Re: Kosmo und Niks russischer Plagiatsmarkt mit Weltraumschlachten, Plüschhasen, Fairy Goodparents, komischer Musik und viel Senf!

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Nik

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Die Fall of Efrafa-Diskographie

We can account for the scars in our sides, yet we are not privy to the thoughts that we discard.
Those who would break us nurture our despair. But still we cherish those who we revile.
We take this battle in our fortitude. The war of will yet to be resolved.

So beginnt Warren of Snares, das letzte Kapitel, welches sich am Ende eines kurzen, aber monumentalen Epos erhebt.
Fall of Efrafa dürften mittlerweile vielen hier bekannt sein, und mit ihnen auch ihre Warren of Snares-Trilogie.
Die eindrucksvolle musikalische Entwicklung, welche während der drei Alben ablief, und ein Konzept, welches mich nicht nur an meine Kindheit erinnerte, sondern ebenfalls politisch genau meine Ansichten traf, und von einer der tragischten, und tollsten Geschichten aller Zeiten handelte, schufen ein Werk, welches die Grundfesten meines musikalischen Verständnis für immer erschüttern und neu definieren sollte.

Das Konzept der Band war vor allem durch Richard Adams‘ Roman Watership Down geprägt, welcher zwar oberflächlich betrachtet lediglich ein Abenteuerroman einer Gruppe Kaninchen ist, in seinen Untertönen jedoch harte Kritik an verschiedenen Themen wie Religion, Nationalismus, Faschismus, unterschiedlichen Staats- und Gesellschaftsformen so wie vielen persönlichen Eigenschaften und noch vielen mehr übt.
Die Warren of Snares-Trilogie greift verschiedene Aspekte dieser Kritik auf, vermengt sie mit Geschehnissen des Buches und schafft ein eigenes Konzept auf seiner Grundlage.
Sie formt die Geschichte von Efrafa, im Buch ein faschistischer, diktatorischer und theokratischer Staat, und erzählt den im Buch stattfindenen Kollaps dieses Geheges, vermengt mit menschlichen Aspekten und Überschneidungen zu verschiedenen Aspekten des Buches, so dass so manches Lied mehrere Ereignisse wiederspiegelt.
Diese Entwicklung spiegelt sich schon in den Albentiteln wieder, welche auf Lapine (eine fiktive Sprache der Kaninchen aus den Roman) verfasst sind:
OWSLA (Wächter) ELIL (Feind) INLÉ (Tod)

Auch musikalisch wird diese Entwicklung aufgegriffen, obwohl mein Erstkontakt mir ein falsches Bild des Spektrums verschaffte.
Bei meiner knappen Internetrecherche fand ich lediglich die Bezeichnungen Neo-Crust und Post-Hardcore. Diese sind als Stilbezeichnung jedoch vollkommen unzureichend, doch darauf werde ich auch später noch sehr genau eingehen.

OWSLA
Arrows split against my hide.
I am everything… everything in their eyes…
I will witness the fall of Efrafa.

