Re: Dancing Mad God vs. [A.F.P.] (hier fancy Thread-Titel einfügen)

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Dancing Mad God

Registriert seit: 22.03.2011

Beiträge: 804

Cool, über Gospel freue ich mich wirklich, „A Golden Dawn“ klingt ja auch sehr geil. Sobald nächsten Monat wieder etwas Geld da ist, werde ich danach mal Ausschau halten. Hast du vielleicht einen Tipp, woher man das Album noch bekommen könnte?

Wie gesagt, Refused stehen eh auf der To-Do-Liste. Historische Bedeutsamkeit ist zwar nicht unbedingt der Faktor für die Bewertung von Musik für mich, aber ein bisschen Plan will man dann ja doch haben, wie sich ein paar Stile so entwickelt haben.

Weiter geht’s:

Muse – Micro Cuts

Von Muse weiß ich ja, dass sie eine Zeit vor Twilight-Soundtracks und ausverkauften Stadion-Shows hatten, aber ich habe keine Ahnung, wie die mal klangen. Also auf!
Der Anfang ist nicht schlecht. Im Hintergrund schrammelnde Gitarren, minimalistischer aber markanter Bass, zurückhaltendes Schlagzeug. Nichts Weltbewegendes, aber nett anzuhören. Dann kommt allerdings doch noch was Weltbewegendes, nämlich der Gesang. Und der bewegt meine Welt ein ganzes Stück Richtung Hölle. Ich meine, ernsthaft, wie kann man sich das anhören? Das geht mir echt nicht oft so, aber hierfür fehlt mir tatsächlich jedes Verständnis. Ich mag durchaus einige extreme Stimmen (Diamanda Galás sei hier mal als Beispiel genannt), aber dieser Herr (der dem Klang nach nicht unbedingt einer sein müsste) schafft mich echt. Je höher er sein Organ schraubt, um noch schriller, noch spitzer, noch theatralischer zu klingen, desto stärker wächst mein Bedürfnis, ihm meine Schreibtischlampe in den Rachen zu stopfen. Gegen Ende kommt dann ein bemerkenswert harter, grooviger Part, der einigen Spaß machen könnte; das ist ja gut, ich finde das ja alles gut, aber MEIN GOTT DIESE STIMME, ARGH!
Jetzt weiß ich, warum ich im Vorfeld Angst vor Muse hatte. Muss Instinkt gewesen sein. Ich hoffe bloß, der nächste Song wird weniger anstrengend…

Purity Ring – Lofticries

Und das wird er tatsächlich. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang auch diesen Track nicht besonders mochte, aber nach einigen Durchläufen habe ich ihn zu schätzen gelernt.
Ob die Band sich nach diesen lustigen Ringen benannt hat, die christlich sozialisierte Jugendliche in den USA dazu verpflichten sollen, bis zur Eheschließung auf die Freuden der Fleischeslust zu verzichten? Die kindlich-unschuldig klingende Sängerin zumindest könnte tatsächlich aus einer katholischen Mädchenschule entlaufen sein, um dem Rohrstock der Ordensschwestern zu entkommen. Doch ob das eine so gute Entscheidung war? Ihr Weg führt sie durch eine lichtundurchlässige Landschaft aus fremdartigen Gebilden und Lauten, in der alles verzerrt und verformt wirkt. Nur der ruhige und stetige Beat sorgt für Fokus: Langsame, gleichmäßige Schritte im strömenden Regen durch eine Nacht, in der Dunkelheit aus den bizarr wirkenden Bäumen dampft. Kurz vor Erreichen der dritten Minute fängt dann auch dieser Beat an zu stolpern und für einen Moment verliert die ganze Welt ihre Gestalt, bevor die Protagonistin stehen bleibt, tief durchatmet und mit neu gefasstem Mut der merkwürdigen Schönheit dieser dunklen Zwischenwelt entgegenschreitet.

Doch, hat mich jetzt durchaus neugierig gemacht, dieser Song. Wie klingen die sonst so?

