Re: Das Beste der Besten Vol. II – Die Ergebnisse

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Hier dann die Bewertungen zu Hatis Sampler. Yay! 🙂
Los geht’s mit

Angizia

Angizia kommen, laut dem allwissenden last.fm, aus Österreich und wurden gegründet von einem Hörspielkomponisten. Irgendwie ungewöhnlich, macht aber auf jeden Fall Lust auf mehr! 🙂

Los geht’s mit dem kurzen Intro Himmel Und Hölle. Eine Minute lang dissonante Klaviertöne und dramatischer Flüstergesang, insgesamt sehr minimalistisch und stimmungsvoll, auch wenn ich irgendwie noch keine Ahnung hab, wohin die Reise gehen soll. (Keine Bewertung)
Es stellt sich heraus, dass die Reise gleich ins nächste Stück, namentlich Weh und Wunde mich ergötzt, geht. Man beachte die Alliteration. Es wird eingeleitet von dezentem Frauengesang im Hintergrund, Streichern und irgendwie etwas arg extrovertiert wirkendem Gesang. Von da aus geht es in einen Teil, der zunehmend nach… Ich weiß nicht… Einem Tim Burton Papierwald erinnert. Klingt wie eine abgedrehtere Variante von Dornenreich. Aus der für mich noch etwas unzugänglich wirkenden Atmosphäre kommt kurz ein hübsches Klavierthema und dann: Black Metal. Der Song wechselt von da aus ziemlich hektisch von Part zu Part und von Stimmung zu Stimmung, ohne dabei aber irgendwie was wirklich (Alliteration!) zu konkretisieren. Darüber thront ein Sänger, der das mit dem dramatischen Vortrag fast schon etwas zu ernst nimmt.
Das Stück ist seine ganze Länge über natürlich abwechslungsreich instrumentiert, es wechseln sich immer wieder mal härtere Passagen ab mit Momenten, die minimalistisch untermalt dem Text Freiraum zum Entfalten geben. Mit Sicherheit war die Intention des Komponisten, das Stück dadurch dramatisch und bildhaft wirken zu lassen, aber schlussendlich lässt mich sowas dann eher ratlos zurück. Da waren irgendwo mal kurz ein paar nette Momente drin, aber die meiste Zeit verbrachte ich damit, den Gesang irgendwie zu überdreht und stimmungstötend zu empfinden. Ist aber sicher wohl auch Geschmackssache. Ganz bestimmt… (3/10)
Anastasia Spennocchi 1920
ist das nächste Stück. Es beginnt eben wieder mit diesem völlig übertrieben ausdrucksvollem Gesang und dann: Nebst Klaviergeklimper und Rockrhythmen steht Frauengesang. Nur blöd, dass die Sängerin sich weder treffsicher durchs Notenblatt bewegt, noch dass sie ein Gefühl für gelungenen eingesetzte Zweitstimmen hat. Also ernsthaft, das passt manchmal vorne und hinten nicht mehr, mir entgleisen da teilweise die Gesichtszüge. Das wechselt sich dann wieder ab mit rockigen Passagen und dem Gekeife des Sängers. Stellenweise erinnert mich das an eine Hommage an alte Haggard, nur weniger stringent aufgebaut. Wie schon beim vorigen Stück gibt es hin und wieder mal ein paar Passagen, die hörbar sind (zB eine schöne Voilinenmelodie bei 2:10), aber die werden gleich wieder von irgendwas abgelöst, was den Effekt wieder zerstört. Ich möchte explizit auf den Einsatz der Sängerin ab 2:30 hinweisen, das meint die doch nicht ernst, oder? Ich denke mal, dass der Wechsel zwischen männlichem und weiblichen Gesang so eine Art Dialog darstellen soll, aber dieser Frauengesang passt einfach so garnicht, das tut einfach nur weh, Ausdruck hin oder her. Nee, sorry, aber da komm ich echt nicht drauf klar. Das waren echt lange 6 Minuten. (2/10)
Das Maß ist voll, allerdings. Passenderweise beginnt auf diese Weise der letzte Song, Maß für Maß. Es geht in ähnlicher Manier weiter wie vorher, wobei hier ein ziemlich cool eingesetzter Slap-Bass während der Strophe als positiv zu vermerken ist. Auch die folgende Akustikgitarrenpassage ist ziemlich gelungen, ich glaube, wenn ich mir angewöhnen würde, über den Gesang hinwegzuhören, könnte ich da sogar eher Gefallen daran finden. Hier entsteht stellenweise auch tatsählich sowas wie eine Atmosphäre, wobei mir das alles prinzipiell immer noch zusehr nach „Boo, The Haunted House“ klingt. Aber zumindest war Maß für Maß noch das hörbarste der drei Stücke. (4/10)

