Re: Das Beste der Besten Vol. II – Die Ergebnisse

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Das Beste der Besten Vol. 2 – Writhe´s Sampler

Mir wurde die besondere Ehre zuteil, mich mit Writhe´s Sampler befassen zu dürfen. Das mir einige Bands schon bekannt sind und ich diese Art von Rock und Metal, die Writhe als für sich prägend erachtet, sehr zusagt, bringt schon mal eine gute Ausgangssituation mit sich. Writhe hat seinen Sampler in klassischen Dreierblöcken (1 Interpret- 3 Songs), bestehend aus A Silver Mt. Zion, Sólstafir, Tragedy, Urfaust und Kyuss eingeteilt, aber um die Spannung aufrecht zu erhalten, werde ich pro Band erstmal je einen Song bewerten, da sich das auch vom Aufbau des Tapes durchaus anbietet.

A Silver Mt. Zion – Blown-Out Joy From Heaven´s Mercied Hole

Diese Band verbinde ich irgendwie mit der Band Godspeed You! Black Emperor. Da müssten auch ein paar Mitglieder bei A Silver Mt. Zion mit dabei sein, wenn ich mich nicht täusche.
Der Aufbau mit den eher gezupften Cello, den sich aufbäumenden Streichern, den hellen, klaren Piano, trägt eine gewisse Wehmut mit sich, welche sich für verregnete Herbsttage optimal eignet. Das Ganze hält durch das Hinzukommen akustischer Instrumente, schneebesenähnlichen Schlagzeug und verschiedener Pianovariationen die Spannung aufrecht. Nach und nach wird die Dramatik des Tracks allmählich erhöht. Das Pianoschläge verhärten sich, die Streicher treten lauter und etwas dissonanter in den Vordergrund. Förmlich kann man in dieser Melancholie versinken. Der Song gibt einen das Gefühl, aus den Fenster zu schauen und den Regen beobachten zu wollen. Kann man eventuell auch nur dann hören, wenn man sich schon sehr schwermütig fühlt. Aber gerade dadurch macht der Song einen sehr gelungenen Eindruck auf mich.

Sólstafir – The Underworld Song

Diese Band ist mir schon bekannt, gerade durch ihr letztes Album „Svartir Sandar“, das ich sehr schön finde. Dies ist sicherlich ein älterer Track, schon alleine wegen der schnelleren Ausrichtung.
Der Song drängt durchaus präzise nach vorne. Und gerade der Gesang droht sich bald vor Verzweiflung zu überschlagen. Nur finde ich, hätte man den Song durchaus sinnvoller zu Ende bringen können. Er bricht dann doch sehr abrupt ab, wo man noch eine gewisse Verdichtung der Intensität erwartet hätte. Das machen die restlichen Songs dann doch weitaus besser.

Tragedy – Eyes Of Madness

Diese Band ist mir völlig unbekannt gewesen.
Der Song beginnt schon mal mit einer fetten Sirene, galoppiert vor sich hin und setzt schöne Gitarrenakzente. Der Gesang kommt vergleichsweise heiser und räudig daher. Das Ganze geht natürlich schön nach vorne, sodass ich zwar nicht von sehr hohen Anspruch reden kann, aber für den kurzweiligen Nackenbrecher funktioniert das sehr gut. Ab der Mitte wird die Sache dann mit einen schönen Doom-Part garniert, bevor der Song so endet, wie er begonnen hat. Es pustet mich, wie die Sirene es nun versprochen hat, dann doch nicht so um, aber schlecht heißt auch anders.

Urfaust – Ein leeres Zauberspiel

Von dieser Holländertruppe kenn ich auch bisher nur ein paar neuere Tracks. Hier erwartet mich also Black-Metal, der wohl eher Bezüge in die Literatur und Philosophie herstellen will. Scheint ein interessanter Ansatz zu sein. Vom Sound ist das sehr verwaschen, prescht ganz schön nach vorne, aber der chorähnliche, tiefe Männergesang lässt mich eher an den Mephisto höchstpersönlich denken. Auf jeden Fall verspüre ich bei diesen Song irgendwie den Drang, ein klassisches Werk Goethe´s in die Hände nehmen zu wollen. Da passt das hier als musikalische Untermalung sehr gut sogar.

Kyuss – 50 Million Years Trip (Downside Up)

Klar kennt man Kyuss, fand die immer top, hab´s aber bisher noch nicht auf die Reihe bekommen, mich mit ihnen genauer zu beschäftigen. Das wird sich aber in naher Zukunft sicherlich ändern.
Der vorliegende Song klingt schon mal nach Staub, Wüste und Sand. Da möchte man sich lässig in ein Cabriolet aus den 60ern amerikanischer Bauart zurücklehnen, den Highway runterdüsen und die Freiheit genießen. Nach relativ flotten Beginn wird das Ganze auch sehr gemächlich. Instrumental ist das alles unfassbar gut dargeboten. Der Staub in der Stimme, die coolen, verspielten Gitarrentöne, das präzise Schlagzeug und der fette Bass. Das klingt alles, wie in Stein gemeißelt, als wenn die 10000 Jahre nichts anderes gespielt hätten. Genial zeitlos. So ein typischer Song, der für mich die volle Punktzahl verdient.

