Re: Das Beste der Besten – Die Ergebnisse!

Home Foren METAL HAMMER’s Ballroom Meetingpoint User vs User Das Beste der Besten – Die Ergebnisse! Re: Das Beste der Besten – Die Ergebnisse!

#6745297  | PERMALINK

mors lucis

Registriert seit: 30.07.2011

Beiträge: 3,637

So, ich hab mich jetzt einige Male durch palez Sampler durchgearbeitet, was nicht so einfach war, da er sehr minimalistisch gehalten ist. Aber irgendwann muss ich auch mal ein paar Worte dafür finden, also mache ich das hier mal, besser spät als nie 😉

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich von Palez Sampler keine Band kannte, Swans und PJ Harvey kenn ich nur vom Namen und hatte eine ganz grobe Vorstellung von dem, was sie machen könnten, welche aber dann durch die Hörbeispiele z.T. schon sehr umgewendet wurde.
Der Sampler ist bis auf zwei verrutschte Songs in 4×4-Blöcken gehalten.

Los gehts mit PJ Harvey. Kenne ich wie gesagt nur vom Namen und hab mir dabei so Singer/Songwriter Kram vorgestellt. Im SEHR weit gefassten Rahmen könnte man das sogar so sehen, auch wenn die Musik relativ meilenweit vom für obiges Genre typischen Elementen (Zupfgitarre und zaghafter weicher Gesang) abweicht. Vielmehr hat man es hier mit irgendetwas Richtung Rock/Cabaret zu tun. Als erster Vergleich fallen mir zu PJH so ziemlich alles, was Amanda Palmer so fabriziert ein, aber ich bin wie gesagt auf dem Gebiet nicht gerade bewandert, deswegen kann das jetzt weit hergeholt sein.

Der erste Song, A Perfect Elise, beginnt mit Mülltonnenschlagzeug und wabernd-schmatzenden Gitarren, dann setzt nach kurzer Zeit die Stimme ein, in diesem Fall recht schmachtend klingend und mit so einem komischen Filter belegt, welcher die Stimme etwas in den Hintergrund mischt und sämtliche Fs und S zischen lässt. In den Strophen wechselt sich der Gesang mit einem Bass- und Schagwerksolo ab, der Refrain besteht aus Wiederholungen des Songtitels, und steigert sich währenddessen zu einer Instrumentalfortsetzung der schon in der Strophe dagewesenen Instrumente plus einem leichten Synthieteppich. Nach einer weiteren Strophe + Refrain ist das Lied auch schon zu Ende.

Numero dos, called Rid of me, beginnt mit einem Gitarrenakkord nach alter Rocktradition und lädt schon ordentlich zum mit dem Kopf wippen ein. Die Stimme fängt diesmal gezwungen leise, leicht hauchend an und wird beim titelgebenden Textpart lauter und nimmt wieder diesen schmachtenden Charakter an, mit Hecheln und gedehnten Anfangstönen, wird aber schnell wieder leise. Nach ein paar Zeilen mischt sich ein verzerrter und stark in den Hintergrund gemischter hoher Gesangspart unter die Gitarre. Nach weiteren Strophenzeilen, gerade als man in der schönsten Lethargie schwelgt, wird man plötzlich durch Erheben der Stimme und Einsatz einer verzerrten flächigeren Gitarre und Schlagzeug aufgeschreckt. Der ist aber von kurzer Dauer, dann fällt das Lied urplötzlich wieder in den Strophenzustand zurück, diesmal mit der permanent leise im Hintergrund laufenden hohen Gesangslinie, die nach der Hälfte der zweiten Strophe wieder kurz allein und diesmal stark nach Sirene klingend unter den Gitarren agiert. Nach einer kurzen Fortsetzung der zweiten Strophe kommt wieder der laute Refrain hoch, in dessen Lauf sich der Gesang mit jeder Wiederholung der Textzeile immer weiter in die Ekstase schraubt, unterstützt durch das heisere Schreien einer anderen Textzeile, die dann am Ende nochmal ein Acapella-Solo hinlegt, bevor der Spass vorbei ist.

Das dritte PJH-Stück, To bring you my love, beginnt wieder mit einem nach Bass klingenden Gitarrenlauf, der mich mit dem Kopf wippen lässt, die Stimme hält sich bei ihrem Einsatz auch für einige Zeit an die Gitarrenmelodie, wird aber mit dem Fortgang der Strophe immer intensiver und mündet dann in einen dröhnend verzerrten Repeat der Titelzeile, zu der Gitarre gesellt sich dann noch so’n komischen Klappern. Derselbe klimatische Werdegang wird beim zweiten Teil der Strophe nochmal wiederholt. Dann kommt ein wabernder Orgelteppich ins Spiel und die verzerrte vibrierende Stimme hat noch zwei kurze Einsätze, bevor einmal laut über eine vermutlich weitere Gitarre, aber mit ganz anderer Stimmung/Verstärkereinstellung gestrichen wird. Das wird im folgenden Abschnitt noch öfters geschehen. Der Gelang läuft indessen aus und den letzten Teil des Songs bestreitet neben dem lauter gewordenen Klappern eine Orgel/Synthieharmonie.

Der letzte PJH-Song, Silence, beginnt mit höherem Gesang, zu dem sich alsbald ein leicht dumpfes Klimperklavier dazugesellt. Die Melodie klingt nicht so schleppend und „bekifft-lechzend“ wie in den vorigen Songs, sondern ist trotz eines gewissen traurigen Charakters doch eher kindlich-beschwingt. Bald kommt ein rasselartiges Rhythmusgerät dazu und ein leichter holzblasinstrumentiger Sythieklang durchzieht zusätzlich das Lied. Der Refrain, bestehend aus vielen geschichteten Silence-Gesängen, kommt nach einem kurzen Crescendo des Klaviers und im Laufe des Refrains mischt sich dann auch sowas wie ein Schlagzeug darunter, aber dann folgt sehr schnell das Fade out.

So. Jetzt habe ich hier zwar bemüht detaillierte Songbeschreibungen gegeben, aber keine Gefühlsduselei eingearbeitet, und ich fürchte, genau da liegt der Hund begraben. Zu den vier PJH-Songs kann ich nur sagen, dass es definitiv keine Musik für immer und überall ist, sondern man schon in einer gewissen Stimmung sein muss, um sich das geben zu können. Die Songs haben im groben einen recht chilligen Charakter, To bring you my love und Rid of me sind noch die Songs, die einen am meisten mitreißen. Silence hat in melancholischeren Momenten seinen Reiz.
Das soll jetzt aber nicht heißen, dass mich die Songs nicht anmachen. Sie sind halt… speziell 🙂 Und außerdem hab ich die „Gefühlswelt eines Teelöffels“ [ (c) HP4 ]
Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste: Rid of me gefällt mir noch mit am besten wegen dem Ausbruch, also so 7-7,5/10. Silence und To bring you my love bewegen sich irgendwo um 6 rum und A perfect elise muss leider kurz über der 4 rumdümpeln.
PS: Kann sein, dass ich die Punkte noch ändere, je nachdem, wo die anderen Songs landen.

So, das ist mir jetzt hier gerade irr schwer gefallen. Der Rest folgt irgendwann, wenn ich mal wieder Worte finde. Aber ich kann schon sagen, dass mich zumindest die Swans und The God Machine um einiges mehr begeistert haben. Bei Angelic Process bin ich noch unschlüssig, weil Drone. Einerseits athmosphärisch, andererseits schwer verdaulich.
Bis die Tage (oder wohl eher Wochen )