Re: Paula Pantoffeltierchens Drogentrip mit Nikki dem Clown, Schachtmenschen, Mördern und einer Aberratio Mentalis Partialis

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palez

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Zu meiner größten Überraschung habe ich das Ganze vor 1:35 des nächsten Tages fertigbekommen. Viel Spaß:

Es war einmal ein arm Kind: Träume, die mich retten

The 3rd and the Mortal – Magma
Mit trägen Schritten nähere ich mich nun doch wieder dem Ort, den ich bei meinem Aufbruch noch so weit weg wie möglich wissen wollte, einzig um meinen Kopf, der sich auf meinem dürren Hals und meinen lächerlich knochigen Schultern so anfühlt wie ein Torpedo aus dem Zweiten Weltkrieg, auf Polyester und Kunststoff betten und die Augen schließen zu können. Nichts geht mehr. Ich stemme mich gegen die Tür, drehe den Schlüssel um, das Schloss ist rostig. Das Licht im Flur geht immer noch nicht an. Ganz langsam den Fuß heben und absetzen, einer nach dem anderen. Ich lasse mich in den Sessel fallen und meine Knochen sickern durch meine Poren in den Kunststoff, ich werde schwer und masselos, verschmolzen. Die Lampe auf dem Nachttisch wird langsam heller, eine Gnade der Energiesparlampen, die müden Augen an das Sehen zu gewöhnen. In einer Reichweite von einem Quadratmeter ist alles getaucht in Sepiatöne wie aus dem Katalog eines Todesbettenlagers, nur an der Decke ist ein schmutzig gelber Kreis. Meine erste Bewegung gilt der eingetrockneten Heilpflanze in der Schublade meines Nachttisches, einst geerntet von den schönen, schlanken Händen der Maria Juana unter der sengenden Sonne Mexicos, nun sorgfältig hochgezüchtet als eine Lebensknospe auf dem Fensterbrett im Krater, in dem ich lebe. Der süße Rauch erfüllt meine Lungenbläschen und lässt die Eiskristalle schmelzen, die sich in die Alveolarsepten geschnitten haben, als ich gelaufen bin und gelaufen, bereits mit disintegrierenden, heißlaufenden Synapsen, durch Wind und Schnee nach Hause. Es geht mir gut. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Das ganze Zimmer füllt sich mit orangem Baumharz, Luftblasen schweben zeitlupenhaft langsam an die Decke und meine Augen brennen. Meine Knochen machen keine Anstalten, aus dem Sessel wieder in meinen Körper zurückzukehren. Zum ersten Mal seit Tagen habe ich wieder echten, unmittelbaren, wahnsinnigen Hunger, nachdem ich mich an die konstante Benommenheit und Flauheit im Magen doch schon gewöhnt hatte (Natürlich weiß ich, dass im Kühlschrank nichts ist. Maria Juana, ich hätte nicht auf dich hören sollen.). Über mir fühle ich die zähe Schwere von dem späteren Bernstein, in dem ich mitsamt Zimmereinrichtung konserviert sein werde, aber immerhin nicht mehr den Druck, einen Körper zu haben. Also stehe ich auf, erwische mit meiner Hand noch den Nachttisch, um mich abzustützen, und ich liege im Bett und sickere durch die Decke.