A Silver Mt. Zion – Sisters! Brothers! Small Boats Of Fire Are Falling From The Sky

Wie auch der vorhergehende Song dieses Projektes ist dieser hier wieder akustisch angelegt.
Der Song wird durch ambiente Sounds eingeleitet und gleitet sanft in das traurige Streicherspiel über. Danach setzt das schöne Klavierspiel ein und die Violinen treten stärker in den Vordergrund. Es baut sich eine elegische, nicht hoffnungslose Atmosphäre auf, die kontinuierlich an Dynamik zunimmt. Der Song wird dann im Verlauf auch nicht mehr groß weiter verändert, er wird durch die ambiente Elektronik im Hintergrund nur noch weiter verstärkt. Auch hier kann man richtig versinken. Eine unfassbar beruhigende, schöne Musik ist das.

Sólstafir – Ei Vid Munum Idrast

Ist auf jeden Fall atmosphärischer angelegt, als der erste Song.
Der Einstieg ist recht stürmisch. Danach setzen aber schöne postrockige Gitarrenkontraste ein, lösen sich allmählich wieder auf, gefolgt von passenden, aggressiveren Passagen, die auch das ein oder andere Solo parat haben. Die postrockigen Gitarrenkontraste kehren danach langsam wieder zurück und lassen sich auch deutlich mehr Zeit. Das Tempo der Akkorde wird kontinuierlich erhöht, danach weicht die Gitarre sanften Pianotönen. Am Ende taucht das postrockige Gitarrenspiel wieder auf, die Pianoschläge werden härter, um in einen interessanten Finale zu münden. Gefällt mir sehr gut vom Aufbau.
Gerade das die Songs das klassische Aufbauschema oftmals verlassen, macht die Band so außergewöhnlich. Die sehr langen, ausgedehnten Gitarrenpassagen entwickeln dabei oftmals einen Mahlstrom, den man sich schwer entziehen kann. Großartig.

Tragedy – Beginning Of The End

Geht lustig und munter gleich Richtung Moshpit, verlässt diesen auch nicht. Die gelegentlichen Gitarrenkontraste lockern das Geschehen etwas auf, in der Mitte holt das Ganze etwas Luft, nur um dann wieder zum moshen zu animieren. Im Grunde verändert sich hier nicht viel. Muss es auch nicht, denn das Ganze ist durchaus partykompatibel und macht ziemliche Laune.

Urfaust – Der Gottesverächter

Anders als der vorhergehende Song dieser Kapelle ertönt der Song hier eher durchgängig schleppend. Der Sound ist verwaschen, die Gitarren wirken eher matschig und der Klargesang wird durch undefinierbares Gekeife manchmal aufgelockert. Trotzdem entwickelt der Song eine vordergründig spirituelle Atmosphäre, die auf mich sehr anziehend wirkt. Gefällt mir durchaus.

Kyuss – Freedom Run

Auch wieder so ein Grower-Song, den man unbedingt ein mal in seinen Leben gehört haben sollte.
Beginnt mit verhallten Gitarren- und Stimmenrauschen, bis der coole Bass den Song so richtig einleitet und in Fahrt bringt. Und das scheint hier eine richtig fette Wüstenrally zu sein. Danach ertönen erstmal coole Gitarrenakkorde. Das Schlagzeug schlägt sich präzise durch den Staub und der Sänger fegt wie heißer Wüstensand erstmal so ziemlich alles weg. Bisher ist das noch sehr gemächlich. Ein paar Gniedelsolos setzen danach ein, als wäre es sowieso das Selbstverständlichste der Welt. Das Tempo wird danach etwas rasanter, nur um dann wieder gemächlicher zu werden, damit der Sänger da anfangen kann, wo er aufgehört hat.
Was soll ich sagen. Das vermittelt halt das Gefühl von unbegrenzter Weite und bedingungsloser Freiheit. Und es gibt kaum eine Band, die das so selbstverständlich umsetzen kann, wie Kyuss.

