Re: Lunar Aurora – Hoagascht

Home Foren Maximum Metal Plattenladen Lunar Aurora – Hoagascht Re: Lunar Aurora – Hoagascht

#6509429  | PERMALINK

Dancing Mad God

Registriert seit: 22.03.2011

Beiträge: 804

DeineMuddaIch habe die CD gestern Abend bei einem kühlen Bier das erste Mal auf mich wirken gelassen und bin ziemlich begeistert. 🙂

Wie weiter oben beschrieben wurde, klingt die gesamte Produktion sehr erdig und warm und passt damit perfekt zu einer lauen Sommernacht. Die Musik bewegt sich größtenteils in getragenen Breiten, lebt von ihrem Detailreichtum und der nachdenklich-entspannten Stimmung.
Meine größte Sorge galt den bayrischen Texten, die ich mir gar nicht zu einer schwarzmetallischen Instrumentalisierung vorstellen konnte. Diese hat sich komplett in Luft aufgelöst. Die knurrigen Vocals und die verständlichen Textfragmente klingen so wie Aran es im Interview angekündigt hat – grobschlächtig aber gleichzeitig einfühlsam – und fügen sich damit homogen in das Klangbild ein.

Eine gute CD erkennt man – meiner Meinung nach – immer daran, dass sie die Gedanken befreit und einen Film vor dem inneren Auge abspielt. Bei den meisten BM-Scheiben sieht dieses Kopfkino relativ ähnlich aus und kann dank unterschiedlicher Nuancen trotzdem spannend wirken. Nicht so bei „Hoagascht“. Auch wenn das Fundament sicherlich typisch ist – Waldlandschaften im kahlen Mondenschein, Melancholie, Einsamkeit usw. – kreieren Lunar Aurora mit ihrem „bäuerlichen“ Umgang mit dem Thema eine vollkommen individuelle Klanglandschaft.
Während andere Bands viel Energie darauf verwenden, das Innenleben des schwarzen Wanderers und die Einsamkeit der gesamten Situation zu beschreiben, steht auf „Hoagascht“ ganz klar die bayrische Landschaft, die Mentalität der Menschen und das typische Lebensgefühl der Region im Vordergrund. Das erschafft vollkommen eigene Bilder und eine vollkommen andere Interpretation eines eigentlich hinlänglich bekannten Szenarios.

Wenn ihr mich fragt, ein Highlight im noch jungen Jahr. Allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass eingesessene Fans sich mit dem Album schwer tun dürfen, da es die Band von einer ganz neuen Seite präsentiert.

Ich kann dir bei einigen Dingen zustimmen, andere sehe ich etwas anders. Auf jeden Fall ist die Produktion wärmer, was mich ganz am Anfang etwas gestört hat – bin mit Ars Moriendi auf die Band gekommen und mein Favorit ist, wie erwähnt, Zyklus – aber meine Bedenken haben sich sehr schnell aufgelöst. Lunar Aurora haben ihre Lieder einmal mehr in einen perfekten Sound gekleidet, der das Songwriting trägt und unterstützt. Nachdem ich mich drauf einlassen konnte, haben mich einige Songs auch ausgerechnet an Ars Moriendi denken lassen…die Melodien und vor allem die Art, wie Synthies und Samples mit den Gitarren verworben sind. Manchmal fühlt es sich sogar ähnlich spacig an wie AM, auch wenn das scheinbar im Widerspruch mit der naturverbundenen Grundausstrahlung des Albums steht.
Gerade diese – für mich Lunar-Aurora-typische – mystische Atmosphäre ist es aber, die dieses Album mit dem bisherigen Werk verbindet und mich sehr schnell Zugang finden ließ. Es bewahrt auch die Mundart-Vocals davor, irgendwie bäuerlich oder grobschlächtig auf mich zu wirken, was mich (im Gegensatz zu dir anscheinend) wohl eher abgestoßen hätte.

Insgesamt bin ich wirklich sehr glücklich mit dem Album. Als ich beim ersten Durchlauf bei „Beagliachda“ angekommen war, kam so ein Euphorie-Schub über mich und ich dachte „Oh mein Gott, sie sind wirklich zurück!“ Für mich hat kaum eine Band so einen Stellenwert wie LA und ich freue mich sehr darüber, dass sie wieder Inspiration gefunden haben und uns großartige Musik bescheren.

--

[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]