Re: Das Beste der Besten – Die Ergebnisse!

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Tiz

Registriert seit: 15.03.2009

Beiträge: 4,651

So, ich habe den Sampler von XereXa0s erhalten, was für mich ein bisschen eine Art Wundertüte war, da ich noch nicht viel von seinem Musikgeschmack mitbekommen hatte, ausser dass er Black Metal mag und auf durchgeknalltes Zeug steht. Doch vielleicht ist das auch genau der Grund, warum mich der Sampler ein bisschen überrascht hat. Doch starten wir von vorne:

1. Arckanum
„piòbaugvittr“ eröffnet den Sampler mit einer Band, die ich erst in den letzten Monaten zu schätzen gelernt habe. Der Song stammt vom 2009er Album „pppppppppp“, von dem ich schon auf dem gleichjährigen Jahressampler von Tripp einen Songs besprechen durfte. War mir der Songs damals, genau wie die Band allgemein, schlichtweg zu roh und ungeschliffen unterwegs, mag ich genau dies am Sound des Songs. Der Song besticht durch das wilde, ungestüme Riffing und die tollen Wechsel von Midtempo und Blastbeats. Arckanum schaffen es dabei, eine richtig tolle Atmosphäre aufzubauen, die sehr gut das Weltbild von Shamaatae wiederzugeben scheint. Der ruhigere Mittelteil hätte aber gerne noch ein bisschen intensiver und „abgründiger“ ausgelebt werden können, bevor es wieder mit dem altbekannten Riffing weitergeht. Alles in allem ist „pjòbaugvittr“ ein starker Anfang, der aber nicht an das, was ich von Arckanum kennengelernt habe, rankommt. Dennoch zeigt mir der Song, und insbesondere das starke, sich in einen grossartigen Ausbruch steigernde Ende, dass ich mich noch weiter mit dem Schaffen von Shamaatae beschäftigen muss.
Mit „Frana“ kommt dann auch ein Song aus einem mir bekannten Arckanum Album, der zeigt, was Shamaatae wirklich zu leisten imstande ist. Die Atmosphäre, die sich gleicht zu Beginn des Songs aufbaut ist um einiges dichter und noch authentischer als dies beim vorherigen Song der Fall war. Auch der Gesang scheint weitaus entrückter und weniger zurückhaltend. Wieder ist das Riffing äusserst ansprechend, da es Shamaatae schafft, wilde, ungestüme Riffs mit den einfachsten Mitteln zu erzeugen und diese so wiederzugeben, dass sie sowohl ursprünglich als auch gut ausgeklügelt daherkommen. Den abrupten Wechsel in der Mitte des Songs ist auch sehr gelungen, woraufhin „Frana“ seine naturgewandte Seite zeigt und noch mehr als vorher nach ursprünglichem Black Metal klingt, bevor es dann wieder mit Vollgas und eiskaltem Riffing weiter geht. Der Song weist eine bestimme Tendenz zur Wiederholung auf, da sich die beschriebenen Motive gegen Ende immer öfters wiederholen, was ein bisschen schade ist, da hat das Ende vom vorherigen Song doch mehr herausreissen können. Das ist allgemein ein bisschen das Problem mit diesen ersten beiden Songs: sie sind zwar beide sehr gut gemacht und strotzen nur so vor starkem Riffing, aber da wäre beides mal mehr dringewesen.
Der letzte Song des schwedischen Antikosmisten ist dann zugleich der kürzeste und stammt, sofern ich richtig informiert bin, von einer Split mit Svartsyn. Der Song zeigt Arckanum von einer roheren und weniger chaotischen Seite als „Frana“. So tendiert „Aetergap“ mit seinem melodischeren und fast schon fröhlicheren Riffing eher in Richtung Pagan Black Metal, ohne dem Genre, beziehungsweise seinen Klischees, zu nahe zu kommen. Dies zeigt sich auch in diesen „Schlachtrufen“, die immer wieder eingestreut werden. Insgesamt zeigt aber auch der letzte Arckanum von einer angenehm abwechslungsreichen und von tollem Riffing geprägten Seite, die ich mit der melodischeren Ausrichtung doch auch relativ ansprechend finde.

