombten Stadt befreien, mit zitternden Händen seinen blutverschmierten Kopf umfassen. Irrationale Hoffnung, Festhalten, dann aber doch der Abschied, das Aushauchen des Lebens. Gira widmete diesen Song seinem „sterbenden Kind“, den damals auf eine fünfzehnjährige Karriere zurückblickenden Swans. Übrig bleibt die schönste Pfeifmelodie, die ich je in so etwas wie einem Rocksong hören durfte.
    In seiner (bewusst vernachlässigten) Struktur gleicht „Feel Happiness“ dem Vorhaben, das Gewicht eines ganzen Ozeans zu stemmen. Sein Scheitern ist mindestens genauso großartig und beeindruckend wie seine hohe Ambition, das Stück zerbricht an sich selbst. Es ist darin gewissermaßen symptomatisch für das gesamte Album.

    Unmittelbar danach stellt sich die Frage, wie größenwahnsinnig man als Band sein muss, um einen derart kräftezehrenden „Song“ an den Anfang einer Live-Show/eines Live-Albums zu setzen…bzw. was danach überhaupt noch kommen kann. Das mit fünf Minuten verhältnismäßig kurze „Low Life Form“ verlässt den Bereich der Metaphysik. Den Mittelpunkt des Songs bildet Giras Hasstirade, mit den Drums zieht es sich spiralförmig zum Zentrum des Nichts zurück, um von dort aus mit einer fast archaischen, sägenden Keyboardmelodie wieder auszubrechen. Der instrumentale Rausch und der anschließende Selbstverlust im Noise stehen auch unvermeidlich am Ende von „Not Alone“. In den folgenden drei Songs bekommt Jarboe ihren vielleicht größten Auftritt. In „Blood On Yr Hands“ singt sie in einer Umgebung, die fast einem klanglichen Vakuum gleichkommt, ein ergreifendes Stück zwischen Gospel-Traditional und Folksong, in „Hypogirl“ gibt sie mit vollkommen verwandelter Stimme die zähnefletschende Hexe. Immer wieder schwellen im Hintergrund die Drums und die stählernen Gitarren an. In den Schatten gestellt werden beide für sich sehr guten Stücke von dem, was die Band aus dem Frühphasensong „I Crawled“ gemacht hat. Lange hält sich die Instrumentalfraktion zurück, die Drums geben einen kriechenden Rhythmus vor, die Gitarren sind ein gespenstisches Kettenrasseln. Giras damaligen bewussten Selbstlimitierung wird hier eines der tausend Gesichter von Jarboe gegenübergestellt; nun eine mädchenhafte, hohe, hauchende Stimme, in Erwartung ihres Peinigers. Im Hintergrund wird die Musik lauter, die Gitarren verbinden sich mit den Drums zu gezielten Schlägen in die Magengrube. Make it right…choke me…und man spürt die kalten Hände an der Kehle, wie sie immer weniger Luft bekommt, alles aus der Täterperspektiive. Was den Song dabei so furchterregend und belastend macht, ist die Ungewissheit über die Verteilung der Rollen, und die Rolle, die einem als Hörer zugeteilt wird, ist die schlimmstmögliche. Sie schürt unwillkürlich eine gewisse Faszination, aber vor allem eine tiefsitzende, überwältigende Urangst. Man will nichts sehnlicher als fliehen und kann nicht. Schließlich entlädt sich der Song in einem beispiellosen Gewaltausbruch, in dem Jarboe die bandtypischen Industrialdoom-nicht-Riffs mit einem Gutturalgesang krönt, dessen Bösartigkeit kein Death Metal-Sänger der Welt erreichen könnte.

    Was Swans so gut wie keine Band vor oder nach ihnen beherrschen und hier perfektionieren, ist die Fähigkeit, den Hörer vollkommen von seiner Außenwelt zu isolieren. Hier existiert keine Beziehung zwischen Musik und Publikum, Musik und Kultur/Gesellschaft oder Musik und Technik, hier gibt es nur Musik und Hörer und in der Unendlichkeit um sie herum eine solch angsteinflößende, spürbare Leere, dass man sich unweigerlich geschlagen, ausgeliefert, schutzlos vorkommt. In dieser Ausgangslage, in der der Hörer zu einer einzigen offenen Wunde geworden ist, kann die Band mit ihm alles machen, was sie will. Ein Umschlagen der Empfindung von tiefster Verzweiflung und Angst zu größtem, erhebendsten Glück ist eine Frage geringster, fast unmerklicher Melodie- und Lautstärkemodulationen. Viele Bands haben es versucht, den Hörer auf ähnliche Weise zu quälen, einzuschüchtern und zu manipulieren, doch Swans wären nicht Swans, würden sie es nicht anders machen. Die Fragestellung nach der Verteilung von Täter- und Opferrolle wird hier hinfällig, denn allem, was Swans dem Hörer zumuten, setzen sie sich auch selber aus. Das macht sie menschlicher als die einseitigen Angreifer, die selbst nie Schaden nehmen, und ihr Vorgehen um ein Vielfaches effektiver. Niemand anderes beherrscht es so gut, dem Hörer das Entsetzen aus beiden Perspektiven zu präsentieren.

