Re: Klassiker vs. Neuerscheinungen

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palez

Registriert seit: 04.01.2007

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The AdversaryBringen die irgendwie einfach keine Alben zustande die den Klassikern auch nur nahekommen? Und woran liegts das die neuen Bands bessere Alben aufnehmen, während die alten Bands es kaum mehr zustande bringen gute, neue Alben rauszubringen (Ich habe keinen Bock mir eine neue Overkill-scheibe zu kaufen, um dann eh nur die alten alben zu hören, auch wenn die neuen bei weitem nicht übel sind).

Ich stelle mir das so vor: Ein etablierter Musiker, der in seiner jahrzehntelangen Karriere vielleicht nur das eine grobe Klangideal auszuformulieren versucht hat, hat zu seiner Musik und eben jenem Klangideal naturgemäß eine andere, eine vielleicht persönlichere, alltagsinfiziertere und/oder befangenere Beziehung als ein junger Anfängermusiker, der das von etablierten Musikern Vorgegebene als Startpunkt für die Entwicklung seiner eigenen Idee verwendet. Der etablierte Musiker hat sich über Jahrzehnte mit etwas beschäftigt, der Optimierungsspielraum wurde dabei immer kleiner bei sich gleichzeitig vergrößernder Fallhöhe. Es kann sein, dass man einem neuen Album von Overkill diese persönliche Geschichte vom Entwickeln des Stils anhört, vielleicht tut man es auch nicht und das bloße Wissen um eine Geschichte manipuliert einen als Hörer nur.
(Passiert öfter, als viele zuzugeben bereit wären. Natürlich kann eine Geschichte nicht über offensichtlichste Mängel eines angeblichen musikhistorischen „Klassikers“ hinwegtäuschen, der außerhalb des alten Kontexts nichts taugt, aber immer nimmt dieses Wissen um eine Geschichte und vor allem darüber, wer der „Erfinder“ von etwas ist, einen Einfluss auf Erwartungshaltung und Bewertung, weil es ja meistens ein bisschen Geschichte ist, das einen auf eine Band oder ein Album neugierig macht. Kaum jemand hört sich Slayer an, ohne vorher erfahren zu haben, dass die Band wichtig ist.)
Ein junger Anfängermusiker hat keine solche Geschichte mit einem Stil oder einer Idee, er holt den Stil oder die Idee an einem bevorzugten Zeitpunkt/in einem bevorzugten Zustand ab und arbeitet daran auf seine Art weiter. Ohne Geschichte klingt dieser alte Wein in neuen Schläuchen vielleicht frischer als der immer wieder gefilterte in immer denselben reparierten und modifizierten Schläuchen. Ohne Geschichte, bzw. aus seiner ursprünglichen Geschichte herausgelöst, hat es der alte Wein in neuen Schläuchen aber auch schwerer, sich als Klassiker zu behaupten.

The AdversaryAuch die neuen Bands bringen zwar super-alben heraus, einen richtigen klassiker hat es jedoch irgendwie schon länger nicht mehr gegeben. Irgendwie komisch.

Wahrscheinlich bekommt man einen klareren Blick auf sowas, wenn ein paar weitere Jahre ins Land gezogen sind. Klassiker entstehen erst in der Retrospektive, eine Bewegung oder ein kulturelles Zeitalter lassen sich von innen nicht analysieren und erfassen.

asgard1980Absplittungen in anderen Bereichen des Metal kann und wird es nicht geben. Denke mal PostRock-Death Metal oder Thrash mit Klassik Elementen gekreuzt können sich eher grausig anhören.

Klingt ja fast nach einer Aufforderung, eine Band zu gründen. Als „A Blaze In The Northern Sky“ rauskam, wäre sicher auch niemand auf die Idee gekommen, dass die Schwarmgitarren vielleicht irgendwo bloß ein Negativabbild von „Psychocandy“ waren.

Bez. Thrash-Klassik-Crossover: Mekong Delta? :haha: