Re: Jon Nödtveidt tot!

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jth

Registriert seit: 31.07.2006

Beiträge: 81

Roy Black Metal
Auf dem Sofa? Du meinst diese grauenhafte Ansammlang an Threats, die User mit zuviel Zeit und zuwenig realem Leben schon seit Äonen unterhalten? Diese threatgewordene Niveaulosigkeit? Die ich noch nie in meinem Leben besucht habe? den Forumslokus? Nein, darauf lass ich mich nicht ein! Stumme Mitleser: Leidet!

So schlecht wie sein Ruf ist das Sofa nun wahrhaftig nicht, bereichert es doch die Forenlandschaft immerhin mit großartigen Themen wie „True oder Untrue – die Wiederbelebung„, „Süße Mädels“ oder auch „Euer Lieblingskörperteil?„. Ich fürchte lediglich das fremde Körperteile von dieser erquickenden Umfrage ausgeschlossen sind, hätte doch Nattefrosts Harnleiter meine (und somit ohne Zweifel wichtigste) Stimme sicher.

Also, weiter im Text:

zunächst: Ich spielte wirklich auf die Titanic ab, die über das Dritte Reich Scherze im übermaß macht und dass auch noch ziemlich gut. Ich erinnere an das Titelblat „Tempo 100 auf deutschen Autobahnen-wenn das der Führer wüsste“. Oder die FDP-Aktion 2002. Titanic Redakteure verkleiden sich als FDP-Werbemänner und verteilen anti-jüdische Flyer (damals war gerade der Streit Möllemann – Friedmann. Den Möllemann so abrubt beendet hat). Wahlkampfmotto: „Judenfrei und Spass dabei!“ (exakt so stand das auf den Plakaten). der wirkliche FDP Vorstand der Stadt hat nichts besseres zu tun als sich dazu zu gesellen und begeistert zu skandieren, wie schön es sei, die Bundes-FDP vor ort zu haben.

Noch viel besser ist aber das Online-Satire-Magazin „zyn“. Hier wird aber definitiv die Grenze zwischen Satire/Sarkasmus und bitterem Zynismus überschritten. Allerdings auch mal die grenze des guten geschmacks. Momentan leider nicht online.

So der Freitod-Geschichte: Ein Grund findet sich immer. Wenn ein Mensch eine Entscheidung oder Handlung rechtfertigen will, fällt ihm meist etwas passendes dazu ein. Die Frage ist nur, ob ich diese rechtfertigung auch akzeptiere: Selbstmord ist immer eine Flucht vor dem Leben, und als überzeugter Egoist will ich persönlich aus dem Leben so viel rausholen, wie irgend möglich. das bezieht sich nicht nur auf blanke hedonistische Absichten (Obgleich hier an dieser Stelle der Marquis mal wieder gepriesen werden soll), sondern auch auf Wissen, Macht Erfahrung, etc. Der Selbstmörder verleugnet diese Möglichkeiten, er ist zu feige, sich weiter zu entwickeln. Das Argument, er sei eventuell abgeschlossen in seiner Entwicklung und habe deshalb enschieden zu gehen, zählt nicht, denn ich glaube nicht, dass ein Lernprozess jemals völlig abgeschlossen ist.

Was (landläufig definiert) geschmacklosen und tiefschwarzen Humor sowie Zynismus in all seinen herrlichen Formen angeht ist auch der Autor großer Anhänger des nach der Royal Oak am schönsten versenkten Schiffes der Geschichte.

Aber um eine gewisse Netzkultur zu bewahren und nicht weiter vom ursprünglich angedachten Thema abzuweichen, weiter im Text:

Das schöne am Freitod (ein mit bedacht gewählter Begriff) ist ja, das man sich letzten Endes keine Gedanken mehr darüber machen muss ob sich irgendwer darum schert oder nicht. Das mag zwar aus der einen Sicht heraus mit Feigheit und/oder Flucht gleichgesetzt zu werden, ich hingegen sehe es als eine gesunde Priese Apathie, die noch nie jemandem geschadet haben dürfte.
Um eine allseits beliebte Frauenbewegung zu zitieren: „Mein Bauch gehört mir“, und so verhält es sich auch mit dem Körper. Wenn ich (aus welchen Gründen auch immer sei dahingestellt) den Drang verspüre meine Hülle irreperabel zu beschädigen ist dies mein gutes Recht.
Um auch noch einmal die Argumentationslinie „Feigheit“ aufzugreifen, ich bin der festen Überzeugung das es im Falle eines durchdachten und geplanten Selbstmordes eine große Menge Selbstüberwindung kostet diese Pläne auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, umgeht man schliesslich den elementarsten Instinkt des Menschen.
Wann hingegen das eigene Leben „abgeschlossen“ ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn Herr Nödtveidt tatsächlich der Überzeugung war dass er das für ihn primäre Ziel seiner Existenz erreicht hat ist es im Rahmen seiner eigenen Freiheit selbige zu beenden. Ich respektiere das.
Ich will hingegen auch nicht abstreiten dass es durchaus Selbstmörder gibt, welche tatsächlich enorme Angst vor den Konsequenzen ihrer Handlungen haben und sich aus diesem Grunde das Leben nehmen. Mir kommen da z.B. phädophile Vergewaltiger in den Sinn, die offenbar mehr Angst davor haben in Haft öfters mal die Seife aufheben zu müssen oder lebendes Objekt diverser Repressalien seitens Mithäftlingen zu werden und so den (zweifelsohne) leichteren Weg wählen.
Dies sehe ich bei Jon nicht im geringsten gegeben, daher ist der Aspekt „Furcht vor Leben“ für mich nicht relevant.
Sofern man zu diesen ganzen Überlegungen noch den einfachsten, elementarsten Satz des MLO dazunimmt erscheint mir Jons Tat rational erdacht, bewusst umgesetzt und logisch. Ich glaube man sollte das einfach respektieren, auch wenn ich nachvollziehen kann dass einige Menschen den Freitod generell ablehnen.

Ich bitte mich jetzt zu entschuldigen, ich verspüre den Drang einigen meiner Marotten Tribut zu zollen.

--

Staatlich anerkanntes Zensuropfer.