Re: Kosmo und Niks russischer Plagiatsmarkt mit Weltraumschlachten, Plüschhasen, Fairy Goodparents, komischer Musik und viel Senf!

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Nik

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Da ich dazu eh was schreiben wollte, hier, draus aus meinem Jahressamplerergebnis gestohlen. Palez, Leo, neues zum verreissen :haha:


AHAB – Antarctica the Polymorphess

Es gibt viele Wege über Musik zu schreiben. Ich kann mich nie entscheiden, und Ende dann immer in einem Wirrwarr, was aber scheinbar mittlerweile doch soetwas wie mein Stil geworden ist. Worauf ich hinauswollte, weiß ich jetzt auch gar nicht mehr. Deshalb fangen wir an. Also, Ahab. Mit ihren bisherigen Veröffentlichungen ist die Band – definitiv zurecht – an die Spitze des Funeraldoomgenres geschossen. Schon die vier Vorgänger – Demo 1, Demo 2, Album 1 und Album 2, haben sich mit Geschichten über das Meer beschäftigt. Nach The Stream, The Oath und The Call of the wretched Sea, welche sich mit Melvilles großartigen Moby Dick beschäftigten, und The Divinity of Oceans die Grundlage ebendieses Romans aufgriff – dem Untergang des Walfängers Essex – wagt sich die Band nun an den einzigen Roman Edgar Allan Poes: The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket.
The Giant ist für mich definitiv eines der Alben des Jahres, und rückt bei jedem Hörer weiter nach oben, wenn es um die Liste geht. Dementsprechend erfreut war ich, dass ich mich beim Jahressampler an einem meiner Lieblingslieder dieses Monstrums austoben darf.
The Giant behält seine Wurzeln zwar im Funeraldoom, doch im Gegensatz zu den vorrausgehenden Veröffentlichungen verlässt es auch die Grenzen ebendieses Bereiches, zeigt sich experimentierfreudiger, anders, und vor allem noch interessanter, und sogar noch atmosphärischer.
Mit lauten Schlagzeugschlägen und verträumten Gitarren geht es los. Geradezu postrockig, ohne diese Schwere zu verliren, welche Ahab auszeichnet. Schleppende, verzerrte, tiefe Gitarren setzen ein, als das Schiff sein Bug durch die tosenden Wellen bricht. Gurgelnder Gesang tönt aus den tiefen der See, als Wellen sich aufbäumen und zerbersten. Foreshadow immense fields of ice. South. Where the giant sleeps… motionless, cold and proud. Dann wird das Tempo etwas schneller, und klarer Gesang setzt ein, wehleidend, verloren. Nebel zieht auf, verschleiert die Sicht, während die Klage aus der Ferne hallt. Langsam, zu verträumten Gitarren, gesellen sich weitere Stimmen dazu, verschmelzen zu einer Einheit, singen ein Lied von Kälte und Verlust, als die Jane Guy die unerforschten Gewässer der Antarktis passiert. Es wird still. Der Nebel lichtet sich, als eine einsame Melodie geisterhaft über den unendlichen Ozean hallt. Die Stimme scheint nun zu erzählen, als sich gigantische Eisberge aus dem tiefen Blau erheben, alles überragend und die Luft zerreissen. To the west: icebergs, four hundred fathoms high… our passage south is doubtful! O Father, hear our mournful sighs! Eine friedvolle Ruhe liegt in den weißen Giganten. Brutal werden die Seeleute aus diesem verwunschenen Traum gerissen, als tobende, schäumende Gischt gegen die Seite des Schiffes schlägt, und walzende Gitarren und sprudelnde Vocals einsetzen, und es zu hymnischen Riffs wiegen. Immer dramatischer verschärft sich die Stimmung, als die ersten Eisschollen am Rumpf zerbrechen, und erneut mehrstimmiger Gesang sich erhebt, und den antarktischen Meeren in ihrer Schönheit und doch ihrer Zerstörungskraft huldigt. Antarctica the Polymorphess plays her game of bloody dice. She’s so ragged and broken, yet shatteringly adorable… many words have been spoken. Her ways purely impassable.
Ich kenne nur wenige Lieder, bei denen Atmosphäre, Text und Musik so gut zusammenspielen, funktionieren und zu einer Einheit werden. Als ich gerade nachhause gelaufen bin, ist ein wahrer Sturm aufgezogen, hat die Äste gebogen, mir eiskalten Wind ins Gesicht geblasen und Wasser gegen meinen Körper und den Boden gepeitscht. Die Straße wurde zum reißenden Strom, auf welchen der Regen gnadenlos niederprasselte.Und auch, wenn viele dass nun auf meine viel zu stark ausgeprägte Fantasie schieben werden, war es beim Hören, als würde ebendiese Straße zum reißenden Meer, die Häuser und Bäume, welche bedrohlich neben mir aufragten, zu monströsen Eisbergen, und als wäre ich der junge Arthur G. Pym, welcher an Deck steht, der Regen durchnässt den flüchtig umgeworfenen Wanderrock, als sich das Schiff den gigantischen Eisflächen nähert. Mag jetzt doof klingen, aber ich finde, so etwas macht das Hören noch um einiges intensiver, und hilft, noch mehr in den Strömen eines solchen Liedes zu versinken. Mehr weiß ich dazu nun auch nicht zu sagen. Eindeutig mein Lieblingslied des Albums, des Samplers, und wahrscheinlich auch der Neuerscheinungen diesen Jahres. Wundervoll. Einfach nur wundervoll.
http://www.youtube.com/watch?v=WETwWI2CySU

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