Re: Angst vor wissenschaftlicher Aufklärung?

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Leo-suomi

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Hallways of AlwaysIn dem Zusammenhang finde ich die Frage sehr interessant, die ich mir in letzter Zeit ständig stelle: Soll das Tun der menschlichen Gemeinschaft, also insofern es politisch entschieden wird, in erster Linie dazu dienen, allen Individuen ein glückliches Leben zu ermöglichen, oder gibt es ein größeres Ziel wie zweckbefreiter wissenschaftlicher Fortschritt oder kulturelle Güter? Das ist eine sehr, sehr krasse Grundsatzfrage, wenn man mal d’rüber nachdenkt, die eigentlich geklärt werden müsste, bevor man die allermeisten politischen Themen erörtern sollte. Gibt’s diesen Thread von Dubby noch/kann man den reaktivieren?

Also ich denke natürlich, dass politische Ziele einer Gesellschaft so definiert sein sollten, dass sie den Menschen größtmögliches Glück verschaffen, was aber leider immer dann problematisch ist, wenn nicht eindeutig abzusehen ist, ob z.B. eine politische Maßgabe oder eine wissenschaftliche Aktivität mehrheitlich positive oder doch eher negative Auswirkungen haben wird. Und das ist wohl in den allermeisten Fällen der Fall. Insofern bin ich mir auch sehr unsicher, ob es einen gewissen Punkt gibt, ab dem wissenschaftlicher Fortschritt gesellschaftlichem Fortschritt bzw. größtmöglichem Glück nicht mehr zuträglich ist, ihn vielleicht sogar behindert. Bzw. wäre erst einmal die Frage zu klären, ob wissenschaftlicher Fortschritt (vor allem auf die Naturwissenschaften bezogen) in der Vergangenheit überhaupt in einem eindeutigen kausalen Zusammenhang mit gesellschaftlichem Fortschritt stand. Dass unsere Gesellschaft auch nicht immer wissenschaftlichen Fortschritt als maßgebend für das Glück der Menschen betrachtet, sieht man allein daran, dass bspw. indigene isolierte Völker in Südamerika oder Südostasien größtenteils in Ruhe gelassen werden (zumindest will es die Politik so), da man annimmt, dass deren bisherige Lebensform ihnen ein glücklicheres Dasein verschafft, als wenn man sie nun einem zivilisatorischen Auftrag unterwürfe. Ich hab mir auch schon oft die Frage gestellt, ob das generelle Fortschrittsdenken in unserer Gesellschaft (in diesem Fall größtenteils auf wirtschaftlichen Fortschritt bezogen) überhaupt irgendeine Verbesserung der durchschnittlichen Lebensqualität zur Folge hat. Natürlich kann man anführen, dass in ärmeren Ländern Untersuchungen (bzw. Umfragen) zufolge die durchschnittliche Lebensqualität der Menschen unter der der westlichen Länder liegt, aber erstens stellt sich die Frage, inwiefern solche Untersuchungen tatsächlich das Glücksempfinden der Menschen abbilden, und zweitens gibt es auch Gegenbeispiele wie Bhutan, dessen Bevölkerung zu einer der ärmsten der Erde gehört, wo solche Untersuchungen aber meines Wissens ergeben haben, dass die Menschen ihr Leben als mindestens genauso glücklich empfinden wie die westlichen Gesellschaften, was eng mit der Kultur des Landes und eben auch mit politischen Maßgaben, die sich eben nicht nach der allgemeinen Fortschritts-Doktrin der westlichen Länder richten, zusammenhängt. Also grundsätzlich eine sehr spannende Frage, deren Beantwortung sich allerdings sehr schwierig gestaltet.