Re: Gitarre lackieren?

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#1011217  | PERMALINK

beautyburst

Registriert seit: 08.10.2007

Beiträge: 2

bin neu in diesem forum – sozusagen durch zufall hier drüber gestolpert und gesehen, dass sich hier auch viel über gitarrenbau und lackierungen unterhalten wird. um als neuling mich gleich weit aus dem fenster zu lehnen, hier ein paar anmerkungen meinerseits zu diesem thema…;-)

ich habe hier in diesem thread gelesen, dass es die behauptung gibt, dass der „falsche“ lack den sound einer e-gitarre beeinflusst, ja sogar zerstört.
bei dieser behauptung muss man folgende physikalische begebenheiten berücksichtigen:
ausschlaggebend für den klang einer e-gitarre ist eigentlich zu 90% der hals, denn der ist dünn und lang und schwingt beim anschlagen der seite mit. dabei gilt: je steifer und härter der hals – desto besser.
Warum? eine saite, wenn sie angeschlagen wird, fängt an zu schwingen. die dauer der schwingung hängt davon ab, wie steif die saitenbefestigung ist, über welche die saite in ihrer vollen länge (Sattel bis Steg)schwingen kann. Um so weicher und flexibler das material, z.B. des Halses, um so schneller wird die saite gedämpft. (weniger Sustain) Maßgeblich ist die biegefestigkeit des verwendeten holzes. das alles bedeutet jetzt in keinem fall, dass eine gitarre aus weichem holz, z.B.Mahagoni, „schlecht“ klingt, aber im gegensatz zu einer gitarre mit einem guten Hardrock Mapel Hals (Ahorn), wird diese weniger Sustain aufweisen. Der korpus nimmt keinen negativen einfluss auf den klang. weniger noch, als in der theorie möglich. das liegt im allgemeinen daran, dass die biegefestigkeit von holz in der dicke um die potenz drei zunimmt. jetzt kann man sich ausrechnen, wie steif ein korpus im gegensatz zu einem hals gleicher holzsorte ist. da muss man schon balsaholz oder presspappe verwenden um wenigstens in der theorie eine schlechte akustische eigenschaft zu erzielen.

das wars im gaaaanz groben zu den akustischen eigenschaften einer e-gitarre. Jetzt kommt der lack und ein jeder aufmerksamer leser wird jetzt schon in der theorie bemerken, dass der lack einer e-gitarre überhaupt keinen einfluss auf den klang haben kann. denn warum sollte der lack die akustik einer e-gitarre verändern? die allgemeine meinung darüber herscht wohl, dass diese noch aus zeiten kommt, in der es ausschließlich akustische instrumente gab. bei akustik gitarren mit einem resonanzkörper ist das holz nur wenige millimeter dick und hier hat jetzt der lack einen äußerst großen einfluss auf den sound und das schwingungsverhalten. der lack dringt tief in die holzporen ein, durchdringt ihn bei dünnen decken einer akustischen gitarre sogar. um so härter also der lack, umso höher die biegefestigkeit des holzes und dieses kann somit besser schwingen. schauen wir uns das jetzt bei der e-gitarre an. der lack dringt zwar in die holzporen ein, aber lange nicht so tief wie bei einer akustik-git um einen „hörbaren“ klanglichen unterschied zu bringen.

für mich ist die ganze diskussion über lacke und hölzer in vielen bereichen großer hokuspokus. ich höre oft die meinung, dass alte gitarren (Gibson Les Paul, Fender Start) nur gut klingen, weil sie „damals“ noch den guten nitro-lack verwendet haben. und natürlich nicht zu vergessen, die tonabnehmer, welche ja auch nur damals gut und amtlich waren, aber das ist ein anderes thema über das ich jetzt auch phylosophieren könnte bis der arzt kommt…..
tatsache ist und das darf man bei den guten alten schätzen natürlich nicht außer acht lassen, dass das holz schon sehr alt und vorallem über die jahre richtig eingeschwungen ist. natürlich nur, wenn das instrument auch gespielt wurde. ebenso gibt es aber auch unter den guten alten vintage teilen auch nicht sonderlich gut klingende instrumente.

der lack für eine e-gitarre ist also fast egal. es ist darauf zu achten, dass er die gitarre gut vor äußeren einflüssen wie handschweiß, feuchtigkeit und stoß/kratz-festigkeit schützt. ein 2 komp. pu lack ist eigentlich optimal. er ist elastisch genug um nicht im alter zu reißen, lässt sich gut schleifen und pollieren und ist lösemitelresistent.
allerdings lackiere ich am liebsten mit nitro lack. ich stehe auf den alterungsprozess und das vergilben…. 😉

Nitrolack bekommt man eigentlich recht einfach übers internet. einfach mal googlen.

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