Re: Tapetenwechsel – Roboter essen keinen Death Metal (tonitasten vs. Clemente)

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tonitasten

Registriert seit: 13.08.2011

Beiträge: 1,998

Die Review hatte ich schon in der Playlist Of The Week. Hier nun in ergänzter Form.

Roboter essen keinen Death Metal

Clementes Krautrock- und Black- Metal Tape

Hat doch ziemlichen Eindruck hinterlassen.

Von astralen Prog und einer quietschenden Gitarre

Der Einstieg ist ein recht gemächlicher mit Eloys „Astral Entrance“ (1979). Recht sphärischer typischer Prog. Markant ist der Gesang, sehr sympathisch, wunderbar schlechtes Englisch, deshalb sehr liebenswert. Der heutige Retroprog- Sound orientiert sich durchaus daran. Manchmal verspüre ich Lust, sowas aufzulegen. (8,0/10) Weiter gehts mit einen Klassiker, „Hallogallo“ (1972) von Neu! Hab die Nummer seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Diese quietschenden Gitarren, dieser repetetive tiefe Groove. Ach herrlich. Kann aber bei zu viel Konsum auch vorbeirauschen. Deshalb kann ich mir die Neu!- Sachen nicht immer geben. (8,0/10) Mit Negative Plane (2011) folgt der erste Ausflug in düstere Black- Metal- Gefilde. Der Gesang wirkt manchmal etwas ausdruckslos, doch atmosphärisch erinnert das ganze an beste Emperor- Zeiten und ist durch seinen undergroundigen Charme und den Wechselspiel aus atmosphärischen und rumpelnden Passagen durchaus gelungen. (7,0/10)

Die Suche im Orient und das Geheimnis um Amon Düül

Das gelungenste Stück dieser Zusammenstellung ist ohne Zweifel Embryo´s „You Don´t Know Whats Happening“ (1970). Es hat ein spirituell- orientalisches Flair mit einen betörenden Trommelrhythmus und exotischen Streichern, dazu groovender Bass und verhallter Gesang. Erotik pur. Leider wird das Album sehr teuer gehandelt (ab 30 Euro gehts los). Eine Neuauflage des Albums wäre sinnvoll. Ich werd im WWW mal Ausschau halten, ob ich die Platte irgendwo noch günstig ergattern kann. (10,0/10) Als nächstes folgt sowieso ein Kapitel für sich. Amon Düül, hier die erstere Variante mit „Der Garten Sandosa im Morgentau“ (1969). Über die Düüls gibt es eine Menge zu erzählen. Gegründet als freie Studentenkommune, dessen größtes Mysterium ist, dass Uschi Obermaier dort mitgewirkt hat, splittete sich wegen unterschiedlicher musikalischer Visionen schnell in Düül I und Düül II. In den 80ern gab es einen schäbigen Streit um die Namensrechte und beide Bands sind mitunter bis heute sehr verstritten. Egal, während Düül II weltmusikalische Momente mit teutonischen Heavy- Rock verknüpfte, gelang ihnen mit den ersten drei Alben (Phallus Dei (1969), Yeti (1970), Tanz der Lemminge (1971)) einige der homogensten, aufregendsten und faszinierendsten Platten der Krautrockera. Die Alben waren stets in zwei Teile gegliedert. Die eine Hälfte groovende, rhythmische und betörend erotische Songs, die andere Hälfte ein Konglomerat dessen in freier Improvisation. Düül I ist dagegen minimalistischer, psychedelischer und hat einen wahrlichen Underground- Charme. Einen besseren Albumtitel als „Psychedelic Underground“ kann es nicht geben. Jauliger Gesang, tiefe Akustikgitarren, im positiven Sinne strukturlos und völlig frei, unter Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen. Einfach wunderbar für mich. Dürfte aber nicht jedermanns Sache sein. Das Kontrastprogramm zu den konzeptuellen, durchdachten Werken von Amon Düül II. (9,5/10)

Industrielles Geschepper und repetetiver Groove

Gut, weiter mit Fausts „Meadow Meal“ (1971), eingeleitet durch lauter Krach- und Klirr- Geräusche schon fast eine Frühform des Industrials. Äußerst akademisch, schwer zu hören, bis am Ende ein düsteres Orgeloutro für Versöhnung sorgt. Weiß immer noch nicht, ob ich und Faust jemals Freunde werden. Auf Albumlänge sind mir Faust meistens zu anstrengend. (7,5/10) Ascensions „Rebellion Flesh“ (2010) ist ja dagegen noch leichte Kost. Ein bisschen Midtempo, ein bisschen Geballer, ganz ordentlicher atmosphärischer Black Metal. (6,5/10) Den Groove gibts dann mit Can´s „Mushroom“ von einen der bekanntesten Krautrockalben, „Tago Mago“ (1971). Hat dieses repetetive Schlagzeug, diesen gelangweilten Gesang, kann man nach dem zweiten Hören sofort mitsingen. Klassiker. Can setzten klanglich damals neue Akzente. (8,0/10)

Die Reise nach Arabien und die Ankunft beim Dalai Lama

Kraan ist da eine etwas schwerere Hürde. Der hier vertretene Track „Kraan Arabia“ (1972) vereinigt orientalische Weltmusik, Jazz und Kraut miteinander, wirkt mitunter spröde und schwer. Kann man sich nicht immer geben, wirkt aber durchaus interessant und faszinierend. Muss man sich drauf einlassen. (8,5/10) Dann mit Weapon (2009) was zum Mitgröhlen, typsiche Hail- BM- Chöre. Nicht so mein Fall. (3,0/10) Guru Guru´s „Next Time See You At The Dalai Lama“ (1970), irrer Songname, ist sowas wie vertonte Coolness. Tief gestimmte Gitarren, Fuzz und Gegniedel ohne Ende. Waren damals für den LSD- Marsch verantwortlich. Klasse! (8,5/10) Grave Miasma (2009) beenden den Reigen mit technisch durchaus anspruchsvollen Black Metal, verstörender Atmosphäre, aber auch Ideen, die bei Deathspell Omega vielleicht mal für ein gutes Intro gereicht hätten. Kann man sich aber ab und an geben. (6,5/10)

Erkenntnis:

Im Großen und Ganzen bin ich mit den Tape sehr zufrieden. Da wird einiges, was den Krautteil angeht, mich noch länger begleiten. Der Black- Metal- Teil ist bis auf einen Totalausfall auch gut gelungen. Von mir ein großes Lob für diese gelungene Zusammenstellung.

Gesamtwertung: 7,6

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