Re: Filmbewertungsthread

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InVein

Registriert seit: 08.07.2008

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2012
John Cusack
Amanda Peet
Oliver Platt
Regie: Roland Emmerich

PROS:
+ Schöne Special Effects/Aufnahmen
+ Nette, wenn auch sehr stereotype Charaktere
+ der Russen-Synchronsprecher (mein heimliches Highlight LOL)

CONS:
– Emmerich Pathos
– Politische/Moralische Überkorrektheit
– den meisten Effekten sieht man ihre Computerherkunft extrem an
– Zu Lang

Roland Emmerich steht seit ID4 für bombastische Zerstörungsorgien, gleichzeitig aber auch für schlechte Drehbücher und übertriebenes, pathostriefendes Moralaposteltum. Es scheint als wolle sich der gebürtige Stuttgarter mit seinen Filmen bei seiner Wahlheimat USA anbiedern – wenn man 3 typisch amerikanische Dinge aufzählen müsste, es wären wohl Coca Cola, McDonald’s und Roland Emmerich Filme.
Mit 2012 geht Emmerich diesen Weg konsequent weiter. Die überlange Hochglanz-Zerstörungsorgie steht seinen inoffiziellen Vorgängern „Independence Day“ und „The Day After Tomorrow“ in nichts nach. Die Charaktere sind wieder einseitig, die Dialoge wieder herrlich sinnfrei und von Emmerichs naiver Pseudophilosophie getränkt, und wieder fällt ein berühmtes Bauwerk nach dem anderen effektgeladen in sich zusammen. Die 6 Milliarden Opfer gehen in einer Wolke aus Gleichgültigkeit unter. Und das ist auch die größte Schwäche des Films: Das Drama des Weltuntergangs ist keines, und es ist schon erschreckend wie wurscht mir die Milliarden Toten waren. Emmerich macht es stattdessen wie bei ID4: Eine Handvoll 0815 Charaktere wird anfangs vorgestellt und die nächsten 2 1/2 Stunden erlebt man ihre effektgeladene Odysee bis zum Happy End. Jeder bekommt was er verdient bzw was der Zuschauer erwartet. Richtig schlimm wird das aber erst bei der Dreiecksbeziehung Hauptdarsteller-Ex des Hauptdarstellers-Neuer Mann der Ex…die Auflösung fand ich abscheulich und mehr als fragwürdig.

Die Story an sich ist schnell erzählt: Die Welt geht unter, die Regierung weiß davon und baut im Geheimen Archen, die das Überleben der Menschheit und des Weltkulturerbes sicherstellen soll. Von einem verrückten Verschwörungstheoretiker erfährt eine Handvoll Menschen von den Archen und macht sich auf, einen letzten Platz auf den lebensrettenden Schiffen zu ergattern. Die Archenidee ist durchaus interessant, der Rest des Filmes wirkt jedoch eher wie ein Ausflug in den Vergnügungspark: Erst eine Fahrt mit der Erdbebenbahn, dann ein Ritt mit dem Fireball-Coaster, ein Abstecher in die Lüfte und schließlich eine Wildwasserfahrt. Das macht Spaß doch ist gleichzeitig auch dermaßen überzogen und nimmt schon selbstironische Züge an. Wenn ein alter russischer Frachtflieger einen Steilflug wie ein Düsenjet hinlegt, eine Limousine durch unrealistisch leere Straßen einem Erdbeben-Abgrund davonfährt oder eine Arche auf einen Eisgletscher zusteuert – ernst nehmen kann man das einfach nicht.

Man bekommt von 2012 genau das geliefert, was man erwartet: Emmerich pur. ID4 ohne Außerirdische. Weltuntergang mit Happy End. Moral, Schwarzweiß-Denken, USA USA USA. Und das alles in Überlänge, denn die 2 1/2 Stunden kamen mir schon seeeehhhr lange vor. Wer nicht mehr erwartet wird wahrscheinlich auch nicht enttäuscht (auch wenn ich mir mehr Zerstörung erwartet habe ^^). Ich kann dem ganzen Pathos leider nichts mehr abgewinnen, ID4 hat mich damals super unterhalten, hier wurde es aber schon langweilig und nervte nurnoch. Wen das nicht stört wird gut unterhalten. Es ist was es ist…

4/10

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