Re: Filmbewertungsthread

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abrakadabra

Registriert seit: 31.03.2008

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palez“Avatar“ ist IMHO ziemlich ärgerlicher Mist, bei dem es mich immer noch wundert, wie viele billige Aspekte man ihm durchgehen lässt, weil die Animationen wohl sowas wie eine technische Revolution darstellen.

Außerdem gibt es nicht nur in der Diskussion um „Avatar“ zwei populäre Verteidigungsargumente, die ich bis heute nicht verstehe:

Meine ablehnende Haltung mag durch die Tatsache begründet sein, dass ich mit dieser Aussage eher Filme von Malick, Bergman und Tarkovsky verbinde, aber: „Avatar“ lebt meiner Meinung nach nicht von seiner „Bildästhetik“. Im Grunde genommen lebt er gar nicht. Die Bilder verselbstständigen sich nicht, sie lenken nicht von etwaigen inhaltlichen Dummheiten ab, sondern illustrieren sie bloß. Sie sagen nichts, was der schlechterdings extrem schlichte und langweilige Plot nicht schon sagt. Sie sind die technisch brillante Umsetzung eines mehr oder minder fantasievollen Settings – welches nicht einmal mehr wichtig ist, wenn man bedenkt, dass die Geschichte überall spielen könnte (und bereits gespielt hat).

In diesem Film sind die Bilder in etwa so wichtig wie ein tolles Artwork bei schlechter Musik.

Schon klar, seine Anspruchslosigkeit macht „Avatar“ immun gegen gewisse Kritik – aber doch nicht gegen jede Kritik, oder? Auch Märchenarchetypen müssen nicht zwangsweise doof und öde sein, weil sie bestimmten Regeln des Aufbaus und der Charakterzeichnung folgen. Auch die konservativste und mutloseste Auslegung von Märchenthemen kann funktionieren, wenn die Nebenschauplätze ausreichend ausgeschmückt und die Charakterattrappen halbwegs sympathisch sind. Siehe alte Disneyfilme, die waren auf besagten Nebenschauplätzen immerhin noch niedlich und humorvoll – „Avatar“ nicht. Das gilt in ähnlicher Weise für Hollywoodkram der guten Sorte, bei dem es die Verantwortlichen verstehen, Spannung aufzubauen, und wissen, an welchen Stellen sie besser nicht sparen sollten. „Avatar“ ist meiner Meinung nach ein entsetzlich humorloser und unsympathischer Film mit zu vielen und zu großen Längen und versagt für mich deshalb auch als anspruchsloses Unterhaltungskino.
„Metropolis“ ist ein Film, der „Avatar“ in vielerlei Hinsicht durchaus nicht unähnlich ist, denn auch „Metropolis“ ist ein Märchen und auch bei „Metropolis“ führen Befürworter den technischen Aspekt auf, um Mängel im inhaltlichen weniger wichtig erscheinen zu lassen. Nun macht „Metropolis“ aber IMO alles richtig, was „Avatar“ falsch macht.

Abgesehen davon, dass ich „300“ nicht kenne und dementsprechend nichts über den Film sagen kann: Word.

das mit der bildästhetik war eigentlich auf „300“ bezogen, trifft auf avatar meiner meinung nach aber auch zu. was den grundsätzlichen plot betrifft, weiß ich gar nicht was du hast – er ist der gleiche wie bei „Ferngully“ oder „Pocahontas“, und es geht um den einfall einer technologisch überlegenen, aber rücksichtslosen, kultur, in die welt einer anderen. natürlich hat avatar schwächen, insbesondere weil man nicht im geringsten mit uralten und langweiligen klischees gespart hat (die wissenschaftlerin fällt mir da zb. ein, und auch der böse militartyp der menschen ist mir eigentlich auf die nerven gegangen), aber die story ist wenigstens koharänt – ich jedenfalls kann „avatar“ seine mängel verzeihen, und bin in der lage mich an der wirklich schön gemachten fantasiewelt zu erfreuen.

was deinen vergleich zu „metropolis“ angeht, kann ich dazu nicht viel sagen, weil ich den film nicht gesehen habe – steht aber auf meiner imaginären liste.