Re: Filmbewertungsthread

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DeoUlf

Registriert seit: 28.09.2004

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Ich gebe ja zu, dass sich „The Hurt Locker“ schlecht ins Deutsche übersetzen lässt aber warum müssen deutsche Filmverleiher immer die unkreativsten und deplatziertesten Namen für ihre Produkte rauskramen? Die meisten Filme der letzten Jahre, die ein „Tödlich“ (und dergleichen) in ihrem Namen vorzuweisen haben, hatte ich persönlich immer konsequent ignoriert und wenn man sich die Halbwertszeit dieser Filme im Kino ansieht, wird das nicht nur mir so gehen. Verschmähte Perlen wie etwa „Tödliche Versprechen“ („Eastern Promises“) oder „Tödliche Entscheidung“ („Before The Devil Knows You’re Dead“!!!) sind super Filme, leiden aber an der deutschen Kinovermarktung. Hinzu kommt (zumindest, was die DVD-Hülle betrifft) eine oberflächliche und reisserische Inhaltsbeschreibung und dämliche, von den Kino-„Experten“ TV-Spielfilm und Cinema kreierte, Zitate, die auf einen reinen Actionfilm hindeuten und so ihr Zielpublikum eigentlich verfehlen.

Na ja, das soll nun aber nicht Hauptbestandteil des Reviews werden, schließlich befinden wir uns ja im Filmbewertungsthread, nech?!

Die Handlung von „The Hurt Locker“ ist im, von den US-Soldaten besetzten, Baghdad angesiedelt. Im Fokus der Geschichte steht ein dreiköpfiges Bombenentschärfungskommando, das bei dem Versuch eine Bombe zu entschärfen ihren Spezialisten verliert. Ersetzt wird der verstorbene Kamerad durch den Draufgänger Will James, der nicht nur einen eigenen Kopf hat und sich gerne über die Anweisungen seines Teams hinwegsetzt, sondern darüber hinaus ein Genie im Bombenentschärfen ist.

Obwohl im Film nicht mit Explosionen und Schusswechsel gegeizt wird und die Kameraführung und Schnitte ein „Mittendrin“-Gefühl erzeugen, ist der Film in seiner Bildsprache erstaunlich ruhig gehalten. Kathryn Bigelow setzt weniger auf Effekthascherei, als auf eine grümdliche Charakterisierung ihrer Protagonisten, aber vor allem auf den Charakter des Krieges. Als Rezipient ist die Bedrohung immer spürbar, man ist nicht nur Beobachter und Begleiter der Experten, sondern ein Teil des Teams. Die wahre Stärke des Filmes liegt darin, dass er nicht mit dem erhobenen Zeigefimnger die Gräuel des Krieges zeigt, sondern einen erstaunlich nüchternen und fast schon neutralen Blick auf das Ganze wirft. Ob der Film den Oscar für den besten Film 2010 verdient hat, bleibt mal außen vor aber den Oscar für die beste Regie hat Bigelow auf jeden Fall verdient. 8/10.

Edit: Kann mir jemand gute „Irakkrieg-Heimkehrer-Filme“ im Sinne von „In The Valley Of Elah“ empfehlen?

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