2006 erschien mit OWSLA das Debütalbum der Band.
Musikalisch ist es, vor allem in der ersten Hälfte, dass schnellste und aggressivste der Bandlaufbahn. Dort sprühen einem Wut und Zorn aus einem explosiven Gemisch aus Post-Hardcore, Crust und D-Beat förmlich entgegen.
Eine besondere Eigenart des Albums ist der Einsatz von Cellos, welche auf späteren Alben nicht mehr zu finden sind.
Die erste Hälfte handelt von der Überheblichkeit und Dekadenz Efrafas, und zeigt die Gesellschaft, welche sich im Rest des Epos selbst zugrunde richtet.
Eingeleitet von einem kurzen Intro stürmt Pity the Weak los, und präsentiert sich als erstes Lied der Diskographie.
‚Pity the weak‘, we cry out in laughter. As trees are felled. How the mighty have fallen we mock their roots.
Mit schnellem, aggressiven Neo-Crustgeknüppel prescht es voran, um verbannte Erde und sengende Luft zu hinterlassen, alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellt.
Gnadenlos schlägt das Imperium, welches sich auf seinem Höhepunkt befindet, zu, zermalmt die Knochen des Hörers. Gleichzeitig ist der Text eine Anspielung auf die Zerstörung des Sandleford-Geheges gegangen wird.
Man built God; dragged himself upon a pedestal. Kicked dirt in the faces of all other lifes, crowned himself as deity.
Nach kurzem Cellointro, welches auch von einer irischen Folkpunkband stammen könnte, steigert sich A Soul to Bear wie sein Vorgänger in unsägliche Raserei und vernichtet alles, was ihm in die Quere kommt.
Diese beiden Lieder sind die schnellsten der Bandgeschichte, und schon durch den Stilbruch der nächsten Lieder wird deutlich, dass es auch thematisch eine Veränderung geben wird.
Sie sind eine Einleitung, um das Reich Efrafa zu porträtieren, bevor es zu Staub und Asche wird.
Mit Lament, einem instrumentalen Zwischenstück (gespielt auf einem sehr eigenwilligen, schief tönenden Klavier) beginnt dann eine Vorahnung auf das, was später auf INLÉ geschehen wird.
Digger dig deep, feel for sights and sounds. Press your ears against the earth, upon the ground.
In Last but not least wird musikalisch gezeigt, wohin sich der Stil der Band entwickeln wird. Trotz crustigem Anfang ist die ganze Stimmung des Stückes schwerer und tragischer.
In seinem Verlauf entwickelt es sich zu einem immer langsameren, und umso härteren Bastard aus Crust und Doom, welcher die Verzweiflung und den Hass, welches es transportiert, geradezu in den Hörer einhämmert.
Schon hier zeichnen sich Spuren dessen ab, was den Sound von Fall of Efrafa später prägen wird.
In death we make our charge, our last lament.
The Fall of Efrafa greift konzeptuell vor, setzt dort an, wo das INLÉ-Album endet. Es bietet einen verfrühten, dystopischen Ausblick auf das zerstörte Imperium, seinen Untergang.
Nach einigen schnellen, punkig-hardcorigen Minuten kommt es zu einem Bruch. Leise, vereinzelte Gitarren leiten enen der schönsten, und doch tragischten Momente OWSLAs ein.
Leise Celli eröffnen ein ruhiges, monotones Klagelied, welches von einem Sample aus dem Film zu Watership Down unterlegt wird:
The fields are covered… the fields are covered in blood…
Dann setzen alle Instrumente brachial ein, ein Chor schreit sein ganzes Leid hervor, und Sänger Alex CF schreit all seine Wut, Trauer und Verzweiflung immer wieder mit einem Satz heraus – The warren is empty…

ELIL
In our haste we crowned a king.
In our haste we bore his sin.
In our haste we saw him god.
In our haste; born again.

Mit Elil erschien 2007 das zweite Album der Trilogie, der Mittelteil.
Es ist, im Gegensatz zum Vorgänger, sehr post-rocklastig. Nicht im Sinne moderner Vertreter wie If these trees could talk oder Mono, welche breite Klanglandschaften erschaffen, mit Ambient mischen und allerlei Soundeffekte einfügen, sondern im traditionelleren Sinne, wie bei Godspeed You! Black Emperor!.
Lange, monotone Passagen, wunderschöne Melodien, ein stetiger Aufbau, das hinzufügen verschiedener Instrumente nach längerer Zeit, Sprachsamples – all das sind Elemente, welche ELIL auszeichnen.
Hinzu kommen dann harte, schwere und schleppende Passagen, wie sie schon auf Last but not least zu finden waren, um ein atmosphärisch dichtes, mitreißendes und packendes Album zu erschaffen, welches zwar nur aus drei Liedern besteht, welche es jedoch dafür alle auf eine Länge um die zwanzig Minuten bringen.
All the world will be your enemy, Prince of a Thousand enemies. And when they catch you, they will kill you. But first they must catch you; digger, listener, runner, Prince with the swift warning. Be cunning, and full of tricks, and your people will never be destroyed.
Mit diesen Worten aus der Legende von el-Ahrairah, eingefügt als Sprachsample, beginnt Beyond the Veil.
Nach einem ruhigen Anfang, welcher über fast sechs Minuten immer wieder das selbe Motiv wiederholt, zu welchem sich von Zeit zu Zeit neue Instrumente gesellen, schlägt es mit einer Mischung aus verträumten Melodien, schweren Riffs, lautem Drumming und heisere Brüllen zu, welches dann zu langsames Crust (also nicht langsam, sondern langsam für Crust) verfällt.
Es folgen erneut ruhigere Teile, welche sich in einem unvergleichlichen Klimax steigern, um gegen Ende in ein nervenaufreibendes Finale zu gipfeln.
The deafening throng, the rapturous ascent.
Of lives left in forfeit our last lament….

