Es ist nicht sinnvoll, sich anlässlich des heutigen Datums in einen infiniten Aufrechnungsregress hineinzusteigern. Sowas ist inhuman und geschmacklos; schockierend gleichgültig gegenüber menschlichem Leid. Da nehmen sich die NS-Nostalgiker und die Antideutschen rein gar nichts. Geschmacklos ist es dabei zweifellos auch, heute – bedauernd, dass nicht noch mehr Deutsche im Zuge des Kriegsendes getötet wurden – einen auf Partystimmung zu machen. Weder an der mörderischen Ideologie, Politik und Kriegsführung des Hitlerregimes noch an der totalen, rechtswidrigen und ebenso mörderischen Kriegführung der alliierten Mächte gibt es etwas bejahbares. Das heißt nun nicht, das Ende des Hitlerregimes zu bedauern, doch die Interpretation des Zweiten Weltkrieges und insbesondere des Umgangs der Siegermächte mit dem deutschen Volk als Widerstreit der Mächte des absolut Guten und der Macht des absolut gesetzten Bösen ist nachgerade schockierend naiv und unterkomplex.
,,Einäugige Humanität ist widriger als Barbarei“ notierte Ernst Jünger im Sommer 1945, als die Meldungen von der Austreibung der Sudentendeuschen umliefen. Daran anschließend wünsche ich mir ein Ende dieses lächerlichen Hickhacks, der hier heute stattfindet, und schlage vor: Gedenkt der Toten in Demut und freut euch, der Knochenmühle des 20. Jahrhunderts entkommen zu sein.
--