Re: Ein Clown bittet zum Tanz

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Dancing Mad God

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Beiträge: 804

HatiNunja, man sollte mich nicht an meinem Avatar messen :haha:
Damit war auch Nik gemeint…allerdings hat der seinen Ava mittlerweile schon wieder geändert, deswegen ergibt mein Kommentar oben auch absolut keinen Sinn mehr.

Ich hoffe deine letzten Reviews trudeln bald ein, damit ich noch ein letztes Fazit zu deinem Sampler schreiben kann und mich endgültig dem Murderer-Sampler widmen kann^^

Die letzten Reviews sind schon seit ein paar Tagen geschrieben, aber mein Router ist abgeraucht, daher konnte ich die nicht posten. Bin jetzt gerade bei ’nem Kumpel und hab die Word-Datei auf ’nem Stick mitgenommen…

Coaltar Of The Deepers – Aquarian Age

This is the dawning of the age of Aquarius
Age of Aquariuuus
Aquariiiuuus
Aqua-riiuuuuuus

Ob die Japaner etwas mit der haarigen Hippie-Hymne oder gar der NWO-Verschwörungstheorie, die oftmals mit diesem Stichwort in Verbindung gebracht wird, zu tun haben, ist mir nicht ganz klar. Klar ist jedoch, dass Hati meinem Wunsch nachgekommen ist und mir einen ziemlich kohärenten Song der Band ausgesucht hat, der auf scheinbar beliebig platzierte Deathgrowl-Attacken verzichtet. Dafür bin ich dankbar, weil ich diese emotional-atmosphärisch einfach nie mit dem Shoegaze-lastigen Rest in Verbindung bringen konnte.
Diese Version des Coaltar-Sounds startet mit einem eingängigen Synth-Bass, auf den zunächst weitere Synthie-Sounds und schließlich die wohlbekannten, sanften Shoegaze-Gitarren gestapelt werden. Hat die Bassline dabei anfangs noch etwas Dramatisches, fast Drängendes an sich, wird dieses Gefühl durch die lockeren und positiv gestimmten Melodien der restlichen Elemente rasch in den Hintergrund geschoben. In Verbindung mit exaltierteren Vocals könnte fast eine J-Pop-typische Bubblegum-Stimmung etstehen, doch das sanfte Säuseln der Sänger (wenn ich richtig höre, ist der Vortrag die meiste Zeit über zweistimmig) schiebt dem glücklicherweise einen Riegel vor.
So bleibt unterm Strich ein hübscher und verträumter Song, der zwar nichts Großartiges in mir auslöst, gerade als Hintergrund-Beschallung aber sehr angenehm ist.


Pepe Deluxé – 1884

Uuund wir sind zurück im wilden Westen, bzw. in der Sperrholz-Fassaden-Version, in die uns auch Estradasphere schon einmal entführt haben.
Das spacige Synthie-Intro könnte theoretisch auch in einen Eurodance- oder Sprawl-Song münden, wird stattdessen aber von Western-Gitarren abgelöst, die einigermaßen zur titelgebenden Jahreszahl passen, wenn man die dem Sound inhärente Künstlichkeit außen vor lässt. Schon die weiblichen Vocals mit ihrer außerirdischen Verzerrung und die mysteriösen Effekte im Hintergrund dürften aber die meisten Cowboys verscheuchen, vom Space-Rock-Part zur Halbzeit mit viel elektronischem Fiepen im Hintergrund ganz abgesehen. Danach wird der Western-Akkord wieder aufgegriffen, allerdings von etwas, das wie eine tiefer gestimmte Maultrommel klingt und…und ich muss zugeben, dass mich der Song dann doch etwas abgehängt hat. Das Ganze klingt wie die Vertonung einer Wildwest-Space-Opera (Luke hat zuerst geschossen!), mit all dem Camp, den ein solches Konzept verlangt. Im Gegensatz zu den eher düsteren Avantgarde-Sachen, die du mir aufgetischt hast, wirkt hier nichts sorgfältig aufeinander abgestimmt, um emotional auf den Hörer einzuwirken; die vielen Elemente (von denen ich einige noch gar nicht erwähnt habe, z.B. die zwischendurch aufkreischenden E-Gitarren oder die „Hey!“-Gangshouts) scheinen vielmehr relativ chaotisch durcheinander geworfen zu sein.
Ich kaufe der Band durchaus ab, dass sie bei alldem ihren Spaß hat, aber anderen Leuten beim Spaß-haben zuzuhören bereitet mir leider nicht automatisch selber welchen. Somit kann ich Pepe Deluxé leider auch nur mit „Irgendwie ganz witzig, aber für mich nicht sonderlich relevant“ abfertigen.

