Home › Foren › Maximum Metal › Metal, Menschen, Sensationen › Jon Nödtveidt tot! › Re: Jon Nödtveidt tot!
“
Das schöne am Freitod (ein mit bedacht gewählter Begriff) ist ja, das man sich letzten Endes keine Gedanken mehr darüber machen muss ob sich irgendwer darum schert oder nicht. Das mag zwar aus der einen Sicht heraus mit Feigheit und/oder Flucht gleichgesetzt zu werden, ich hingegen sehe es als eine gesunde Priese Apathie, die noch nie jemandem geschadet haben dürfte.
Um eine allseits beliebte Frauenbewegung zu zitieren: „Mein Bauch gehört mir“, und so verhält es sich auch mit dem Körper. Wenn ich (aus welchen Gründen auch immer sei dahingestellt) den Drang verspüre meine Hülle irreperabel zu beschädigen ist dies mein gutes Recht.
Um auch noch einmal die Argumentationslinie „Feigheit“ aufzugreifen, ich bin der festen Überzeugung das es im Falle eines durchdachten und geplanten Selbstmordes eine große Menge Selbstüberwindung kostet diese Pläne auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, umgeht man schliesslich den elementarsten Instinkt des Menschen.
Wann hingegen das eigene Leben „abgeschlossen“ ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn Herr Nödtveidt tatsächlich der Überzeugung war dass er das für ihn primäre Ziel seiner Existenz erreicht hat ist es im Rahmen seiner eigenen Freiheit selbige zu beenden. Ich respektiere das.
Ich will hingegen auch nicht abstreiten dass es durchaus Selbstmörder gibt, welche tatsächlich enorme Angst vor den Konsequenzen ihrer Handlungen haben und sich aus diesem Grunde das Leben nehmen. Mir kommen da z.B. phädophile Vergewaltiger in den Sinn, die offenbar mehr Angst davor haben in Haft öfters mal die Seife aufheben zu müssen oder lebendes Objekt diverser Repressalien seitens Mithäftlingen zu werden und so den (zweifelsohne) leichteren Weg wählen.
Dies sehe ich bei Jon nicht im geringsten gegeben, daher ist der Aspekt „Furcht vor Leben“ für mich nicht relevant.
Sofern man zu diesen ganzen Überlegungen noch den einfachsten, elementarsten Satz des MLO dazunimmt erscheint mir Jons Tat rational erdacht, bewusst umgesetzt und logisch. Ich glaube man sollte das einfach respektieren, auch wenn ich nachvollziehen kann dass einige Menschen den Freitod generell ablehnen.Ich bitte mich jetzt zu entschuldigen, ich verspüre den Drang einigen meiner Marotten Tribut zu zollen.
Ob es jemand schert oder nicht, es ist immer seinem nächsten gegenüber sehr unfein, Selbstmord zu begehen, denn der ärmste muss ja entweder die immense Blutlache oder im Falle einer Selbttötung mit Strick, den Kot, das Sperma (wie ja landläufig bekannt, ejakuliert ja der Körper bei Stragulation ein letztes mal. Herzog Blangis hat dies ausprobiert und dank der Hilfe der Wüstlinge sogar überlebt) und den Urin auputzen, was durchaus unappetitlich ist, aber nun ja….
Der Körper gehört natürlich niemand anderem als dem Träger selbst, und gewisse Selbstexperimente mit schädigendem Einfluss auf die äußere Hülle mögen ja noch entweder verzeilich oder gar nachvollziebar sein, dennoch: Um diesem irdischen Leben zu begegnen ist die Seele auf einen Körper angewiesen, und sollte dieser nicht von einer irreparablen und sehr schmerzhaften Krankheit befallen sein, widerstrebt es mir, diese Möglichkeit, die mir gegeben wurde, um diese Welt zu erleben, einfach auf zu geben. Herr Nödtveidt am, ob nun aus einem längerem Gedankengang oder aus einem spontanen Einfall (das kann niemand mehr nachprüfen) zu dem Ergebnis, dass er auf diese Hülle gerne verzichten würde. Sein Recht? Ich weis nicht, sagen wir besser: Er war dazu befähigt, dergleichen zu tun. Ich hingegen kann nur den Kopf schütteln. Jon hat es unterlassen, das geschenk voll auszukosten, die Möglichkeiten, Wissen zu erlangen, die meiner Überzeugung nach auch nach dem Verlust des Körpers gegen sind, nicht genutzt. Für einen geplanten Selbstmord braucht es natürlich Selbstüberwindung. Doch die Bezwingung einer von mir als allernützlichsten Trieb angesehener menschlichen Grundeigenschaft erzeugt bei mir keinen Respekt, sondern Missfallen über diesen gründlich gescheiterten Gedankengang.
Natürlich bewertet Jon die gesamte Sache anders. Doch eine Argumentation meinerseits kann nur stattfinden, wenn ich einen festen Standpunkt und Wertemaßstab habe, anhand dessen ich die Ereignisse bewerte. In einem gewissen Maße bin ich Solipsist.
--
Oberste moralische Instanz des Forums. Kaiser von Europa und Imperator des Forums. Unterwerft euch, hopp hopp!UlverRoy hat recht, alle Anderen keine Ahnung.