Re: Viking und Pagan Metal

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SirMetalhead
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hier also meine bescheidene Meinung zur Festung Nebelburg-CD (wie von Nattulv erbeten)

Was mir damals eigentlich als erstes aufgefallen ist, war dass Festung Nebelburg nicht sofort Assoziationen zu anderen Bands weckt. Das ist im Pagan Metal nämlich keine Selbstverständlichkeit mehr *gg* Als ich zum ersten mal „Erkenntnis“ gehört habe, nachdem ich es auf der Homepage runtergeladen habe, war ich ziemlich überrascht von Klang und Intensität dieses Stücks. Schade, dass es nicht mit aufs Album gekommen ist, aber das wird sicher seine Gründe haben. (Auch „Lebensabend“ und „Teutoburger Wald“ fand ich nicht übel)
Die einzige Band, an die ich bei den Akustikparts manchmal denken musste, war Carved In Stone – das nur der Vollständigkeit halber.
Auch am klares Gesang störe ich mich nicht, im Gegenteil. Er passt wunderbar zu den rockigen Parts und hat etwas unglaublich Frisches und Lebendiges. Es muss nicht immer ein Heiko Gerull sein (auch wenn der mittlerweile eine hammermäßige Stimme hat). Wo ich allerdings kurz schmunzeln musste, sind die Stellen, an denen etwas lang auf dem „R“ verharrt wird, nicht wirklich gerollt, aber es fiel mir damals schon bei „Lebensabend“ auf. Aber das ist nun wirklich kleinlich, ich wollte nur ein Feedback so ehrlich wie möglich geben.
Die Texte find ich großartig – sie bieten etwas Neues, lokale Themen find ich immer besser als die Standardtexte über Wahlalla, Thor und Ragnarök. Das hat schon bei Windir, Primordial oder Myrkgrav wunderbar geklappt, und Menhir und XIV Dark Centuries geben sich in dem Bereich mittlweile auch mehr Mühe. Das einzige, was vielleicht an den deutschen Texten hin und wieder zu bemängeln ist, ist die Textverteilung, die find ich manchmal etwas ungünstig. Soll heißen, andere Worte oder andere Satzstellungen hätten vielleicht besser reingepasst. Aber gerade solche Ecken und Kanten schaffen den Wiedererkennungswert – Stellen, an die man sich wieder erinnert, wenn man das Lied ein weiteres Mal hört. Ich hab mich nach ein paar Durchläufen schon gut zurecht gefunden, auch wenn ich das Album noch nicht ganz aufgenommen habe. Das gilt auch für die weiter oben (ich glaube von newjunki) angesprochenen „abgeschnittenen Stellen“. An solchen Punkten kann ich mich als Hörer orientieren, auch wenn sie anfangs vielleicht etwas merkwürdig klingen.

Die Musik ist für mich vor allem eins: ehrlich, eigenständig, überraschend und heimatlich. Und dadurch hebt sie sich schon von einigen Mitstreitern ab.

Um zu den Songs im einzelnen noch kurz ein paar Worte zu verlieren:

1. Gabreta Hyle: Ein super Opener, gefiel mir damals nicht so gut wie „Erkenntnis“, als ich die Songs runtergeladen habe, aber er wächst mit jedem Durchgang und gibt eine klare Marschrichtung vor. Mächtige Brücke (anfangs habe ich „bayerischer Wein“ verstanden *gg*) und ein noch viel mächtiger Refrain.

2. Der Eindringling: Kommt für mich ein wenig unspektakulär daher, auch wenn ich die Atmosphäre sehr beklemmend finde.

3. Die goldnen Fische vom Arbersee: Den Titel muss man einfach lieben. Denn er verspricht genau das, was ich oben erläutert habe – Eigenständigkeit in den Texten. Die Musik kommt der Qualität der Texte nach: Erst ein rockiger Beginn, danach eine sehr geile rasende Strophe, die von einem ziemlich mitreißendem Akustik-Part gefolgt wird, den die E-Gitarren wiederholen, der klare Gesang macht den Rest. Sowas find ich richtig gut! Hier passt meiner Meinung nach alles.

4. Werdung eines Helden: Eben dieses Akustigitarren erinnerten mich an „Das Lied“ von Carved In Stone, ich nehm jetzt mal an, dass das Zufall ist. Vielleicht ist der Text hier ein wenig kitschig, wie Wolfswinter meinte, aber ich find den Song trotzdem gut. Besonders die letzte Minute bietet nochmal etwas Neues im Lied und reißt mit.

5. Die wilde Jagd im Waldman: Ein toller Text zunächst einmal. Auch den plätzlichen Wechsel bei 1:30 („eine grausige Angst…“) find ich sehr gelungen. Sehr gutes Lied, wenn auch nicht überragend.

6. Die Sage von Burg Weissentein: Ich mag den rockigen Rhythmus am Anfrang und die Melodie im Gesang. Die unterschiedliche Untermalung der Drums macht in meinen Augen einiges her, fiel mir zumindest sofort auf. Allerdings wirkt das Lied leicht strukturlos, die vielen Teile verwirren mich ein wenig. Das ändert am Hörvergnügen aber nicht viel.

7. Herbstnebel: Die E-Gitarren ähneln denen vom Opener, hat mich anfangs verwirrt. Dieses Lied gefällt mir nicht so gut wie die anderen, kann aber nicht genau beschreiben wieso. Plätscherte irgendwie immer etwas vor sich hin, ohne dass ich aufhorchte.

8. When Autumn Turns Into Winter: Hab mich erst gewundert, dass ein Englischer Text dabei ist aber die Harmonika macht den Song zu einem schönen und beruhigenden Lied, ein wilkommener Gegenpol zu den schnelleren Vorgängern. Hier musste ich an die Band Wyrd denken, textlich und musikalisch.

9. Als die Pest ins Waldland kam: Der Titel verspricht Böses – und so klingt es besonders am Anfang auch. Sehr gute Gitarrenarbeit, hab den Text mit Interesse verfolgt, nette Geschichte.
„Der Tod kommt heute Nacht“ 🙂

10. Wintersonnenwende: Super Lied, ist vielleicht am Ende des Albums etwas unglücklich positioniert, wenn man sich schon „sattgehört“ hat. Aber wenn man nochmal aufmerksam zuhört, bekommt man einen ziemlich guten Schlusstrack, die Gitarren ließen mich des öfteren aufhorchen, ebenfalls die Chöre.

Die 4 schwarz/weiß-Bildchen im Booklet zu den Sagen find ich übrigens nett, mich würd interessieren, woher die kommen.

Und so reiht sich diese CD wunderbar in mein Regal ein zu den anderen Ein-Mann-Projekten wie Horn, Wyrd, Myrkgrav oder ZwenZ. Und da macht sie sich prima *gg*