The Comsat Angels – Gone
Das Aufwachen erinnert mich immer wieder daran, warum ich es normalerweise vorziehe, die Dinge nicht so zu sehen, wie sie sind. Wer die Wahl hat, wer immer und immer wieder die Möglichkeiten und die Wahl hat, der würde doch wohl wie ich die Erträglichkeit der sogenannten Wahrheit vorziehen. Die Wahrheit sind Kopfschmerzen. Die Wahrheit ist das schmerzliche und erniedrigende Sichbewusstwerden von der Wand und der Decke und jeder einzelnen Körperzelle. Die Wahrheit ist das Reißen der Hautdämme angesichts der Salzsäurefluten der Tatsachen. Die Wahrheit ist die Anerkennung der Begrenztheit. Die Wahrheit ist das verschlossene Tor zur Raum-, Zeit-, Licht- und Schwerelosigkeit. Ich halte die Augen dennoch weiter zu, vergrabe mich in mein Kissen, rutsche in meiner schneenassen Straßenkleidung herum wie in einer alten Schlangenhaut und gebe schließlich auf. Bringt nichts. Muss pissen. Während der Strahl auf die Keramik trifft, schaue ich auf die gelblichen Kacheln. Wahrscheinlich sind sie nicht gelb, wahrscheinlich kommt das vom Licht im Bad, aber wenn sie doch nie aus dem Bad rauskommen werden? Ich gehe an der Flurwand entlang, setze mich in der Küche in den Mondschein, werfe zwei Aspirinplacebos in ein Glas mit verkalktem Leitungswasser und warte, bis sie sich aufgelöst haben. Ich trinke aus. Schüttele mich vor bitterem Ekel. Und gehe zurück ins Schlafzimmer.
Dicht vor meinem Bett steht ein kleiner Fernseher, ich schalte ihn an und mache den Ton leiser. Der Bildschirm flimmert. Es ist so schön. Die Radiowellen streichen über mein Gesicht wie elterliche Hände über die fieberheiße Stirn eines kranken Kindes. Es läuft irgendeine von den ganzen Dokusoaps der Privatsender mit den ähnlichen Namen. Ich mag sie, weil die Wohnungen und die Leute da so normal und die Probleme so lösbar wirken. Diese Folge kenne ich schon. Ich zappe durch die Kanäle, bis ich auf einem Sportsender hängenbleibe. Geile Luder besorgen‘s dir. Ruf mich an unter 0190 666666 und frag nach Mandy. Ach, meine kleine mittellose Osteuropäerin, mein wunderschöner, unerreichbarer Köder, wie gerne würde ich dir glauben. Du siehst mich nicht am anderen Ende des Bildschirms, aber ich mag dich. Hello, I love you, won’t you tell me your name? Wir könnten uns auf einen Kaffee treffen, das wäre uns ein bisschen peinlich, weil erste Treffen immer ein bisschen peinlich sind, aber dann treffen wir uns nochmal und nochmal. Du erzählst mir von deiner Familie in Bulgarien und dass du eigentlich am liebsten Philosophie oder Literatur studieren würdest. Wir verlieben uns und ziehen zusammen und haben irgendwann Kinder, oder ein Kind zumindest, dem ich meine Geschichten von den Schachtmenschen erzähle.
Auf dem Nachttisch liegt Stella Das Schwein. Schau mich nicht so an. Ich packe das runde rosa Plüschding und werfe es träge durch den Raum. Der Himmel ist braun. Wieso muss der Tag nur so früh anfangen. Ich mache mir einen Kaffee, rauche. Eine reichlich blöde Angewohnheit, denn es hat mir zu keinem Zeitpunkt meiner Abhängigkeit in irgendeiner Weise Genuss bereitet und ist darüberhinaus auch noch zu teuer. Ich ziehe mir die inzwischen über den Boden verteilten kaltnassen Sachen wieder an, nehme die Packung Zigaretten mit, damit sich die Lungen unterwegs mit toxischer Wärme füllen, und gehe zur Tankstelle, um mir Essen zu holen. Vielleicht kommt auf dem Weg noch die Sonne raus.

Messer – Romy
Es ist Vormittag, also die überflüssigste Tageszeit. Andere Menschen können ihre Tage mit regelmäßig eingenommenen Mahlzeiten zerstückeln, aber ich esse nicht gerne. Irgendwie muss jetzt irgendwas gemacht werden. Ich glaube, ich schicke heute mal wieder ein paar Bewerbungen ab. Also später. Jetzt gehe ich erstmal zu Romy. Romy ist ein Mensch und ein Mädchen, und in vielerlei Hinsicht reicht das bereits. Romy ist außerdem lustig (glaube ich), hat eine hervorragende Plattensammlung, lässt ihre Hand mit der Zigarette auf dem aufgestützten Ellenbogen immer sehr galant herumbaumeln und ist außerordentlich gastfreundlich. Wir sind Freunde, und wir ficken manchmal. Auf dem Weg zu ihr rauche ich fünf Zigaretten, während sich die kalte Luft in meine Haut schneidet. Ich habe immer noch Kopfschmerzen. Weil es einfallslos ist, sich dem Elend zu ergeben, geht es mir gut. Es geht mir gut. Es geht mir gut.