Fazit: Also, irgendwie… Nee, das war nichts. Zwar waren ja stellenweise echt nette Ansätze dabei, aber leider ist lediglich im negativen Sinne etwas hängengeblieben. Mit diesen Klimpermelodien, unstringentem Songaufbau und vor allem mit dieser Art von Gesang (und ich kann mir Silencer anhören!) kann man mich leider nicht begeistern.

(3+2+4)/3 = 3/10

Sigh

Ha, die kenn ich! ^^ Sigh kommen aus Japan und spielen eine ganz eigene Interpretation von… öhm… sowas wie Black metal, aber eigentlich auch wieder nicht.Avant-Gardistisch und bekloppt, so hatte ich die Band zumindest in Erinnerung.:haha:

Der erste Song ist Scarlet Dream, der beim Intro gleich mal irgendein chromatisches „Hui-Boo, das Schreckgespennst“ Gitarrenriff mit diskotauglischen Keyboard und groovigen Arschloch-Schlagzeug verbindet. Dann gibt’s eine Strophe, in der BM-typisches Gekeifze mit Untertongesang und irgendwie orientalischen klingenden Gitarren kombiniert. Dazu gibt es eine fast schon undefinierbare Melange aus Soundeffekten vom Keyboard. Klingt überladen, ist es auch. Wobei das nicht auf die Struktur des Songs zu beziehen ist, die bleibt eigentlich durchgehend nachvollziehbar und dadurch auch wirkungsvoll und es gibt immer wieder mal ein paar coole Überraschungen wie ein fetziges 80er-Metalsolo, aber die einzelnen Parts selber sind so vollgestopft mit Details, dass man erstmal nicht weiß, wo man hinhören soll. Frauengesang im Refrain, hier und da mal zusaätzliche Percussions, bei 3:40 aus irgendeinem Grund ein Raggae-Part (Ich weiß, eigentlich sind es nur Synkopen, aber das reicht mir für die Assoziation ^^) und über alles natürlich Soundeffekte, Soundeffekte und noch mehr Soundeffekte. Prinzipiell cool gemacht und auch coole Ideen, aber ich denke, manchmal ist weniger mehr. Vielleicht werde ich auch einfach nur zu alt für sowas ^^ (6/10)
Witzigerweise hat Diabloic Suicide nach einem „planlos durchs Radio zapp“-Intro wieder ein „Hui-Boo, das Schlossgespenst“-Riff. Ich habe langsam das Gefühl, dass Hati da eine Vorliebe für hat. Das Geschehen hier wirkt erstmal aufgeräumter und hat vor allem in Sachen Gitarren einige coole, old-schoolige Ansätze. Hier wird tatsächlich mit vielen coolen Riffs-Ideen aufgewarten, auch der Refrain kann dabei einiges (Auch wenn kilometerdicke Keyboard-Soundwände, Geräusche von vorbeifahrenden Zügen und Frauenchorale – alles im Hintergrund ablaufend