Re: 2012 – der letzte Jahresrückblick ever

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Tiz

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Und weiter im Takt:

E – L

Eïs – Wetterkreuz
Die deutschen Eïs veröffentlichen mit „Wetterkreuz“ ihr erstes Album nach dem Namenswechsel und haben mit „Galeere“ ja schon so einige Fans hinter sich gebracht. Persönlich ist es das erste Album dieser Band für mich, auch wenn ich mir den Vorgänger wohl noch eines Tages zulegen werde. Ich war ziemlich gespannt auf „Wetterkreuz“, muss aber sagen, dass das Album meine Erwartungen völlig erfüllt hat, auch weil diese nicht allzuhoch waren. Klar herausragend sind der Opener und der Schlusstrack, die beide mit der starken Erzählstimme und dem emotionalen Gesang punkten und eine grossartige Atmosphäre erschaffen. Die mittleren drei Song plätschern weiterhin noch ein bisschen an mir vorbei, daher ist der Allgemeineindruck auch eher durchschnittlich. Nichtsdestotrotz habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass auch die mittleren Songs endlich mal zünden.

Elysian Blaze – Blood Geometry
Nach der Dodsengel der nächste Brocken mit einer Spielzeit über zwei Stunden. Im Gegensatz zu den Norwegern konzentrieren sich Elysian Blaze aber vorallem auf überlange Songs und machen dies ausgezeichnet. Irgendwo zwischen Black Metal, Funeral Doom und Dark Ambient erschaffen die Australier ein brutales, niederschmetterndes und völlig mitreissendes Monster, das schon beim ersten Durchlauf beigeistert hat und seitdem nichts von seiner Faszination eingebüsst hat, im Gegenteil. Aufgrund der höheren Zugänglichkeit (da weniger Songs) würde ich dieses Mammutwerk sogar noch ein bisschen höher als das Dodsengel Monument einschätzen. Aber das sind Vergleiche auf dem höchsten Niveau.

Enslaved – Riitiir
Es war wohl nicht nur bei mir so, dass der Vorgänger der Querdenker von Enslaved relativ schnell abgebaut hat. Irgendwie war im Endeffekt das Songmaterial ein Stück zu zugänglich und zu gefällig. Dieses Manko haben Enslaved mit „Riitiir“ eindeutig ausgebügelt und präsentieren sich verschachtelter und komplexer als selten zuvor. Zudem hat sich die klare Gesangsstimme auch noch stark verbessert, was dazu führt dass Enslaved mit „Riitiir“ ein äusserst rundes, atmosphärisches und emotionales Album aufgenommen haben, das sich eindeutig als Diamant und Diamanten dieser Band präsentiert und die letzten beiden Alben schnell vergessen macht, auch wenn diese nicht unbedingt schlecht waren.

The Gaslight Anthem – Handwritten
Ich liebe diese Band einfach, da kann kommen was will. Wie bei den meisten Alben der Band war ich am Anfang ziemlich enttäuscht, da der Funke einfach nicht überspringen wollte, doch mit der Zeit (und vorallem seit dem grandiosen Konzert) hat diese Platte zugelegt und gezeigt, dass The Gaslight Anthem weiterhin eine feste Grösse in der aktuellen Rockmusik darstellen. Mitreissende, bodenständige und schlichtweg grandios-eingängige Songs, die auch nach dem x-ten Hören nichts von ihrer Grossartigkeit einbüssen. Dafür liebe ich diese Band und werde das trotz ein-zwei leicht schwächeren Songs („Here Comes My Man“) wohl auch immer tun.

The Gathering – Disclosure
Nach dem eher mittelmässigen „The West Pole“ waren die Erwartungen an ein neues The Gathering Album nicht allzu hoch, doch wurden diese vom neuen Output der Holländer vollständig zerschlagen und übertroffen. Grossartiges, elegischer und schwelgerisches Progressive Rock, der sich einiges traut und perfekt von der Stimme der neuen Sängerin getragen wird. The Gathering scheuen sich nicht davor, einige Experimente in ihre Musik einzubauen und diese in für die Band unbekannte Gefilde zu treiben und reüssieren dabei vollumfänglich. Höchstemotional und musikalisch genauso hochstehend ist „Disclosure“ eine der grossen positiven Überraschungen des Jahres.