Romy öffnet die Tür in einem ausgewaschenen grauen Negligé und stützt sich mit Zigarette zwischen den Fingern am Türrahmen ab. „Komm rein“, sagt sie. Ich lege meinen Mantel über einen Holzstuhl und ziehe ihn mir nach wenigen Minuten wieder an; wie immer hat sie die Heizung nicht angemacht. Das ist typisch für sie, sie liebt die Kälte.
„Ich glaub, ich bewerbe mich mal wieder.“
„Ach, was du nicht sagst.“
„Ja, ernsthaft. Innen Einzelhandel oder so. Du hast da doch auch mal gearbeitet.“
„Hast du ‘ne Ahnung, wie lange es her ist, dass du sowas das letzte Mal angekündigt hast?
„Nein?“
„‘Nen Monat.“
„Du deprimierst mich, weißt du das?“
Sie kichert. „Na klar. Du deprimierst dich selber. Du kommst nur zu mir, um dich von einer anderen Person anwidern zu lassen als von dir selbst.“
„Du weißt, dass das nicht stimmt.“
„Ja, genau, wahrscheinlich hast du auch kein Geld für Stoff mehr.“
„Nee, heute geht’s. Was hast so Neues im Regal an Platten?“
„Ist nicht neu und wird dir nicht gefallen: Thelonious Monk und Art Ensemble of Chicago.“
„Du denkst immer noch, du wärst zur falschen Zeit, am falschen Ort und auch noch mit der falschen Hautfarbe geboren worden.“
„Tsssshh.“ Sie bläst den Rauch aus. Ihre Silhouette am Fensterbrett hebt sich dunkelgrau gegen den Betonhimmel ab. Erst vor kurzem ist sie in diese Wohnung im einundzwanzigsten Stockwerk gezogen, die perfekte Höhe zum Fliegen. Die Wände sind kahl, in der Wohnung gibt es kaum Möbel, nur zwei Stühle, einen Tisch, eine Matratze, und nicht ausgepackte Kisten.
„Fällt dir nicht auch manchmal, äh, irgendwie die Decke auf den Kopf?“
„Worauf willst du hinaus?“, fragt sie und drehte sich zu mir um.
„Ich weiß nicht, ich finde, wir sollten heute rausgehen, feiern. Ich möchte mal wieder tanzen. Ich kann’s zwar nicht, aber ich mag Tanzen. Von mir aus können wir auch die anderen mitnehmen, ist mir relativ egal.“
Es ist mir nicht egal.
„Es ist Mittwoch. Und Feiern und sogenanntes Lebensgefühl sind eine Erfindung der Alkohol- und Unterhaltungsindustrie.“
Sie rutscht vom Fensterbrett herunter, setzt sich auf den Boden, nimmt sich eine Tasche und wühlt darin herum. Ich setze mich zu ihr und gucke ihr über die Schulter. Sie füllt sich das zartrosa Pulver in die kleine Mulde ihrer Pfeife. Ich hole mein Feuerzeug vor ihr heraus, sitze immer noch hinter ihr und halte ihr die kleine Flamme hin, in einer angedeuteten, unvollendeten Umarmung. Das Knacken und Knistern der kleinen rosa Puderballungen, idyllisch wie ein Kaminfeuer.

Wie erwartet springt sie nach einer Weile auf und tigert gehetzt durch den Raum, bis ihr Blick wieder auf mich fällt.
„Wie lange habe ich dir eigentlich keinen Freundschaftsdienst erwiesen?“
„Nenn es bitte nicht ‘Freundschaftsdienst‘.“
„Du kleiner Romantiker. Du kleiner Idealist. Du kleines Arschloch.“
Romy ist ein nettes Mädchen, aber was Ernsthaftes könnte ich mir mit ihr nicht vorstellen (sie sich mit mir noch weniger, deswegen hänge ich ein bisschen stärker an ihr, als ich sollte). Ich weiß nicht, ich glaube, ich hätte echt schon ganz gerne irgendwann ‘ne Frau oder feste Freundin und ein Kind, aber mit so jemandem wie Romy ergibt das für mich irgendwie keinen Sinn. Romy ist praktisch die weibliche Version von mir, denke ich manchmal, und mit weiblichen Versionen von mir sollte ich kein Kind in die Welt setzen.
Sie zieht mich mit sich ins provisorische Schlafzimmer, bleibt kurz vor der Matratze stehen, dreht sich auf Zehenspitzen um, um mir nochmal mit einem süffisanten Lächeln in die Augen zu sehen, und lässt sich fallen. Die Sprungfedern in der Matratze geben ein knarrendes Geräusch von sich. Ich habe absolut keine Lust, mich auszuziehen, es ist zu kalt in der Wohnungsbaustelle und ich kann mir nicht vorstellen, dass Romy überhaupt sowas wie Körperwärme hat. Aber in einer Ecke der Matratze liegt eine zusammengeknüllte Decke, die mich vor dem Kältetod retten könnte, und wer weiß, vielleicht, wenn wir uns nahe genug sind…
„Sag mal, machst du dir das Zeug eigentlich auch in den Schwanz?“
Sie windet ihre knochige Hand unvermittelt wieder aus meiner Unterhose und schaut mich irritiert an. Die Antwort wartet sie nicht ab. Sie macht weiter. Ich küsse sie, sodass sie mit ihren Bemerkungen nicht wieder die Stimmung versauen kann. Ach, Romy, meine unterernährte, grauhäutige Eisprinzessin, mit deinen spitzen Schultern und hervortretenden Schlüsselbeinen siehst du ohne Negligé noch nackter aus als andere Menschen. Ich streiche sanft über den aufgestellten Flaum an deinen Armen, dann über das Verband an deinem Handgelenk. Wenn einem echt gar nichts mehr gelingt, setzt man sich einfach irgendwann mit Zigarette und in Unterwäsche aufs Fensterbrett und lächelt. Mehrere Minuten lang hast du dich da unten verausgabt, aber mein Penis wurde nicht steif, das ging dir wohl zu langsam. Du springst auf, greifst dir aus einem Hügel von Kleidung Slip und BH in verschiedenen Farben heraus und sagst, ohne Widerworte zuzulassen in deiner Enttäuschung: „Wir gehen zum Bahnhof.“
„Okay.“

