Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Mediapit › Filme, Serien, Videos › Filmbewertungsthread › Re: Filmbewertungsthread
DeoUlfDie Musik als stilbildenes Element einzubauen macht Snyder seit jeher (er ist nicht der Erfinder und auch nicht der Perfektionost in dieser hinsicht – Gott bewahre – aber er macht seine Sache dahin weitesgehend gut; es gibt andere Regisseure, die versuchen, die Bilder auf die Musik abzustimmen und ihren Film mit tausenden Musikstücken und – stilen einfach nur überfluten: siehe „Crank“).
Wenn Film und Musik aufeinander abgestimmt werden, habe ich absolut nichts dagegen, in „Black Swan“ war das zuletzt noch ziemlich großartig. Ebenfalls habe ich nichts dagegen, wenn es viele und gerne auch deutliche Popkultur-Anspielungen in Filmen gibt, es ist teilweise absolut unterhaltsam, sie zu zählen und sich nerdig darüber zu freuen. Dass „Sucker Punch“ so ist, wie er ist, habe ich spätestens nach dem Trailer durchaus erwartet, aber ich hatte doch gehofft, dass Herr Schneider bei aller Maßlosigkeit (kann sehr lustig sein, dagegen sage ich nichts) seine Stilmittel bewusster und effektiver einsetzen würde. Ich glaube, in insgesamt 20 Minuten des Films läuft keine Musik. Vor allem in den Szenen, die beim Zuschauer Mitleid und eine Art Verbundenheitsgefühl zu den Mädchen auslösen sollen, hätte es eigentlich weniger von allem sein sollen. So ist die audiovisuelle Aufmachung von SP vor allem ein überwältigendes, betäubendes, aufgeblasenes Nichts – den ganzen Interviews nach zu urteilen hatte Snyder genau das nicht im Sinn.
DeoUlfDie Vermischung der Videoclipästhetik in Kombination mit einer computerspielbasierten Handlungsstrategie ist natürlich nicht jedermanns Sache (ich habe munkeln hören, dass einigen Leuten ein Sergio Leone-Film zu langsam erzählt wird), aber das liegt ja auch in der Natur eben jener Sache. Snyder hat noch nicht einen Mainstream-Film produziert, ergo ist Sucker Punch auch nicht für alle gedacht (obwohl er das R-Rating leider über Bord geworfen hat / werfen musste).
Das sehe ich auch so. „Sucker Punch“ war ein im Grunde sogar sehr mutiges Unterfangen, weil es sich zwischen viele verschiedene Stühle setzt und damit mehrere mögliche Zielgruppen abschreckt. Die kopflosen Vergnügungssüchtigen wird der (Schein?-)Anspruch abstoßen, die Cineasten das (scheinbare?) Negieren jeglichen Anspruchs, wo es nur geht. Dafür gebührt Snyder eigentlich Respekt.
Zufälligerweise steht bei mir für morgen „Once Upon A Time In The West“ an. Gegen erzählerisches Schneckentempo habe ich nichts einzuwenden. :haha:
DeoUlfEr hat mit seinem völlig reizüberfluteden Stil genau die Art von Film gemacht, die man erwartet. Von Woody Allen erwarte ich auch, dass er sich seinem Stil treu bleibt. Was war das für ein Schock, als er nicht mehr in Mono und s/w dreht.
Ist nicht so, als hätte ich nicht zumindest eine ungefähre Vorstellung gehabt, worauf ich mich da einlasse. Snyder hat definitiv einen unterscheidbaren Stil, mir ist es aber so vorgekommen, als hätte SP in diesen stilistischen Grenzen sehr viel besser und auch unterhaltsamer werden können.
DeoUlfSucker Punch hat sich aber – und das muss ich dennoch eingestehen – sich zu keiner Zeit selbst ernst genommen (eben eine polnische Puffmutter, Babydoll, Rocket, Blondie, undwiesiealleheißen, ein Bunny-Bot, Helgast, ähhh, Nazizombies, etc.).
Finde ich eben schon. Das Setting stimmt, aber es gab zu wenig Signale durch die vierte Wand hindurch, dass das alles nur ein Spaß sei, und wenn doch, hatten sie auf den weiteren Filmverlauf keine wirkliche Wirkung. Über weite Strecken war der Film durchzogen von einem etwas merkwürdigen Pathos; der Glückskeksonkel, die Geschwisterbeziehung…die Drama-Ebene, ja, hätte man vielleicht auch machen können. Wenn die Mädels keine Pappkameraden gewesen wären.
DeoUlfFazit: Hin und wieder braucht es einen No-Brainer (obwohl ich ja – Paradox – auf No-Brainer mit Handlung (nicht mit Anspruch!!!) stehe).
Das Komplizierte im Fall „Sucker Punch“ ist für mich, dass er an der Umsetzung seiner Handlung scheitert, Anspruch zumindest haben will und deshalb kein wirklicher No-Brainer sein kann. Problem: Was soll er dann sein?
DeoUlfDas Viech springt eindeutig im Dreieck.
Ich hatte gehofft, die hypnotische Kraft einer nonstop hüpfenden weißen Bohne würde einen davon ablenken. Außerdem war der Satz eine Anspielung auf die großartigen Stereo Total:
http://www.youtube.com/watch?v=eX3r7LtwMS0
--
trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]