vielleicht wieder etwas viel des guten sind). Aber hier werden viele gute Ideen verwertet, es gibt darüber hinaus noch Doom-Parts, kompetent ausgeführte Akustik-Gitarren-Parts und einen insgesamt progiggeren Ablauf als beim Vorgänger, was die Reise durch diese stellenweise durchaus auch mal verstörend ausfallenden Soundcollagen (Suicide, Suicide, Suicide, Suicide, Suicide, Suicide…) immer interessant bleiben lässt. Gestehen muss ich allerdings, dass mich das Outro des Songs dann doch wieder etwas verwirrt hat: Nach einer Piano-Noise-Kollage kommt auf einmal irgendwas, was ziemlich nach Oktoberfest klingt. Auch in Japan hat man Humor. (7/10)
Dafür passt der Übergang in Equale: I) Prelude II) Fugato III) Coda vom Oktoberfest aus wunderbar. Musikalisch eine ganz andere Baustelle: 70er Metal könnte man sowas nennen. Blue Oyster Cult treffen auf Iron Maiden treffen auf Led Zeppelin (Die Strophe klingt sowas nach dem Ende von Stairway To Heaven! ^^). Und irgendwie passt das alles gut zusammen, auch mit dem Krächz-gesang. Dann wartet der Refrain wieder mit einem ziemlich coolen Klavierthema auf (Beim 3. Mal sogar mit ziemlich geiler Keyboard-Meldoie dazu). Im Gegensatz zu den anderen Stücken schaffen es Sigh dabei auch, mal nicht wie ein hyperaktives Kind bei 2 Litern Cola vorm Pokemon-Marathon zu wirken, sondern schaffen es tatsächlich, jedes musikalische Element in ein stimmungsvolles und vor allem funktionierendes Gesamtbild einzufügen, und das obwohl immer noch üver all viel passiert, wo nur viel passieren kann. Über den Song hinweg wird das ganze musikalische Gebilde zunehmend düsterer, es geht von den 70s langsam in neoklassisch anmutende Gefilde und bei ca 6:00 findet man sich in eienr bedrohlichen Landschaft aus Orgelsounds, verfemdeten Klavierklängen und allerlei undefinierbarem wieder. Durch die Kopfhörer wandern die Sounds hin und her und man ist dem Song an dieser Stelle tatsächlich komplett ausgeliefert, während nach und nach ein Element nach dem anderen hinzugefügt wird. Leider endet der Song an dieser Stelle, als sich die Spannung zu einem Hochpunkt gesteigert hat mit den Worten „I’m sorry, but I have to go“ und da kann ich es Sigh irgendwie nicht verzeihen, dass sie den Faden jetzt nicht mehr weitergesponnen haben. Schade eigentlich, bis jetzt der beste Song… Aber da hätte man ruhig mehr als 8 Minuten draus machen können. (8/10)

