Re: Moralisches Dilema

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Leukon

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Leo-suomiDie Frage ist, wie. Ich persönlich würde mich gerne von einem ethischen Prinzip überzeugen lassen, demzufolge die utilitaristische Handlungsweise vor allem im dritten Fall moralisch verwerflich wäre, da vom Staat durchgeführte Geheimoperationen, bei denen Leute entführt und ermordet werden, mir doch einigermaßen grausam vorkommen, aber leider fällt mir bisher so recht kein solches Prinzip ein.

Wie wäre es mit dem Prinzip der Menschenwürde? Ist doch immerhin eine Konvention, auf die man sich hierzulande ganz gut verständigen konnte. Wie wäre es mit einem Ansatz, der versucht die Rechte und Pflichten des Individuums gegenüber anderen Einzelnen in der Form zu bestimmen, dass jedermann zwar seinen Rechtsgenossen ein gewisses Maß an Solidarität schuldet, dass es aber niemals Gegenstand einer solchen Solidaritätspflicht sein kann, zugunsten von Individualinteressen sein Leben hingeben zu müssen?

Der Fehler liegt m. E. bereits darin, dem utilitaristischen Prinzip eine handlungsleitende Funktion einzuräumen und der nächste Fehler liegt bei denjenigen, die das tun, darin, dass sie mit ihrem eigenen Kriterium nicht sorgfältig arbeiten. Selbst wenn man einmal unterstellt, dass man ,,Glück“ oder ,,Nutzen“ tatsächlich hinlänglich quantifizieren kann, wie es zumindest den utilitaristischen Klassikern vorschwebte (ein Grundirrtum der Theorie), wie lässt sich denn feststellen, ob die Rettung vier konkreter Personen unter Opferung des Trägers der Organe tatsächlich dazu führt, dass die Summe des Glückes auf der Erde steigt? Das hängt ja wohl entscheidend davon ab, wie sich die geretteten Personen zukünftig verhalten werden, in welchen Beziehungen sie zu anderen Menschen stehen etc. Vielleicht verursacht einer der Patienten später einmal fahrlässig einen schweren Unfall, bei dem mehrere Menschen sterben. Die Antwort auf diese Frage kann, wenn man intellektuell redlich bleibt, nur lauten: wir wissen es nicht; wir können es noch nicht einmal wissen. Denn wenn man intellektuell redlich bleibt, muss man zugeben, dass menschliches Handeln sehr oft gerade von einer Paradoxie des Wollens gegenüber dem Wirken gekennzeichnet ist.

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