Punkte:
Pjòbaugvittr: 6/10
Frana: 7.5/10
Aetergap: 7/10

2. Tom Waits

Ein Künstler, mit dem ich mich schon seit längerer Zeit auseinandersetze, kommt als Nummer zwei daher. Bekannt sind mir bisher alle Alben bis und mit „Rain Dogs“, womit der erste Song „Misery Is The River Of The World“, der von der „Blood Money“ stammt, noch nicht bekannt ist. Doch schon beim Intro erkennt man Toms unverwechselbare Art Songs zu schreiben. Sehr positiv fällt auf, dass die Stimmung ein bisschen an den Soundtrack von „Night On Earth“ erinnert, aber dennoch nicht auf die ungewöhnlichen Rhythmusinstrumente verzichtet. Getragen wird der Song dann natürlich von der Stimme des Grossmeister und wundervollen, schicksalsschweren Klangspielen. Der Song ist schwer, bedrückend und anklagend und zeigt perfekt einen Mittelweg zwischen Tom Waits‘ Gespür für grossartige Melodien und seiner Freude an unkonventionellem Songwriting, das sowohl zu begeistern als auch mitzureissen weiss. Schlichtweg einer der grossen Künstler unserer Zeit und ich freue mich jetzt schon ungemein, mich mit der restlichen Diskographie auseinanderzusetzen.
„Christmas Card From A Hooker in Minneapolis“ ist dann ein Song, der mir schon bekannt ist und zeigt die bluesigen und jazzigen Wurzeln von Tom Waits sehr gut auf. Die Instrumentierung ist noch nicht so entrückt wie beim vorhergehenden Song, sondern eher getragen und melancholisch. Auch die Stimme, obwohl sie schon die charakteristische Rauhheit zeigt, klingt eher nach desillusioniertem Trinker. Allgemein hat der Song ein angenehmes Mitternachts-in-der-Bar Flair, wie man es oft in der Musik von Tom Waits. Viel mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen, der Song ist ein bisschen unspektakulär und kommt meiner Meinung nach im Albenkontext ein bisschen besser als alleinstehend. Nichtsdestotrotz ist das noch weit entfernt davon schlecht oder langweilig zu sein, aber nicht einer seiner besten Songs, was aber immer noch zu einem sehr soliden gut reicht.
„Ice Cream Man“ ist dann der frühste Song des Herren auf dem Sampler und zeigt ihn von einer ungewohnt beswingten und noch jazzigeren/bluesigeren Seite als der vorherige Song. Der Song stammt vom Debut, auf welchem er noch seine Klarstimme benutzte und kommt vollständig ohne Melancholie oder sonstigem Düsterkrams aus, sondern belebt und beswingt. Bemerkenswert sind hier vorallem das grossartige Klavier und das coole kleine Gitarrensolo in der Mitte des Songs. Ein toller Song, der den alten Tom Waits sehr gut zeigt, wenngleich mir die neueren Alben ein bisschen lieber sind.

Punkte:
Misery Is The River Of The World: 9/10
Christmas Card From A Hooker in Minneapolis: 7/10
Ice Cream Man: 7.5/10

3. McLusky

Kommen wir zu der Band, von der ich vorher noch nie etwas gehört habe. Nach einigen Nachforschungen habe ich herausgefunden, dass die Herren angeblich etwas in die Richtung Post Hardcore und Noise Rock spielen und dass deren zweites Album als recht starker Vertreter dieser Mischung gehandelt wird. Eigentlich sind das ja gute Vorzeichen, denn mir sagen beide Musikrichtung sehr zu. Dementsprechend gespannt war ich auf die Songs. „Alan Is A Cowboy Killer“ eröffnet den Reigen der drei Songs mit einer weinerlichen, nasalen Stimme, die mit typischen fuzzigen Noise Gitarren unterlegt ist. Wie aus dem Nichts kommt eine Art Schrei und eine tolle Soundwand dahergeschossen, die wohl eine Art Refrain darstellen soll. Leider ist dies auch das Beste am Song, denn vorallem dieses japsige Geschrei geht mir doch ziemlich auf die Nerven. Gut, beim ersten Hören hätte ich es fast wieder ausgemacht, doch mittlerweile hat es sich ein bisschen gebessert. Nichtsdestotrotz, finde ich den Song doch relativ spannungsarm und das Rumgenöle am gegen Ende macht alles noch viel schlimmer. Würde die Herren und die Dame ernsthafte Songs schreiben, wären sie sicher sehr gut, aber so nicht. Aber die Noisewände sind cool.
Mit dem wenig Besserung versprechenden Titel „Falco vs. The Young Canoeist“ geht es dann weiter. Positiv zu beurteilen sind hier aber die Strophen, die toll gespielten und äusserst soliden Noise Rock bieten und die Stimme ist hier auch erträglicher als noch vorhin. Aber wieder ist der (sehr kurze) Song doch arg abwechslungsarm und auch wenn das alles handwerklich sehr gut gemacht ist, reisst es mich doch 0 mit.
Rein der Logik nach müsste es mit „Lightsabre Cocksucking Blues“ noch ein bisschen besser werden, doch weit gefehlt. Hier ist einfach alles völlig verfehlt, vom völlig verpeilten und nahezu unterträglichen Gesang in der „Strophe“, den unsäglichen Lyrics und dem uninspirierten Prollo-Riffing bis hin zu dem „Are You Coming?“ Refrain, der dem ganzen die Krone aufsetzt. Sorry, dass ich hier einen deiner Lieblingssongs so verreissen muss, doch das kann ich mir nicht länger als eine Minute antun. Das Beste am Song ist aber auch, dass er nicht viel länger dauert.