Breach – Teeth Out

Nun also Breach, quasi die Vorgänger-Band von Terra Tenebrosa, von denen ich mir zwar immer noch nichts zugelegt habe, die mich aber doch sehr interessieren. Im Vergleich zum angeschwärzten Avantgarde-Metal der Terraner sollen Breach stärker im Post-Hardcore verwurzelt sein und ich bin gespannt, was mich genau erwartet.
Seinem brutal anmutenden Titel zum Trotz startet „Teeth Out“ ziemlich ruhig, mit zurückhaltendem Bass, halbmelodischen Akustik-Akkorden und sehr leisen Feedbacks im Hintergrund, die ungeachtet ihrer Subtilität die Stimmung dieses Intros erheblich fremdartiger werden lassen.
Nach ungefähr zwei Minuten gibt es eine Veränderung. Der atmosphärische Übergang gerät perfekt, weil das verstörende Quietschen im Hintergrund erhalten bleibt, sogar lauter und prägnanter wird; was sich vor allem verändert, sind die Drums. Marsch-artig und mit Glocken versetzt, lassen sie mich einmal mehr an eine Zirkusparade denken, grotesk verlangsamt und mit merkwürdig verzerrten Farben; es ist wie in einem dieser Filme, die einem Angst, machen, obwohl gar nichts wirklich Schreckliches gezeigt wird, einfach weil ihre Bizarrheit die eigene Realitätswahrnehmung in Frage stellt.
Nach einer Weile findet eine Rückkehr zu den Elementen des Intros statt, die aber durch das Glockenspiel aus dem Zirkus-Part (den ich vielleicht auch nur wegen der Assoziation mit Hati so empfinde) ergänzt werden. Nach über der Hälfe der Spielzeit sind noch keine verzerrten Gitarren aufgetaucht, das soll sich nun aber ändern. Die Tonfolge vom Anfang des Songs bleibt erhalten, zunächst unterstützt durch E-Gitarren-Geschrammel, dann durch dieses ersetzt. Was vorher zurückhaltend und bedrohlich klang, ist nun heavy und bedrohlich. Trotz der niederdrückenden Stimmung stellt diese neugewonnene Kongruenz eine Art Entlastung dar; wie man auch in einem David-Lynch-Film beinahe aufatmet, wenn das Dargestellte sich nach einiger Zeit endlich auch inhaltlich an die von Anfang an spürbare morbide Atmosphäre annähert.

Und damit ist auch der Song von Breach, der zweitlängste dieses Samplers, vorbei. War durchaus beeindruckend und macht Lust auf mehr, aber wieder muss ich fragen, wie repräsentativ das Gehörte für ihr allgemeines Schaffen ist. Bleibt die Band grundsätzlich rein instrumental? Ich könnte das natürlich relativ einfach selbst recherchieren, wenn ich nicht zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, ohne Internet wäre. Ein paar zusätzliche Infos wären also willkommen (das gilt übrigens auch für Valley Of Fear, auch wenn deren Review schon ein bisschen zurückliegt).

EZ3kiel – Exebecce

Zum Abschluss dann noch ein versöhnliches Outro. „Exebecce“ kommt relativ opulent instrumentiert daher, ich höre gezupfte Saiteninstrumente, Streicher sowie Bläser. Die unverhohlene und ergreifende Schönheit dieses kurzen Stücks könnte man auch als Pathos bezeichnen, sie bleibt jedoch zu jedem Zeitpunkt gut verdaulich und driftet nie ins Kitschige ab. Am Schluss gibt es dann sogar noch eine Runde Applaus für Hatis Sampler, das hat er ja ganz geschickt eingerichtet 😉

Fazit

Klatsche ich denn mit?
Hati hat ja zwischendurch schon klar gemacht, dass sein Sampler 1. in weiten Teilen vor allem sein eigenes Hörverhalten widerspiegelt und 2. gar nicht darauf ausgelegt war, dass mir alles gefällt. Somit kann es nicht überraschen, dass mein Zugang zur oftmals merkwürdigen Musik auf dieser Zusammenstellung unvollständig bleibt.
Highlights sucht man trotzdem nicht vergebens, vor allem mit To Kill A Petty Bourgeoisie, Valley Of Fear und Breach möchte ich mich auf jeden Fall noch näher befassen. Auch die über den Sampler verstreuten experimentellen Dark-Ambient-Stücke von Nurse With Wound, Bruce Gilbert und Vasilisk haben durchaus Eindruck hinterlassen und könnten mich in naher Zukunft noch beschäftigen.
Von mir also besten Dank für diesen Einblick in deine musikalische Welt und ein paar sehr interessante Tipps!

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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]