Get Well Soon – The Scarlet Beast O’Seven Heads (La Bestia Scarlatta Con Sette Testi)
Das deutsch Ein-Mann Projekt, das bisher mit zwei Alben so einige Leute begeistern konnte (mich noch nicht, da ich die leider noch nicht kenne) bringt sein drittes Album raus, das, angeblich, weniger depressiv, dafür aber aufgeschlossener sein sollte. Wie auch immer, die siebenköpfige Besite ist ein wunderbares Sommeralbum irgendwo zwischen Filmmusik, Indie und Chamber Pop geworden, das durch seine Eigenständigkeit und Tiefe zu begeistern weiss. Keine Musik für alle Tage, aber dennoch ein wunderbares Kleinod völlig eigenständiger Musikkunst.

Godspeed You! Black Emperor – ‚Allelujah! Don’t Bend! Ascend!
Wie aus dem Nichts erschien die vierte Platte der Gottväter des Post Rock. Unter falschem Namen angekündigt (sic!) wurde erst ganz kurz vor Releasedatum bekannt, dass es sich hierbei um das kanadische Kollektiv handelt und die Vorfreude war entsprechend kurz und gross. Und das Album zeigt GY!BE in Bestform, vorallem „Mladic“ ist einer dieser Songs, die nur Godspeed schreiben können. Nichtsdestotrotz wissen auch die anderen Tracks zu überzeugen, auch die kürzeren Drones, und lassen „Allelujah!…“ zum kürzesten und vielleich kompaktesten, aber nicht minder desaströsen Album werden, das die postapokalyptische Stimmung des Covers perfekt wiedergibt.

Gojira – L’Enfant Sauvage
Gojira zelebrieren auch auf ihrem fünften Album ihre ganz eigene Interpretation des progressiven Death Metals. Die Formel, die schon auf „From Mars To Sirius“ perfektioniert wurde, wird weiter mit Details versehen, was das Ganze stellenweise leider ein bisschen vorhersehrbar macht. Natürlich, das was sie machen, das machen Gojira auf allehöchsten Niveau, doch leider haben sie selber schon bewiesen, dass es noch besser geht und daran werden sie sich wohl messen lassen müssen, solange sie sich weiter um die eigene Achse drehen.

Gravenhurst – The Ghost In Daylight
Wieder so ein kleines, hübsches und verdammt einlullendes Chamber Pop/Folk Pop Album, das durch seine ätherische und leicht urbane Atmosphäre genauso überzeugt wie durch die einfühlsam vorgetranene und wunderbar einnehmenden Songs. Hübsches Album, anders kann man das gar nicht sagen.

The Great Old Ones – Al-Azif
Mit ihrem Lovecraft huldigenden Debut haben die Amis von The Great Old Ones schon einige Anhänger an Land ziehen können. Verständlich, denn „Al-Azif“ schafft die Mischung aus Shoegaze und Black Metal so gut wie schon länger kein Album mehr, auch weil es dabei nicht auf die notwendige Portion Aggression verzichtet. Ganz der Überflieger, wie es manchmal dargestellt wird, ist das Album zwar nicht, aber ein grosser Lichtblick in einer sich im Kreis drehenden Szene ist es allemal. Da fällt mir ein, dass ich unbedingt noch die neue Nontinuum haben muss. Aber auch The Great Old Ones haben ein starkes Debut hingelegt, auf dem es nun aufzubauen gilt.

Grizzly Bear – Shields
„Shields“ ist ein Album, das seinen Vorschusslorbeeren durchaus gerecht wird. Hat der Vorgänger noch die eine oder andere Kante zu viel gehabt, ist „Shields“ ein nahezu perfektes Folk Pop Album geworden, das durch den grossartigen Gesang und die ausgeklügelte Instrumentierung zu überzeugen weiss. Obwohl es den ein oder anderen umwerfenden Ohrwurm bereithält, bietet das Album auch einiges an Langzeitwirkung und ist schlichtweg von vorne bis hinten sehr stark.

Hell Militia – Jacob’s Ladder
Konnte der Vorgänger micht bis heute nicht überzeugen, schaffte „Jacob’s Ladder“ dies in beachtlicher Zeit. Ein kranker, kaputter und pechschwarzer Moloch aus Black Metal, Sludge und Mathcore, der den Hörer umwirft und mit Dreck überhäuft, doch bei aller Aggression und Technik den Song an sich nicht vergisst. Diese Gratwanderung begehen Hell Militia auf diesem Album erstaunlich gut und zeigen eine weitere, sehr spannende Seite des französischen Black Metals irgendwo zwischen Deathspell Omega und Celeste. Ganz starkes Album, das gespannt werden lässt, was man von dieser Band noch erwarten darf. Ich denke so einiges.

