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palezDas Cabinet des Dr. Caligari
Lange aufgeschoben, irgendwann doch sehen müssen, sehr hohe Erwartungen gehabt, fast schon wieder zu viel im Voraus in Erfahrung gebracht, und was soll ich sagen…toll, super, großartig, fantastisch, beliebiges Superlativ hier einsetzen.
Sicher, wer an den Film den Anspruch einer Dokumentation mit besseren Lichtverhältnissen und etwas intteressanterer Story stellt, wird den Film nicht genießen können. Wer sich an 3D-Technik bereits gewöhnt hat und die Qualität eines guten Horrorfilms am Realismus der Bilder und den verwendeten Litern Kunstblut misst, wird es auch nicht können. Robert Wiene trat eine grandiose Flucht nach hinten und dann seitwärts um die Ecke an; wozu die Realismus-Hörigkeit im Film, wenn man die filmische Realität mit teils erstaunlich einfachen Mitteln aus den Fugen heben kann? Beispielsweise mit aufgemalten Schatten, mit vollkommen schiefen Türen und Fenstern, die eher den Eindruck eines zum Leben erweckten expressionistischen Gemäldes als den eines Films erwecken, mit einem Overacting, das anders als in anderen Filmen nicht einfach als selbstverständlich und als gegeben zu betrachten ist, sondern vielmehr im Kontext des Films so viel Sinn macht wie sonst wohl nirgendwo. Gerade diese spezielle Ästhetik macht „Das Cabinet des Dr. Caligari“ so zeitlos; anders als zum Beispiel „Metropolis“, ein anderer, etwas jüngerer Klassiker des Deutschen Expressionismus. Dieser Film definierte sich schlussendlich durch seine technischen Innovationen und seine damalige (auch geschichtliche) Aktualität, „Caligari“ kann auch ohne den geschichtlichen Kontext verstanden und genossen werden. Von „Metropolis“ würde kaum etwas mehr übrig bleiben, würde man sich anno 2010 noch einmal an ein Remake wagen, „Caligari“, so wage ich zu behaupten, würde man wohl weitgehend bei seiner originalen Form belassen. Wobei, es gab 2006 sogar ein Remake, dessen Trailer meine These gut stützt:http://www.youtube.com/watch?v=vheUoyU2KUQ
Robert Wiene gelang mit der verschachtelten, hakenschlagenden Story und der besonderen Düsternis der Ästhetik des Films ein Meisterstück, das auch über 90 Jahre nach seiner Erstaufführung noch verstört, verzaubert, fasziniert und Fragen hinterlässt. Und mit dem sinisteren, besessenen Dr. Caligari und seinem willenlosen, zombiehaften, somnambulen Medium Cesare zwei unsterbliche Charaktere. Vor allem beim Letztgenannten vermag ich meine Begeisterung kaum in Worte zu fassen; seine Figur ist wohl eine der rätselhaftesten, abgründigsten, melancholischsten und (schauer-)romantischsten der Filmgeschichte. Ich konnte meinen Blick nicht vom gesicht des toten Cesare wenden, als die Mitarbeiter der psychiatrischen Anstalt versuchten, Dr. Caligari eine Zwangsjacke umzulegen…
10/10 und Lieblingsfilm, aber sowas von…
La Antena
Wenn man vorher etwas über „La Antena“ in Erfahrung gebracht hat, stellt sich unweißerlich die Frage, ob man den Film auch „bloß als Film“ sehen kann oder ob es „nur“ ein aufgeblasenes retroexpressionistisches Kunstwerk ist. Tja…ja, schon, klar kann man das. Die angenehm an Orwell’sche Dystopien angelehnte, schön und spannend (dabei aber dennoch recht simplel und in ihren Grundzügen leicht nachvollziehbar) konstruierte Story macht auf jeden Fall was her, nur verpasst man 90% von dem, worauf es bei „La Antena“ ankommt, wenn man sich mit starrem Tunnelblick darauf konzentriert und den Fehler macht, „La Antena“ nicht die Sonderstellung einzuräumen, die der Film zweifellos verdient. „La Antena“ ist in jedem Augenblick sehr viel mehr als eine bloße Stummfilm- und Expressionismus-Hommage, was schon damit beginnt, wie man diese Verneigung direkt in die Storyline einbindet; den Menschen wurde ihre Stimme genommen, sie kommunizieren durch Untertitel und Gesten, die (vermeintlich) einzige Person in der ganzen Stadt, die ihre Stimme noch behalten hat, ist die Sängerin La Voz. Es sind hier auch vermeintlich kleine Details wie Untertitel zu erwähnen, die sich den Emotionen/Informationen, die sie vermitteln sollen, optisch anpassen, mit den Charakteren den Raum verlassen, in der Hand des tyrannischen Diktators Mr. TV zerdrückt werden, aber auch die beeindruckende Interaktion von Bild und Filmmusik und die Tatsache, dass man La Voz das Gesicht und ihrem ebenfalls über eine Stimme verfügenden Sohn die Augen nahm. Der Film missachtet die Realität, um ihr auch teils mit überdeutlichen geschichtlichen Verweisen einen zerbrochenen Spiegel vorzuhalten, er betont seine Künstlichkeit in der kleinen gläsernen Träne auf den Gesichtern der Figuren, in den Kulissen, im Eindruck, der Hintergrund sei auf eine Kinoleinwand projiziert und die Schatten im Vordergrund gehören den Kinobesuchern. Jede einzelne Sekunde ist überladen mit Symbolkraft und einer Vielzahl von Bedeutungen.
Zum Aufhänger am Anfang nochmal: …ja, hört sich jetzt irgendwie nach gewaltigem „Hurz“ an. Ist es aber wirklich nicht, dazu ist „La Antena“ (im ausdrücklich positiven Sinne) viel zu aufdringlich.Betont große Kunst in ihrer auf-/anregendsten, wahnsinnigsten, reinsten und schönsten Form, 99 Minuten Rausch in Bild und Ton. 9/10, eine noch höhere Bewertung würde bei meinem Kenntnisstand in Bezug auf Filme wohl lächerlich wirken…whatever. :haha:
Herzlichen Dank, kommt beides auf meine Liste, vor allem ersterer.
Gestern mal wieder mit Genuß verkonsumiert:
HELP with THE BEATLES
Natürlich ist das hemmungsloses Geblödel. Und eine unglaubliche Story um einen geklauten Zeremonialring. UNd Ringo soll Kaili geopfert werden. Dazu Dialoge weit jenseits von gut und böse. Ach ja, und dsieben grandiose Songs der besten und wichtigsten Band aller Zeiten. Natürlich 10/10. Don’t say no more…..I can say no more!
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Oberste moralische Instanz des Forums. Kaiser von Europa und Imperator des Forums. Unterwerft euch, hopp hopp!UlverRoy hat recht, alle Anderen keine Ahnung.