Re: Спасибо – thanks – merci

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Painkiller 1349

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sir_extreme_divineDie Jungs hätten alles im Griff wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Versuch nicht diesen idiotischen Krawall zu irgendetwas revolutionärem hochzustilisieren. Die Typen die da einen auf dicke autonome Hose machen sind zum Großteil arbeitsverweigernde Versager, die sich mal n bisschen Lebensinhalt geben wollen. Und die unpolitischen Kids, ja die sind völlig unpolitisch wie unbedarft, Wohlstandskinder, die die perfide Vergnügungssucht treibt. Was für ein jämmerliches Bild, deine revolutionäre Garde haha. Ihr müsst echt viel Zeit haben, dass ihr euch anscheinend im Dauerrausch irgendwelchen rebellischen Träumereien hingeben könnt. Schade, dass so viele Jugendliche ihr eigentliches Potential, in diesem Land etwas zu bewegen, auf derart dämliche Art und Weise in einer selbsternannten linken Szene vergeuden.

Okay, ich würde die Kids auch nicht als Vorhut der Revolution bezeichnen, aber ihre Aktionen sind politisch, auch wenn sie nicht in das gängige Muster passen, auch wenn sie außerhalb der klassischen Szenen stehen, haben sie in ihrem unkontrolliertem Krawall ihrer Ablehnung des Bestehenden, ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verliehen, haben sich einen Raum zumindest für einige Stunden erstritten, und das soll keine Bewertung dieser Aktionen sein (ging es mir doch eigentlich nur darum, zu erklären, dass die Cops derzeit nicht alles im Griff haben)
Und weil ich leider nicht das Glück habe, Arbeitsverweigerer im Rauschzustand zu sein, der sich morgen ausruhen kann, werde ich es jetzt nicht selbst noch weiter ausführen, sondern die Erklärung des Floraumfeldes übernehmen:

„[…]
Sie [die Kids] fehlen in den Caipirinha-Erlebnisräumen der Mittelschicht und den schick dekorierten Bars. Ökonomisch sind sie egal, für die Marke Hamburg uninteressant und für den vermeintlich kreativen Touch sorgen längst Werbeagenturen und studentische Aushilfskräfte. Man könnte meinen, es gibt sie gar nicht und hätte sie nie gegeben. Sie sind Unsichtbare im durchökonomisierten Alltag. Am 1. Mai haben sie sich zu Wort gemeldet. Mit denen, die hier als überflüssig abgeschrieben werden oder jenen denen die Verhältnisse hier einfach so nicht passen. Der Krawall war im besten Sinne ein Kampf um das Recht auf Stadt und ist verwoben in diese politische Auseinandersetzung.

Gewalt im Alltag entsteht nicht aus heiterem Himmel, sondern ist Ergebnis und Folge der politischen und sozialen Realität. Nicht alles, was am 1. Mai vorgefallen ist, finden wir gut. Aber Sachbeschädigungen und die Formulierung von Begehren durch das Aufbrechen des Straßenpflasters empfinden wir als konstruktiven Ausdruck, um die stumme Gewalt, die uns umgibt, überhaupt sichtbar zu machen.

[…]

Es ist schon seltsam: Seit Jahren prognostizieren Gewerkschaften, linke Politiker und Medien, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis es nach den Unzumutbarkeiten von HartzIV, Bankenkrisen oder aufgrund steigender Arbeitslosenzahlen knallen müsse. Nun knallt es und alle fühlen sich eifrig bemüht, dies als unpolitisches Jugendphänomen abzutun. Wir fragen uns, woher Polizeisprecher, Gentrifizierungsgewinner oder Medien überhaupt wissen wollen, was jene bewegt, die ihrer Unzufriedenheit am 1. Mai einen Ausdruck verliehen haben. Den Protest auf der Straße sehen sie als Ereignis, mit dem sie nichts zu tun haben wollen. Deren Protagonist_innen als Akteure, die sie pauschal als Jugendliche für nicht zurechnungsfähig erklären.[…]“
(Quelle: http://de.indymedia.org/2010/05/280630.shtml )

Aber das ist evtl. schon ein anderes Thema…

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