Re: Das Beste der Besten – Die Ergebnisse!

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h0az

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Sampler abfertigen Teil 2/2

The Dillinger Escape Plan

Welchen Bezug hatte ich vorher zur Band?
Die zweite Band auf dem Sampler, die ich schon besser kenne. Zwar nicht so gut wie Anaal Nathrakh, bin aber auch hier mit der Diskografie halbwegs vertraut. Eine tolle Band, die es immer schafft, zwischen komplexen Math-Shitstorms und total eingängigen Passagen wie selbstverständlich hin und herspringen und mein Gehirn ordentlich durchzurütteln

Wie finde ich das ganze?
Auch hier wieder der Satz: Schade, dass ich hiermit schon vertraut bin, das hätte auf jeden Fall bleibenden Eindruck hinterlassen.
Good Neighbor stellt den Hörer nicht unnötig auf Geduldsprobe und feuert sofort los. Anfangs war das immer etwas zu viel des guten für mich. Aber wenn man die Songs besser kennt, ist alles total nachvollziehbar. Ganz arrhythmisch und verkopft ist die Musik ja eh nicht, zwischendrin setzen die Jungs ja auch immer sehr eingängige Passagen, ob das jetzt klar gesungene Refrains oder simple, zum twostep einladende Parts sind. Bei Good Neighbor ist letzteres der Fall, sehr schöne Stelle. Der erste wirkliche Refrain kommt erst im nächsten Song. Setting Fire to Sleeping Giants ist auch die einzige etwas ältere TDEP Nummer. Sie wussten aber auch schon 2004, wie man tolle Songs schreibt, der hier geht jedenfalls verdammt gut ins Ohr und ist weniger vertrackt als die meisten ihrer anderen Sachen.
Dann als dritten und letzten Song den, der mich damals neugierig auf die Band gemacht hat. Widower ist zwar auch wieder sehr eingängig – ich hätte bei Hati wieder mal falsch getippt und mit einem „mathigeren“ Querschnitt durch die Diskografie gerechnet – aber klar, dass der Song da drauf muss, ist er doch einer der herausragendsten. Dafür wurde mit Mike Garson auch ein recht bekannter Pianist mit ins Boot geholt. Das ist beim sehr sanften, verhaltenen Intro schon sehr schön anzuhören, aber er integriert sich auch später, wenn alle Instrumente loslegen, sehr gut in den Gesamtsound. Ein rundum geiler Song. Stellenweise doch sehr vorhersehbar, was als nächstes passiert, aber das stört ja nicht.
Fazit: Ebenfalls groß. 9/10

Solefald

Welchen Bezug hatte ich vorher zur Band?
Solefald war mir ein Begriff. Ich habe mir auch „Mont Blanc Providence Crow“ öfters angehört, als sehr interessant und erfrischend anders empfunden und die Band steht schon seit Ewigkeiten auf meiner (viel zu langen) to-do-list. Im Nachhinein komplett unverständlich, wieso ich mich vorher nie dazu bringen konnte, mich endlich näher damit zu befassen. Tausend dank, dass ich jetzt quasi dazu gezwungen wurde. Wer weiß, wann ich das sonst getan hätte ^^

