Re: Filmbewertungsthread

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InVein

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Inglourious Basterds

Positiv:
+ Christoph Waltz/Hans Landa
+ Fast alle deutschen Schauspieler
+ Das Drehbuch (was für Dialoge!)
+ Regie und Kameraeinstellungen
+ Tarantino und Westernflair in nem Kriegsfilm!

Negativ:
– Diane Krüger (gerademal noch so ok)
– Martin Wuttke als Hitler
– deutsche Synchro!

Chapter 1: Once upon a time in nazi-occupied Germany – 10/10
Welch grandioser Auftakt. Tarantino inszeniert den ersten Akt als große Hommage an eines seiner großen Vorbilder – Sergio Leone. Die Musik, die Einstellungen, die Darsteller – die Parallelen zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ sind nicht abstreitbar. Und doch schafft es Tarantino hier, keine billige Kopie abzuliefern, sondern einen unglaublich guten Einstieg in seinen eigenen Film zu finden. Das typische WildWest Szenario entwickelt sich nämlich nach einigen Minuten direkt zu einer One Man Show von Christoph Waltz und schon nach wenigen Augenblicken ist klar, warum der Österreicher als eigentlicher Star des Films gehandelt wird. Der Dialog zwischen ihm und dem französischen Bauern ist für mich ein absolutes Highlight des Filmes, spannend und intensiv. Und er etabliert Hans Landa als einen der besten Filmbösewichten der letzten Jahre. Grandiose Einstellungen, grandiose Darsteller, grandioser Dialog und grandioser erster Akt.

Chapter 2: Inglourious Basterds – 6/10
So einen Auftakt zu übertreffen scheint absolut unmöglich und Tarantino versucht es auch garnicht. Nach dem Schauspiel von Waltz wirkt Pitts Redneckgahabe richtig billig und unpassend. Auch die nahezu dilletantische Darstellung des Hitlers lässt kalt. Andererseits wird wieder Tarantinos außerordendliche Liebe zum Westerngenre deutlich (Das dreckige Dutzend, die Skalpierungen) und für diesen Aspekt muss man auch diesen Part einfach mögen…nicht vergöttern aber immerhin mögen

Chapter 3: German Night in Paris – 8/10
Dieses Kapitel spaltet mich persönlich doch sehr. Er kommt nur langsam in Fahrt, muss er doch zwei sehr wichtige Charaktere ausgiebig einführen. Dennoch mündet er wieder in einem grandiosen Dialog mit Hans Landa, der ebenfalls zu einem Highlight des Films gehört. (mmmhh Strudel!)
Ich kann mich nicht wirklich festlegen ob der Part mir sehr gut oder weniger gut gefallen hat, wichtig und sinnvoll war er allemal.

Chapter 4: Operation Kino – 10/10
Neben dem ersten Akt sicher für mich das Highlight des Films. Die Barszene ist unglaulich intensiv und extrem spannend geraten, ich hab mich fast im Sitz festgekrallt. Der Auftritt von Myers sorgte auch für Gelächter im Saal. Die Leistung von Kruger war zwar nicht überragend, aber den dümmlichen Star hab ich ihr doch gerade so abgekauft. Außerdem haut der große Knall perfekt hin…auch in dieser Szene bewundert man das fantastische Drehbuch.

Chapter 5: Revenge of the Giant Face – 9/10
Der Schlussakt ist zwar nicht das Highlight des Films, dennoch sehr sehr gut geraten. Er führt nochmal alle Darsteller zusammen und gibt dem Film das Ende, das ihm gebührt. Meisterhafte Kamerashots (Marcel vor dem Filmberg, das Gesicht im Rauch…wundervoll), Selbstzitate Tarantinos (zB Shosannas Gang zum Foyer – Kill Bill) und natürlich die lustigste Szene des Films – dieser Akt ist mehr als gelungen. Auch der Schluss hat mich zumindest teilweise überrascht, auch wenn ich mir Landas wahrer Intention bis 10 Sekunden vorm Abspann nicht ganz sicher war.

Alles in allem wurde ich positiv überrascht, hatte nicht gedacht, dass Kriegsfilm+Tarantino-Flair funktioniert aber wurde eines besseren belehrt. Gehört jetzt auf jeden Fall schonmal zu meinen Top Tarantino Filmen.

9/10

PS: Vermeidet wenn möglich die deutsche Synchro! Im Film wird sowieso fast mehr Deutsch als Englisch gesprochen und es entgehen einem sonst einige gute Jokes bzw driften manche Szenen schon fast ins Groteske ab (Kapitel 2 oder 4)

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