Punkte:
Alan Is A Cowoby Killer: 3.5/10
Falco vs. The Young Canoeist: 4.5/10
Lightsabre Cocksucking Blues: 1/10

4. Windir

So, ich oute mich jetzt mal. Ich habe drei Alben von Windir und fand die eigentlich ok/unspektakulär („1184“ & „Likferd“) oder sogar schwach („Soknarldar“). Dies ist auch der Grund, warum ich die Alben schon länger nicht mehr gehört habe. Vielleicht schafft es dieser Sampler nun endlich mich zu bekehren. „1184“. von welchem das eröffnende „Destroy“ stammt, ist mir als das beste der drei Alben hängengeblieben und der Song zeigt auch sehr gut warum. Geradewegs nach vorne peitschende Black Metal in Kombination mit symphonischen Elementen, die dem Ganzen einen angenehm epischen Touch verleihen. Auch das anspruchsvolle und stellenweise schön melodische Gitarrenriffing kann überzeugen, wenngleich Windir in diesem Track, wenn es nach mir ginge, noch ein bisschen entfesselter auftreten könnten. Die nach rund zweieinhalb Minuten einsetzenden Synthies sind aber dann soetwas wie der erste richtige Höhepunkt des Songs, ähnlich wie das darauffolgende Riffing, das wiederum sehr gut den Pagan Metal in der Musik hervorkommen lässt. Manchmal, so scheint mir, wollen die Norweger fast schon zu viel aufeinmal, wie zum Beispiel beim darauffolgenden Übergang in den getrageneren Part, der an sich zwar recht gelungen daherkommt, was man Übergang aber nicht so sagen kann. Auch der Gesang, den ich am Anfang ein bisschen unspektakulär fand, kommt immer wieder besser in Fahrt, wenngleich er gegen Ende ein bisschen von der Musik ausgebremst wird. Hie und da ein Schlenker weniger und ein richtiger Ausbruch mehr und das hier könnte mich sogar vollends begeistern, so bleibt aber zum Schluss der Entschluss, mir das Album noch einmal anzuhören, denn es scheint doch besser zu sein als ich es im Kopf habe.
„Arntor, ein Windir“ ist ja so etwas wie die Bandhymne, so weit ich weiss. Zugleich stammt sie auch vom angeblich besten Album, das mir bis dato nicht bekannt ist. Der Anfang ist aber schonmal sehr schön episch geraten und besticht durch die schlichte, aber ziemlich effektive Melodik, welche die Leadgitarre erzeugt. Auch der Gesang scheint hier von Anfang an sehr passend. Positiv fällt hier zu Beginn auch auf, dass der Song um einiges kompakter daherkommt als der Letzte. Auch die melodischen, klar gesungenen Chöre sind schon eingebaut und schön anzuhören. Auch wenn der Song stellenweise ein bisschen ins Schunkelhafte abdriftet, laufen Windir hier nie Gefahr, sich peinlich nach Klischee anzuhören. Der Mittelteil zeigt wieder diese Tendenz, wobei auch hier der Übergang nicht ganz so gelungen ist, was man von der Gitarrenarbeit aber bei weitem nicht behaupten kann. So geht diese Song episch auf sein Ende zu, wobei am Ende noch ein bisschen Black Metal geboten wird, in diesem Falle sogar wunderbar auslassend und fast schon entfesselt, doch der richtige Ausbruch fehlt mir auch hier. Nichtsdestotrotz dürfte das wohl der beste Song von Windir gewesen sein, den ich je gehört habe.
Den Abschluss bildet dann „Martyrium“ vom letzten Album der Band. Auffallend ist hier der relativ dumpfe Sound, der einen starken Kontrast zu den beiden anderen Songs bildet. Wiederum ist das Grundgerüst relativ ähnlich, obwohl man hier vielleicht noch eine Spur schwarzmetallischer vorzugehen scheint, was aber auch nur durch die Produktion bedingt sein kann, die dem Song leider stark undynamisch daherkommen lässt, was sich in diesem Falle als nahezu fatal herausstellt. So sind die Grundzutaten , die da wären die melodischen Leadgitarren, die schön eingestreuten Chöre und die epischen Melodien inmitten des Songs, wie bei den anderen beiden Songs eigentlich recht gelungen aber der Funke will hier noch weniger überspringen als vorhin. Nichtsdestotrotz wartet auch dieser Song mit einer sehr gelungenen Synthie-Sequenz auf, obwohl der Übergang in diese so hüftsteif wie nur möglich war. Irgendwie kommt es mir bei diesem Song am stärksten so vor, dass Windir viel wollen, aber leider nicht ganz so viel schaffen.