Dominion Theology hingegen beginnt zwar ruhig, hat seinen schnellen, harten Part jedoch schon weiter am Anfang. Danach steigert es sich dann umso mehr in atmosphärische, ruhige Passagen, welche sich immer weiter hochsteigern, selbst neu erschaffen, und gegen Ende von einem wundervollen Sprachsample unterlegt.
Thematisch behandelt es die Welt aus der Sicht eines religiösen Fundamentalisten, welcher merkt, wie sein Denken die Realität um ihn einschränkt, denn wie schon Beyond the beil behandeln die Stücke die selbstgeschaffenen Gründe für den Untergang Efrafas, den Aufstieg der Feinde (Elil).
Besonders hervorzuheben ist jedoch meiner Meinung nach der letzte Song des Albums, For el-Ahrairah to cry.
For Man came knocking at our doors, sank teeth within our homes.
In those quiet hours, where the elil ruled. The sky, the ground, our thoughts…
We prayed for pity, but received none.
We gasped for breath, but no breath came.

An sich ein grandioses Lied, macht der Text es zu einem der traurigsten der Band, vor allem, wenn man das Buch gelesen hat.
El-Ahrairah ist in der Mythologie der Kaninchen ein Held, Urvater der Kaninchen, und nach seinem Tod zu einer Art gutmütigem Gott und Schutzpatron geworden.
For el-Ahrairah to cry erzählt die Geschichte der Zerstörung, Vernichtung und Ausrottung des Heimatgeheges der Protagonisten, das Massaker an all ihren Freunden und Bekannten.
Eingeleitet wird das Lied mit ruhigen, akkustischen Gitarren, welche über das ganze Lied immer wiederkehren und sich mit ruhigen, härteren Passagen abwechseln, welche vom Brüllen Alex CFs unterlegt werden.
Zwischendurch finden sich immer wieder Auszüge einer Rede von Richard Dawkins, und zeichnen einen anderen Aspekt in die Bedeutung des Liedes:
There is no all seeing, all loving God who keeps us free from harm.
Atheism is not a recipe for despair. I think the opposite. By disclaiming the idea of the next life, we take more excitement in this one.
The here and now is not something to be endured for eternal bliss or damnation. The here and now is all we have and is an inspiration to make the most of it.
So atheism is life affirming in a way religion can never be.
Look around you: Nature demands our attention, begs us to explore, to question.
Religion can provide only facile, unsatisfying answers. Science, in constantly seeking real explanations, reveals the true majesty of our world in all its complexity.
People sometimes say: “There must be more than just this world, than just this life.”
But how much more do you want? We are going to die, and that makes us the lucky ones.
Most people are never going to die because they’re never going to be born.
The number of people that could be here in my place outnumber the sand grains of Sahara.
If you think about all the different ways our genes could be permuted, you and I are quite grotesquely lucky to be here.
The number of events that had to happen in order for you to exist, in order for me to exist.
We are privileged to be alive and we should make the most of our time on this world.

INLÉ
Towers of salt carve out tracks, cleaved in two by careless hands.
The word is rife, the harbinger, it clings to us this Efrafa.

Mit INLÉ findet die Bandgeschichte dann 2009 ihren Abschluss. Efrafa
hat sich selbst zugrunde gerichtet, seine Gesellschaft ist zerfallen, alle letzten Reste von Humanität sind verloren.
Auch musikalisch wird dieser erneut aufgegriffen, die Musik hat sich wieder stark verändert.
Es fällt vor allem durch seine Vielschichtigkeit auf, im Gegensatz zu OWSLA und ELIL hat es atmosphärisch und instrumental die größte Dichte, es wirkt voll, und kann einem beim ersten Mal geradezu übermannen, vor allem durch seine epische Länge von 80 Minuten.
Lange, monotone Passagen, mächtige Klangmauern, satte Produktion, all dies zeichnet den Klang INLÉs aus.
These curtains fall and wrap us up in our rigor mortis, the nimble fingers of the black one, his majesty of cold, courting me into sweet abeyance.
Simulacrum bietet ein langsamen, ruhigen Anfang. Auf sechs Minuten schafft es dichte Klangfelder mit dominantem Drumming und einsamen Gitarren, welche vor sich hinziehen.
In Postrockmanier verliert es sich in seiner melancholischen Monotonie, während ein eine zarte Frauenstimme, welche einen Teil des Buches liest, die verlorenen Sphären durchbricht.
Your failing eyes half blindly stare and glimpse this fevered face, valediction.
Nach der Ruhe kommt der Sturm. Fu Inlé stapft schleppend vorwärts, erdrückt alles, was sich ihm in den Weg stellt.
Repitive Gitarrenmotive und kraftvolle, wiederholte Rufe machen es zu einem der einprägsamsten Stücke des Albums, und bereitet sachte auf das vor, was folgen wird.
The king is dead! The king is dead!
We bound his face! Cut off his head!
We spit at thee!