Electric Wizard – Funeralopolis

Da hab ich nun nicht aufgepasst, als du im Vorfeld die letzte Version deiner Playlist präsentiert hast. Zwar kenne ich Electric Wizard ich nicht besonders gut, aber just diesen Song hat der gute Ardor vom Venushügelgrab mir schon einmal auf einen Sampler gepackt. Was macht man da? Nun, man könnte ja das anno dazumal (naja, letztes Jahr) Geschriebene mit meinen heutigen Eindrücken vergleichen.

„Sobald die tiefen und stark verzerrten E-Gitarren einsetzen, walzt der Song einfach nur noch
mit behäbigem Rhythmus nach vorne und der Hörer, von Lethargie ergriffen, kommt gar nicht auf die Idee zur Flucht, sondern lässt sich einfach überrollen.“

Joa, das kann man so stehen lassen. Viel passieren tut hier wirklich nicht, entweder man lehnt sich einfach zurück und lässt sich vom breiten Dröhnen dieses massiv tiefergestimmten Retro-Dooms die Trommelfelle massieren, oder man wird dabei wahrscheinlich relativ wenig Freude haben.
Irgendwie ist mir damals nicht so richtig aufgefallen, wie sehr der Song eigentlich nach Proto Doom Metal klingt, bloß mit ins Untergeschoss verlegten Gitarren und einer höchstwahrscheinlich absichtlich gewählten LoFi-Produktion. Und während ich normalerweise großer Fan einer solchen bin, muss ich sagen, dass ich den Sound – auch aufgrund der Tiefenlastigkeit – hier doch sehr anstrengend finde. Zudem können die Riffs mich irgendwie nicht fesseln; mich stört nicht so sehr, dass zu wenig passiert, als dass es mich nicht mitreißt. So kann ich leider auch mein Fazit von damals hier recyceln:

ch weiß aber nicht, ob ich das länger als einen Song lang ohne Abwechslung ertragen würde. Stoner war noch nie so richtig mein Genre und auch wenn ich verstehen kann, was andere an dieser Musik finden, hab ich im Moment eher wenig Motivation, mich da weiter reinzuhören.“

Melvins – A History Of Bad Men

Nach allem, was ich über die Band gehört habe, hätte ich mir zwischen Hardrock, Sludge und Noise alles Mögliche vorstellen können; „A History Of Bad Men“ klingt allerdings erneut eher nach traditionellem Doom Metal. Damit passt es sehr gut zum vorangehenden Song und etwas weniger gut in mein musikalisches Beuteschema. Immerhin: Die Produktion klingt hier gleich viel angenehmer, mit vollen und bedrohlichen Gitarren und schön erdigen Drums. Leider ergibt sich daraus ein anderes Problem: Während der klassisch angehauchte Gesang bei Electric Wizard durch den Sound so stark verzerrt wurde, dass er mich nicht weiter gestört hat, kommt bei den Melvins der volle 70er/80er-typische Metal-Pathos durch. Dieser lenkt mich effektiv von dem ab, was die Gitarren so treiben, obwohl mir das durchaus gut gefällt: Die schweren, behäbigen Riffs lassen mich an mächtige Wellen auf einer aufgewühlten See denken, deren zerstörerisches Treiben sich durch nichts Menschliches aus der Ruhe bringen lässt. Gelegentliche maschinenartige Drumsounds und andere Geräusche erzeugen das Bild einer Ölbohrinsel, die von besagten Wellen umtost wird, während die Menschen darauf sich verzweifelt festklammern und auf Besserung hoffen. Aber der Gesang lässt dieses Bild wieder irgendwie cheesy auf mich wirken, als stamme die Szene aus einem überzeichneten 80er-Jahre-Film. Diese Form der stimmlichen Darbietung geht einfach absolut nicht an mich und ich schaffe es auch nicht, mich daran zu gewöhnen.
Wieder mal ein gut gemachter Song, der leider nicht so ganz mein Fall ist.

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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]