A Silver Mt. Zion- Could´ve Moved Mountains

Und wieder ein sehr ruhiger, atmosphärischer Song dieses Projektes.
Aus der Tiefe scheinen dunkle Gitarrenakkorde emporzusteigen, bis leiser, fast flüsternder Gesang einsetzt, der eher bedächtig wirkt. Die Akkorde erinnern zeitweise an einen verstaubten, düsteren Westernfilm, zumindestens beschwören sie diese Assoziation bei mir herauf. Der Gesang wird im Verlaufe etwas hymnischer, bis lange, traurige Streicherakkorde eintreten, die Gitarre etwas anzieht und die Spannung sich bin ins Unermessliche steigert. Könnte glatt auch so auf einen GYBE!-Album sein, nur das es hier ein wenig filigraner dargeboten wird. Dazu passt auch eine leiernde Orgel, die das melodramatische Feeling nur weiter verstärkt. Am Ende gibt es verrauschte Samples, Schlagwerk, wie ein trauriger Treibzug durch die Steppe.
Der Song beschwört einige schöne Bilder herauf. Die Atmosphäre ist durchgehend sehr packend. Wunderbar!

Sólstafir – I Viking

Das hier ist sicherlich der epischste Song dieser Band auf dem Tape.
Er wird durch spookige Keyboardsounds, dunkle Klaviertupfer und tiefe Gitarrenakkorde eingeleitet, gewinnt durch das treibende Schlagzeug langsam an Dynamik und baut erstmal einen schönen Spannungsbogen auf. Samples setzen ein, der Song wird in Zusammenspiel mit epischen Gitarrenwänden weiter vorangetrieben. Im Verlauf verzichtet man auf Gesang und baut dagegen auf eingestreute Sprachsamples, was unter Hinzunahme von schnellen Blastbeats eine sehr nordische Atmosphäre aufbaut. Auch werden ruhige Elemente ab und an eingestreut, ohne das nach vorne Treibende aus den Augen zu verlieren.
Schon eher klassischer Viking-Metal, der aber durchaus in den Bann zu ziehen weiß.

Tragedy – Conflicting Ideas

Auch bei diesen Song braucht man keine großen Überraschungen erwarten.
Geht trommelnd-rhythmisch nach vorne, als wenn die Band in den Krieg ziehen würde, gegen wen auch immer. Auf jeden Fall klingt der Song sehr angepisst. In der Mitte wird der Song vom Gitarrenspiel her etwas melodischer und hält sich dann im Midtempo. Das ist durchaus treibend und auch anziehend.
Zum Nebenbeihören finde ich das Dargebotene gar nicht mal übel, aber auf Platte würde ich gerne etwas mehr geboten bekommen, etwas mehr Frische oder etwas mehr Abwechslung, damit ich einen Kaufgrund in Erwähnung ziehen würde.

Urfaust – Vom Gesicht und Rätsel

Auch wie bei den vorhergehenden Songs sollte man sich stellenweise an den sehr dünnen Sound gewöhnen.
Die Gitarren klingen auch hier sehr schwammig, das Schlagzeug recht statisch, was aber, wie ich finde, durchaus seinen Charme besitzt. Der Song an sich ist durchgängig im mittleren Tempo gehalten. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den völlig manischen, entfessselten Gesang, der einer Prozession oder einer Beschwörung gleicht. Das orientalisch anmutende Trötenspiel baut dazu eine fast schamanisch anmutende Atmosphäre auf.
Recht seltsamer, aber lohnenswerter Song.

Kyuss – Supa Scoopa And Mighty Scoop

Recht lustiger Name für einen Song.
Fängt mit ein paar dahingezupften Akkorden recht locker an, lässiger Gesang, tiefes Gitarren- und Bassspiel gesellen sich dazu und erzeugen auch hier wieder eine staubige Atmosphäre. Nach und nach wird der Song rhythmischer und dynamischer. Der relativ hohe Gesang und die tiefen, doomigen Riffs, die im Anschluss einsetzen, lassen oft an Black Sabbath denken, auch vom Feeling hätte der Song ganz gut Anfang der 70er reinpassen können.
Sehr cool wieder mal. Die Band kann einfach im Grunde nichts falsch machen, gerade wenn man sein Handwerk so grundsolide und arschlässig beherrscht. Schade, das Kyuss nur für sehr kurze Zeit existierte und nur 4 Alben hinterlassen hat.

Fazit:

Da alle Bands ungefähr meinen geschmacklichen Präferenzen entsprechen, war es, zugunsten von Writhe, sehr schwer gewesen, Kritikpunkte zu finden. Aber das Material hat ja auch durchaus seine Qualitäten und mit A Silver Mt. Zion, Kyuss und Sólstafir werd ich sicherlich über den Austausch hinaus noch meine Freude haben. Urfaust ist recht seltsam, behalte ich aber im Auge und Tragedy könnten für meinen Geschmack noch etwas frischer daherkommen. Es war somit ein Austausch, der sich von meiner Seite aus richtig gelohnt hat. 🙂

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