Wie finde ich das ganze?
Man kann es wohl aus dem ersten Absatz schon recht gut herauslesen, also kann ich ja gleich Klartext reden: Die Band ist saugeil!
The USA Don’t Exist fängt schon genau so an, wie ich die Band im Kopf hatte. Viel Keyboard, leicht verdauliches Gitarrenspiel, und dann der sich entweder abwechselnde oder sich auch total überlappende Gesang der beiden. Mal wieder ein hoaz’scher Vergleich, den vielleicht schon wieder nur ich nachvollziehen kann: Cornelius erinnert mich total an Anders Friden so um Reroute to Remain herum, wenn er sich mal wieder an semi-Sprachgesang versuchte (Free Fall wäre da ein Beispiel). Diese etwas heiser klingende Stimme finde ich irgendwie total seltsam, hat aber etwas, dem ich mich nur schwer entziehen kann. Dazu Lazares schöner Klargesang als glatter Gegenpol, was super funktioniert. The USA Don’t Exist hatte ich nach den ersten paar Durchgängen tagelang im Ohr hängen, der Song macht süchtig.
Den Anfang von Dionysify This Night Of Spring musste ich auch verdammt oft hören, um davon genug zu bekommen. Wie da einfach so viel auf einmal passiert. Gesangsspuren überall, dazu ein Chor, cheesy as fuck Orgelspiel, Saxophon etc. pp. Material, aus dem man auch locker 5 Songs hätte basteln können, wird hier auf 8 sehr kurzweilige Minuten komprimiert. Saxophon geht sowieso fast immer klar, solange es kein zerfahrenes Quietschen ist (wobei auch das manchmal toll sein kann, siehe Ihsahn), und auch hier im zuerst ruhigen, dann fast schon dramatischen Mittelteil klingt das verdammt cool. Ich sitze mitgenommen da, als Solefald mich wieder an den Anfangspunkt der Reise setzen, als wäre nichts passiert. Erneuter Orgel- und Gesangs-Overkill schließen den Kreis.
But wait, there’s more! Eukalyptustreet ist der längste Song des ganzen Samplers und trotzdem keine 10 Minuten lang. Generell ein angenehm kurz gestalteter Sampler, bei meinem wäre dieser Song nicht mal bei den fünf längsten dabei, wow… Wo ich bei Carnival in Coal recht dankbar war könnte ich hier ein wenig mehr vertragen ^^
Eukalyptustreet fängt sehr verhalten und schön sanft an und bleibt auch über die Hälfte der Songlänge so. Trotzdem ist das nie langweilig, es strahlt vielmehr eine „niveauvolle“ Ruhe aus. Gedanklich bin ich in einer teuren, stilvollen Lounge und fühle mich dabei auch sehr wohl, obwohl das in echt nicht ganz mein Milieu wäre. Ohne auch nur im geringsten zu hetzen entwickelt und wandelt sich der Song und wird nach fünf sehr stilsicheren Minuten auch ein wenig epischer. Die Chöre sind zurück, die Wände der dekadenten, verrauchten Lounge klappen auseinander und geben die Sicht auf eine erhabene Naturlandschaft frei. Ganz von Klavier und Saxofon trennen sich Solefald nicht, das Feeling ist aber ein ganz anderes. Das Verhaltene wurde zum Bombast. Ein sehr schöner Ausklang.
Fazit: Die ganz große Überraschung. 9,5/10

Septic Flesh

Welchen Bezug hatte ich vorher zur Band?
Vom Namen her natürlich ein Begriff. Ich hab es aber nie als wirklich notwendig empfunden, sich da mehr anzuhören. Schaden kann es aber auch nicht, also los.

Wie finde ich das ganze?
Das Intro zu Virtues of the Beast klingt schon mal genau nach meinem Geschmack. Was mich danach an Metal erwartet, ist auch nicht verkehrt, aber leider muss ich sagen, dass die Einleitung hier am meisten bei mir punktet. Der Frauenchor ist auch sehr ansprechend, das dazwischen klingt in meinen Ohren aber doch, als hätte ich genau das schon bei vielen anderen Bands so ähnlich erlebt. Die Riffs und der Sänger klingen durchaus anständig, aber auch recht austauschbar, und auch das Songwriting an sich kommt völlig ohne Überraschungen aus – bis auf den Chor, der wie gesagt positiv heraussticht. Keine Ahnung, ob das jetzt negativer klingt, als ich es empfinde, aber das ist für mich „nur“ ordentlich gemachter Durchschnittsmetal mit einigen erfreulichen Extras.
Marble Smiling Face kommt ohne derartige Extras aus, hat aber dafür schönere Gitarrenmelodien und netten, männlichen Klargesang. Die normalen Cookie Monster Vocals sind wie beim vorigen Song geblieben, wirken angesichts dieses Plus an Schönheit aber fast ein wenig fehl am Platz. Auch hier wieder ganz nett, aber nichts besonderes.
Ich habe mir vorhin auch die last.fm-Seite der Jungs mal angesehen und war verwundert, Little Music Box nirgends in den Top-Songs vorzufinden. Rein vom Klang her dürfte das nämlich der „Hit“ der Band sein und auch live die Massen zum Mitmachen bewegen, hab ich mir zumindest dauernd gedacht. Wie bei klassischen Hits weist der Song halt auch seehr geradliniges Songwriting auf, sogar mit obligatorischem Gitarrensolo als Bridge, haha.
Auch wenn ich nicht wirklich begründen kann wieso, finde ich hier ausgerechnet den berechenbarsten, klischeehaftesten Song am Besten. ja, der hat schon was, so’n 7,5 Song würde ich jetzt aus dem Bauch heraus sagen.
Schön, dass ich mal mit der Band auseinandergesetzt habe. Einen echten Fan mehr haben sie jetzt nicht, aber egal, ist ganz nett.
Fazit: Geht schon klar. 5,9/10

Ich bedanke mich für die erkenntnisreichen, teils strangen, aber stets kurzweiligen Stunden, bedanke mich speziell für Solefald, sage auch danke für weniger „Scheiß auf alle Konventionen und etablierten Hörgewohnheiten“-core als befürchtet und verabschiede mich ohne großartiges Gesamt-Résumé von diesem Battle. Muchas gracias.

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