Republic of Heaven wird von einem Gitarrenmotiv eingeleitet, welches sich fast durch das ganze Lied zieht.
Zuerst schleppend und brachial wird es ruhiger, atmosphärischer, schafft eine Mischung aus einsamen Klangwelten, harten Zwischentönen und verlorenem Geschrei, erschafft sich immer wieder neu, und bleibt doch gleich.
Vor allem das energiegeladene, melodische Ende, getragen von hartem Drumming, hohen klagenden Gitarren und wütendem Gekeife machen es zu einem abwechslungsreichen, genialen Stück.
We dig a hole deep in the earth, dig it deep to hide all our guilt.
A trio of sarcophagi – triadic deceit. The quagmire could swallow
whole, the black well of our malady, we grasp tight of offered hands, to stem the flow of defeat.

The Burial hingegen wird sehr ruhig eingeleitet, mit einem postrockig anmutenden, langsam lauter werdenden Trauerspiel, welches sich zu einem langsamen, walzenden Stück entwickelt, welches sich sehr stark wiederholt, ohne langweilig zu werden.
In seiner Mitte kommt es dann zu einem immer wieder unterbrochenen Crescendo gefühlvoller Gitarren, welche zu einem stampfenden Endmarsch überleiten, getragen von herzzerreißenden Schwarmgitarren.
With icons dismantled, the firmament cleansed.
Auch Woundwort beginnt in der Manier der vorherigen Lieder, schafft eine vergleichbare Mischung, wenn auch deutlich wütender, wie der hasserfüllte Diktator, der seinen letzten Marsch antritt.
Dieser Marsch wird zu einem der schönsten, wundervollsten Momente der ganzen Diskographie, und leitet den endgültigen Fall Efrafas ein.
Woundwort ist im Buch der despotische Herrscher Efrafas, welcher in seinem paranoiden Hass auf die Menschen die Bewohner seines Geheges kontrolliert, unterdrückt, befehligt und ihnen alle Rechte und ihre Würde nimmt.
In den Augen der anderen Kaninchen ist er mehr als nur ein solches, er ist ein Gott, ein Dämon, ein Monster, ja sogar der Bruder des schwarzen Kaninchens von Inlé, dem Tod persönlich.
Sein Marsch ist der letzte Auszug zur Schlacht von Watership Down, wo er sein Ende finden wird.
Eine einsame Gitarre eröffnte ihn, bereitet den Weg mit einer ausserweltlich schönen Melodie vor.
Eine hohe Schwarmgitarre kommt hinzu, schafft dichte Klangfelder, um dann von einer majestätischen, dominanten, warmen und organischen Marschtrommel unterstützt zu werden.
Immer neue Melodien kommen hinzu, und machen den Marsch zu einem unvergesslichen, atemberaubenden Erlebnis.
In feiner, zerbrechlicher Harmonie schreitet der General seinem Ende entgegen, um dann in aller Brachialität zertrümmert zu werden.
Ihr Ende findet die Trilogie in dem Zusammenspiel zweier Lieder, welche zusammen noch ein letztes Mal über 20 Minuten lang den Hörer in
eine andere Welt entführen.
The weakening words spread out in ares, the urge to flee, cowardice engulfs.
Our hands are raised in unison.
Brandished tools, branded skin, cut away.

Das instrumentale The Sky Suspends leitet den Hörer mit einer langsamen, aber stetigen Entwicklung, und seiner trostlosen Melancholie zum letzten Koloss der Diskographie.
The Warren of Snares, benannt nach der Trilogie, ist ein finaler Koloss, welcher ein letztes Aufbäumen Efrafas ist, und den Hörer das letzte Mal in den Bann der Band zieht.
Direkt von Anfang an bricht es brachial herein, zertrümmert Knochen, drückt den Hörer zurück und presst alle Luft aus den Lungen heraus.
Mit lautem Schlag des Schlagzeuges, schweren Gitarrenwänden und verzweifeltem Gebrüll prescht es vorwärts, zeigt keine Gnade. Hinter den trostlosen Klangmauer schimmern immer wieder postrockesque Melodien hervor, erschaffen ein Ungetüm, welches zugleich wunderschön und doch destruktiv und hasserfüllt ist.
Dieser Kontrast zerreisst das Lied, verstärkt durch ruhige, akkustische Passagen.
Warren of Snares ist ein großartiger Abschied, und beendet mit seinen letzten Tönen eine der wundervollsten Diskographien aller Zeiten.
Danke für alles, Fall of Efrafa.
http://www.youtube.com/watch?v=OiylLLkWgSI

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