Punkte:
Destroy: 6.5/10
Arntor, ein Windir: 7/10
Martyrium: 5.5/10

5. King Diamond:

Irgendwie ist es schon komisch, obwohl ich die beiden ersten Mercyful Fate Alben vergöttere, habe ich mich noch nie richtig mit dem weiteren Schaffen der Band, geschweige denn dem Soloschaffen vom King beschäftigt. Also ist es nun an der Zeit dies zu ändern, was ich dank diesem Sampler auch gleich dreimal kann. Den Anfang macht dabei „Bye, Bye Missy“, der zugleich in typisch MF-Manier losrifft, worauf dann bald auch die unvergleichliche und grossartige Stimme des Kings ihren Auftritt hat. Ich mag den Herren ja am allermeisten, wenn er sich in die höchsten Lagen seiner Stimme begibt, was auch der Grund ist, warum mir dieser Song von Anfang an sehr zusagte. Wenngleich dies muskalisch vielleicht nicht mehr so „innovativ“ wie bei den ersten beiden MF Alben sein mag, präsentiert King Diamond hier doch einen grundsoliden, leicht vertrackten Power Metal Song, der vorallem mit dem epischeren Part nahe der Dreiminutenmarke punkten kann. Auch die Soli sind toll gespielt und passend in den Song integriert. Aber im Endeffekt geht es hier halt vorallem um die (grossartige) Stimme, die diesen Song von einem guten in einen herausragenden verwandelt, denn so mag ich den King halt einfach am liebsten.
Wie vorhin gesagt, geht es beim King, zumindest in diesem Falle, vorallem um die gottgleiche Stimme, doch nichtsdestotrotz habe ich bei „Behind These Walls“ schon ein bisschen verdutzt in die Wäsche geschaut. Einerseits ist der Gesang hier ein bisschen konventioneller gehalten, zumindest grösstenteils, andererseits ist das aber ein astreiner, fast schon kitschiger Power Metal Song, der eingängiger gar nicht sein könnte. Da war mir der vorherige Song doch viel lieber, das hier ist fast schon zu eingängig, da es sich hier wirklich um das altbekannte, mit einges an Keyboard unterlegtem, Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Solo-Refrain Schema handelt, das meiner Meinung nach dem King nicht ganz würdig ist. Aber der Gesang reissts halt raus.
„Abigail“ kommt dann aber gleich zu Beginn wieder mit vertrackterem Riffing daher. Über den Gesang muss ich hier wohl nicht mehr viel schreiben, ich glaube meine Admiration dessen ist genug durchgeschimmert, wenngleich ich sagen muss, dass mir die tiefen Lagen nicht ganz so zusagen. Der Song ist angenehm vertrackt und wartet mit schönen Spielereien auf und kann dennoch eine schön-schaurige Atmosphäre aufbauen, die mir sehr zusagt. Doch so mag ich den Herren wieder viel eher.

Punkte:
Bye, Bye Missy: 8.5/10
Behind These Walls: 7/10
Abigail: 8/10

Fazit:

Insgesamt war es eine spassige und lustige Angelegenheit, diesen Sampler zu besprechen. Dass die ganz hohen Bewertungen ausblieben, liegt nicht daran, dass die Songs schlecht waren, sondern daran, dass ich mich eines relativ strengen Bewertungssystems angenommen habe. Mitnehmen werde ich mit Sicherheit die Gewissheit, dass ich mich auf die weiteren Tom Waits Alben freuen kann und dass ich mich im Sommer endlich mal näher mit King Diamond auseinandersetzen muss. Aber auch die „1184“ von Windir werde ich mir wiedermal anhören, genauso wie weitere Alben von Arckanum. Zu guter letzt bleiben noch zwei DInge:
1. Vielen Dank für den coolen und mit Sicherheit mit viel Herzblut zusamengestellten Sampler und
2. Was zur Hölle ist das für ein Bonustrack? Slayer auf Techno? Ne du, das ist so gar nicht meine Welt, darum belasse ich es mal dabei, dass ich mir das Lied sogar einmal komplett angetan haben ^^