Fazit: Nachdem Sigh mich, vor allem nach den ersten Hördurchgängen, vorerst noch ratlos zurückgelassen haben, wurde der Eindruck nach und nach positiver. Leider muss ich, vor allem beim ersten Song noch feststellen, dass mir vieles einfach zu überladen klingt. Aber vor allem mit dem letztem Stück ihres Samplerbeitrages haben sie mich nochmal überzeugt (auch wenn ich ihnen den plötzlichen Abbruch des Songs echt übel nehmen muss ^^)

(6+7+8)/3 = 7/10

Coil

Zugegebenermaßen bin ich schon ein paarmal über den Bandnamen Coil gestolpert, habe mich aber mit ihrer Musik bis zum Erhalt des Samplers noch garnicht auseinandergesetzt. Rückblickend finde ich es auch schön, dass sich das durch den Sampler geändert hat.
last.fm teilte mir mit zu Beginn meiner Re3cherche mit, dass es sich bei Coil um ein Avant-Garde/Neofolk/Ambient-Projekt handelt. Interessant genug schonmal. Und ab dafür:

Dark River ist der erste Song der Auswahl. Einleitend führt ein irgendwie metallisch klingender Synthesizersound in verträumte und intensive Ambient-Klangwelten. Es kommen recht früh im Song (zumindest für Ambient-Verhältnisse) weitere Klangflächen, dezente Perkussion und verhallte Gitarrenklänge hinzu. Es passiert also noch verhältnismäßig viel, wir sind also noch nicht im völligen Forever-Alone Darkambient. Es ist auch garnicht so einfach, zu beschreiben was hier passiert, da solche Musik vorrangig von ihrer Atmosphäre und nicht von kompositorisch erzeugten Spannungsbögen lebt, sondern von einzelnen Soundkomponenten, die nach und nach hinzugeschaltet und sukzessiv verändert werden. Dadurch entführen Coil in eine zwar düstere, aber keineswegs bedrohliche Welt. Man fühlt sich, als würde man nachts auf einer Waldlichtung um ein Feuer sitzen und in den Sternhimmel blicken, während man langsam in einer andere Welt transzendiert. Ich unterstelle an dieser Stelle, dass das auch das Ziel war, und dies wurde um ein vielfaches gelungener erreicht, als ich es gerade mit meinem stümperhaften Ausflug in die Amateurpoetik versucht habe zu umschreiben. So etwas überlassen wir lieber Nik. 🙂 (9/10)
Solche Titel wie Red Birds Will Fly Out Of The East And Destroy Paris In A Night schaffen es jedes Mal, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. ^^ Der Aufbau des Songs funktioniert nach einer ähnlich Formel wie die des Vorgängers: stetige dezente Veränderung tragender Klangelemente, während immer wieder neue Aspekte dem Klang hinzugefügt werden. Hier ist die Ausführung allerdings eine grundsätzlich Andere: zum Einen ist der Song fast doppelt so lang (12:40), zum anderen minimalistischer arrangiert. Andererseits lebt der Song von einem recht einfachen und lebhaften (und ziemlich coolen) Synthesizerthema, das aber gefühlt alle Frequenz- und Effektschleifen durchläuft, die so ein Gerät zu bieten hat. Somit wird das Thema immer wieder verändert und entfremdet, so dass es dabei stetig transzendiert. Ein fast schon philosophischer Ansatz. ^^ Man erwartet fast schon, dass jeden Moment ein Stampfbeat dazukommt, aber stattdessen kommen und gehen immer wieder verschiedene Soundeffekte und Klangflächen, die den Sound eine Weile bereichern und danach wieder alleine durch den Raum wabern lassen, wobei im Laufe des Stücks immer wieder alte Bekannte wieder auftauchen. Gegen Ende bewegt sich der Song dann immer mehr auf eine Noise-Wand zu und das Stück wird riiichtig verspult bis verstörend/verwirrend, bis das Haupt-Thema urplötzlich wieder ganz alleine dasteht und leise wieder dahin verschwindet, wo es herkam. Toll! (9/10)
Amber Rain verfolgt da schon einen anderen Ansatz. Nicht nur ist es mit etwas mehr als 5 Minuten der kürzeste Song, sondern enthält auch Gesang. Diese Kombination aus monotoner Synthesizer Melodie, verhaltener Gitarre und melancholischem Gesang erinnern mich im Ansatz an düsterere Natural Snow Buildings, auch wenn die – so wie ich das bis jetzt raushören konnte – typischen Coil-Merkmale weiterhin erhalten bleiben. Ui, bei 2:30 kommt ein – ich glaube, es ist ein – Saxophon hinzu, das sich mit seinem ungewöhnlich warmen Sound super in das Ambient-Dickicht einfügen kann. Im Vergleich zu den anderen beiden Songs ist das hier definitiv der straighteste, auch wenn er natürlich weit davon entfernt ist, irgendwie noch normal zu wirken. (8/10)

Fazit: Doch, Coil haben mir gut gefallen. Ambient ist sowieso so ein Genre, für das man mich begeistern kann, auch wenn es immer etwas schwerer ist, darüber zu schreiben und es sowieso keine Musik ist, die man grundsätzlich in jedem Moment hören kann. Wirklich aussetzen kann ich auch nichts, also: Toll! 🙂

(9+9+8)/3 = 8,666usw = 9/10

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dentarthurdentP zur Vier zum Z zur Eins Trink ein Bier aber nicht meins F zur Eins zum S zur Sieben den P4z1f1s7 den musst du lieben!