Re: PLAYLIST OF THE WEEK

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palez

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Leo-suomiZur Celestial Lineage:

Ja, vorweg kann ich schon mal sagen, dass das neue, abschließende Black Metal-Album für mich eindeutig den Höhepunkt ihres Schaffens darstellt. Hier schaffen Wittr all das, was auf den anderen Alben immer schön in kleine Bestandteile zerteilt und auf die unterschiedlichen Werke verteilt wurde, in einem großen Ganzen gekonnt festzuhalten, ohne dass Songwriting oder Atmosphäre irgendwie leiden. Das Album beinhaltet sowohl leichte, farbenfrohe Parts, die mit analogen Synths wunderbar unterlegt werden und welche mit dem weiblichen Gesang diesmal den perfekten Mitstreiter gefunden haben. Die feuchte Welt des kaskadischen Regenwalds scheint durch die Musik extrem deutlich durch, obwohl das Ganze oft eher nach dem Ende einer längeren Regenzeit in der Region klingt. Die lichten Momente, die oft auch kompositorisch von außerordentlicher Schönheit sind, bieten trotzdem den perfekten Grundstock für die Black Metal-Parts, welche mit ekstatischen Riffs und Melodien die beste Wolves in the Throne Room-Leistung bisher zeigen. Dabei sind vor allem das außerordentlich gute, passend wirkende Drumming und die wirklich überraschend guten Vocals, die auch produktionstechnisch perfekt integriert wurden, zu betonen. Außer den angesprochenen Dingen macht vor allem das Songwriting „Celestial Lineage“ zum besten Wittr-Album.
Es wird durchgehend mit ergreifenden Melodien und spannenden Riffs gearbeitet, die weder irgendwie ins Kitschige abdriften, noch in irgendeiner Weise langweilig werden, obwohl sie nicht immer wirklich eingängig sind. Dabei sticht vor allem der Opener „Thuja Magus Imperium“ heraus, der, zunächst von einem wunderschönen Intro eingeleitet, von guten Melodien zwischenzeitlich zu ekstatisch flackernden Riffs übergeht, die Licht und Dunkelheit gleichermaßen zu verbreiten scheinen. Abschließen kann ich sagen, dass das Album in sich absolut geschlossen erscheint, obwohl es trotzdem die nötigen starken Momente aufweist, die ein richtig gutes Album ausmachen. Ich bin gespannt, wie es sich beim weiteren Hören noch entwickeln wird und insgesamt wirklich froh, dass die Band, die mMn immer ein bisschen überbewertet war, obwohl ich ihre anderen Alben durchaus auch mag, mir endlich gezeigt hat, was wirklich in ihr steckt.

🙂 Sehe ich alles Punkt für Punkt genauso.

Leo-suomiZu Echtra:

Ich habe dein Review beim Austausch mit DMG ja gelesen und kann so auch wunderbar auf deine Kritikpunkte eingehen, die ich, um das mal vorwegzunehmen, durchaus nachvollziehen kann. Echtra sind, wie WittR, eine dem kaskadischen Black Metal-Umfeld entstammende Band, die die Stimmung der Region musikalisch jedoch etwas anders auslegt. Was dabei rauskommt, ist ein sehr interessantes Gemisch aus Black Metal, Folk und ein bisschen Drone. Dabei beschränken sich Echtra vornehmlich auf die leisen Teile ihrer Musik, die durch das erstaunlich direkte, da im Vergleich zum Rest sehr laut produzierte, Gitarrengezupfe ausgedrückt werden. Die hierbei aufkommende Stimmung ist am ehesten als beklemmend zu beschreiben, was vor allem im zweiten Song des Albums sehr deutlich zu Tage tritt, da dort ein paar wunderbare Melodien vorkommen. Das mit dem Spannungsaufbau ist ein Sache, die dann doch auffällt. Echtra vermitteln mit ihrem sehr longtrack-lastigen Ansatz und dem allmählichen Songaufbau sofort das Gefühl, es müsse am Ende eines solchen Aufbaus der Höhepunkt, die Entladung folgen. Was kommt, ist allerdings nichts dergleichen, sondern im Grunde nur ein leises Ausklingen des Ganzen, wenn man gerade fest mit dem Ausbruch rechnet. Worüber ich mich allerdings völlig im Unklaren bin, ist, ob Herr Echtra einfach nicht fähig war, für seinen sehr gelungenen Spannungsaufbau einen passenden Ausklang zu finden, oder ob die hier vorhandene Dramaturgie absichtlich so gestaltet wurde, um die beklemmende Atmosphäre dadurch zu betonen, dass der Hörer genau in einem Moment, in dem er etwas bestimmtes erwartet, dass genaue Gegenteil bekommt. Ich hätte mir eine gute Spannungsentladung allerdings trotzdem ein wenig mehr gewünscht, auch wenn man nie weiß, wie das Ganze dann ausgesehen hätte, kann aber auch mit dem hier Dargebotenen leben, da mir auch die ungewöhnliche Kombination im Sound und die interessanten Melodien „ausreichen“.

Das Problem war für mich seinerzeit nicht nur, dass Herr Echtra mir die erwartete und eigentlich logische Songentwicklung vorenthält, sondern auch, dass er keinen nachvollziehbaren Grund dafür liefert. So stellt sich in „Paragate II“ auch keine durchgehende Atmosphäre der Beklemmung ein, die Kombination der einzelnen Songparts klingt nicht interessant und unberechenbar, sondern schlicht unvorteilhaft und falsch. Nun fand ich die einzelnen Songparts aus ihrem ursprünglichen Kontext (bzw. ihrer Kontextlosigkeit) gerissen allesamt ziemlich großartig…deswegen täte es mir eigentlich Leid, das Projekt fallenzulassen.