The Intersphere – Hold On, Liberty!
Die Rettung des Post Hardcore, die rechtmässigen Erben von Thrice! So oder ähnlich klangen die Stimmen zu dem Zweitling der deutschen The Intersphere, was die Erwartungen natürlich gehörig wachsen liess. Ich muss ehrlich sein, ich habe das Album länger nicht mehr gehört, aber irgendwie waren die Erwartungen wohl doch zu hoch, sodass „Hold On, Liberty“ ein gutes, mit einigen grandiosen Melodien und Refrains gespicktes Album geworden ist, das den Vorbildern aber noch nicht ganz gerecht wird.

Katatonia – Dead End Kings
Da schon sehr viel darüber diskutiert wurde, fasse ich mich kurz: ein weiteres wunderbares Katatonia Album, das sich vermehrt auf die Atmosphäre konzentriert und dabei noch düsterer und depressiver als der Vorgänger daherkommt. Mich packt die Band einfach jedesmal, so auch dieses Mal. Grossartig.

Kayo Dot – Gamma Knife/Grey Dream
Die Band rund um Toby Driver verliert sich auf dem neusten, leider viel zu kurz geratenen Output noch weiter in der Avant-Prog Hölle und getraut sich sogar vereinzelt Black Metal einzubauen. Alles in allem funktioniert das Ganze sehr gut, ist aber äusserst anstrengend und eben, viel zu kurz. Ich erwarte aber noch einiges von der Band, denn die Vision und die Fertigkeiten dazu haben sie auf alle Fälle.

Killing Joke – MMXII
Endlich hat die Band auch bei mir gezündet. Mit „MMXII“ liefern die Briten einen düsteren, apokalyptischen Bastard aus Post Punk und Industrial, der ziemlich uneingängig daherkommt, aber mit seiner perfekten Mischung aus Desolation, Weltschmerz und Aggression zu überzeugen weiss. Dazu noch die grossartige Stimme und der Soundtrack für das apokalyptische 2012 ist hergerichtet, ganz starkes Stück!

Mark Lanegan Band – Blues Funeral
Dreck, Whiskey und Hits, so einfach ist die Formel für das neue Album rund um Mark Lanegan. Ein perfektes Album für lange Sommernächte, das mitreisst und mit seinen Songs überzeugt.

Les Disrects – Ariettes Oubliées
Leider nicht mehr ganz so gut wie der Vorgänger ist das neue Album von Neige-Kompanion Fursy de Tessier geworden. Auch wenn mir die angedeuteten Black Metal Ansätze sehr zusagen, scheint dem Album ein bisschen die Kohärenz und die durchgehende Stimmung abzugehen, etwas, was der Vorgänger doch um einiges besser hingekriegt hat. Weiterhin kaum zu bemängeln sind das Artwork und der tolle Gesang, aber der Gesamteindruck könnte besser sein.

Liars – WIXIW
Hierzu finde ich es extrem schwer etwas zu schreiben. Irgendwie ein absurder, kruder Mix aus Industrial und Post Punk, der funktioniert, aber irgendwie auch nur schwer. Weiss nicht so recht was ich damit anfangen soll, vielleicht die Vorgänger mal hörer. Spannend ist es allemal.

Lotus Plaza – Spooky Action At A Distance
Das Album wurde teilweise recht hoch gelobt und als Rettung des Shoegaze gefeiert. Im Endeffekt ist es ein gutes, durchschnittliches Shoegaze Album geworden, das perfekt für zwischendurch ist, aber keine neuen Impulse zu setzen vermag.

Lunar Aurora – Hoagascht
Kaum sind sie zurück, sind sie schon wieder weg, es ist zum Heulen. Das Abschiedsgeschenk, das uns die Bayrer hinterlassen haben könnte aber schöner kaum sein. Ein sehr introvertiertes, naturbezogenes und bodenständiges Black Metal Album, dem die sonstigen Assoziationen des Genres fast völlig abgehen. So ist „Hoagascht“ kaum aggressiv, sondern eher mit einer Art melancholischer Naturverbundenheit, fast schon eine Art Heimweh, versehen, die es zu einem sehr spannenden und aussergewöhnlichen Black Metal Album machen. Und das nicht nur wegen des bayrischen Dialekts, in dem die Songs vorgetragen sind. Ein weiteres Kleinod einer der besten deutschen Bands, deren Abgang nur durch die Rereleases ihrer alten Glanzstücke wieder ein bisschen wett gemacht werden wird.