Re: 2012 – der letzte Jahresrückblick ever

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Axe To Fall

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It continues…

Nach ihrem letzten Album „The Here And Now“ ließen die britischen Architects einige Fragezeichen übrig. Umso gespannter durfte man auf „Daybreaker“ sein – man wurde nicht enttäuscht. Ohne den Vorgänger zu scharf kritisieren zu wollen – „Daybreaker“ ist das Album, dass der Vorgänger hätte werden können. Genügend Härte (manchmal sogar mit leichten Überbleibseln der Mathcore-Ära), großartige Melodien und spannende Lyrics verbinden sich zu einem spannenden Album, welches eigentlich perfekt den modernen Post-Hardcore (also den echten) definiert.

Routine ist der Feind. Aber nicht für J. Mascis, seines Zeichens Gitarrist und Mastermind der 90er-Helden Dinosaur Jr. Das dritte Album nach der Reunion, „I Bet On Sky“ bietet zwar auch frische Elemente, konzentriert sich aber grundlegend auf bewährtes. Und das durchaus erfolgreich. Die Soli sind teilweise zum niederknieen, und auch der Rest der Band ist in guter Form. Apropos Soli: „Watch The Corners“. Nicht nur einer der besten Songs der Bandgeschichte, sonder vielleicht sogar DAS Solo der Herren Mascis.

Eine ziemlich dicke Überraschung lieferten die Nintendocore-Etablierer Enter Shikari ab. Waren die früheren Werke auf Dauer eher nervend, überzeugt „A Flash Flood Of Colour“ vor allem durch Nachhaltigkeit. Das beginnt schon beim deutlich „erwachseneren“ Songwriting und hört noch nicht bei den quasi um 100% verbesserten Vocals auf. Auch textlich gibt man sich systemkritisch, und das gar nicht mal so plakativ wie man meinen würde.

Schluss mit lustig, jetzt sind Every Time I Die dran. Deren „Ex Lives“ ist dermaßen wild, blutig und ungeschönt geworden, es ist eine helle Freude. Hier wird dem Hörer ein Fleischklumpen nach dem nächsten vorgeworfen, ohne Rücksicht auf Vegetarier. Umso cooler kommt dann natürlich eine Rockhymne à la „Revival Mode“, die immer noch brutaler als die gesamte Konkurrenz ist – Math/Hardcore wie er sein muss.

Schlussendlich mussten auch Killing Joke vor dem Poll aufgeben. Dabei ist „MMXII“ ein richtig tolles Album. Ideen- und facettenreich, mit guter Produktion und tollen Songs. Dennoch schwebt über allem das unheilvolle Licht des Vorgängers, der in mich in vielen Bereichen einfach nachhaltiger überzeugt hat. Das soll alles aber nicht die Qualität der neuesten Werkes schmälern. Liegt halt vordergründig an mir selbst.

Vor zwei Jahren noch (auch aufgrund persönlicher Erlebnisse) an meiner Pollspitze, jetzt nichtmal drin? Ja, so kanns gehen. Dabei ist „Koi No Yokan“ sogar besser als sein Vorgänger, weil sphärischer und bewegender. Dennoch finde ich noch keine richtige Bindung zum Album. Mir ist es schlicht und ergreifend noch nicht wichtig. Ich finde es toll, ja. Aber nicht essentiell für ein Deftones Album. Vielleicht kommt ja noch.

Wird Zeit für einen Newcomer. Vierkanttretlager kennen manche vielleicht wegen dem Song mit Casper, dabei bietet das Debüt „Die Natur greift an“ doch einiges mehr. Nämlich amtlich gespielten und eingängig gespielten klassischen deutschen Indie Hamburger Prägung. Nicht nur einmal geistern da Tocotronic durch den Kopf. Aber wer solche Hymnen wie „Nur die Sonne“ schreibt, verdient sich seinen Platz in dieser Kategorie.

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Musik-Sammler „I met God and he had nothing to say to me.“