Re: Heidentum

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Panic drives human herds

Registriert seit: 25.04.2006

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NebelkraeheJetzt muss ich doch mal meinen Senf dazugeben.

Ich bin ja nun doch tatsächlich einer, der mehr unter Heidentum versteht als „Odin“ brüllen und Met saufen. Ich betreibe Reenactment, z.B. mache ich mir meinen Met selbst und auch meinen Schmuck. Ich lerne, wie ich aus den heimischen Pflanzen Medizin herstellen kann und sammle Informationen über meine Heimat und ihre Tierwelt.

Mein Glauben nennt sich „Þéodisc Geléafa“ und bedeutet so viel wie „Glaube an den Stamm“. Beim Theodismus glaubt man an die Seele seiner Sippe, die Fylgia, die wie ein Schutzgeist allgegenwärtig ist.
Dass es so einen Glauben wirklich gab, ist wissenschaftlich bewiesen.

Der Begriff „Germanien“ wurde von den Römern aufgebracht, die damit alle rechtsrheinischen Gebiete definierten.
Unter den Germanen selbst gab es nur die Stämme (vergleicht die keltischen „Clans“). Wir sprechen hier also von einer tribalistischen Gesellschaftsordnung. Es gab nie ein geeintes Germanenreich, das ist Nazihumbug. Die Stämme verband nur der Glaube, die Sprache und die Lebensart.

Der Götterkult gehörte sicherlich dazu, spielte aber nicht eine so große Rolle, wie stets angenommen wird.
Beim Theodismus besinnt man sich auf die Wurzeln seines Volkes… und die sind nicht selten länderübergreifend… deswegen hat das Denken in Nationen keinen Platz bei diesem Glauben, man denkt in Stämmen.
Deswegen bekomme ich bei NSBM-Lyrics wie „wir sind die Krieger Germaniens“ oder „Heil Teutonia“ das kalte Grauen… unsere Ahnen würden sich schlapp lachen bei solchen ungebildeten Kommentaren.
Denn was, wenn die eigenen Vorfahren z.B. aus Ghana kommen?
Sind die dann Untermenschen oder was? Bisschen dumm, wenn man seine eigenen Blutsverwandten abwertet, oder? Das kann beim Theodismus nicht passieren.

Was nun direkt Heidentum ist, ist subjektiv. Für mich bedeutet Heidentum = ich. Weitere Erklärungen werden überflüssig. Ein Heide ist mehr als ein Mensch, der Jesus als den Sohn Gottes leugnet. Das Heidentum unterscheidet sich für mich darin, dass der Glaubensinhalt „Familie / Sippe“ heißt, nicht „Gottesdienst“. Demzufolge kann es Heiden überall auf der Welt geben.

Edda… wurde übrigens von Christen verfasst, die die Erzählungen und Sprüche der „Heiden“ sammelten… deswegen ist die Edda kein Buch, wenn es um die Darstellung der Götter geht. Die Edda ist ein Geschichtenbuch und nicht mehr.

Besinnt euch auf eure Wurzeln, besinnt euch auf eure Vorfahren und eure Sippe, und lasst die Götter Götter sein… sie treiben nur ihr Spiel mit uns… Götter sind nur ein Dach.

Danke fürs Lesen. 😉

P.S.: Bitte, liebe „Odin“-brüller, denkt daran, dass Odin der Name des Allvaters in Skandinavien war… wir nannten ihn Wotan, Wodan oder Woden… und Thor ist Donar (Donnerstag = Donarstag).
Im Übrigen liegt allen Wochentagen ein germanischer Gott zugrunde.
Das meine ich mit „auf Wurzeln besinnen“. Brüllt nicht irgendwelches Zeug nach, sondern befasst euch mit der Geschichte und Kultur eures Landes und eures Volkes.

Das nenn ich mal wirklich nen interessanten Beitrag… Chapeau.

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