Re: Dancing Mad God vs. [A.F.P.] (hier fancy Thread-Titel einfügen)

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Dancing Mad God

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War From A Harlots Mouth – Scully

Bob Danfous: „The sound of your voice is like a jackhammer on my eardrums!“
Scully: „Mr Danfous, I’m Special Agent Dana Scully with the FBI.“
Bob Danfous: „What’s so special about you?!“
Scully: „It’s an FBI title, sir.“
Bob Danfous: „I know it is. I’m not stupid!“

So, nachdem wir diesen nicht unerheblichen Sympathie-Bonus des Songs ausreichend gewürdigt haben, kommen wir zum Review.
Die Band mit dem fehlenden Apostroph (das scheint wirklich die offizielle Schreibweise zu sein) ist ja unter –core-Liebhabern in aller Munde (haha) und entsprechend hab ich irgendwas ekliges Frickeliges erwartet, am besten noch mit Klargesang. Völlig falsch, denn „Scully“ beginnt hochatmosphärisch und eher schleppend. Am Anfang noch marschähnliche Drums, ein ruhiges, aber bedrohliches Gitarrenriff und schließlich schleppende Heaviness, die sich auf den Hörer legt. Das Drumming wird zunehmend komplexer, lenkt aber nicht von der finsteren Grundstimmung des Songs ab, die spätestens dann zum Greifen dich wird, wenn der Shouter einsetzt. Der macht quasi alles richtig, was ich sonst an Vocals dieser Art kritisiere, ist nämlich durchaus variabel, ohne dabei ständig den Stil zu wechseln und wirkt damit tatsächlich wie eine fühlende Person, die Verzweiflung und Abscheu aus sich herauskotzt.
Nach dreieinhalb Minuten kommt ein ruhiger Part, der atmosphärisch durchaus einigen Sinn ergibt, insbesondere durch die beeindruckend verstörenden Schreie, die jetzt von weiter weg zu kommen scheinen; als wäre man hinter einem Maschendrahtzaun gefangen, während irgendwo in der Nähe im hohen Gras ein abscheuliches Verbrechen begangen wird.
Nachdem die E-Gitarren wieder eingesetzt haben, baut der Song leider ein wenig ab. Das Potenzial, das durch die bedrohliche Atmosphäre in den ersten beiden Dritteln aufgebaut wurde, wird für mein Empfinden nicht voll ausgenutzt: Ein Geschwindigkeitsusbruch oder auch eine Steigerung der doomigen Schwere hätten hier wunderbar funktionieren können. Alternativ dazu hätte man auch das Riff vom Anfang noch einmal spielen können, das hätte eine gewisse Geschlossenheit der Struktur erzeugt; außerdem fand ich es auch einfach besser als den sich stetig wiederholenden Schlusspart.
Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau, denn wirklich schlecht ist auch dieses letzte Drittel nicht: Die Vocals bleiben großartig und auch wenn nicht das Maximum aus der Atmosphäre herausgeholt wird, so wird doch auch nicht allzuviel davon verschenkt und unsere tapfere FBI-Agentin bleibt bis zum Schluss äußerst hörbar.

Der Song ist ja von In Shoals; vom Nachfolger MMX hab ich mal was von Black-Metal-Einflüssen und noch düstererer Ausstrahlung gelesen. Wie schätzt du denn die Alben ein? Die Band ist jetzt jedenfalls interessant geworden für mich…

Jedi Mind Tricks – I Against I (feat. Planetary)

Alles, was ich von Jedi Mind Tricks kenne, ist der Killersong „Uncommon Valor (A Vietnam Story)“ mit einem unglaublichen Part von R.A. The Rugged Man und ich war sehr gespannt darauf, mal was anderes von denen zu hören.
Der Beat ist nicht schlecht gemacht, wenn auch sehr simpel: Mit seinem Vinyl-Knistern am Anfang und den sanften Synthies hat er etwas Nostalgisches, wie ein vergilbtes Foto aus Kindheitstagen oder eine Rückblende mit Sepia-Effekt im Film.
Die Raps sind soweit ebenfalls ordentlich geflowt, wenn ich auch zugeben muss, dass mich nichts davon wirklich vom Hocker haut. Das liegt wohl zum Teil auch an den Texten, denn was ich davon verstehe, ist typisches Dicke-Hose-Gelaber, das ich immer etwas langweilig finde; kein Vergleich zum Gänsehaut-Faktor des „Uncommon Valor“-Kriegsszenarios. In der Hookline wird dann der Heimatstadt Philadelphia, dem Underground und natürlich der eigenen Crew gehuldigt – an der Eastcoast nichts Neues, also.
Alles nicht schlecht, aber halt auch nicht umwerfend. Wenn die meisten Tracks von denen eher in diese Richtung gehen, brauche ich da kein Album, glaube ich …