Suicide – Frankie Teardrop
Wir sitzen am Bahnhof. Henrik hält den Löffel über Romys Feuerzeug. Ich präpariere die Spritzen. Den Fußgängern ists egal. Jedenfalls sagt keiner was. Die gehn nur vorbei und schauen ganz verkrampft nicht hin und drücken ihre Mäntel beim Vorbeigehen an sich. Nein Mads, sagen sie zu ihren Gören, du hältst dich fern von den Junkies, sonst kriegst du noch ganz schlimme Junkiekrankheiten Mads. Spießiges Pack. Der Welt würds viel besser gehen, wenn wir einfach alle unsre Krankheiten teilen würden.
So Mischen sind aber scheiße Romy.
Wieso was hatse noch intus.
Och nicht viel eigentlich. Rauchen zählt nicht. Bisschen Crack.
Crack geht schnell wieder raus Mann.
Komm gib her.
Die bräunliche Flüssigkeit steigt in meine Spritze, sie reicht den Löffel dann vorsichtig weiter und ich binde meinen Arm ab. Romy nimmt währenddessen irgendetwas anderes. Sie wird immer so unerträglich, wenn sie in Gesellschaft drauf ist.
Wisst ihr wir brauchen doch dieses London oder New York oder Berlin nicht. Die Stadt ist groß. London oder New York oder Berlin ist überall. Die Erde machen die Orte aus wo überall das Gleiche ist.
Ich will ihr eigentlich widersprechen –
Romy du bist ne Heldin.
Huh
H-E-R-O-I-N-A das heißt nämlich Heldin – Ge-ro-in-ja – das bist du Romy und ich bin dein Held.
Ha ha ha ha ha das hast dir doch bestimmt wieder ausgedacht ha ha ha wen willst denn damit noch beeindrucken ey der denkt sich immer sowas aus und sülzt mich damit voll ha ha
Romy halts Maul. Ich kenn den schon mindstns genausolang wie du Romy.
JA ABER TROTZDEM MANN das ist so furchtbar einmal da hat er
ROMY HALTS MAUL
Ich will in ein warmes Land ziehn und durch Blumenfelder gehn und dass die Sonnnstrahln meine Nase kitzeln
Na seht ihr was hab ich gesagt. Ey wo is eigntlich Frankie.
Romy was soll das. Du weißt wo Frankie is.
Woher zum Teufel soll ich wissen wo der is Mann. Der war seit zwei Wochen nicht mehr hier. Ey Frankie wo ist er. Frankie. Frankie
Henrik guckt Romy böse an. Sie lacht und schaut sich um. Und dann, im nächsten Moment, ich, ich –
EY MANN WAS ISN LOS AUF EINMAL steh wieder auf dir läuft da was aus der Nase Mann reiß dich zusammen kannst doch nicht einfach so anfangn zu heuln
SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE ICH WEISS WAS MIT FRANKIE IS WIR WISSENS ALLE UND DU AUCH FRANKIE IST TOT TOT TOT VERSTEHST DU UND SEINE FRAU UND SEIN KIND UND OH GOTT NEIN
REISS DICH ZUSAMMEN UND HÖR AUF ZU HEULN
FRANKIE IST TOT UND FRANKIES KIND IST TOT
Braucht dern Arzt
Sei still Romy
Henriks tiefe Stimme und seine breite muskulöse Hantelbankschulter und ich werd hochgeworfen und wieder runter und mein Kopf baumelt alles baumelt aus mir heraus ich häng am seidenen Faden und krieg keine Luft mehr mir wird schwindlig Kopfschmerzen die Kopfschmerzen sind wieder da
Er setzt mich wieder ab. Legt mir eine Decke um die Schultern. Putzt mir die Nase. Alles in Zeitraffer. Alles steht still. Alles rauscht. Alles ist zu leise. U-Bahnen. Schemen vor gelben Kacheln. Meine Augen sind nass. Frankies zerschossener Kiefer grinst mich von der gegenüberliegenden Wand her an. We’re all Frankies. We’re all lying in hell.

