So, hier noch mal mein Senf dazu, in aller gebotenen Kürze (die leidige Diskussion, ob man den Film ausschließlich unter Genrefilmaspekten betrachtet, gab’s ja schon zur Genüge im IB-Thread).
Tarantino setzt in IB eine Rachephantasie in Szene, die den ungehörigen geheimen Wunsch artikuliert, es den Drecksnazis mit gleicher Münze heimzuzahlen. Dabei überdreht er die Schraube immer wieder in Richtung Groteske: Goebbels und Hitler chargieren wie irre, Brad Pitt gibt einen Lee-Marvin-Redneck und August Diehl führt in seiner Darstellung die landläufige Vorstellung eines hnterfotzigen SS-Inquisitors grandios ad absurdum. Einzig der Dreh- und Angelpunkt des Films, der „Judenjäger“ Hans Landa, ist eine Figur der Ambivalenz. An dieser Figur arbeitet sich der gesamt Film ab, der dann im Finale zu einer ungeheuerlichen Konsequenz gelangt: Das Kino schreibt Geschichte neu, und um diesen an und für sich utopischen Wunsch Wahrheit werden zu lassen, muss es sich selbst abschaffen. Ein monströser und mutiger Film, vollends gelungen. Trotz seiner rotzigen Attitüde erzwingt er eine Reflexionsleistung – der Zuschauer kommt gar nicht um eine Infragestellung des Gesehenen herum. Und ganz nebenbei offenbart IB die ganze Verlogenheit, mit der sich Schundprodukte wie „Der Untergang“ an der Historie vergreifen.
9/10
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"Out in a bloody rain to feed our fields Amid the Maenad roar of nitre's song And sulfur's cantus firmus." Richard Wharfinger: The Courier's Tragedy http://www.lastfm.de/user/mossmoon