Re: Jon Nödtveidt tot!

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Roy Black Metal

Registriert seit: 12.03.2004

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jth

Roy Black Metal

Der Körper gehört natürlich niemand anderem als dem Träger selbst, und gewisse Selbstexperimente mit schädigendem Einfluss auf die äußere Hülle mögen ja noch entweder verzeilich oder gar nachvollziebar sein, dennoch: Um diesem irdischen Leben zu begegnen ist die Seele auf einen Körper angewiesen, und sollte dieser nicht von einer irreparablen und sehr schmerzhaften Krankheit befallen sein, widerstrebt es mir, diese Möglichkeit, die mir gegeben wurde, um diese Welt zu erleben, einfach auf zu geben. Herr Nödtveidt am, ob nun aus einem längerem Gedankengang oder aus einem spontanen Einfall (das kann niemand mehr nachprüfen) zu dem Ergebnis, dass er auf diese Hülle gerne verzichten würde. Sein Recht? Ich weis nicht, sagen wir besser: Er war dazu befähigt, dergleichen zu tun. Ich hingegen kann nur den Kopf schütteln. Jon hat es unterlassen, das geschenk voll auszukosten, die Möglichkeiten, Wissen zu erlangen, die meiner Überzeugung nach auch nach dem Verlust des Körpers gegen sind, nicht genutzt. Für einen geplanten Selbstmord braucht es natürlich Selbstüberwindung. Doch die Bezwingung einer von mir als allernützlichsten Trieb angesehener menschlichen Grundeigenschaft erzeugt bei mir keinen Respekt, sondern Missfallen über diesen gründlich gescheiterten Gedankengang.
Natürlich bewertet Jon die gesamte Sache anders. Doch eine Argumentation meinerseits kann nur stattfinden, wenn ich einen festen Standpunkt und Wertemaßstab habe, anhand dessen ich die Ereignisse bewerte. In einem gewissen Maße bin ich Solipsist.

Und eben dies wissen wir nicht mit Sicherheit. Dass es zweifelsohne Menschen gibt welche das Leben eher als Last denn als Geschenk betrachten lasse ich nun einmal aussen vor, will allerdings nicht kategorisch die Tatsache ausschliessen dass es Jon genauso empfand.
Dennoch, du hast zweifelsohne Recht dass Herr Nödtveidt die gesamte ‚Situation‘, d.h. Gesellschaft, Leben an sich, gemeinhin gesagt die allgemeingültige Wertewelt weit anders beeurteilt haben dürfte, was freilich sein gutes Recht ist, genauso wie seinen Körper den mannigfaltig vorhandenen Bewohnern schwedischer Erde zu überlassen.
Ferner ist der Solipsismus an sich ein interessanter philosophischer Standpunkt, jedoch aus meiner Sicht nicht nachzuvollziehen. Ich halte alle Egos um meine eigene Person für exakt genauso wirklich/unwichtig wie das meinige. Ein properes Ego hingegen ist essentiell für eine Steile Alkoholiker- und/oder Prostituiertenkarriere.
Ganz davon abgesehen halte ich dein Bekenntnis zum Solipsismus eher für ein Argument pro Freitod. Sollte genau dieser Standpunkt dich nicht in die äusserst komfortable Position versetzen eine generelle Gleichgültigkeit betrefflich dem freiwilligen Ableben eines Menschen zu entwickeln, sofern man nicht der bedauerliche Hartz4 Empfänger ist, welcher eventuelle Reste beseitigen darf?
Was meine Moral angeht, nun, ich fürchte die Medienwelt hat mein Moralempfinden in seinen Grundfesten erschüttert. Dazu Drogenkonsum, falsche Freunde, die Prostitution… hm.

Ist im übrigen etwas über den Verbleib des werten Herren Kvarforth bekannt geworden? Selbstmord scheint in Schweden z.Z. unheimlich angesagt zu sein. Ich will stark hoffen dass dieser Trend bei Zeiten auch nach Finnland schwappt und dort vorzugsweise die Band Him trifft. Aber ich schweife ab.

Mein latent vorhandener Solipsismus bringt Gleichgültigkeit mit sich, doch irgendetwas scheint mich mit lustigen Geschichten noch lustigerer Individuen zu versorgen, wahrscheinlich, damit mir nicht langweilig wird. Gott? Die Illuminaten? Elvis? On ne sait pas. Aber ich vertraue dem Spolipsismus nicht wirklich. Der Ansatz mag richtig sein, dennoch: Wie kann ein anderer als ich schon den Begriff Solipsismus definiert haben? Es ist doch absurd, dass sich mehr als zwei Menschen als Solipsist bezeichnen. Ich bin mir ja durchaus bis zu einem gewissen Punkt sicher, dennoch kann man das Auftauchen jenes Begriffes und dessen Definition vielleicht als wissentliches Eingreifen einer mir feindlich gesonennen Kraft deuten, die versucht, mich auf die falsche Fährte zu locken, ….doch eigentlich ist das Pflegen meiner Paranoia für unsere Diskussion völlig unerheblich.

Im übrigen: Gleichgültigkeit bedeutet auch das aus für jeglich möglichen Respekt für Herrn N. Nicht dass ich diesen je gehabt hätte. Er war mir eben schlicht egal. Die negative Beurteilung seiner Tat durch mich erfolgt alleinig an den Werten gemessen, die sich der Solipsist selber gibt.
Hm, wir drehen uns im Kreis. Unsere Argumentationen lassen schlussendlich immer beide Auffassungen zu.

An ein Ableben der Band Him ist indes nicht zu denken, da diese zum kleinen Wanderzirkus gehören, der meinem Amusement dient. Nicht wirklich gut, aber stets unterhaltsam.

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Oberste moralische Instanz des Forums. Kaiser von Europa und Imperator des Forums. Unterwerft euch, hopp hopp!
UlverRoy hat recht, alle Anderen keine Ahnung.