Nico – Evening of Light
Oh Gott, scheiße, da bin ich wieder. Mit voller Wucht rausgeschleudert aus dem Planetenkarussell und gegen die Wand geknallt, ab der ich nun klebe. Meine Stirn ist nass, alles riecht nach Schweiß. Es ist warm. Ich habe einen Pyjama an. Es ist dunkel. Ich habe Angst, ernsthaft, ich weiß nicht, was in den letzten Stunden oder Tagen passiert ist und wie viel ich zerstört habe. Mein Mund bewegt sich. Na, dann hören wir mal, was kommt raus. Midnight winds are landing at the end of time…ich kenne es, ich kenne es…sie sitzt auf dem Stuhl vor meinem Bett und sagt das Gedicht auf in einem simplen melodischen Singsang, die Hände gefaltet. All die Jahre ist sie keinen Tag älter geworden. Sie beugt sich vor und zurück. Ich strecke meine Hand nach ihr aus. He, hörst du mich, Schwesterlein. Alles wird gut, Schwester. Schwester. Sie wiegt sich. Schaut auf den Boden. Singt und singt. The story is telling a true lie. Viele verschollene Kinder aus Amerika sind nun Schachtmenschen und leben glücklich und zufrieden. Keinen Tag gealtert. He, Schwester, alles wird gut. Auf den Tag genau acht Jahre, vier Monate und neun Tage, habe ich mir immer gesagt, acht Jahre vier Monate neun Tage, acht-vier-neun, so alt wird sie immer bleiben, habe ich mir immer gesagt aber es ist LÜGE LÜGE LÜGE WIE KANNST DU NUR WIE KANNST DU NUR IMMER NOCH DARAN DENKEN MÖRDER MÖRDER –
Acht-vier-neun, habe ich am Tag danach noch gedacht, ich war im Schnee aufgewacht und am Leben. Acht-vier-neun und diese dunkle Gestalt mit dem Gewehr, und seine Nähe gellte und hämmerte immer noch in meinem Schädel. Früh genug zu Hause, acht-vier-neun, kein Sterbenswort. NEIN ICH WILL NICHTS VON MEINER TOTEN SCHWESTER HÖREN ICH WILL IHREN DURCHSCHOSSENEN ODER ZERSCHNITTENEN KÖRPER NICHT SEHEN VERSCHONT MICH dachte ich und die Untersuchungen dauerten und dauerten. Acht-vier-neun war alles, was zählte und: kein Sterbenswort, keine Erinnerung. Oh nun lassen mich meine Lungenbläschen wieder im Stich. Ich muss husten. Ich schmecke irgendwas. Aber es war nicht acht-vier-neun, es war acht-vier-siebzehn, und ich kann nur schreien und husten und alles reißt und zieht sich zusammen und ich muss aufstehen ich muss hier raus ich ich ich-
Ich wollte deinen Leichnam nicht sehen und ich habe nichts nichts nichts gesagt und trage dich immer noch in meinem Kopf. Mich schüttelts. Mein Körper funktioniert noch. Klingen aus gelbem Licht fahren mir durch die Augen und ich falle und überall zerbrochene Cocktailgläser mit Quecksilber und Nagellackentferner. A thousands sins are heavy in the evening of light. Stella das Schwein sitzt auf dem Stuhl vor meinem Bett (ICH HAB SIE IN DIE ECKE GEWORFEN WAS ZUM TEUFEL). Stille Richterin und Henkerin mit aufgenähten Augen mach mit mir was du willst. Ich will dass mein Körper sich auflöst. Meine Augen in meinen Händen ich werfe sie weg ich brauch keine Sinne. Bitte macht mich aus. Stella das Schwein schlägt mit dem Hammer und sagt ihren Richterspruch SCHULDIG SCHULDIG SCHULDIG und ich falle und irgendwas bewegt sich in meiner Haut und mein Arm bricht auf und