Cynic – Integral Birth

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich gar nicht so gerne Verrisse schreibe? Die meisten anderen Reviewer scheinen sich ja regelmäßig darauf zu freuen, Tracks zerreißen zu können, aber so richtig liegt mir das nicht. Deshalb fasse ich mich auch kurz:

„Integral Birth“ hat so ziemlich gar nichts, das mich in irgendeiner Weise anspricht. Die Gitarrenmelodien sind mir schon gleich am Anfang zu fröhlich und werden nur noch schlimmer. Die hohen, dünnen Clean Vocals finde ich grausam (again!) und die Growls reißen da auch nichts raus. Was Songstrukturen und Spieltechnik angeht, ist das sicher alles ganz doll progressiv und anspruchsvoll, aber ich habe ja schon ausführlich dargelegt, dass das für mich kein Qualitätskriterium ist. Technisch komplexe Musik kann natürlich unglaublich gut sein, wenn die Künstler damit auf einzigartige Weise Emotionen ausdrücken, sie kann aber genauso gut totlangweilig oder gar nervig sein, wenn die Komplexität zum Selbstzweck verkommt. Nun bin ich mir gar nicht sicher, ob ich Cynic unterstellen darf, dass sie außer ihrer Fingerfertigkeit und Sangeskunst nichts zu sagen haben, oder ob mir vielleicht einfach das Gesagte nicht schmeckt.
So oder so kann ich mit „Integral Birth“ aber einfach mal überhaupt nichts anfangen.

Ion Dissonance – Failure In The Process Of Identifying A Dream

Ion Dissonance…das ist doch schon wieder Musik für Musiker, oder? Kann ich den Mittelteil meines Cynic-Reviews einfach hierher kopieren?
Nein, merkwürdigerweise nicht. Ion Dissonance schaffen es nämlich, anders als ihre Sampler-Vorgäner, mich (nicht trotz, nicht wegen, sondern) mit ihrer hochtechnischen und strukturell kaum nachvollziehbaren Musik mitzureißen. Das liegt einerseits am vor Energie berstenden und großartig psychotischen Geschrei, andererseits aber auch an den erbarmungslosen Sechssaitern, die zwischen Tonnenschwere und Chaos variieren und den Hörer damit geradezu zermalmen.
Am Anfang steht erstmal eine friedliche Piano-Melodie, die jedoch nur wenige Sekunden andauert, bevor der Song sich auf dem Absatz herumdreht und in die entgegengesetzte Richtung marschiert. Witzigerweise spielt eine der Gitarren diese Anfangsmelodie noch kurz nach, ansonsten aber regieren fiese Dissonanzen und Konfusion. Die chaotischen Gitarren erfassen den Hörer wie ein gigantischer Strudel, ein akustischer Maelstrom ohne Entrinnen, schleudern ihn umher und drücken ihn unter Wasser, wie es ihnen beliebt. Stellenweise fast groovig, dann wieder schleppend, zerfahren, manchmal gar annähernd melodiös (wobei mein Hirn wahrscheinlich dankbar jeden Part als „Melodie“ interpretiert, der ihm nicht völlig die Synapsen zerschießt) wird hier viereinhalb Minuten lang ohne Unterlass gebrettert. Und ich find’s tatsächlich geil.

Jetzt natürlich die Frage: Klingen die öfters so oder ist das ein besonders zugänglicher Song, den sie extra für unmusikalische Dödel wie mich aufgenommen haben? Da mich noch immer nicht interessiert, was die Jungs spielen, sondern nur, wie es klingt, könnte das natürlich auf Albumlänge ziemlich schief gehen. Aber mein Interesse konnte „Failure…“ definitiv wecken.

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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]