Re: Paula Pantoffeltierchens Drogentrip mit Nikki dem Clown, Schachtmenschen, Mördern und einer Aberratio Mentalis Partialis

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Nik

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The Gault – County Road, six miles in
http://www.youtube.com/watch?v=k2SREmZOifM
Da palez scheinbar in den Tiefen von jappy.com (oder doch .de?)verschwunden ist, verschwinde ich nun in den nächsten Song des Samplers. Und in der Tat, verschwinden trifft es hier ganz gut. The Gault erfüllen eigentlich alle Vorraussetzungen für eine gute Doomband: Nach dem ersten Album aufgehlöst, bei Labels, die scheinbar nicht mehr existieren, dafür Texte von Schmerz und Misere, und, wie es sein muss, kaum Informationen, die im Internet rumschwirren. Da hat jemand seine Arbeit gut gemacht. Zudem sind bei der Truppe aus ‚murica! mit Sarah Weiner, Lorraine Rath und John Gossard Musiker von den phänomenalen Weakling und den von mir ebenfalls geschätzten Worm Ouroboros zu finden. Und, tatsächlich, County Road, six miles in erfüllt das, was man vom Zusammenspiel dieser Bands erwarten könnte. County Road, six miles in ist ein kranken Vergnügen mit erdrückender Verzweiflung. Das Dröhnen, die dichte Atmosphäre von Weakling in der Langsamkeit eines Schneckenrennens , verbinden sich mit dem himmlischen Klang welcher Worm Ouroboros innewohnt. Der hymnische Gesang der gebrochenen Frauenstimme entfesselt eine grandiose Stimme, irgendwo zwischen Verzweiflung und Faszination, und wird immer wieder durch die, im Grunde nicht mals dominante Männerstimme unterbrochen. Intensiv, mitreissend, toll, und vor allem eigen.

Die Wände sind so hoch. Sie kommen näher, wenn man sie lange genug anstarrt. Sie verengen sich nach oben, sie umschliessen den, der in ihnen gefangen ist. Wenn man die Wände anstarrt, scheinen sie sich zu öffnen – die Spalten, Risse, Löcher verzerren sich, ziehen sich auseinander, sie öffnen gigantische Portale, hinter denen sich Meilen weg zu befinden scheint. Die losen Kiesel fallen herab, ohne ein Geräusch zu machen, versinken langsam im losen Schnee.
Sie lag auf dem Rücken, und bewegte sich nicht. Die Stunden zogen sich zu Monaten hin, und sie fühlte sich, als altere sie in vielfacher Geschwindigkeit. Eine große Leere füllte sie, hinterließ Sehnsucht, Angst, Zweifel in ihr. Würde ihr Bruder noch kommen? War sie verloren? War sie für immer hier gefangen? Würde sie hier, ganz langsam, verhungern? Und was war eigentlich mit ihrer Hand los? Sie hatte es, ja, wann hatte sie es entdeckt? Wenn sie ihre Hand mit voller Kraft gegen die Wand schlug, spürte sie keinen Schmerz. So lange, bis die Haut sich abschälte, weiße Flusen auf der Oberfläche ihres Handrückens bildete, so lange, bis sie das Fleisch sehen konnte, und Blut ihren Arm herablief. Sie spürte nichts.
Das wenige Licht, dass zu ihr herabschien, schien weniger zu werden. Mit jeder Sekunde wurde ihr Versteck dunkler, beengender, beklemmender, sie hatte Angst, und diese Angst wuchs.
Sie spürte, dass sie hier bleiben würde. Ihr Verstand befohl ihr, in naivem, kindlichem Vertrauen, dass ihr Bruder kommen würdem sie retten, vielleicht auch ein Suchtrupp, und das der böse Mann bestraft werden würde. Aber ihr Unterbewusstsein war längst über die Phase des Verleugnens hinaus. Sie wusste, dass ihr junges Leben hier sein Ende finden wird.
Erstaunlich, was für düstere, gnadenlos realistische Gedanken das kindliche Gehirn in solch einer Situation formen konnte. Tränen hatte sie längst keine mehr, es fühlte sich an wie ein Schwamm voll Wasser, der mit aller Gewalt leergepresst worden war, und nun trocken zerbröselte.
Auch ihr verzweifeltes Schreien war längst zu wimmerndem Krächzen verkommen. Schmirgelpapier, das ihren Rachen herabgedrückt wurde, ihre Lungen mit Blut füllte. Wenn man von oben herabsah, konnte man ihr Gesicht erkennen. Es war das Gesicht eines normalen, jungen Mädchens, noch der Kinderspeck auf den Wangen, die Konturen nicht entwickelt, mehr Baby als Frau. Das reine weiß von Staub, Dreck und Ascheflocken besprenkelt. Das, war unsere Realität. Doch sie lag im Schacht. Dort unten zierte ihr Gesicht ein Gewirr schwarzer Linien. Krakelig war ihre Haut mit Kreide und Wachsmaler ummalt, eine weiße Fratze die immer wieder aufbrach und die Haut durchliess. Die Augen glichen schwarzen Löchern, mit runden, blitzenden Knöpfen. Rote, runde Kreise auf den Wangen, lange, scharfe Linien die das Gesicht verließen und umrannten rissen aus den Augen heraus. Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt, wenn man hineinsieht. Die Schachtmenschen wussten das.

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