Re: Ein Clown bittet zum Tanz

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Dancing Mad God

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Estradasphere – The Terrible Beautypower Of Meow

Der nächste Beitrag hat nun wieder einen Titel, der aus einem Meme stammen könnte. Es beginnt mit dramatischen Streichern, die etwas sehr soundtrack-mäßiges an sich haben, als sollten sie eine herzzerreißende Abschiedsszene untermalen – soweit ganz nett, nur dass der Zuschauer, äh, -hörer keine Gelegenheit hatte, zu irgendwelchen Figuren eine Bindung aufzubauen und dieser Abschnitt daher emotional etwas in der Luft hängt. Ist aber sowieso nur eine Art Intro, und weiter geht es…
…mit dem Eröffnungssong einer Sitcom mit Wildwest-Thema. Das zumindest ist die einzige Assoziation, die mir die fröhlich durch den Song hüpfende Melodie mit der beschwingten Western-Gitarre erlaubt. Ich sehe regelrecht vor meinem inneren Auge, wie nacheinander die Protagonisten mit Namen eingeblendet werden: Frank Cassidy, treusorgender Familienvater und berüchtigter Zugräuber; Carol Longabaugh, seine zweite Frau und heißblütige Saloonbesitzerin; Dana Dalton, aufstrebende Musterschülerin und Star des Sunrise-Bordells und natürlich J.T. the Kid, seines Zeichens Faulenzer und gelegentlicher Raubmörder.

Sorry, dass dieses Review ziemlich schnell ziemlich albern wurde, aber ich weiß leider nicht, was ich ernsthaft dazu schreiben soll. Die Musik ist schon irgendwie ganz witzig, aber absolut nichts, was ich ohne Review-Verpflichtung jemals auflegen würde. Vielleicht mit nostalgischer Erinnerung an eine Lieblingsserie aus der Kindheit im Rücken…

Valley Of Fear – Naga

Wie eine kahle Steinmauer steht die Wand aus extrem verzerrtem Gitarrenlärm vor mir, unveränderlich und unverrückbar. Eine zweite, ebenso grobe Fläche schiebt sich vor sie und in ihrem leichten An- und Abschwellen wird eine Art Riff erkennbar, als sie beginnt, über die erste Gitarrenspur zu mahlen. Ein unbeirrbarer, fast groovender Midtempo-Rhythmus treibt mich schließlich gnadenlos auf die gigantischen Schleifsteine zu, die aufheulende Leadgitarre wird zum Echo meiner Schreie, als ich zwischen den grausamen Urgewalten zu Feinstaub zerrieben werde.
Ein ausführlicheres Review zu „Naga“ zu verfassen fällt mir schwer, weil man nach einer Minute bereits alles gehört hat, was der Song zu bieten hat, obwohl dies seiner Wirkung keinen Abbruch tut. Wenn man sein Opfer sorgfältig in eine Konsistenz bringen möchte, die von anderen Menschen eingeatmet werden könnte, bleibt eben kein Platz für großartige Variation oder Spielereien. Dabei ist der Song mit seinen viereinhalb Minuten jedoch nicht so lang, dass der monotone Sound sich abnutzen und stumpf oder langweilig werden würde. Ein durchaus beeindruckendes Lied, wobei die Band auf Albumlänge dann doch noch etwas mehr aufbieten müsste, damit ich mir das am Stück anhören will.

Vasilisk – Incarnation

Wieder eines dieser schwierig zu beschreibenden Avantgarde-Stücke. Atmosphärische Verwandtschaft zu Nurse With Wound und Bruce Gilbert lässt sich nicht abstreiten: Hier ist alles irgendwie surreal, unangenehm und bedrohlich.
Verfremdete Geräusche, die entferne Ähnlichkeit mit aus Bierflaschen laufenden Flüssigkeiten haben, bilden den Einstieg, bevor bizarre Halbmelodien, ein mysteriöses Brummen und verzerrtes Stöhnen darüber gelagert werden und einen akustischen Albtraum von nur etwas über drei Minuten Länge erschaffen. Ungefähr nach der Hälfte der Zeit werden diese Geräusche durch Verstärkerbrummen abgelöst, bevor die Kakophonie erneut anschwillt, subtil ergänzt durch eine orientalisch leiernde Flötenmelodie.

„Incarnation“ ist ein ziemlich komplexes Konglomerat aus Klängen, denen man anmerkt, dass sie aufeinander abgestimmt und nicht einfach beliebig zusammengeworfen wurden. Dennoch würde ich den anderen bereits erwähnten Vertretern der Kategorie „Anstrengende Sound-Experimente“ eher den Vorzug geben, weil sie einfach noch ein Stückchen stärker gezündet haben (was auch daran liegen könnte, dass ihre Stücke sich aufgrund der längeren Spieldauer noch etwas mehr entfalten konnten).

Demdike Stare – Mnemosyne

Demdike Stare – über diesen Namen bin ich schon einige Male gestolpert, meistens bei Händlern, deren Sortiment einen Schwerpunkt auf experimenteller elektronischer Musik hatte. Nicht verwunderlich, denn genau damit kriegen wir es hier erneut zu tun.
Der Einstieg gelingt noch relativ zahm, mit Synthie-Teppich und minimalistischem Beat, vom Feeling her sehr zurückgelehnt und ambient-artig. Die kühlen, aber beruhigenden Synthies verschwinden allerdings relativ bald auf Nimmerwiedersehen und machen Platz für einen komplexeren Beat, dessen zentraler Bestandteil ein mechanisch anmutendes Geräusch ist, wie von einem stetig dieselbe Bewegung ausführenden Roboterarm. Als dann noch ein verhallter und merkwürdig kalt wirkender Akustikgitarren-Akkord und ein wiederum orientalisch anmutendes Melodiefragment hinzukommen, erinnert mich der Song ein wenig an Neotropic, wenn er auch etwas steriler ist.
Nach einer kurzen Pause, in der nur der Gitarrenakkord zu hören ist, setzt der Beat mit all seiner roboterhaften Präzision und Kühle wieder ein, jetzt ergänzt um hektisches Basspluckern im Hintergrund.

Und das waren also Demdike Stare. Wieder einmal muss ich sagen: Nicht schlecht gemacht, aber auf solche Musik hab ich wirklich nur sehr selten Lust und momentan kann Neotropic meinen Bedarf noch sehr gut stillen. Außerdem hab ich grad große Lust auf Stromgitarren bekommen…

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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]