    „Blood Promise“ ist der letzte Song der „Black Disc“, der letzte Song der (für 13 Jahre) letzten Tour der Swans, der letzte Song der Welt. Von der „The Great Annihilator“-Version ist bis auf den Text nichts übrig geblieben. Durch diesen Song musste ich alles neu erlernen, was ich mir in mehreren Jahren an Wissen über Swans erarbeitet habe.
    Die nach einem Chorsample einsetzende Melodie geschieht irgendwo zwischen lediglich zwei verschiedenen Tönen, schaft aber eine unfassbare Enge und Bedrängnis. Sichtlich entkräftet scheint sich Michael Gira ans Mikro zu klammern. Nie zuvor trug ein einfaches „Nanana“ eine solche Last mit sich, war von einer solchen Gequältheit und Erschöpfung. Der Druck wird immer höher, man kann dabei nicht sagen, was genau sich verändert. „Blood Promise“ ist die Innenansicht und die Analyse eines Selbstmordes; wenn von aller Verzweiflung und Wut nur noch ein schwachen Zittern und stetig fließende Tränen bleiben, ein ängstlicher Blick nach unten auf die insektengroßen Fahrzeuge auf der Autobahn. Erst wenn sich zur Songmitte hin eine wie in „Helpless Child“ so schlichte wie reine Melodie entwickelt, bekommt der Suizid eine Bestimmtheit, Unabwendbarkeit und innere Logik, die schließlich zur Katharsis führt. Der metaphorische Selbstmord des Textprotagonisten ist hierbei gleichzusetzen mit dem Ende der Band, die sich so bewusst selbst zu Grabe trägt, wie es keine andere könnte. Das Ende der Swans ist die letzte Konsequenz einer zu dem Zeitpunkt fünfzehnjährigen Karriere, von fünfzehn Jahren Höhlenforschung, Grenzüberschreitung, Abgrundexploration und Vordringen zum Herz der Finsternis, der Wurzel der Existenz. Die Bandauflösung war nicht bloß eine eher praktische Entscheidung als Resultat eines kreativen Ausbrennens, sie war das Einzige, was die Band tun konnte, um glaubwürdig zu bleiben, bzw. noch mehr als das; dieses Ende ist Teil eines Konzepts, das Einzige, was den vergangenen 15 Jahren gerecht werden könnte. Nachdem das Stück sich immer unwahrscheinlicher gesteigert hat, kommt der Ausklang übergangslos und plötzlich. Friedlich-ruhige Gitarrenakkorde streichen über ein verwüstetes Land, Gira flankiert sein „We’d like to thank you for being here“ mit einem unerwarteten Schrei. Applaus, der Vorhang fällt.

    Nach dem Split waren die Bandmitglieder, zumindest Michael Gira und Jarboe, keineswegs untätig. Jarboe machte mit Soloalben mit namhaften Kollaborateuren und Zusammenarbeiten mit unter anderem Neurosis von sich reden, Gira war mit The Angels of Light und Young God Records lange Zeit ausgelastet. 2010 schließlich war genug Zeit vergangen, um einen Reanimierungsversuch (allerdings ohne Jarboe) des riesigen, in der eigenen Vita unübersehbaren Kadavers vorzunehmen. Über die eigentliche Qualität von „My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky“ wird man vielleicht noch lange nicht wirklich sprechen können. Die eigentliche und größte Leistung des Albums ist die Tatsache, dass es existiert; dass es ein Album der Swans und kein Michael Gira- oder Angels of Light-Album unter anderem Namen ist, dass es respektvoll mit der Bandvergangenheit umgeht und dabei oft genug vollkommen anders klingt als alles, was die Swans bisher gemacht haben, dass es nicht scheitert, obwohl die Gefahr unvorstellbar groß war. Wem das nicht genügte, den zwang die Band bei ihrer ersten Tour seit 13 Jahren zur bedingungslosen Bewunderung und Ehrfurcht. Die Wellen von umwerfender, vibrierender, Erdbeben verursachender Lautstärke haben meine Erwartungen bei weitem übertroffen und mir einen ganz neuen Zugang zu dieser in meiner Welt besten und wichtigsten Band aller Zeiten ermöglicht.

    http://www.youtube.com/watch?v=kKxUkpMzlrc
    http://www.youtube.com/watch?v=0oSD4VAfY1U
    http://www.youtube.com/watch?v=WaPlRKB251c
    http://www.youtube.com/watch?v=kjD9PhIc9d0

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    Nezyrael

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    Nicht das Amorphis-Album, das was ich damit meinte kommt nach den Klausuren.

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    Bad Ass Me ~ Totgehört ~ Verkaufe CDs Prüchtepunch mit Schuss "also ich würd mich echter als dumm den als einen Troll ansehe" - Ivan Dirus
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