Re: Kochen – Do it yourself …

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Leukon

Registriert seit: 14.07.2010

Beiträge: 1,385

PhyrexianDennoch ist Genuss kein Ideal. Genuss ist maximal Gegenstand eines Ideals, wie z.b. dem, maximales Glück zu erreichen und eigenes Leid zu vermindern.
In dem Fall wäre Glück 1 Form von vielen Formen subjektiven Glücks. Genuss ist und bleibt ein Sinneseindruck. Ein Ideal ist weit mehr, in seiner simpelsten Form könnte es maximal das Streben nach Genuss sein, womit Genuss immernoch Gegenstand der gezielten Geisteshaltung ist, aber nicht das Ideal selbst.
Genuss ist ja nicht mal notwendig für Glück, schon gar kein andauernder. Und es gibt nun mal keine Selbsterhebung beim Asketentum und wenn es so wäre, wäre dieses Gefühl immer noch kein Ideal, sondern nur Gegenstand eben des Selben und genauso verachtenswert wie Hedonismus.
Einfach ’ne terminologische Sache.
Es ging nie darum, dass nicht irgendein Ideal vielleicht auch Genuss wünscht, es gibt allerdings keines das denselbigen zum alleinigen Gegenstand hat.

Damit schiebst du dem Begriff des ,,Ideals“ eine Bedeutung – genauer: einen eigenen Wertmaßstab – unter, die dem Begriff nicht immanent ist. An dieser Stelle kommen wir in den Bereich des axiomatischen. Im Übrigen zwingt nichts dazu, ein Ideal, und Ideal ist jede normative Vorstellung, der man nur annähernd entsprechen kann, in der denkbar allgemeinsten Weise zu formulieren. Genuss mag in den Augen vieler eine Facette von,,Glück“ sein, ob notwendig oder nicht. Das schließt aber keineswegs aus, bspw. den optimalen kulinarischen Genuss als ein Ideal zu bezeichnen. Wenn das aber so ist, dann entpuppt sich die Behauptung, dass ,,Ideale“ wichtiger als Genuss seien, als Aussage über deine persönlichen Ideale. Dass du die nicht offenlegst, sondern hinter einer solchen Allgemeinheit versteckst, ist m.E. merkwürdig.

Und ein weiteres Mal zur Askese, also zur tugendorientierten Selbstdisziplinierung des Verhaltens: Es handelt sich um eine mehrdimensionale Angelegenheit, das ist klar. Gehlen unterscheidet drei Bedeutungen; darunter wollte ich die Askese als Stimulans hervorheben. Robespierre sprach davon, dass ,,Freunde der Freiheit“ nicht nach den notwendigen Lebensgütern begehrten, die ihnen die Gesellschaft bereitstellt. An dieser Stelle macht Gehlen die erwähnte Dimension der Askese fest: ,,Der Asketismus ist dann instrumentell, die Hemmungsleistung bringt eine Konzentration und Intensitätssteigerung des Gefühls der Präsenz und Selbstmacht mit sich.“ Diese Deutung halte ich für überzeugend; ich habe das selbst schon so erlebt.

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